bekam ein Kind, so ebenfalls hinkte (u). Jch habe ein Mädchen von sieben Jahren, deren Mutter den weissen Fluß hatte, mit eben diesem Uebel behaftet gese- hen. So wissen wir, daß von zwo Schwestern, so eines Patriciers Töchter waren, und wegen ihres Reich- thums Männer bekamen, ob sie gleich beinahe wahn- witzig waren, nunmehr seit einem Jahrhunderte der Saame dieses Uebels in die vornehmste Häuser überge- tragen worden, so daß auch noch in der vierten oder fünften Zeugung, unter allen ihren Nachkommen eini- ge Personen albern sind.
Jndessen scheinet mir doch, unter dem Menschenge- schlechte, vorzüglich die Aehnlichkeit mit der Mutter häu- figer vorzukommen. So haben sich die häßliche Perser, durch die wiederholte Verheiratungen mit den schönen Georgierinnen, in eine schöne Nation umgebildet (x). Aus der Vermischung der Schwarzen mit weissen Per- sonen, entstehet eine Mittelart, die etwas von beiden Eltern, und nicht nur die Farbe, sondern auch die Verhältnisse der Lefzen, und anderer Theile (y), so sich an beiden Eltern befinden, in einer gewissen Mischung an sich trägt.
Hin und wieder zeigen sich besondere Merkmale, welche von dem Vater auf die Kinder übergegangen sind. Jch habe einen sehr tief ausgehölten Gaumen, und andere (z) ein gewisses Zeichen an den Ohren (z), von dem Vater auf den Sohn fortgeerbt gesehen. So wurde ein grosser Zee grösser als der andere (a), die un-
tere
(u)[Spaltenumbruch]VENETTE p. 307.
(x)CHARDIN. Itin. T. IV. p. 98.
(y) Durch wiederholte Verhei- rathungen mit den Europäern werden mit der Zeit die aufge- worfne Nasen der Negern nach und nach länger. Wenn die Mut- [Spaltenumbruch]
ter mit dem Stein behaftet ist, finde man in neugebornen Kindern viel Sand. NICOLAI Erz. GEN- TIL.
(z)VENUSTI discors. p. 326.
(z)VENUSTI discors. p. 326.
(a)C. BAUHIN. hermaphrod. p. 106.
H. Phisiol. 8. B. L
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
bekam ein Kind, ſo ebenfalls hinkte (u). Jch habe ein Maͤdchen von ſieben Jahren, deren Mutter den weiſſen Fluß hatte, mit eben dieſem Uebel behaftet geſe- hen. So wiſſen wir, daß von zwo Schweſtern, ſo eines Patriciers Toͤchter waren, und wegen ihres Reich- thums Maͤnner bekamen, ob ſie gleich beinahe wahn- witzig waren, nunmehr ſeit einem Jahrhunderte der Saame dieſes Uebels in die vornehmſte Haͤuſer uͤberge- tragen worden, ſo daß auch noch in der vierten oder fuͤnften Zeugung, unter allen ihren Nachkommen eini- ge Perſonen albern ſind.
Jndeſſen ſcheinet mir doch, unter dem Menſchenge- ſchlechte, vorzuͤglich die Aehnlichkeit mit der Mutter haͤu- figer vorzukommen. So haben ſich die haͤßliche Perſer, durch die wiederholte Verheiratungen mit den ſchoͤnen Georgierinnen, in eine ſchoͤne Nation umgebildet (x). Aus der Vermiſchung der Schwarzen mit weiſſen Per- ſonen, entſtehet eine Mittelart, die etwas von beiden Eltern, und nicht nur die Farbe, ſondern auch die Verhaͤltniſſe der Lefzen, und anderer Theile (y), ſo ſich an beiden Eltern befinden, in einer gewiſſen Miſchung an ſich traͤgt.
Hin und wieder zeigen ſich beſondere Merkmale, welche von dem Vater auf die Kinder uͤbergegangen ſind. Jch habe einen ſehr tief ausgehoͤlten Gaumen, und andere (z) ein gewiſſes Zeichen an den Ohren (z), von dem Vater auf den Sohn fortgeerbt geſehen. So wurde ein groſſer Zee groͤſſer als der andere (a), die un-
tere
(u)[Spaltenumbruch]VENETTE p. 307.
(x)CHARDIN. Itin. T. IV. p. 98.
(y) Durch wiederholte Verhei- rathungen mit den Europaͤern werden mit der Zeit die aufge- worfne Naſen der Negern nach und nach laͤnger. Wenn die Mut- [Spaltenumbruch]
ter mit dem Stein behaftet iſt, finde man in neugebornen Kindern viel Sand. NICOLAI Erz. GEN- TIL.
(z)VENUSTI diſcorſ. p. 326.
(z)VENUSTI diſcorſ. p. 326.
(a)C. BAUHIN. hermaphrod. p. 106.
H. Phiſiol. 8. B. L
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II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
bekam ein Kind, ſo ebenfalls hinkte (u). Jch habe
ein Maͤdchen von ſieben Jahren, deren Mutter den
weiſſen Fluß hatte, mit eben dieſem Uebel behaftet geſe-
hen. So wiſſen wir, daß von zwo Schweſtern, ſo
eines Patriciers Toͤchter waren, und wegen ihres Reich-
thums Maͤnner bekamen, ob ſie gleich beinahe wahn-
witzig waren, nunmehr ſeit einem Jahrhunderte der
Saame dieſes Uebels in die vornehmſte Haͤuſer uͤberge-
tragen worden, ſo daß auch noch in der vierten oder
fuͤnften Zeugung, unter allen ihren Nachkommen eini-
ge Perſonen albern ſind.
Jndeſſen ſcheinet mir doch, unter dem Menſchenge-
ſchlechte, vorzuͤglich die Aehnlichkeit mit der Mutter haͤu-
figer vorzukommen. So haben ſich die haͤßliche Perſer,
durch die wiederholte Verheiratungen mit den ſchoͤnen
Georgierinnen, in eine ſchoͤne Nation umgebildet (x).
Aus der Vermiſchung der Schwarzen mit weiſſen Per-
ſonen, entſtehet eine Mittelart, die etwas von beiden
Eltern, und nicht nur die Farbe, ſondern auch die
Verhaͤltniſſe der Lefzen, und anderer Theile (y), ſo ſich
an beiden Eltern befinden, in einer gewiſſen Miſchung
an ſich traͤgt.
Hin und wieder zeigen ſich beſondere Merkmale,
welche von dem Vater auf die Kinder uͤbergegangen
ſind. Jch habe einen ſehr tief ausgehoͤlten Gaumen,
und andere (z) ein gewiſſes Zeichen an den Ohren (z),
von dem Vater auf den Sohn fortgeerbt geſehen. So
wurde ein groſſer Zee groͤſſer als der andere (a), die un-
tere
(u)
VENETTE p. 307.
(x) CHARDIN. Itin. T. IV.
p. 98.
(y) Durch wiederholte Verhei-
rathungen mit den Europaͤern
werden mit der Zeit die aufge-
worfne Naſen der Negern nach
und nach laͤnger. Wenn die Mut-
ter mit dem Stein behaftet iſt,
finde man in neugebornen Kindern
viel Sand. NICOLAI Erz. GEN-
TIL.
(z) VENUSTI diſcorſ. p. 326.
(z) VENUSTI diſcorſ. p. 326.
(a) C. BAUHIN. hermaphrod.
p. 106.
H. Phiſiol. 8. B. L
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/213>, abgerufen am 30.11.2024.
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