Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abs. Anfänge des Thieres.
finde sich in keinem einzigen ihrer Säfte etwas, so diesen
Würmchen ähnlich wäre; solches sey blos ein Vorrecht
des männlichen Saamens, und zwar allezeit nicht nur
für alle Thiere, sondern auch in Absicht auf den Men-
schen (r). Es scheine daher nichts der Wahrheit näher
zu kommen, als daß dieses Würmchen im Eye, diese
Galba, eines der Thierchen sey, welche mit dem Saa-
men des Hahnes der Henne beigebracht worden.

Man finde selbst in den Pflanzen, und in den Saa-
menkügelchen des Staubmehles (s) der Blüthen, ein
Würmchen.

Der Kopf (t) und der Rükkgrad (u) sind die ersten
Theile, welche an Thieren, so Knochen haben, zum er-
sten zum Vorschein kommen.

Es komme nämlich ein dergleichen Thierchen, auf
einem langen Wege, aus der Gebärmutter, wohin der
männliche Saame getrieben worden, vielleicht auch durch
die Trompete, denn man glaube, daß er bis dahin eben-
falls gekommen (x) in das Ey, welches man zu damali-
ger Zeit vom Graafischen Bläschen nicht zu unterschei-
den wuste, es trage, nach andern, denen Gefässen, des
bereits in Gefässe verwandelten Eyes, sein Nabelge-
fässe (y) entgegen, diese machten den Schwanz des
Würmchens aus (z), und so wurden Schlagadern in
Schlagadern, Blutadern in Blutadern inserirt, so wie
man bei dem Pfropfen Aeste in Bäume stekkt. Oder es
krieche endlich überhaupt das Würmchen durch ein

Loch,
(r) [Spaltenumbruch] RUYSCH. thes. VI. t. 1. f. 1.
Conf. p.
56.
(s) HILL. outlines an der ama-
ryllis.
Es leugnete solches HAM-
BERGERUS physiol p.
730 731.
(t) FABRIC. form. fet. p. 34. 35.
KAAUW. impet. n.
78.
(u) ARISTOTEL Hist. anim.
L. III. c. 7. FABRIC. ibid.
(x) [Spaltenumbruch] GARDEN. daher wird durch
eine einzige Begattung der ganze
Eyerstokk befruchtet. Werde in
die Trompete gezogen HARTZOE-
KER. remarques p.
71.
(y) MITHOF. p. 15.
(z) KAAUW. impet. n. 85. add.
HARTZOEKER. Suite des con-
jectures p. 113 229. Dioptrique &
Journ. des Savans ann.
1695.

II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
finde ſich in keinem einzigen ihrer Saͤfte etwas, ſo dieſen
Wuͤrmchen aͤhnlich waͤre; ſolches ſey blos ein Vorrecht
des maͤnnlichen Saamens, und zwar allezeit nicht nur
fuͤr alle Thiere, ſondern auch in Abſicht auf den Men-
ſchen (r). Es ſcheine daher nichts der Wahrheit naͤher
zu kommen, als daß dieſes Wuͤrmchen im Eye, dieſe
Galba, eines der Thierchen ſey, welche mit dem Saa-
men des Hahnes der Henne beigebracht worden.

Man finde ſelbſt in den Pflanzen, und in den Saa-
menkuͤgelchen des Staubmehles (s) der Bluͤthen, ein
Wuͤrmchen.

Der Kopf (t) und der Ruͤkkgrad (u) ſind die erſten
Theile, welche an Thieren, ſo Knochen haben, zum er-
ſten zum Vorſchein kommen.

Es komme naͤmlich ein dergleichen Thierchen, auf
einem langen Wege, aus der Gebaͤrmutter, wohin der
maͤnnliche Saame getrieben worden, vielleicht auch durch
die Trompete, denn man glaube, daß er bis dahin eben-
falls gekommen (x) in das Ey, welches man zu damali-
ger Zeit vom Graafiſchen Blaͤschen nicht zu unterſchei-
den wuſte, es trage, nach andern, denen Gefaͤſſen, des
bereits in Gefaͤſſe verwandelten Eyes, ſein Nabelge-
faͤſſe (y) entgegen, dieſe machten den Schwanz des
Wuͤrmchens aus (z), und ſo wurden Schlagadern in
Schlagadern, Blutadern in Blutadern inſerirt, ſo wie
man bei dem Pfropfen Aeſte in Baͤume ſtekkt. Oder es
krieche endlich uͤberhaupt das Wuͤrmchen durch ein

Loch,
(r) [Spaltenumbruch] RUYSCH. theſ. VI. t. 1. f. 1.
Conf. p.
56.
(s) HILL. outlines an der ama-
ryllis.
Es leugnete ſolches HAM-
BERGERUS phyſiol p.
730 731.
(t) FABRIC. form. fet. p. 34. 35.
KAAUW. impet. n.
78.
(u) ARISTOTEL Hiſt. anim.
L. III. c. 7. FABRIC. ibid.
(x) [Spaltenumbruch] GARDEN. daher wird durch
eine einzige Begattung der ganze
Eyerſtokk befruchtet. Werde in
die Trompete gezogen HARTZOE-
KER. remarques p.
71.
(y) MITHOF. p. 15.
(z) KAAUW. impet. n. 85. add.
HARTZOEKER. Suite des con-
jectures p. 113 229. Dioptrique &
Journ. des Savans ann.
1695.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0193" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;. Anfa&#x0364;nge des Thieres.</hi></fw><lb/>
finde &#x017F;ich in keinem einzigen ihrer Sa&#x0364;fte etwas, &#x017F;o die&#x017F;en<lb/>
Wu&#x0364;rmchen a&#x0364;hnlich wa&#x0364;re; &#x017F;olches &#x017F;ey blos ein Vorrecht<lb/>
des ma&#x0364;nnlichen Saamens, und zwar allezeit nicht nur<lb/>
fu&#x0364;r alle Thiere, &#x017F;ondern auch in Ab&#x017F;icht auf den Men-<lb/>
&#x017F;chen <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq">RUYSCH. the&#x017F;. VI. t. 1. f. 1.<lb/>
Conf. p.</hi> 56.</note>. Es &#x017F;cheine daher nichts der Wahrheit na&#x0364;her<lb/>
zu kommen, als daß die&#x017F;es Wu&#x0364;rmchen im Eye, die&#x017F;e<lb/>
Galba, eines der Thierchen &#x017F;ey, welche mit dem Saa-<lb/>
men des Hahnes der Henne beigebracht worden.</p><lb/>
              <p>Man finde &#x017F;elb&#x017F;t in den Pflanzen, und in den Saa-<lb/>
menku&#x0364;gelchen des Staubmehles <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">HILL. outlines</hi> an der <hi rendition="#aq">ama-<lb/>
ryllis.</hi> Es leugnete &#x017F;olches <hi rendition="#aq">HAM-<lb/>
BERGERUS phy&#x017F;iol p.</hi> 730 731.</note> der Blu&#x0364;then, ein<lb/>
Wu&#x0364;rmchen.</p><lb/>
              <p>Der Kopf <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">FABRIC. form. fet. p. 34. 35.<lb/>
KAAUW. impet. n.</hi> 78.</note> und der Ru&#x0364;kkgrad <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">ARISTOTEL Hi&#x017F;t. anim.<lb/>
L. III. c. 7. FABRIC. ibid.</hi></note> &#x017F;ind die er&#x017F;ten<lb/>
Theile, welche an Thieren, &#x017F;o Knochen haben, zum er-<lb/>
&#x017F;ten zum Vor&#x017F;chein kommen.</p><lb/>
              <p>Es komme na&#x0364;mlich ein dergleichen Thierchen, auf<lb/>
einem langen Wege, aus der Geba&#x0364;rmutter, wohin der<lb/>
ma&#x0364;nnliche Saame getrieben worden, vielleicht auch durch<lb/>
die Trompete, denn man glaube, daß er bis dahin eben-<lb/>
falls gekommen <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">GARDEN.</hi> daher wird durch<lb/>
eine einzige Begattung der ganze<lb/>
Eyer&#x017F;tokk befruchtet. Werde in<lb/>
die Trompete gezogen <hi rendition="#aq">HARTZOE-<lb/>
KER. remarques p.</hi> 71.</note> in das Ey, welches man zu damali-<lb/>
ger Zeit vom <hi rendition="#fr">Graafi&#x017F;chen</hi> Bla&#x0364;schen nicht zu unter&#x017F;chei-<lb/>
den wu&#x017F;te, es trage, nach andern, denen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, des<lb/>
bereits in Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e verwandelten Eyes, &#x017F;ein Nabelge-<lb/>
fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">MITHOF. p.</hi> 15.</note> entgegen, die&#x017F;e machten den Schwanz des<lb/>
Wu&#x0364;rmchens aus <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">KAAUW. impet. n. 85. add.<lb/>
HARTZOEKER. Suite des con-<lb/>
jectures p. 113 229. Dioptrique &amp;<lb/>
Journ. des Savans ann.</hi> 1695.</note>, und &#x017F;o wurden Schlagadern in<lb/>
Schlagadern, Blutadern in Blutadern in&#x017F;erirt, &#x017F;o wie<lb/>
man bei dem Pfropfen Ae&#x017F;te in Ba&#x0364;ume &#x017F;tekkt. Oder es<lb/>
krieche endlich u&#x0364;berhaupt das Wu&#x0364;rmchen durch ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Loch,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0193] II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres. finde ſich in keinem einzigen ihrer Saͤfte etwas, ſo dieſen Wuͤrmchen aͤhnlich waͤre; ſolches ſey blos ein Vorrecht des maͤnnlichen Saamens, und zwar allezeit nicht nur fuͤr alle Thiere, ſondern auch in Abſicht auf den Men- ſchen (r). Es ſcheine daher nichts der Wahrheit naͤher zu kommen, als daß dieſes Wuͤrmchen im Eye, dieſe Galba, eines der Thierchen ſey, welche mit dem Saa- men des Hahnes der Henne beigebracht worden. Man finde ſelbſt in den Pflanzen, und in den Saa- menkuͤgelchen des Staubmehles (s) der Bluͤthen, ein Wuͤrmchen. Der Kopf (t) und der Ruͤkkgrad (u) ſind die erſten Theile, welche an Thieren, ſo Knochen haben, zum er- ſten zum Vorſchein kommen. Es komme naͤmlich ein dergleichen Thierchen, auf einem langen Wege, aus der Gebaͤrmutter, wohin der maͤnnliche Saame getrieben worden, vielleicht auch durch die Trompete, denn man glaube, daß er bis dahin eben- falls gekommen (x) in das Ey, welches man zu damali- ger Zeit vom Graafiſchen Blaͤschen nicht zu unterſchei- den wuſte, es trage, nach andern, denen Gefaͤſſen, des bereits in Gefaͤſſe verwandelten Eyes, ſein Nabelge- faͤſſe (y) entgegen, dieſe machten den Schwanz des Wuͤrmchens aus (z), und ſo wurden Schlagadern in Schlagadern, Blutadern in Blutadern inſerirt, ſo wie man bei dem Pfropfen Aeſte in Baͤume ſtekkt. Oder es krieche endlich uͤberhaupt das Wuͤrmchen durch ein Loch, (r) RUYSCH. theſ. VI. t. 1. f. 1. Conf. p. 56. (s) HILL. outlines an der ama- ryllis. Es leugnete ſolches HAM- BERGERUS phyſiol p. 730 731. (t) FABRIC. form. fet. p. 34. 35. KAAUW. impet. n. 78. (u) ARISTOTEL Hiſt. anim. L. III. c. 7. FABRIC. ibid. (x) GARDEN. daher wird durch eine einzige Begattung der ganze Eyerſtokk befruchtet. Werde in die Trompete gezogen HARTZOE- KER. remarques p. 71. (y) MITHOF. p. 15. (z) KAAUW. impet. n. 85. add. HARTZOEKER. Suite des con- jectures p. 113 229. Dioptrique & Journ. des Savans ann. 1695.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/193
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/193>, abgerufen am 17.05.2024.