Dieser ungemein beredte Mann sezzte sich sonderlich vor, die Hipothese des Demokrites und Hippokra- tes(d) ausgeschmükkt der Welt vor Augen zu legen.
Es gebe in der Natur (e) eine Materie, welche zu der Ernährung und Entwikkelung aller Pflanzen, aller Thiere bestimmt immer belebt, und immer wirksam sey (f). Jhre Stoffe wären unzerstöhrlich (g), aus ihnen ent- stünden die organische Wesen (h), die den grossen sicht- baren Thieren und Vegetabilien vollkommen ähnlich sind. Bäume entstünden aus Keunen, und diese bestünden wie- der aus ähnlichen organischen Wesen (k), wenn aus ih- nen Bäume werden sollen (l); es gebe zwischen Thieren und Pflanzen keinen Sprung (m), und aus Pflanzen würden vollkommnere Thiere, und diese verwandelten sich wieder zu Vegetabilien (n). Einerlei Materie ver- richte beide erwähnte Dienste (o), indem sie sich einem jeden Theile der Pflanze, oder des Thieres, gleichförmig (i)
macht,
(d)[Spaltenumbruch]
Der Saame rührt vom gan- zen Körper, und von den vornehm- sten fleischigen und membranösen Theilen her PLUTARCHUS Pla- cit. Phil. L. V. von der rechten und linken Seite her PARMENIDES. CENSORINUS.
(e) Aus allen Theilen des Man- nes und der Frau kömmt der Saame her, und das Gemälde aller Theile des Korpers drükkt sich gleichsam nach diesem Modelle ab, und so entstehet die innere Achnlichkeit von den Aeltern in dem Bau, die äussere aber in den Gesichtszügen peri Anson. d. Auch andre beim ARISTOTELES gener. anim. L. I. c. 17.
(f)[Spaltenumbruch]
Dies misfiel nicht dem ARISTOTELI L. IV. c. 1. noch dem SPHAERO. apud LAERTI- UM L. VII. c. 1. noch den Neuern, als dem ARCHANGELO. PIC- COLHOMINEO praelect. p. 157. den Jtalienern apud BOURGUE- TIUM L. IV. p. 154.
(g)Hist natur. II. p. 420. 303.
(h)T. VI. p. 84.
(k)II. p. 24.
(l) Das thierische Leben ist die Summe der lebendigen Theile II. p. 340.
(m)Ib. p. 25. 46.
(n)p. 8.
(o)p. 321. 340.
(i)Idem II. p. 340.
J 3
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
§. 4. Die Hipotheſe des beruͤhmten von Buffon.
Dieſer ungemein beredte Mann ſezzte ſich ſonderlich vor, die Hipotheſe des Demokrites und Hippokra- tes(d) ausgeſchmuͤkkt der Welt vor Augen zu legen.
Es gebe in der Natur (e) eine Materie, welche zu der Ernaͤhrung und Entwikkelung aller Pflanzen, aller Thiere beſtimmt immer belebt, und immer wirkſam ſey (f). Jhre Stoffe waͤren unzerſtoͤhrlich (g), aus ihnen ent- ſtuͤnden die organiſche Weſen (h), die den groſſen ſicht- baren Thieren und Vegetabilien vollkommen aͤhnlich ſind. Baͤume entſtuͤnden aus Keunen, und dieſe beſtuͤnden wie- der aus aͤhnlichen organiſchen Weſen (k), wenn aus ih- nen Baͤume werden ſollen (l); es gebe zwiſchen Thieren und Pflanzen keinen Sprung (m), und aus Pflanzen wuͤrden vollkommnere Thiere, und dieſe verwandelten ſich wieder zu Vegetabilien (n). Einerlei Materie ver- richte beide erwaͤhnte Dienſte (o), indem ſie ſich einem jeden Theile der Pflanze, oder des Thieres, gleichfoͤrmig (i)
macht,
(d)[Spaltenumbruch]
Der Saame ruͤhrt vom gan- zen Koͤrper, und von den vornehm- ſten fleiſchigen und membranoͤſen Theilen her PLUTARCHUS Pla- cit. Phil. L. V. von der rechten und linken Seite her PARMENIDES. CENSORINUS.
(e) Aus allen Theilen des Man- nes und der Frau koͤmmt der Saame her, und das Gemaͤlde aller Theile des Korpers druͤkkt ſich gleichſam nach dieſem Modelle ab, und ſo entſtehet die innere Achnlichkeit von den Aeltern in dem Bau, die aͤuſſere aber in den Geſichtszuͤgen peri Anſon. d. Auch andre beim ARISTOTELES gener. anim. L. I. c. 17.
(f)[Spaltenumbruch]
Dies misfiel nicht dem ARISTOTELI L. IV. c. 1. noch dem SPHAERO. apud LAERTI- UM L. VII. c. 1. noch den Neuern, als dem ARCHANGELO. PIC- COLHOMINEO prælect. p. 157. den Jtalienern apud BOURGUE- TIUM L. IV. p. 154.
(g)Hiſt natur. II. p. 420. 303.
(h)T. VI. p. 84.
(k)II. p. 24.
(l) Das thieriſche Leben iſt die Summe der lebendigen Theile II. p. 340.
(m)Ib. p. 25. 46.
(n)p. 8.
(o)p. 321. 340.
(i)Idem II. p. 340.
J 3
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[133/0185]
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
§. 4.
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Dieſer ungemein beredte Mann ſezzte ſich ſonderlich
vor, die Hipotheſe des Demokrites und Hippokra-
tes (d) ausgeſchmuͤkkt der Welt vor Augen zu legen.
Es gebe in der Natur (e) eine Materie, welche zu
der Ernaͤhrung und Entwikkelung aller Pflanzen, aller
Thiere beſtimmt immer belebt, und immer wirkſam ſey (f).
Jhre Stoffe waͤren unzerſtoͤhrlich (g), aus ihnen ent-
ſtuͤnden die organiſche Weſen (h), die den groſſen ſicht-
baren Thieren und Vegetabilien vollkommen aͤhnlich ſind.
Baͤume entſtuͤnden aus Keunen, und dieſe beſtuͤnden wie-
der aus aͤhnlichen organiſchen Weſen (k), wenn aus ih-
nen Baͤume werden ſollen (l); es gebe zwiſchen Thieren
und Pflanzen keinen Sprung (m), und aus Pflanzen
wuͤrden vollkommnere Thiere, und dieſe verwandelten
ſich wieder zu Vegetabilien (n). Einerlei Materie ver-
richte beide erwaͤhnte Dienſte (o), indem ſie ſich einem
jeden Theile der Pflanze, oder des Thieres, gleichfoͤrmig
macht,
(i)
(d)
Der Saame ruͤhrt vom gan-
zen Koͤrper, und von den vornehm-
ſten fleiſchigen und membranoͤſen
Theilen her PLUTARCHUS Pla-
cit. Phil. L. V. von der rechten und
linken Seite her PARMENIDES.
CENSORINUS.
(e) Aus allen Theilen des Man-
nes und der Frau koͤmmt der Saame
her, und das Gemaͤlde aller Theile
des Korpers druͤkkt ſich gleichſam
nach dieſem Modelle ab, und ſo
entſtehet die innere Achnlichkeit
von den Aeltern in dem Bau, die
aͤuſſere aber in den Geſichtszuͤgen
peri Anſon. d. Auch andre beim
ARISTOTELES gener. anim. L.
I. c. 17.
(f)
Dies misfiel nicht dem
ARISTOTELI L. IV. c. 1. noch
dem SPHAERO. apud LAERTI-
UM L. VII. c. 1. noch den Neuern,
als dem ARCHANGELO. PIC-
COLHOMINEO prælect. p. 157.
den Jtalienern apud BOURGUE-
TIUM L. IV. p. 154.
(g) Hiſt natur. II. p. 420. 303.
(h) T. VI. p. 84.
(k) II. p. 24.
(l) Das thieriſche Leben iſt die
Summe der lebendigen Theile II.
p. 340.
(m) Ib. p. 25. 46.
(n) p. 8.
(o) p. 321. 340.
(i) Idem II. p. 340.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/185>, abgerufen am 05.12.2024.
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