einer südlichen Jnsel seine Großmutter von 106 Jahren beerdigen ließ, so suchte man von seinen Unterthanen Frauenspersonen von gleichen Alter dazu aus, man fand deren über hundert und funfzig (h), welches gewiß unter allen Völkern das seltsamste Beispiel wäre, wenn die Sache ihre gehörige Richtigkeit hätte, und eine unge- lehrte Völkerschaft das Andenken der Jahre zu erhalten wüste.
So gab man ehemals die Ethiopier für Macrobios (Langelebend) aus, und es wird der Mohr Abuna, wel- cher in einem Alter von hundert und funfzig Jahren noch viele Munterkeit besaß, vom Franz Alvarez an- geführt. Und dennoch sind diese Bergbewohner schwarz- braun.
Die Negers, welche an den Küsten des ethiopischen Meeres wohnen (i), geniessen nur eines kurzen Lebens. Sie lernen im sechsten Monate gehen, werden im neun- ten oder zehnten Jahre mannbar, altern im funfzigsten (k) Jahre, und überschreiten selten das sechszigste (l), alles dieses stimmt mit der Theorie sehr wohl überein. Jch lese aber auch von alten Personen in der Gegend von Dondo und Fetu (m): und es fand auf Guinea Van- denbröck(n) einen Mann (o) von hundert zehn Jah- ren. Brasilien wird wegen seiner alten Einwohner von Lery Piso(p) und Pinard(q) gelobt, sie nennen den König der Tapuyaren (r) einen muntern Prinzen
und
(h)[Spaltenumbruch]Voyag. de Madagascar p. 277. 281. Von einem Greise von hundert Jahren. p. 201.
(i) Die Ethioper, welche von Heuschrekken leben, leben nicht über 40 Jahre PLIN. L. VI. c. 35.
(k) Jn dreißig Jahren ASCLE- PIADES apud. PLUTARCHUM l. c.
(l)ADANSON relat. du sene- ga p. 28. 30.
(m)[Spaltenumbruch]MULLER de ea regione p. 280.
(n)Hist. natur. des Voyag. L. XIII.
(o)Voyag. p. 39.
(p)Natur. rer. Ind. L. I. p. 12.
(q) Sollen bis 150 Jahre ohne Krankheiten leben. PYRAND. T. III. p. 106.
(r)BAR. relat. p. 221.
P p p 3
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
einer ſuͤdlichen Jnſel ſeine Großmutter von 106 Jahren beerdigen ließ, ſo ſuchte man von ſeinen Unterthanen Frauensperſonen von gleichen Alter dazu aus, man fand deren uͤber hundert und funfzig (h), welches gewiß unter allen Voͤlkern das ſeltſamſte Beiſpiel waͤre, wenn die Sache ihre gehoͤrige Richtigkeit haͤtte, und eine unge- lehrte Voͤlkerſchaft das Andenken der Jahre zu erhalten wuͤſte.
So gab man ehemals die Ethiopier fuͤr Macrobios (Langelebend) aus, und es wird der Mohr Abuna, wel- cher in einem Alter von hundert und funfzig Jahren noch viele Munterkeit beſaß, vom Franz Alvarez an- gefuͤhrt. Und dennoch ſind dieſe Bergbewohner ſchwarz- braun.
Die Negers, welche an den Kuͤſten des ethiopiſchen Meeres wohnen (i), genieſſen nur eines kurzen Lebens. Sie lernen im ſechſten Monate gehen, werden im neun- ten oder zehnten Jahre mannbar, altern im funfzigſten (k) Jahre, und uͤberſchreiten ſelten das ſechszigſte (l), alles dieſes ſtimmt mit der Theorie ſehr wohl uͤberein. Jch leſe aber auch von alten Perſonen in der Gegend von Dondo und Fetu (m): und es fand auf Guinea Van- denbroͤck(n) einen Mann (o) von hundert zehn Jah- ren. Braſilien wird wegen ſeiner alten Einwohner von Lery Piſo(p) und Pinard(q) gelobt, ſie nennen den Koͤnig der Tapuyaren (r) einen muntern Prinzen
und
(h)[Spaltenumbruch]Voyag. de Madagaſcar p. 277. 281. Von einem Greiſe von hundert Jahren. p. 201.
(i) Die Ethioper, welche von Heuſchrekken leben, leben nicht uͤber 40 Jahre PLIN. L. VI. c. 35.
(k) Jn dreißig Jahren ASCLE- PIADES apud. PLUTARCHUM l. c.
(l)ADANSON relat. du ſene- ga p. 28. 30.
(m)[Spaltenumbruch]MULLER de ea regione p. 280.
(n)Hiſt. natur. des Voyag. L. XIII.
(o)Voyag. p. 39.
(p)Natur. rer. Ind. L. I. p. 12.
(q) Sollen bis 150 Jahre ohne Krankheiten leben. PYRAND. T. III. p. 106.
(r)BAR. relat. p. 221.
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[963[965]/1017]
III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
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beerdigen ließ, ſo ſuchte man von ſeinen Unterthanen
Frauensperſonen von gleichen Alter dazu aus, man fand
deren uͤber hundert und funfzig (h), welches gewiß unter
allen Voͤlkern das ſeltſamſte Beiſpiel waͤre, wenn die
Sache ihre gehoͤrige Richtigkeit haͤtte, und eine unge-
lehrte Voͤlkerſchaft das Andenken der Jahre zu erhalten
wuͤſte.
So gab man ehemals die Ethiopier fuͤr Macrobios
(Langelebend) aus, und es wird der Mohr Abuna, wel-
cher in einem Alter von hundert und funfzig Jahren
noch viele Munterkeit beſaß, vom Franz Alvarez an-
gefuͤhrt. Und dennoch ſind dieſe Bergbewohner ſchwarz-
braun.
Die Negers, welche an den Kuͤſten des ethiopiſchen
Meeres wohnen (i), genieſſen nur eines kurzen Lebens.
Sie lernen im ſechſten Monate gehen, werden im neun-
ten oder zehnten Jahre mannbar, altern im funfzigſten (k)
Jahre, und uͤberſchreiten ſelten das ſechszigſte (l), alles
dieſes ſtimmt mit der Theorie ſehr wohl uͤberein. Jch
leſe aber auch von alten Perſonen in der Gegend von
Dondo und Fetu (m): und es fand auf Guinea Van-
denbroͤck (n) einen Mann (o) von hundert zehn Jah-
ren. Braſilien wird wegen ſeiner alten Einwohner von
Lery Piſo (p) und Pinard (q) gelobt, ſie nennen
den Koͤnig der Tapuyaren (r) einen muntern Prinzen
und
(h)
Voyag. de Madagaſcar p.
277. 281. Von einem Greiſe von
hundert Jahren. p. 201.
(i) Die Ethioper, welche von
Heuſchrekken leben, leben nicht
uͤber 40 Jahre PLIN. L. VI. c. 35.
(k) Jn dreißig Jahren ASCLE-
PIADES apud. PLUTARCHUM
l. c.
(l) ADANSON relat. du ſene-
ga p. 28. 30.
(m)
MULLER de ea regione
p. 280.
(n) Hiſt. natur. des Voyag. L.
XIII.
(o) Voyag. p. 39.
(p) Natur. rer. Ind. L. I. p. 12.
(q) Sollen bis 150 Jahre ohne
Krankheiten leben. PYRAND. T.
III. p. 106.
(r) BAR. relat. p. 221.
P p p 3
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 963[965]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1017>, abgerufen am 25.11.2024.
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