Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Die Frucht. XXIX. Buch.

und es muß ein Eychen nothwendig in die Trompete fal-
len (n), und der gelbe Körper, oder ein Bläschen in
die Höhlung der umarmenden Trompete vorragen (o),
wie ich an einem Kaninchen den sechsten Tag nach der
Schwängerung mit Augen gesehen, da ein solches, ver-
mittelst seines Fadengewebes, am Eyerstokke hängende
Ey in der ausgedehnten Trompete stak. Jn dem Mutter-
schweine umfast der Sakk, so die Trompete umgiebt,
den Eyerstokk dergestalt, daß sich das Ey überhaupt
nicht verirren kann (p).

Nun giebt es zwar Schriftsteller, welche dieses ganze
Umdrehen (q) der Muttertrompeten gegen die Eyerstökke,
das Umarmen (r), und das Jnsichnehmen der Eyer ver-
werfen, und in ihren Zerlegungen der Thiere nichts ge-
sehen haben wollen, daß sich an den Trompeten etwas
geändert gehabt (s).

Es können aber ihre verneinende Versuche, denen
Versuchen, so die Sache bejahen, ihre Gewißheit und
Stärke nicht benehmen, sonderlich weil eine grosse An-
zahl von Trompetengeburten die Sache mehr als zu sehr
bekräftiget, daß aus den Eyerstökken eine sichere Strasse
nach der Trompete geht, und sich folglich die Trompete
an den Eyerstokk anschmiegt, ob sich schon diese Annä-
herung durch den Tod aufheben läst, so daß man sich
vielmehr wundern muß, daß die Marter eines umgebrach-
ten Thieres diesen Krampf der thierischen Anhängungs-
kraft nicht sogleich zerstöhrt.

Doch

(n) [Spaltenumbruch] Idem ibid. So fand ich es
am Schaafe fünf Stunden nach
der Empfängnis.

(o) BUSIERE. LITTRE. ann.
1706. n. 8.

(p) Jm Hunde, Wölfin, Fuch-
se VALISNERI L. II. c. 4. n. 5.
[Spaltenumbruch] an der Kuh LITTRE ann. 1701.
p. 190.

(q) SBARAGLI Scops. p. 451.

(r) Davon redet VERHEYN.
II. p. 316. HARTMAN. l. c. n. 50.

(s) DUVERNEY Zodiac. Gall.
ann. II. Mart.

Die Frucht. XXIX. Buch.

und es muß ein Eychen nothwendig in die Trompete fal-
len (n), und der gelbe Koͤrper, oder ein Blaͤschen in
die Hoͤhlung der umarmenden Trompete vorragen (o),
wie ich an einem Kaninchen den ſechſten Tag nach der
Schwaͤngerung mit Augen geſehen, da ein ſolches, ver-
mittelſt ſeines Fadengewebes, am Eyerſtokke haͤngende
Ey in der ausgedehnten Trompete ſtak. Jn dem Mutter-
ſchweine umfaſt der Sakk, ſo die Trompete umgiebt,
den Eyerſtokk dergeſtalt, daß ſich das Ey uͤberhaupt
nicht verirren kann (p).

Nun giebt es zwar Schriftſteller, welche dieſes ganze
Umdrehen (q) der Muttertrompeten gegen die Eyerſtoͤkke,
das Umarmen (r), und das Jnſichnehmen der Eyer ver-
werfen, und in ihren Zerlegungen der Thiere nichts ge-
ſehen haben wollen, daß ſich an den Trompeten etwas
geaͤndert gehabt (s).

Es koͤnnen aber ihre verneinende Verſuche, denen
Verſuchen, ſo die Sache bejahen, ihre Gewißheit und
Staͤrke nicht benehmen, ſonderlich weil eine groſſe An-
zahl von Trompetengeburten die Sache mehr als zu ſehr
bekraͤftiget, daß aus den Eyerſtoͤkken eine ſichere Straſſe
nach der Trompete geht, und ſich folglich die Trompete
an den Eyerſtokk anſchmiegt, ob ſich ſchon dieſe Annaͤ-
herung durch den Tod aufheben laͤſt, ſo daß man ſich
vielmehr wundern muß, daß die Marter eines umgebrach-
ten Thieres dieſen Krampf der thieriſchen Anhaͤngungs-
kraft nicht ſogleich zerſtoͤhrt.

Doch

(n) [Spaltenumbruch] Idem ibid. So fand ich es
am Schaafe fuͤnf Stunden nach
der Empfaͤngnis.

(o) BUSIERE. LITTRE. ann.
1706. n. 8.

(p) Jm Hunde, Woͤlfin, Fuch-
ſe VALISNERI L. II. c. 4. n. 5.
[Spaltenumbruch] an der Kuh LITTRE ann. 1701.
p. 190.

(q) SBARAGLI Scops. p. 451.

(r) Davon redet VERHEYN.
II. p. 316. HARTMAN. l. c. n. 50.

(s) DUVERNEY Zodiac. Gall.
ann. II. Mart.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0100" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
und es muß ein Eychen nothwendig in die Trompete fal-<lb/>
len <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq">Idem ibid.</hi> So fand ich es<lb/>
am Schaafe fu&#x0364;nf Stunden nach<lb/>
der Empfa&#x0364;ngnis.</note>, und der gelbe Ko&#x0364;rper, oder ein Bla&#x0364;schen in<lb/>
die Ho&#x0364;hlung der umarmenden Trompete vorragen <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">BUSIERE. LITTRE. ann.<lb/>
1706. n.</hi> 8.</note>,<lb/>
wie ich an einem Kaninchen den &#x017F;ech&#x017F;ten Tag nach der<lb/>
Schwa&#x0364;ngerung mit Augen ge&#x017F;ehen, da ein &#x017F;olches, ver-<lb/>
mittel&#x017F;t &#x017F;eines Fadengewebes, am Eyer&#x017F;tokke ha&#x0364;ngende<lb/>
Ey in der ausgedehnten Trompete &#x017F;tak. Jn dem Mutter-<lb/>
&#x017F;chweine umfa&#x017F;t der Sakk, &#x017F;o die Trompete umgiebt,<lb/>
den Eyer&#x017F;tokk derge&#x017F;talt, daß &#x017F;ich das Ey u&#x0364;berhaupt<lb/>
nicht verirren kann <note place="foot" n="(p)">Jm Hunde, Wo&#x0364;lfin, Fuch-<lb/>
&#x017F;e <hi rendition="#aq">VALISNERI L. II. c. 4. n.</hi> 5.<lb/><cb/>
an der Kuh <hi rendition="#aq">LITTRE ann. 1701.<lb/>
p.</hi> 190.</note>.</p><lb/>
              <p>Nun giebt es zwar Schrift&#x017F;teller, welche die&#x017F;es ganze<lb/>
Umdrehen <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">SBARAGLI Scops. p.</hi> 451.</note> der Muttertrompeten gegen die Eyer&#x017F;to&#x0364;kke,<lb/>
das Umarmen <note place="foot" n="(r)">Davon redet <hi rendition="#aq">VERHEYN.<lb/>
II. p. 316. HARTMAN. l. c. n.</hi> 50.</note>, und das Jn&#x017F;ichnehmen der Eyer ver-<lb/>
werfen, und in ihren Zerlegungen der Thiere nichts ge-<lb/>
&#x017F;ehen haben wollen, daß &#x017F;ich an den Trompeten etwas<lb/>
gea&#x0364;ndert gehabt <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">DUVERNEY Zodiac. Gall.<lb/>
ann. II. Mart.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Es ko&#x0364;nnen aber ihre verneinende Ver&#x017F;uche, denen<lb/>
Ver&#x017F;uchen, &#x017F;o die Sache bejahen, ihre Gewißheit und<lb/>
Sta&#x0364;rke nicht benehmen, &#x017F;onderlich weil eine gro&#x017F;&#x017F;e An-<lb/>
zahl von Trompetengeburten die Sache mehr als zu &#x017F;ehr<lb/>
bekra&#x0364;ftiget, daß aus den Eyer&#x017F;to&#x0364;kken eine &#x017F;ichere Stra&#x017F;&#x017F;e<lb/>
nach der Trompete geht, und &#x017F;ich folglich die Trompete<lb/>
an den Eyer&#x017F;tokk an&#x017F;chmiegt, ob &#x017F;ich &#x017F;chon die&#x017F;e Anna&#x0364;-<lb/>
herung durch den Tod aufheben la&#x0364;&#x017F;t, &#x017F;o daß man &#x017F;ich<lb/>
vielmehr wundern muß, daß die Marter eines umgebrach-<lb/>
ten Thieres die&#x017F;en Krampf der thieri&#x017F;chen Anha&#x0364;ngungs-<lb/>
kraft nicht &#x017F;ogleich zer&#x017F;to&#x0364;hrt.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[48/0100] Die Frucht. XXIX. Buch. und es muß ein Eychen nothwendig in die Trompete fal- len (n), und der gelbe Koͤrper, oder ein Blaͤschen in die Hoͤhlung der umarmenden Trompete vorragen (o), wie ich an einem Kaninchen den ſechſten Tag nach der Schwaͤngerung mit Augen geſehen, da ein ſolches, ver- mittelſt ſeines Fadengewebes, am Eyerſtokke haͤngende Ey in der ausgedehnten Trompete ſtak. Jn dem Mutter- ſchweine umfaſt der Sakk, ſo die Trompete umgiebt, den Eyerſtokk dergeſtalt, daß ſich das Ey uͤberhaupt nicht verirren kann (p). Nun giebt es zwar Schriftſteller, welche dieſes ganze Umdrehen (q) der Muttertrompeten gegen die Eyerſtoͤkke, das Umarmen (r), und das Jnſichnehmen der Eyer ver- werfen, und in ihren Zerlegungen der Thiere nichts ge- ſehen haben wollen, daß ſich an den Trompeten etwas geaͤndert gehabt (s). Es koͤnnen aber ihre verneinende Verſuche, denen Verſuchen, ſo die Sache bejahen, ihre Gewißheit und Staͤrke nicht benehmen, ſonderlich weil eine groſſe An- zahl von Trompetengeburten die Sache mehr als zu ſehr bekraͤftiget, daß aus den Eyerſtoͤkken eine ſichere Straſſe nach der Trompete geht, und ſich folglich die Trompete an den Eyerſtokk anſchmiegt, ob ſich ſchon dieſe Annaͤ- herung durch den Tod aufheben laͤſt, ſo daß man ſich vielmehr wundern muß, daß die Marter eines umgebrach- ten Thieres dieſen Krampf der thieriſchen Anhaͤngungs- kraft nicht ſogleich zerſtoͤhrt. Doch (n) Idem ibid. So fand ich es am Schaafe fuͤnf Stunden nach der Empfaͤngnis. (o) BUSIERE. LITTRE. ann. 1706. n. 8. (p) Jm Hunde, Woͤlfin, Fuch- ſe VALISNERI L. II. c. 4. n. 5. an der Kuh LITTRE ann. 1701. p. 190. (q) SBARAGLI Scops. p. 451. (r) Davon redet VERHEYN. II. p. 316. HARTMAN. l. c. n. 50. (s) DUVERNEY Zodiac. Gall. ann. II. Mart.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/100
Zitationshilfe:	Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/100>, abgerufen am 05.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.