Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Hieher gehöret auch der Rath, daß man, um die
übermäßige Reinigung zu mildern, einen grossen Schröpf-
kopf (p) an die Brüste sezzt, damit sich die Feuchtigkeiten
dahin ziehen können: wie auch die Geschichte eines Mägd-
chens, bey welchen Milch durch Bläschen an der Hüfte
hervorkam, wenn bey ihr die Reinigung ausgeblieben
war (q); und wir lesen von einer unzeitigen Geburt,
wenn sich das Blut auf die Gebärmutter gezogen, und
bey diesen waren die Brüste dünner geworden (r). Hie-
her gehöret auch das Niedersinken der Brüste in der Blu-
tung der Mutter(s).

Es ist endlich eine alte Meynung, daß sich die Milch
z. E. vom Schrekken nach der Gebärmutter (t) und zu
der Reinigung der Wochen hinzieht, so daß lange Zeit
durch die Gebärmutter Milch geflossen (u), und hinge-
gen die Reinigung der Wochen schwach gewesen, wenn
die Milch einen überflüßigen Abfluß durch die Brüste
gehabt (w).

Es scheinet aus allen diesen Erscheinungen zu folgen,
daß sich das Blut sehr leicht und insonderheit das von
der Gebärmutter zurükk getriebene Blut nach den Brü-
sten wende, und an selbige gemeiniglich einen stärkern
Zufluß von Milch verursache, bisweilen aber dennoch sein
Wesen beybehält, und durch die Milchwege der Brüste
hervor dringt (x).

Es scheint im Gegentheil auch daraus zu folgen, daß
das von den Brüsten zurükk getriebene Blut in die Ge-
[Spaltenumbruch]

bärmutter
med. mul. p. 128. HANNEMAN.
act. Mar. BARTH. 1700. p. 55.
ACAROMBONI de lacte. LAMY
diss. BURTON
er sagt noch, wenn
die Brüste klein wären, könnte die
Reinigung bey den Ammen fliessen
new. system. p. 352.
(p) Epidem. II. Sect. VI.
(q) Journ. des Sav. 1684. n. 16.
(r) Aphor. V. n. 53.
(s) [Spaltenumbruch] LOMM. obs. 1. 2. Eph. Nat.
Cur. Dec. II. ann. 4. obs.
154.
(t) PRIMIROSE l. c. p. 58.
(u) BOCCONE mus. di fisic.
p.
122.
(w) MAURICEAU p. 413. 419.
(x) Von der Vollblütigkeit er-
zeugt sich Milch in Schwangern
BIKKER. Zoog. p. 75.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Hieher gehoͤret auch der Rath, daß man, um die
uͤbermaͤßige Reinigung zu mildern, einen groſſen Schroͤpf-
kopf (p) an die Bruͤſte ſezzt, damit ſich die Feuchtigkeiten
dahin ziehen koͤnnen: wie auch die Geſchichte eines Maͤgd-
chens, bey welchen Milch durch Blaͤschen an der Huͤfte
hervorkam, wenn bey ihr die Reinigung ausgeblieben
war (q); und wir leſen von einer unzeitigen Geburt,
wenn ſich das Blut auf die Gebaͤrmutter gezogen, und
bey dieſen waren die Bruͤſte duͤnner geworden (r). Hie-
her gehoͤret auch das Niederſinken der Bruͤſte in der Blu-
tung der Mutter(s).

Es iſt endlich eine alte Meynung, daß ſich die Milch
z. E. vom Schrekken nach der Gebaͤrmutter (t) und zu
der Reinigung der Wochen hinzieht, ſo daß lange Zeit
durch die Gebaͤrmutter Milch gefloſſen (u), und hinge-
gen die Reinigung der Wochen ſchwach geweſen, wenn
die Milch einen uͤberfluͤßigen Abfluß durch die Bruͤſte
gehabt (w).

Es ſcheinet aus allen dieſen Erſcheinungen zu folgen,
daß ſich das Blut ſehr leicht und inſonderheit das von
der Gebaͤrmutter zuruͤkk getriebene Blut nach den Bruͤ-
ſten wende, und an ſelbige gemeiniglich einen ſtaͤrkern
Zufluß von Milch verurſache, bisweilen aber dennoch ſein
Weſen beybehaͤlt, und durch die Milchwege der Bruͤſte
hervor dringt (x).

Es ſcheint im Gegentheil auch daraus zu folgen, daß
das von den Bruͤſten zuruͤkk getriebene Blut in die Ge-
[Spaltenumbruch]

baͤrmutter
med. mul. p. 128. HANNEMAN.
act. Mar. BARTH. 1700. p. 55.
ACAROMBONI de lacte. LAMY
diſſ. BURTON
er ſagt noch, wenn
die Bruͤſte klein waͤren, koͤnnte die
Reinigung bey den Ammen flieſſen
new. ſyſtem. p. 352.
(p) Epidem. II. Sect. VI.
(q) Journ. des Sav. 1684. n. 16.
(r) Aphor. V. n. 53.
(s) [Spaltenumbruch] LOMM. obſ. 1. 2. Eph. Nat.
Cur. Dec. II. ann. 4. obſ.
154.
(t) PRIMIROSE l. c. p. 58.
(u) BOCCONE muſ. di fiſic.
p.
122.
(w) MAURICEAU p. 413. 419.
(x) Von der Vollbluͤtigkeit er-
zeugt ſich Milch in Schwangern
BIKKER. Zoog. p. 75.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0918" n="882"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Weibliche Theile. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Hieher geho&#x0364;ret auch der Rath, daß man, um die<lb/>
u&#x0364;berma&#x0364;ßige Reinigung zu mildern, einen gro&#x017F;&#x017F;en Schro&#x0364;pf-<lb/>
kopf <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">Epidem. II. Sect. VI.</hi></note> an die Bru&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ezzt, damit &#x017F;ich die Feuchtigkeiten<lb/>
dahin ziehen ko&#x0364;nnen: wie auch die Ge&#x017F;chichte eines Ma&#x0364;gd-<lb/>
chens, bey welchen Milch durch Bla&#x0364;schen an der Hu&#x0364;fte<lb/>
hervorkam, wenn bey ihr die Reinigung ausgeblieben<lb/>
war <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">Journ. des Sav. 1684. n.</hi> 16.</note>; und wir le&#x017F;en von einer unzeitigen Geburt,<lb/>
wenn &#x017F;ich das Blut auf die Geba&#x0364;rmutter gezogen, und<lb/>
bey die&#x017F;en waren die Bru&#x0364;&#x017F;te du&#x0364;nner geworden <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Aphor. V. n.</hi> 53.</note>. Hie-<lb/>
her geho&#x0364;ret auch das Nieder&#x017F;inken der Bru&#x0364;&#x017F;te in der Blu-<lb/>
tung der Mutter<note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq">LOMM. ob&#x017F;. 1. 2. Eph. Nat.<lb/>
Cur. Dec. II. ann. 4. ob&#x017F;.</hi> 154.</note>.</p><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t endlich eine alte Meynung, daß &#x017F;ich die Milch<lb/>
z. E. vom Schrekken nach der Geba&#x0364;rmutter <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">PRIMIROSE l. c. p.</hi> 58.</note> und zu<lb/>
der Reinigung der Wochen hinzieht, &#x017F;o daß lange Zeit<lb/>
durch die Geba&#x0364;rmutter Milch geflo&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">BOCCONE mu&#x017F;. di fi&#x017F;ic.<lb/>
p.</hi> 122.</note>, und hinge-<lb/>
gen die Reinigung der Wochen &#x017F;chwach gewe&#x017F;en, wenn<lb/>
die Milch einen u&#x0364;berflu&#x0364;ßigen Abfluß durch die Bru&#x0364;&#x017F;te<lb/>
gehabt <note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq">MAURICEAU p.</hi> 413. 419.</note>.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheinet aus allen die&#x017F;en Er&#x017F;cheinungen zu folgen,<lb/>
daß &#x017F;ich das Blut &#x017F;ehr leicht und in&#x017F;onderheit das von<lb/>
der Geba&#x0364;rmutter zuru&#x0364;kk getriebene Blut nach den Bru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten wende, und an &#x017F;elbige gemeiniglich einen &#x017F;ta&#x0364;rkern<lb/>
Zufluß von Milch verur&#x017F;ache, bisweilen aber dennoch &#x017F;ein<lb/>
We&#x017F;en beybeha&#x0364;lt, und durch die Milchwege der Bru&#x0364;&#x017F;te<lb/>
hervor dringt <note place="foot" n="(x)">Von der Vollblu&#x0364;tigkeit er-<lb/>
zeugt &#x017F;ich Milch in Schwangern<lb/><hi rendition="#aq">BIKKER. Zoog. p.</hi> 75.</note>.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheint im Gegentheil auch daraus zu folgen, daß<lb/>
das von den Bru&#x0364;&#x017F;ten zuru&#x0364;kk getriebene Blut in die Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ba&#x0364;rmutter</fw><lb/><cb/>
<note xml:id="f72" prev="#f71" place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">med. mul. p. 128. HANNEMAN.<lb/>
act. Mar. BARTH. 1700. p. 55.<lb/>
ACAROMBONI de lacte. LAMY<lb/>
di&#x017F;&#x017F;. BURTON</hi> er &#x017F;agt noch, wenn<lb/>
die Bru&#x0364;&#x017F;te klein wa&#x0364;ren, ko&#x0364;nnte die<lb/>
Reinigung bey den Ammen flie&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">new. &#x017F;y&#x017F;tem. p.</hi> 352.</note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[882/0918] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. Hieher gehoͤret auch der Rath, daß man, um die uͤbermaͤßige Reinigung zu mildern, einen groſſen Schroͤpf- kopf (p) an die Bruͤſte ſezzt, damit ſich die Feuchtigkeiten dahin ziehen koͤnnen: wie auch die Geſchichte eines Maͤgd- chens, bey welchen Milch durch Blaͤschen an der Huͤfte hervorkam, wenn bey ihr die Reinigung ausgeblieben war (q); und wir leſen von einer unzeitigen Geburt, wenn ſich das Blut auf die Gebaͤrmutter gezogen, und bey dieſen waren die Bruͤſte duͤnner geworden (r). Hie- her gehoͤret auch das Niederſinken der Bruͤſte in der Blu- tung der Mutter (s). Es iſt endlich eine alte Meynung, daß ſich die Milch z. E. vom Schrekken nach der Gebaͤrmutter (t) und zu der Reinigung der Wochen hinzieht, ſo daß lange Zeit durch die Gebaͤrmutter Milch gefloſſen (u), und hinge- gen die Reinigung der Wochen ſchwach geweſen, wenn die Milch einen uͤberfluͤßigen Abfluß durch die Bruͤſte gehabt (w). Es ſcheinet aus allen dieſen Erſcheinungen zu folgen, daß ſich das Blut ſehr leicht und inſonderheit das von der Gebaͤrmutter zuruͤkk getriebene Blut nach den Bruͤ- ſten wende, und an ſelbige gemeiniglich einen ſtaͤrkern Zufluß von Milch verurſache, bisweilen aber dennoch ſein Weſen beybehaͤlt, und durch die Milchwege der Bruͤſte hervor dringt (x). Es ſcheint im Gegentheil auch daraus zu folgen, daß das von den Bruͤſten zuruͤkk getriebene Blut in die Ge- baͤrmutter (k) (p) Epidem. II. Sect. VI. (q) Journ. des Sav. 1684. n. 16. (r) Aphor. V. n. 53. (s) LOMM. obſ. 1. 2. Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 4. obſ. 154. (t) PRIMIROSE l. c. p. 58. (u) BOCCONE muſ. di fiſic. p. 122. (w) MAURICEAU p. 413. 419. (x) Von der Vollbluͤtigkeit er- zeugt ſich Milch in Schwangern BIKKER. Zoog. p. 75. (k) med. mul. p. 128. HANNEMAN. act. Mar. BARTH. 1700. p. 55. ACAROMBONI de lacte. LAMY diſſ. BURTON er ſagt noch, wenn die Bruͤſte klein waͤren, koͤnnte die Reinigung bey den Ammen flieſſen new. ſyſtem. p. 352.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/918
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 882. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/918>, abgerufen am 17.05.2024.