Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
§. 31.
Die Häute der Harnröhre.

Wenn die Harnröhre aus der Blase kömmt, so schei-
net sie im Vorsteher eine weisse, gespannte(a), feste Mem-
bran zu seyn, wenn sie trokken ist. Sie ist aus der ner-
vigen und innersten Haut der Blase (b), oder aus der
Oberhaut, die hier ohne ein Zwischenwesen mit einander
verbunden sind, zusammen gesezzt. Daß solches die Ober-
haut sei, kann man sehr leicht schon aus dem Fortsazze
mit der Oberhaut der Eichel erkennen, welche durch ein
Loch der Harnröhre herzukömmt. Sie runzelt sich ge-
meiniglich in einige Falten, der Länge nach, diese sehen
nicht selten als Fleisch aus (c), und es ist keine Selten-
heit, daselbst gleichsam Klappen anzutreffen (d). Jm
Widder habe ich die ganze Harnröhre voller Beulchen
gesehen, die nezzförmig gewebt waren.

Die nervige Haut machet auch an der Harnröhre
das vornehmste Grundgewebe des ganzen Kanals aus;
sie ist von aussen lose und schwammig, wo sie nach dem
schwammigen Körper hin gekehrt ist, damit in selbiger,
weil sie schwammiger Art, einige Schleimhölungen ihren
Sizz nehmen möchten. Sie ist mit vielen Gefässen be-
mahlt.

Sie hat eine genaue Empfindlichkeit, so oft es ihr
am Schleime fehlt, und sonderlich, wenn sie von ihrer
Oberhaut entblößt ist, und den nahen Eindrukk von der
Schärfe des Urins fühlet.

Jn der Eichel verwandelt sie sich in die zarte und
fleischige Eichelhaut, welche wir beschreiben werden.

Wenn
(a) [Spaltenumbruch] WINSLOW. n. 531.
(b) WINSLOW. n. 558. DU-
VERNEY II. p.
274.
(c) MORGAGN. Sed. et Caus.
[Spaltenumbruch] morb. T. II. p.
176. vielleicht darum
für muskulös gehalten SCHLICH-
TING. mnemosyn. crit. p.
161.
(d) HEUERMAN. T. IV. p. 157.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
§. 31.
Die Haͤute der Harnroͤhre.

Wenn die Harnroͤhre aus der Blaſe koͤmmt, ſo ſchei-
net ſie im Vorſteher eine weiſſe, geſpannte(a), feſte Mem-
bran zu ſeyn, wenn ſie trokken iſt. Sie iſt aus der ner-
vigen und innerſten Haut der Blaſe (b), oder aus der
Oberhaut, die hier ohne ein Zwiſchenweſen mit einander
verbunden ſind, zuſammen geſezzt. Daß ſolches die Ober-
haut ſei, kann man ſehr leicht ſchon aus dem Fortſazze
mit der Oberhaut der Eichel erkennen, welche durch ein
Loch der Harnroͤhre herzukoͤmmt. Sie runzelt ſich ge-
meiniglich in einige Falten, der Laͤnge nach, dieſe ſehen
nicht ſelten als Fleiſch aus (c), und es iſt keine Selten-
heit, daſelbſt gleichſam Klappen anzutreffen (d). Jm
Widder habe ich die ganze Harnroͤhre voller Beulchen
geſehen, die nezzfoͤrmig gewebt waren.

Die nervige Haut machet auch an der Harnroͤhre
das vornehmſte Grundgewebe des ganzen Kanals aus;
ſie iſt von auſſen loſe und ſchwammig, wo ſie nach dem
ſchwammigen Koͤrper hin gekehrt iſt, damit in ſelbiger,
weil ſie ſchwammiger Art, einige Schleimhoͤlungen ihren
Sizz nehmen moͤchten. Sie iſt mit vielen Gefaͤſſen be-
mahlt.

Sie hat eine genaue Empfindlichkeit, ſo oft es ihr
am Schleime fehlt, und ſonderlich, wenn ſie von ihrer
Oberhaut entbloͤßt iſt, und den nahen Eindrukk von der
Schaͤrfe des Urins fuͤhlet.

Jn der Eichel verwandelt ſie ſich in die zarte und
fleiſchige Eichelhaut, welche wir beſchreiben werden.

Wenn
(a) [Spaltenumbruch] WINSLOW. n. 531.
(b) WINSLOW. n. 558. DU-
VERNEY II. p.
274.
(c) MORGAGN. Sed. et Cauſ.
[Spaltenumbruch] morb. T. II. p.
176. vielleicht darum
fuͤr muſkuloͤs gehalten SCHLICH-
TING. mnemoſyn. crit. p.
161.
(d) HEUERMAN. T. IV. p. 157.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0724" n="688"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zeugungstheile, <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 31.<lb/><hi rendition="#b">Die Ha&#x0364;ute der Harnro&#x0364;hre.</hi></head><lb/>
              <p>Wenn die Harnro&#x0364;hre aus der Bla&#x017F;e ko&#x0364;mmt, &#x017F;o &#x017F;chei-<lb/>
net &#x017F;ie im Vor&#x017F;teher eine wei&#x017F;&#x017F;e, ge&#x017F;pannte<note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">WINSLOW. n.</hi> 531.</note>, fe&#x017F;te Mem-<lb/>
bran zu &#x017F;eyn, wenn &#x017F;ie trokken i&#x017F;t. Sie i&#x017F;t aus der ner-<lb/>
vigen und inner&#x017F;ten Haut der Bla&#x017F;e <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">WINSLOW. n. 558. DU-<lb/>
VERNEY II. p.</hi> 274.</note>, oder aus der<lb/>
Oberhaut, die hier ohne ein Zwi&#x017F;chenwe&#x017F;en mit einander<lb/>
verbunden &#x017F;ind, zu&#x017F;ammen ge&#x017F;ezzt. Daß &#x017F;olches die Ober-<lb/>
haut &#x017F;ei, kann man &#x017F;ehr leicht &#x017F;chon aus dem Fort&#x017F;azze<lb/>
mit der Oberhaut der Eichel erkennen, welche durch ein<lb/>
Loch der Harnro&#x0364;hre herzuko&#x0364;mmt. Sie runzelt &#x017F;ich ge-<lb/>
meiniglich in einige Falten, der La&#x0364;nge nach, die&#x017F;e &#x017F;ehen<lb/>
nicht &#x017F;elten als Flei&#x017F;ch aus <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">MORGAGN. Sed. et Cau&#x017F;.<lb/><cb/>
morb. T. II. p.</hi> 176. vielleicht darum<lb/>
fu&#x0364;r mu&#x017F;kulo&#x0364;s gehalten <hi rendition="#aq">SCHLICH-<lb/>
TING. mnemo&#x017F;yn. crit. p.</hi> 161.</note>, und es i&#x017F;t keine Selten-<lb/>
heit, da&#x017F;elb&#x017F;t gleich&#x017F;am Klappen anzutreffen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">HEUERMAN. T. IV. p.</hi> 157.</note>. Jm<lb/>
Widder habe ich die ganze Harnro&#x0364;hre voller Beulchen<lb/>
ge&#x017F;ehen, die nezzfo&#x0364;rmig gewebt waren.</p><lb/>
              <p>Die nervige Haut machet auch an der Harnro&#x0364;hre<lb/>
das vornehm&#x017F;te Grundgewebe des ganzen Kanals aus;<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t von au&#x017F;&#x017F;en lo&#x017F;e und &#x017F;chwammig, wo &#x017F;ie nach dem<lb/>
&#x017F;chwammigen Ko&#x0364;rper hin gekehrt i&#x017F;t, damit in &#x017F;elbiger,<lb/>
weil &#x017F;ie &#x017F;chwammiger Art, einige Schleimho&#x0364;lungen ihren<lb/>
Sizz nehmen mo&#x0364;chten. Sie i&#x017F;t mit vielen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en be-<lb/>
mahlt.</p><lb/>
              <p>Sie hat eine genaue Empfindlichkeit, &#x017F;o oft es ihr<lb/>
am Schleime fehlt, und &#x017F;onderlich, wenn &#x017F;ie von ihrer<lb/>
Oberhaut entblo&#x0364;ßt i&#x017F;t, und den nahen Eindrukk von der<lb/>
Scha&#x0364;rfe des Urins fu&#x0364;hlet.</p><lb/>
              <p>Jn der Eichel verwandelt &#x017F;ie &#x017F;ich in die zarte und<lb/>
flei&#x017F;chige Eichelhaut, welche wir be&#x017F;chreiben werden.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[688/0724] Zeugungstheile, XXVII. Buch. §. 31. Die Haͤute der Harnroͤhre. Wenn die Harnroͤhre aus der Blaſe koͤmmt, ſo ſchei- net ſie im Vorſteher eine weiſſe, geſpannte (a), feſte Mem- bran zu ſeyn, wenn ſie trokken iſt. Sie iſt aus der ner- vigen und innerſten Haut der Blaſe (b), oder aus der Oberhaut, die hier ohne ein Zwiſchenweſen mit einander verbunden ſind, zuſammen geſezzt. Daß ſolches die Ober- haut ſei, kann man ſehr leicht ſchon aus dem Fortſazze mit der Oberhaut der Eichel erkennen, welche durch ein Loch der Harnroͤhre herzukoͤmmt. Sie runzelt ſich ge- meiniglich in einige Falten, der Laͤnge nach, dieſe ſehen nicht ſelten als Fleiſch aus (c), und es iſt keine Selten- heit, daſelbſt gleichſam Klappen anzutreffen (d). Jm Widder habe ich die ganze Harnroͤhre voller Beulchen geſehen, die nezzfoͤrmig gewebt waren. Die nervige Haut machet auch an der Harnroͤhre das vornehmſte Grundgewebe des ganzen Kanals aus; ſie iſt von auſſen loſe und ſchwammig, wo ſie nach dem ſchwammigen Koͤrper hin gekehrt iſt, damit in ſelbiger, weil ſie ſchwammiger Art, einige Schleimhoͤlungen ihren Sizz nehmen moͤchten. Sie iſt mit vielen Gefaͤſſen be- mahlt. Sie hat eine genaue Empfindlichkeit, ſo oft es ihr am Schleime fehlt, und ſonderlich, wenn ſie von ihrer Oberhaut entbloͤßt iſt, und den nahen Eindrukk von der Schaͤrfe des Urins fuͤhlet. Jn der Eichel verwandelt ſie ſich in die zarte und fleiſchige Eichelhaut, welche wir beſchreiben werden. Wenn (a) WINSLOW. n. 531. (b) WINSLOW. n. 558. DU- VERNEY II. p. 274. (c) MORGAGN. Sed. et Cauſ. morb. T. II. p. 176. vielleicht darum fuͤr muſkuloͤs gehalten SCHLICH- TING. mnemoſyn. crit. p. 161. (d) HEUERMAN. T. IV. p. 157.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/724
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/724>, abgerufen am 18.12.2024.