Gallenwege übergehen werde, als bis sie das Bläschen, welches diesen Weg kommandirt, ausgedehnt habe. Jch habe aber nichts von dergleichen Fällen, noch in einer dergleichen Leber verschlossne Knoten gesehen, so oft die eingesprizzte Materie einen Weg aus der Blutader in den Gallengang (porus) gefunden hatte, und es hat auch nicht die Länge des gemeinschaftlichen Gallenganges das Ansehn, denn es können einige Aeste desselben einen halben Fus lang seyn, daß man ihn mit dem Drüsen- bau zusammen reimen könnte. Es kann der Schleim aus dem verdekkten Gange in die nächste Hölung durch einen kurzen Gang ausfliessen: um aber durch einen ent- fernten Kanal zu fliessen, scheint derselbe nicht genug Geschwindigkeit zu behalten, denn diese würde notwen- dig durch den Bau des verdekkten Ganges zernichtet werden (k).
Ueberdenkt man die Sache noch weiter, so zeiget sich noch eine andre Speculation. Es liegen alle einfache Bälglein, so weit diese zuverläßig bekannt sind, in einer flachen Membran, um welche gemeiniglich etwas musku- löses herumliegt. Auf diese Art sieht man, wie sich der geschiedene Schleim ausdrükken lassen kann. Die- ses geht nicht eben so von statten, wofern dergleichen Bälglein in grosse Knäuel, und in ein der Leber änli- ches Eingeweide zusammen gepakkt würden. Es würde nämlich ein jedweder Drukk, dergleichen die Leber in der That auszustehen hat, die Bälglein gegen einander, und das dergestalt pressen, daß die Zwischengänge auf tau- senderlei Art von den benachbarten Bälglein gedrükkt und zernichtet würden, weil die Masse der Bälglein um ein sehr vieles grösser ist, als der Anfang des Porus.
Wir
(k)ibid p. 393. 447.
I. Abſchn. Jhr Bau.
Gallenwege uͤbergehen werde, als bis ſie das Blaͤschen, welches dieſen Weg kommandirt, ausgedehnt habe. Jch habe aber nichts von dergleichen Faͤllen, noch in einer dergleichen Leber verſchloſſne Knoten geſehen, ſo oft die eingeſprizzte Materie einen Weg aus der Blutader in den Gallengang (porus) gefunden hatte, und es hat auch nicht die Laͤnge des gemeinſchaftlichen Gallenganges das Anſehn, denn es koͤnnen einige Aeſte deſſelben einen halben Fus lang ſeyn, daß man ihn mit dem Druͤſen- bau zuſammen reimen koͤnnte. Es kann der Schleim aus dem verdekkten Gange in die naͤchſte Hoͤlung durch einen kurzen Gang ausflieſſen: um aber durch einen ent- fernten Kanal zu flieſſen, ſcheint derſelbe nicht genug Geſchwindigkeit zu behalten, denn dieſe wuͤrde notwen- dig durch den Bau des verdekkten Ganges zernichtet werden (k).
Ueberdenkt man die Sache noch weiter, ſo zeiget ſich noch eine andre Speculation. Es liegen alle einfache Baͤlglein, ſo weit dieſe zuverlaͤßig bekannt ſind, in einer flachen Membran, um welche gemeiniglich etwas muſku- loͤſes herumliegt. Auf dieſe Art ſieht man, wie ſich der geſchiedene Schleim ausdruͤkken laſſen kann. Die- ſes geht nicht eben ſo von ſtatten, wofern dergleichen Baͤlglein in groſſe Knaͤuel, und in ein der Leber aͤnli- ches Eingeweide zuſammen gepakkt wuͤrden. Es wuͤrde naͤmlich ein jedweder Drukk, dergleichen die Leber in der That auszuſtehen hat, die Baͤlglein gegen einander, und das dergeſtalt preſſen, daß die Zwiſchengaͤnge auf tau- ſenderlei Art von den benachbarten Baͤlglein gedruͤkkt und zernichtet wuͤrden, weil die Maſſe der Baͤlglein um ein ſehr vieles groͤſſer iſt, als der Anfang des Porus.
Wir
(k)ibid p. 393. 447.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0787"n="751[767]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchn. Jhr Bau.</hi></fw><lb/>
Gallenwege uͤbergehen werde, als bis ſie das Blaͤschen,<lb/>
welches dieſen Weg kommandirt, ausgedehnt habe. Jch<lb/>
habe aber nichts von dergleichen Faͤllen, noch in einer<lb/>
dergleichen Leber verſchloſſne Knoten geſehen, ſo oft die<lb/>
eingeſprizzte Materie einen Weg aus der Blutader in<lb/>
den Gallengang (<hirendition="#aq">porus</hi>) gefunden hatte, und es hat<lb/>
auch nicht die Laͤnge des gemeinſchaftlichen Gallenganges<lb/>
das Anſehn, denn es koͤnnen einige Aeſte deſſelben einen<lb/>
halben Fus lang ſeyn, daß man ihn mit dem Druͤſen-<lb/>
bau zuſammen reimen koͤnnte. Es kann der Schleim<lb/>
aus dem verdekkten Gange in die naͤchſte Hoͤlung durch<lb/>
einen kurzen Gang ausflieſſen: um aber durch einen ent-<lb/>
fernten Kanal zu flieſſen, ſcheint derſelbe nicht genug<lb/>
Geſchwindigkeit zu behalten, denn dieſe wuͤrde notwen-<lb/>
dig durch den Bau des verdekkten Ganges zernichtet<lb/>
werden <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">ibid p.</hi> 393. 447.</note>.</p><lb/><p>Ueberdenkt man die Sache noch weiter, ſo zeiget ſich<lb/>
noch eine andre Speculation. Es liegen alle einfache<lb/>
Baͤlglein, ſo weit dieſe zuverlaͤßig bekannt ſind, in einer<lb/>
flachen Membran, um welche gemeiniglich etwas muſku-<lb/>
loͤſes herumliegt. Auf dieſe Art ſieht man, wie ſich<lb/>
der geſchiedene Schleim ausdruͤkken laſſen kann. Die-<lb/>ſes geht nicht eben ſo von ſtatten, wofern dergleichen<lb/>
Baͤlglein in groſſe Knaͤuel, und in ein der Leber aͤnli-<lb/>
ches Eingeweide zuſammen gepakkt wuͤrden. Es wuͤrde<lb/>
naͤmlich ein jedweder Drukk, dergleichen die Leber in der<lb/>
That auszuſtehen hat, die Baͤlglein gegen einander, und<lb/>
das dergeſtalt preſſen, daß die Zwiſchengaͤnge auf tau-<lb/>ſenderlei Art von den benachbarten Baͤlglein gedruͤkkt<lb/>
und zernichtet wuͤrden, weil die Maſſe der Baͤlglein um<lb/>
ein ſehr vieles groͤſſer iſt, als der Anfang des Porus.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wir</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[751[767]/0787]
I. Abſchn. Jhr Bau.
Gallenwege uͤbergehen werde, als bis ſie das Blaͤschen,
welches dieſen Weg kommandirt, ausgedehnt habe. Jch
habe aber nichts von dergleichen Faͤllen, noch in einer
dergleichen Leber verſchloſſne Knoten geſehen, ſo oft die
eingeſprizzte Materie einen Weg aus der Blutader in
den Gallengang (porus) gefunden hatte, und es hat
auch nicht die Laͤnge des gemeinſchaftlichen Gallenganges
das Anſehn, denn es koͤnnen einige Aeſte deſſelben einen
halben Fus lang ſeyn, daß man ihn mit dem Druͤſen-
bau zuſammen reimen koͤnnte. Es kann der Schleim
aus dem verdekkten Gange in die naͤchſte Hoͤlung durch
einen kurzen Gang ausflieſſen: um aber durch einen ent-
fernten Kanal zu flieſſen, ſcheint derſelbe nicht genug
Geſchwindigkeit zu behalten, denn dieſe wuͤrde notwen-
dig durch den Bau des verdekkten Ganges zernichtet
werden (k).
Ueberdenkt man die Sache noch weiter, ſo zeiget ſich
noch eine andre Speculation. Es liegen alle einfache
Baͤlglein, ſo weit dieſe zuverlaͤßig bekannt ſind, in einer
flachen Membran, um welche gemeiniglich etwas muſku-
loͤſes herumliegt. Auf dieſe Art ſieht man, wie ſich
der geſchiedene Schleim ausdruͤkken laſſen kann. Die-
ſes geht nicht eben ſo von ſtatten, wofern dergleichen
Baͤlglein in groſſe Knaͤuel, und in ein der Leber aͤnli-
ches Eingeweide zuſammen gepakkt wuͤrden. Es wuͤrde
naͤmlich ein jedweder Drukk, dergleichen die Leber in der
That auszuſtehen hat, die Baͤlglein gegen einander, und
das dergeſtalt preſſen, daß die Zwiſchengaͤnge auf tau-
ſenderlei Art von den benachbarten Baͤlglein gedruͤkkt
und zernichtet wuͤrden, weil die Maſſe der Baͤlglein um
ein ſehr vieles groͤſſer iſt, als der Anfang des Porus.
Wir
(k) ibid p. 393. 447.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 751[767]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/787>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.