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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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I. Abschn. Jhr Bau.
Gallenwege übergehen werde, als bis sie das Bläschen,
welches diesen Weg kommandirt, ausgedehnt habe. Jch
habe aber nichts von dergleichen Fällen, noch in einer
dergleichen Leber verschlossne Knoten gesehen, so oft die
eingesprizzte Materie einen Weg aus der Blutader in
den Gallengang (porus) gefunden hatte, und es hat
auch nicht die Länge des gemeinschaftlichen Gallenganges
das Ansehn, denn es können einige Aeste desselben einen
halben Fus lang seyn, daß man ihn mit dem Drüsen-
bau zusammen reimen könnte. Es kann der Schleim
aus dem verdekkten Gange in die nächste Hölung durch
einen kurzen Gang ausfliessen: um aber durch einen ent-
fernten Kanal zu fliessen, scheint derselbe nicht genug
Geschwindigkeit zu behalten, denn diese würde notwen-
dig durch den Bau des verdekkten Ganges zernichtet
werden (k).

Ueberdenkt man die Sache noch weiter, so zeiget sich
noch eine andre Speculation. Es liegen alle einfache
Bälglein, so weit diese zuverläßig bekannt sind, in einer
flachen Membran, um welche gemeiniglich etwas musku-
löses herumliegt. Auf diese Art sieht man, wie sich
der geschiedene Schleim ausdrükken lassen kann. Die-
ses geht nicht eben so von statten, wofern dergleichen
Bälglein in grosse Knäuel, und in ein der Leber änli-
ches Eingeweide zusammen gepakkt würden. Es würde
nämlich ein jedweder Drukk, dergleichen die Leber in der
That auszustehen hat, die Bälglein gegen einander, und
das dergestalt pressen, daß die Zwischengänge auf tau-
senderlei Art von den benachbarten Bälglein gedrükkt
und zernichtet würden, weil die Masse der Bälglein um
ein sehr vieles grösser ist, als der Anfang des Porus.

Wir
(k) ibid p. 393. 447.

I. Abſchn. Jhr Bau.
Gallenwege uͤbergehen werde, als bis ſie das Blaͤschen,
welches dieſen Weg kommandirt, ausgedehnt habe. Jch
habe aber nichts von dergleichen Faͤllen, noch in einer
dergleichen Leber verſchloſſne Knoten geſehen, ſo oft die
eingeſprizzte Materie einen Weg aus der Blutader in
den Gallengang (porus) gefunden hatte, und es hat
auch nicht die Laͤnge des gemeinſchaftlichen Gallenganges
das Anſehn, denn es koͤnnen einige Aeſte deſſelben einen
halben Fus lang ſeyn, daß man ihn mit dem Druͤſen-
bau zuſammen reimen koͤnnte. Es kann der Schleim
aus dem verdekkten Gange in die naͤchſte Hoͤlung durch
einen kurzen Gang ausflieſſen: um aber durch einen ent-
fernten Kanal zu flieſſen, ſcheint derſelbe nicht genug
Geſchwindigkeit zu behalten, denn dieſe wuͤrde notwen-
dig durch den Bau des verdekkten Ganges zernichtet
werden (k).

Ueberdenkt man die Sache noch weiter, ſo zeiget ſich
noch eine andre Speculation. Es liegen alle einfache
Baͤlglein, ſo weit dieſe zuverlaͤßig bekannt ſind, in einer
flachen Membran, um welche gemeiniglich etwas muſku-
loͤſes herumliegt. Auf dieſe Art ſieht man, wie ſich
der geſchiedene Schleim ausdruͤkken laſſen kann. Die-
ſes geht nicht eben ſo von ſtatten, wofern dergleichen
Baͤlglein in groſſe Knaͤuel, und in ein der Leber aͤnli-
ches Eingeweide zuſammen gepakkt wuͤrden. Es wuͤrde
naͤmlich ein jedweder Drukk, dergleichen die Leber in der
That auszuſtehen hat, die Baͤlglein gegen einander, und
das dergeſtalt preſſen, daß die Zwiſchengaͤnge auf tau-
ſenderlei Art von den benachbarten Baͤlglein gedruͤkkt
und zernichtet wuͤrden, weil die Maſſe der Baͤlglein um
ein ſehr vieles groͤſſer iſt, als der Anfang des Porus.

Wir
(k) ibid p. 393. 447.
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[751[767]/0787] I. Abſchn. Jhr Bau. Gallenwege uͤbergehen werde, als bis ſie das Blaͤschen, welches dieſen Weg kommandirt, ausgedehnt habe. Jch habe aber nichts von dergleichen Faͤllen, noch in einer dergleichen Leber verſchloſſne Knoten geſehen, ſo oft die eingeſprizzte Materie einen Weg aus der Blutader in den Gallengang (porus) gefunden hatte, und es hat auch nicht die Laͤnge des gemeinſchaftlichen Gallenganges das Anſehn, denn es koͤnnen einige Aeſte deſſelben einen halben Fus lang ſeyn, daß man ihn mit dem Druͤſen- bau zuſammen reimen koͤnnte. Es kann der Schleim aus dem verdekkten Gange in die naͤchſte Hoͤlung durch einen kurzen Gang ausflieſſen: um aber durch einen ent- fernten Kanal zu flieſſen, ſcheint derſelbe nicht genug Geſchwindigkeit zu behalten, denn dieſe wuͤrde notwen- dig durch den Bau des verdekkten Ganges zernichtet werden (k). Ueberdenkt man die Sache noch weiter, ſo zeiget ſich noch eine andre Speculation. Es liegen alle einfache Baͤlglein, ſo weit dieſe zuverlaͤßig bekannt ſind, in einer flachen Membran, um welche gemeiniglich etwas muſku- loͤſes herumliegt. Auf dieſe Art ſieht man, wie ſich der geſchiedene Schleim ausdruͤkken laſſen kann. Die- ſes geht nicht eben ſo von ſtatten, wofern dergleichen Baͤlglein in groſſe Knaͤuel, und in ein der Leber aͤnli- ches Eingeweide zuſammen gepakkt wuͤrden. Es wuͤrde naͤmlich ein jedweder Drukk, dergleichen die Leber in der That auszuſtehen hat, die Baͤlglein gegen einander, und das dergeſtalt preſſen, daß die Zwiſchengaͤnge auf tau- ſenderlei Art von den benachbarten Baͤlglein gedruͤkkt und zernichtet wuͤrden, weil die Maſſe der Baͤlglein um ein ſehr vieles groͤſſer iſt, als der Anfang des Porus. Wir (k) ibid p. 393. 447.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 751[767]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/787>, abgerufen am 22.11.2024.