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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.
weil es im Magen sauer wird, und wie der Wein seine
Kraft verliert.

§. 25.
Der Essig.

Aus Wein sowohl, als aus Bier (a) entsteht, wenn
man durch ein saures Ferment (b) eine neue Gärung her-
vorbringt, und den Weinstein auflöset, und wieder mit die-
ser Flüßigkeit vermengt, ich sage aus dieser Rinde, welche
sich an die Weinfässer anhängt, erzeugt sich (c) der Eßig,
ein Saft, der offenbar sauer, nicht berauschend, doch aber
nicht ohne alles Oel ist, das Blut abkült, dasselbe nicht
verdikkt, sondern es mit einer schwarzen traurigen Farbe
schwärzt, und oft voller lebendigen Aale ist. Auch aus
dem Palmensafte (d), aus Honig und Zukker, oder Bier
wird ein Eßig, welcher aber aus Bier schwächer ist, und
man erhält überhaupt den besten Eßig aus starkem
Weine (e).

Ehedem pflegte man den Eßig häufiger unter die Ge-
tränke zu nehmen, und man nannte ihn, mit Wasser ge-
mischt, Posca. Dieses war das Soldatengetränke der
Römer (f), es diente den Durst zu löschen, und die hiz-
zige Krankheiten in heissen Ländern zu verhindern, welche,
wie ich glaube, den Römern, die in entfernten und sehr
heissen Ländern Krieg zu führen hatten, nicht so gefärlich,
als den unsrigen waren.

Eßig widersteht der Fäulnis, erhält das Fleisch, und
dient den Seefahrern zu einem guten Gegenmittel gegen

den
(a) [Spaltenumbruch] LEMERY Cours de Chym.
P. II. c.
21.
(b) Uvarum petiolis Phil. trans.
n.
61.
(c) LEMERY Auch im Bier LI-
STER de hum. p.
127.
(d) ADANSON p. 110.
(e) Phil. trans. I. c.
(f) [Spaltenumbruch] ROLLIN hist. ancienne T.
XI. p. 1. apud SPARTIANUM
PESCENNII NIGRI edictum ex-
stat
, worinnen die Soldaten ange-
wiesen werden, mit ihrer posca,
aus Eßig und Wasser zufrieden
zu sein.

Der Magen. XIX. Buch.
weil es im Magen ſauer wird, und wie der Wein ſeine
Kraft verliert.

§. 25.
Der Eſſig.

Aus Wein ſowohl, als aus Bier (a) entſteht, wenn
man durch ein ſaures Ferment (b) eine neue Gaͤrung her-
vorbringt, und den Weinſtein aufloͤſet, und wieder mit die-
ſer Fluͤßigkeit vermengt, ich ſage aus dieſer Rinde, welche
ſich an die Weinfaͤſſer anhaͤngt, erzeugt ſich (c) der Eßig,
ein Saft, der offenbar ſauer, nicht berauſchend, doch aber
nicht ohne alles Oel iſt, das Blut abkuͤlt, daſſelbe nicht
verdikkt, ſondern es mit einer ſchwarzen traurigen Farbe
ſchwaͤrzt, und oft voller lebendigen Aale iſt. Auch aus
dem Palmenſafte (d), aus Honig und Zukker, oder Bier
wird ein Eßig, welcher aber aus Bier ſchwaͤcher iſt, und
man erhaͤlt uͤberhaupt den beſten Eßig aus ſtarkem
Weine (e).

Ehedem pflegte man den Eßig haͤufiger unter die Ge-
traͤnke zu nehmen, und man nannte ihn, mit Waſſer ge-
miſcht, Poſca. Dieſes war das Soldatengetraͤnke der
Roͤmer (f), es diente den Durſt zu loͤſchen, und die hiz-
zige Krankheiten in heiſſen Laͤndern zu verhindern, welche,
wie ich glaube, den Roͤmern, die in entfernten und ſehr
heiſſen Laͤndern Krieg zu fuͤhren hatten, nicht ſo gefaͤrlich,
als den unſrigen waren.

Eßig widerſteht der Faͤulnis, erhaͤlt das Fleiſch, und
dient den Seefahrern zu einem guten Gegenmittel gegen

den
(a) [Spaltenumbruch] LEMERY Cours de Chym.
P. II. c.
21.
(b) Uvarum petiolis Phil. tranſ.
n.
61.
(c) LEMERY Auch im Bier LI-
STER de hum. p.
127.
(d) ADANSON p. 110.
(e) Phil. tranſ. I. c.
(f) [Spaltenumbruch] ROLLIN hiſt. ancienne T.
XI. p. 1. apud SPARTIANUM
PESCENNII NIGRI edictum ex-
ſtat
, worinnen die Soldaten ange-
wieſen werden, mit ihrer poſca,
aus Eßig und Waſſer zufrieden
zu ſein.
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[362[378]/0398] Der Magen. XIX. Buch. weil es im Magen ſauer wird, und wie der Wein ſeine Kraft verliert. §. 25. Der Eſſig. Aus Wein ſowohl, als aus Bier (a) entſteht, wenn man durch ein ſaures Ferment (b) eine neue Gaͤrung her- vorbringt, und den Weinſtein aufloͤſet, und wieder mit die- ſer Fluͤßigkeit vermengt, ich ſage aus dieſer Rinde, welche ſich an die Weinfaͤſſer anhaͤngt, erzeugt ſich (c) der Eßig, ein Saft, der offenbar ſauer, nicht berauſchend, doch aber nicht ohne alles Oel iſt, das Blut abkuͤlt, daſſelbe nicht verdikkt, ſondern es mit einer ſchwarzen traurigen Farbe ſchwaͤrzt, und oft voller lebendigen Aale iſt. Auch aus dem Palmenſafte (d), aus Honig und Zukker, oder Bier wird ein Eßig, welcher aber aus Bier ſchwaͤcher iſt, und man erhaͤlt uͤberhaupt den beſten Eßig aus ſtarkem Weine (e). Ehedem pflegte man den Eßig haͤufiger unter die Ge- traͤnke zu nehmen, und man nannte ihn, mit Waſſer ge- miſcht, Poſca. Dieſes war das Soldatengetraͤnke der Roͤmer (f), es diente den Durſt zu loͤſchen, und die hiz- zige Krankheiten in heiſſen Laͤndern zu verhindern, welche, wie ich glaube, den Roͤmern, die in entfernten und ſehr heiſſen Laͤndern Krieg zu fuͤhren hatten, nicht ſo gefaͤrlich, als den unſrigen waren. Eßig widerſteht der Faͤulnis, erhaͤlt das Fleiſch, und dient den Seefahrern zu einem guten Gegenmittel gegen den (a) LEMERY Cours de Chym. P. II. c. 21. (b) Uvarum petiolis Phil. tranſ. n. 61. (c) LEMERY Auch im Bier LI- STER de hum. p. 127. (d) ADANSON p. 110. (e) Phil. tranſ. I. c. (f) ROLLIN hiſt. ancienne T. XI. p. 1. apud SPARTIANUM PESCENNII NIGRI edictum ex- ſtat, worinnen die Soldaten ange- wieſen werden, mit ihrer poſca, aus Eßig und Waſſer zufrieden zu ſein.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 362[378]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/398>, abgerufen am 23.11.2024.