den Skorbut (g). Man gebraucht ihn bei hizzigen Krank- heiten (h), sowohl vor dem (i), als auch heutiges Tages, und oft, in grosser Menge (k) mit glükklichem Erfolge, und Hartmann v. der Heyde verlies sich in der roten Ruhr auf den Eßig am meisten.
Jch habe ihn einige male versucht, ich weis aber nicht, wie es zugegangen, daß ich ihn nicht eben so nüzzlich be- funden, als der Limoniensaft in geringern Uebeln, und in grosser Krankheit der Schwefelgeist ist. Jch weis nicht, ob ich nicht von der im Eßige verborgnen Fäulms hin- tergangen worden. Jndessen enthält er doch etwas herz- stärkendes und reizendes. Die Galeerensklaven erfrischen sich, wenn man ihnen Eßig und Wasser reicht (l).
Eine starke Eßigsäure kann der Magen nicht wohl vertragen. Da sich jemand des Eßigs bediente, um die Fettigkeit zu mindern, so sahe ich den Magen einen Zoll dikk aufschwellen, und gleichsam eine grosse Menge Plat- ten beschreiben. Von seinem Gebrauche bemerkt J. Viridet, daß er ein auszehrendes Fieber nach sich gezo- gen (m), und C. J. Lange sahe sich, wegen allerlei Uebel, gezwungen, davon abzustehen (n). Vom Genusse der Tinte, deren Wesen vom Eßig nicht sehr verschieden ist, entstand an der Mündung des Schlundes ein Geschwulst in der Haut, und man fand an den Drüsen des Gekröses eine käsige Materie geronnen (o).
Mit dem Eßige ist die Milchmolke, dieses vornemste Getränke der Jsländer, verwandt (p), so ihnen bei den
übri-
(g)[Spaltenumbruch]HUXHAM sev. p. 261.
(h)DEGNER Bresl. Samlung Supplem. III. p. 238. im Flekksie- ber KRAMER Comm. nov. 1733. n. 32.
(i)MESNE mischt ihn unter viele Sirupe, de syr. L. I.
(k)Lagenae BOERHAAVE Bresl. Sammlung Supplement III. [Spaltenumbruch]
p. 240. vier Pinten im hizzigen Fieber DEGNER dysent. Edict. nov. p. 310.
(l)Van der GROEBEN Orient. Reisebeschreib. p. 39.
(m)Des Vapeuts II. c. 5.
(n)Oper. T. II. p. 68.
(o)BECK palpit. cord.
(p)HORREBOW p. 156.
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
den Skorbut (g). Man gebraucht ihn bei hizzigen Krank- heiten (h), ſowohl vor dem (i), als auch heutiges Tages, und oft, in groſſer Menge (k) mit gluͤkklichem Erfolge, und Hartmann v. der Heyde verlies ſich in der roten Ruhr auf den Eßig am meiſten.
Jch habe ihn einige male verſucht, ich weis aber nicht, wie es zugegangen, daß ich ihn nicht eben ſo nuͤzzlich be- funden, als der Limonienſaft in geringern Uebeln, und in groſſer Krankheit der Schwefelgeiſt iſt. Jch weis nicht, ob ich nicht von der im Eßige verborgnen Faͤulms hin- tergangen worden. Jndeſſen enthaͤlt er doch etwas herz- ſtaͤrkendes und reizendes. Die Galeerenſklaven erfriſchen ſich, wenn man ihnen Eßig und Waſſer reicht (l).
Eine ſtarke Eßigſaͤure kann der Magen nicht wohl vertragen. Da ſich jemand des Eßigs bediente, um die Fettigkeit zu mindern, ſo ſahe ich den Magen einen Zoll dikk aufſchwellen, und gleichſam eine groſſe Menge Plat- ten beſchreiben. Von ſeinem Gebrauche bemerkt J. Viridet, daß er ein auszehrendes Fieber nach ſich gezo- gen (m), und C. J. Lange ſahe ſich, wegen allerlei Uebel, gezwungen, davon abzuſtehen (n). Vom Genuſſe der Tinte, deren Weſen vom Eßig nicht ſehr verſchieden iſt, entſtand an der Muͤndung des Schlundes ein Geſchwulſt in der Haut, und man fand an den Druͤſen des Gekroͤſes eine kaͤſige Materie geronnen (o).
Mit dem Eßige iſt die Milchmolke, dieſes vornemſte Getraͤnke der Jslaͤnder, verwandt (p), ſo ihnen bei den
uͤbri-
(g)[Spaltenumbruch]HUXHAM ſev. p. 261.
(h)DEGNER Bresl. Samlung Supplem. III. p. 238. im Flekkſie- ber KRAMER Comm. nov. 1733. n. 32.
(i)MESNE miſcht ihn unter viele Sirupe, de ſyr. L. I.
(k)Lagenae BOERHAAVE Bresl. Sammlung Supplement III. [Spaltenumbruch]
p. 240. vier Pinten im hizzigen Fieber DEGNER dyſent. Edict. nov. p. 310.
(l)Van der GROEBEN Orient. Reiſebeſchreib. p. 39.
(m)Des Vapeuts II. c. 5.
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und oft, in groſſer Menge (k) mit gluͤkklichem Erfolge,
und Hartmann v. der Heyde verlies ſich in der roten
Ruhr auf den Eßig am meiſten.
Jch habe ihn einige male verſucht, ich weis aber nicht,
wie es zugegangen, daß ich ihn nicht eben ſo nuͤzzlich be-
funden, als der Limonienſaft in geringern Uebeln, und in
groſſer Krankheit der Schwefelgeiſt iſt. Jch weis nicht,
ob ich nicht von der im Eßige verborgnen Faͤulms hin-
tergangen worden. Jndeſſen enthaͤlt er doch etwas herz-
ſtaͤrkendes und reizendes. Die Galeerenſklaven erfriſchen
ſich, wenn man ihnen Eßig und Waſſer reicht (l).
Eine ſtarke Eßigſaͤure kann der Magen nicht wohl
vertragen. Da ſich jemand des Eßigs bediente, um die
Fettigkeit zu mindern, ſo ſahe ich den Magen einen Zoll
dikk aufſchwellen, und gleichſam eine groſſe Menge Plat-
ten beſchreiben. Von ſeinem Gebrauche bemerkt J.
Viridet, daß er ein auszehrendes Fieber nach ſich gezo-
gen (m), und C. J. Lange ſahe ſich, wegen allerlei Uebel,
gezwungen, davon abzuſtehen (n). Vom Genuſſe der
Tinte, deren Weſen vom Eßig nicht ſehr verſchieden iſt,
entſtand an der Muͤndung des Schlundes ein Geſchwulſt
in der Haut, und man fand an den Druͤſen des Gekroͤſes
eine kaͤſige Materie geronnen (o).
Mit dem Eßige iſt die Milchmolke, dieſes vornemſte
Getraͤnke der Jslaͤnder, verwandt (p), ſo ihnen bei den
uͤbri-
(g)
HUXHAM ſev. p. 261.
(h) DEGNER Bresl. Samlung
Supplem. III. p. 238. im Flekkſie-
ber KRAMER Comm. nov. 1733.
n. 32.
(i) MESNE miſcht ihn unter
viele Sirupe, de ſyr. L. I.
(k) Lagenae BOERHAAVE
Bresl. Sammlung Supplement III.
p. 240. vier Pinten im hizzigen
Fieber DEGNER dyſent. Edict.
nov. p. 310.
(l) Van der GROEBEN Orient.
Reiſebeſchreib. p. 39.
(m) Des Vapeuts II. c. 5.
(n) Oper. T. II. p. 68.
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(p) HORREBOW p. 156.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 363[379]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/399>, abgerufen am 23.11.2024.
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