oder aus den Pataten (g), eine Art von Bier, so wie sich die Hottentotten einer, ihrem Lande eigentümlichen Wur- zel zu einem gegornen Trunke bedienen, welcher ebenfalls rauscht (g*).
Die Celten bedienten sich (h) der Getreidearten, und sonderlich der Gerste, zu dieser Absicht, so wie die Thra- cier (i), hierauf die Jllirier (k), und nach ihnen die Gal- lier (l), ehe sie von dem Probus die Erlaubnis erhiel- ten, den Wein zu pflanzen. So kochten die Spanier (m), und endlich die Deutschen (n), Niederländer, Eng- länder, Schweden, Dänen, eben solche Getreidewasser, weil bei allen diesen Völkern kein Weinbau statt findet.
Man hat aber durch den langen Gebrauch die Ein- falt des alten Bieres, so Zythum hies, verbessern gelernt, und das auf mancherlei Weise.
Man läst die Gerste in Haufen gelinde fermentiren, bis sie sich sehr erhizzt, und auskeimt. Darauf werden die Haufen aus einander gezogen, und an einem Orte, wo die Luft durchweht, oder auf der Dörre, dieses Malz getrokknet. Man übergiesset dieses Malz mit Wasser, man kocht es damit, und sezzet einige bittre Würze zu, wofern man dieses Getränke dauerhaft machen will, und dieses verrichtet man mit dem Hopfen, dem Möhrenküm- mel von Kreta, mit der Staude gale, und dem ledrigen Lungenmoße (n*). Man mischet auch doch nach meinem Urteile, unbilliger Weise, Galle zu. Die Kraft dieser
Bit-
(g)[Spaltenumbruch]Mabey. LAFITEAU moeurs des Sauvag. II. p. 117.
(g*)La CAILLE Journ. hist. p. 133.
(h)Curmi ATHENAEUS ex POSSIDONIO.
(i)ATHENAEUS.
(k) Aus Hirse die Päonrn; aus Gerste, oder Weizen die Jllirier REINES var. p. 484.
(l)[Spaltenumbruch]
Aus feuchter Frucht PLIN. & L. 18. 22. DIODOR L. V. c. 26. Auf diesen unächten Bacchus hat man JULIANI Caes. Epigramma- ta Conf. MEIBOM c. 12.
(m)PLINIUS.
(n) Schon zu Tacitus Zeiten. de morib. Germann.
(n*)GMELIN Reisen T. III p. 427.
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III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
oder aus den Pataten (g), eine Art von Bier, ſo wie ſich die Hottentotten einer, ihrem Lande eigentuͤmlichen Wur- zel zu einem gegornen Trunke bedienen, welcher ebenfalls rauſcht (g*).
Die Celten bedienten ſich (h) der Getreidearten, und ſonderlich der Gerſte, zu dieſer Abſicht, ſo wie die Thra- cier (i), hierauf die Jllirier (k), und nach ihnen die Gal- lier (l), ehe ſie von dem Probus die Erlaubnis erhiel- ten, den Wein zu pflanzen. So kochten die Spanier (m), und endlich die Deutſchen (n), Niederlaͤnder, Eng- laͤnder, Schweden, Daͤnen, eben ſolche Getreidewaſſer, weil bei allen dieſen Voͤlkern kein Weinbau ſtatt findet.
Man hat aber durch den langen Gebrauch die Ein- falt des alten Bieres, ſo Zythum hies, verbeſſern gelernt, und das auf mancherlei Weiſe.
Man laͤſt die Gerſte in Haufen gelinde fermentiren, bis ſie ſich ſehr erhizzt, und auskeimt. Darauf werden die Haufen aus einander gezogen, und an einem Orte, wo die Luft durchweht, oder auf der Doͤrre, dieſes Malz getrokknet. Man uͤbergieſſet dieſes Malz mit Waſſer, man kocht es damit, und ſezzet einige bittre Wuͤrze zu, wofern man dieſes Getraͤnke dauerhaft machen will, und dieſes verrichtet man mit dem Hopfen, dem Moͤhrenkuͤm- mel von Kreta, mit der Staude gale, und dem ledrigen Lungenmoße (n*). Man miſchet auch doch nach meinem Urteile, unbilliger Weiſe, Galle zu. Die Kraft dieſer
Bit-
(g)[Spaltenumbruch]Mabey. LAFITEAU moeurs des Sauvag. II. p. 117.
(g*)La CAILLE Journ. hiſt. p. 133.
(h)Curmi ATHENÆUS ex POSSIDONIO.
(i)ATHENÆUS.
(k) Aus Hirſe die Paͤonrn; aus Gerſte, oder Weizen die Jllirier REINES var. p. 484.
(l)[Spaltenumbruch]
Aus feuchter Frucht PLIN. & L. 18. 22. DIODOR L. V. c. 26. Auf dieſen unaͤchten Bacchus hat man JULIANI Caeſ. Epigramma- ta Conf. MEIBOM c. 12.
(m)PLINIUS.
(n) Schon zu Tacitus Zeiten. de morib. Germann.
(n*)GMELIN Reiſen T. III p. 427.
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[359[375]/0395]
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
oder aus den Pataten (g), eine Art von Bier, ſo wie ſich
die Hottentotten einer, ihrem Lande eigentuͤmlichen Wur-
zel zu einem gegornen Trunke bedienen, welcher ebenfalls
rauſcht (g*).
Die Celten bedienten ſich (h) der Getreidearten, und
ſonderlich der Gerſte, zu dieſer Abſicht, ſo wie die Thra-
cier (i), hierauf die Jllirier (k), und nach ihnen die Gal-
lier (l), ehe ſie von dem Probus die Erlaubnis erhiel-
ten, den Wein zu pflanzen. So kochten die Spanier
(m), und endlich die Deutſchen (n), Niederlaͤnder, Eng-
laͤnder, Schweden, Daͤnen, eben ſolche Getreidewaſſer,
weil bei allen dieſen Voͤlkern kein Weinbau ſtatt findet.
Man hat aber durch den langen Gebrauch die Ein-
falt des alten Bieres, ſo Zythum hies, verbeſſern gelernt,
und das auf mancherlei Weiſe.
Man laͤſt die Gerſte in Haufen gelinde fermentiren,
bis ſie ſich ſehr erhizzt, und auskeimt. Darauf werden
die Haufen aus einander gezogen, und an einem Orte,
wo die Luft durchweht, oder auf der Doͤrre, dieſes Malz
getrokknet. Man uͤbergieſſet dieſes Malz mit Waſſer,
man kocht es damit, und ſezzet einige bittre Wuͤrze zu,
wofern man dieſes Getraͤnke dauerhaft machen will, und
dieſes verrichtet man mit dem Hopfen, dem Moͤhrenkuͤm-
mel von Kreta, mit der Staude gale, und dem ledrigen
Lungenmoße (n*). Man miſchet auch doch nach meinem
Urteile, unbilliger Weiſe, Galle zu. Die Kraft dieſer
Bit-
(g)
Mabey. LAFITEAU moeurs
des Sauvag. II. p. 117.
(g*) La CAILLE Journ. hiſt.
p. 133.
(h) Curmi ATHENÆUS ex
POSSIDONIO.
(i) ATHENÆUS.
(k) Aus Hirſe die Paͤonrn; aus
Gerſte, oder Weizen die Jllirier
REINES var. p. 484.
(l)
Aus feuchter Frucht PLIN.
& L. 18. 22. DIODOR L. V. c. 26.
Auf dieſen unaͤchten Bacchus hat
man JULIANI Caeſ. Epigramma-
ta Conf. MEIBOM c. 12.
(m) PLINIUS.
(n) Schon zu Tacitus Zeiten. de
morib. Germann.
(n*) GMELIN Reiſen T. III
p. 427.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 359[375]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/395>, abgerufen am 22.11.2024.
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