dem Herz gegoren, und eine Weinsäure an sich genom- men. Da er aber den Geschmakk des Fleisches geschmakk- los macht, so wendet man ihn zu dieser Absicht nicht an. Er wird aber, wie Jedermann weis, aus dem Safte des Zukkerrohres gekocht; aber auch aus den Stengeln des Türkischen Korns (h), aus der Wurzel der gelben Rü- ben, und aus andern süssen Pflanzen erhalten. Man wird sich wundern, daß Frösche, Tauben und andre kleine Thiere von Zukker sterben (i), da ihn doch die Papagaien und kleine Vögel für einen Lekkerbissen achten.
Beinahe taugt der Honig zu allem, wozu der Zukker gebraucht wird, und es sollen die Alten darinnen ihre tod- te Körper eingelegt haben: dieser Versuch hat aber dem Clauderus nicht von statten gehen wollen.
Blos um den Zwekk zu erhalten, die Fäulnis abzu- wenden, kann schon die Butter dienen, wenn man solche über das Fleisch giest (k), und man verschikkt jährlich aus dem Herzogtum Meklenburg Enten und andre wohl- schmekkende Vögel, in Menge in die angrenzende Provin- zen, welche mit vieler Butter übergossen sind. Jch be- fürchte übrigens, daß sie schon durch die Berührung den Geschmakk verderben kann, da sie selbst ranzig wird, wenn man sie gleich einsalzt. Jhre Kraft besteht dar- innen, daß sie die Luft abhält, und die Jnsekten vertreibt.
Jch übergehe hier die Gewürze, welche ebenfalls Jn- sekten abhalten.
Endlich conservirt selbst der saure Rauch des Holzes das Fleisch, und theilt demselben keinen unangenemen
Geschmakk
(h)[Spaltenumbruch]LAFITEAU T. II. p. 152.
(i)Journ oecon. 1757. M. Oct.
(k)DIGBY poudre sympathi- que p. 182. BOYLE de utilit phi- los. exp. L. IV. p. 28. Exp. phys. mech. de aere p. 209. 210. MAYOW nitr. aer p. 54. BRADLEY farm. [Spaltenumbruch]
direct. n. 9. ladies dir. II. p. 87. Jst der Reichen Speise bei den Bar- baren PLIN. L. 28. n. 35. GALE- NUS redet davon als einer Sel- tenheit, sagt, sie mit Augen gese- hen zu haben conf. PLEMP. valet. togator. p. 154.
Der Magen. XIX. Buch.
dem Herz gegoren, und eine Weinſaͤure an ſich genom- men. Da er aber den Geſchmakk des Fleiſches geſchmakk- los macht, ſo wendet man ihn zu dieſer Abſicht nicht an. Er wird aber, wie Jedermann weis, aus dem Safte des Zukkerrohres gekocht; aber auch aus den Stengeln des Tuͤrkiſchen Korns (h), aus der Wurzel der gelben Ruͤ- ben, und aus andern ſuͤſſen Pflanzen erhalten. Man wird ſich wundern, daß Froͤſche, Tauben und andre kleine Thiere von Zukker ſterben (i), da ihn doch die Papagaien und kleine Voͤgel fuͤr einen Lekkerbiſſen achten.
Beinahe taugt der Honig zu allem, wozu der Zukker gebraucht wird, und es ſollen die Alten darinnen ihre tod- te Koͤrper eingelegt haben: dieſer Verſuch hat aber dem Clauderus nicht von ſtatten gehen wollen.
Blos um den Zwekk zu erhalten, die Faͤulnis abzu- wenden, kann ſchon die Butter dienen, wenn man ſolche uͤber das Fleiſch gieſt (k), und man verſchikkt jaͤhrlich aus dem Herzogtum Meklenburg Enten und andre wohl- ſchmekkende Voͤgel, in Menge in die angrenzende Provin- zen, welche mit vieler Butter uͤbergoſſen ſind. Jch be- fuͤrchte uͤbrigens, daß ſie ſchon durch die Beruͤhrung den Geſchmakk verderben kann, da ſie ſelbſt ranzig wird, wenn man ſie gleich einſalzt. Jhre Kraft beſteht dar- innen, daß ſie die Luft abhaͤlt, und die Jnſekten vertreibt.
Jch uͤbergehe hier die Gewuͤrze, welche ebenfalls Jn- ſekten abhalten.
Endlich conſervirt ſelbſt der ſaure Rauch des Holzes das Fleiſch, und theilt demſelben keinen unangenemen
Geſchmakk
(h)[Spaltenumbruch]LAFITEAU T. II. p. 152.
(i)Journ oecon. 1757. M. Oct.
(k)DIGBY poudre ſympathi- que p. 182. BOYLE de utilit phi- loſ. exp. L. IV. p. 28. Exp. phyſ. mech. de aere p. 209. 210. MAYOW nitr. aer p. 54. BRADLEY farm. [Spaltenumbruch]
direct. n. 9. ladies dir. II. p. 87. Jſt der Reichen Speiſe bei den Bar- baren PLIN. L. 28. n. 35. GALE- NUS redet davon als einer Sel- tenheit, ſagt, ſie mit Augen geſe- hen zu haben conf. PLEMP. valet. togator. p. 154.
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[318[334]/0354]
Der Magen. XIX. Buch.
dem Herz gegoren, und eine Weinſaͤure an ſich genom-
men. Da er aber den Geſchmakk des Fleiſches geſchmakk-
los macht, ſo wendet man ihn zu dieſer Abſicht nicht an.
Er wird aber, wie Jedermann weis, aus dem Safte des
Zukkerrohres gekocht; aber auch aus den Stengeln des
Tuͤrkiſchen Korns (h), aus der Wurzel der gelben Ruͤ-
ben, und aus andern ſuͤſſen Pflanzen erhalten. Man
wird ſich wundern, daß Froͤſche, Tauben und andre kleine
Thiere von Zukker ſterben (i), da ihn doch die Papagaien
und kleine Voͤgel fuͤr einen Lekkerbiſſen achten.
Beinahe taugt der Honig zu allem, wozu der Zukker
gebraucht wird, und es ſollen die Alten darinnen ihre tod-
te Koͤrper eingelegt haben: dieſer Verſuch hat aber dem
Clauderus nicht von ſtatten gehen wollen.
Blos um den Zwekk zu erhalten, die Faͤulnis abzu-
wenden, kann ſchon die Butter dienen, wenn man ſolche
uͤber das Fleiſch gieſt (k), und man verſchikkt jaͤhrlich aus
dem Herzogtum Meklenburg Enten und andre wohl-
ſchmekkende Voͤgel, in Menge in die angrenzende Provin-
zen, welche mit vieler Butter uͤbergoſſen ſind. Jch be-
fuͤrchte uͤbrigens, daß ſie ſchon durch die Beruͤhrung den
Geſchmakk verderben kann, da ſie ſelbſt ranzig wird,
wenn man ſie gleich einſalzt. Jhre Kraft beſteht dar-
innen, daß ſie die Luft abhaͤlt, und die Jnſekten vertreibt.
Jch uͤbergehe hier die Gewuͤrze, welche ebenfalls Jn-
ſekten abhalten.
Endlich conſervirt ſelbſt der ſaure Rauch des Holzes
das Fleiſch, und theilt demſelben keinen unangenemen
Geſchmakk
(h)
LAFITEAU T. II. p. 152.
(i) Journ oecon. 1757. M. Oct.
(k) DIGBY poudre ſympathi-
que p. 182. BOYLE de utilit phi-
loſ. exp. L. IV. p. 28. Exp. phyſ.
mech. de aere p. 209. 210. MAYOW
nitr. aer p. 54. BRADLEY farm.
direct. n. 9. ladies dir. II. p. 87.
Jſt der Reichen Speiſe bei den Bar-
baren PLIN. L. 28. n. 35. GALE-
NUS redet davon als einer Sel-
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hen zu haben conf. PLEMP. valet.
togator. p. 154.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 318[334]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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