als die Säure der gegrabnen Salze, aber von angene- mern Geschmakke ist, und mit seiner Schärfe unsre Mem- branen nicht verlezzt.
Ueberhaupt ist der Eßig gut und gesund zum Einle- gen, und selbst zum Trinken. Man macerirt auf den heissen Jnseln des Archipelagus das Rindfleisch in Eßig, worinnen man Meersalz auflöst; man trokknet es hier- auf an der Sonne; und auf diese Art erhält man es wider die Fäulnis, ja es wird davon fast so hart, als ein Holz (c). Wir bedienen uns des Salpetergeistes, mit Wasser vermischt, in der Schwindsucht und Fiebern mit Nuzzen (d). Jch habe das faule Verderben der Galle, welches bei mir aus der häufigen Zerlegung todter Kör- per entstand, auf keine andre Weise brechen können, als daß ich ganze Jahre lang eine Menge Vitriolöl zu mir genommen. Man hat vier Pinten Eßig in einem hizzi- gen schlimmen Fieber mit Vorteil gebraucht (d*). Man muß den Eßig aber, wenn er das Fleisch gehörig erhal- ten soll, in einem gläsern Gefässe aufgiessen indem der- selbe mit seiner Säure erdne Gefässe, ja den Marmor selbst, sehr leicht durchnagt, und wenn er sich an dem ein- saugenden Pulver satt gefressen, und gleichsam stumpf ge- bissen, so überläst er das Fleisch der völligen Fäulnis.
Der Zukker hat im Einmachen eine sonderliche Kraft (e), wir wenden ihn aber fast zu nichts, als zu den Ve- getabilien an; und doch erhält derselbe ein Fleisch besser und sichrer (f), als das Meersalz, ja er enthält eine so grosse Säure, daß er mit Schaffleisch (g), nämlich mit
dem
(c)[Spaltenumbruch]TOURNEFORT Voyag. au Levant. T. I. p. 321.
(d)CHEYNE diseas. p. 109.
(d*)DEGNER dysent. p. 199.
(e)PETIT Mem. de l'Acad. 1732. wo die Kraft verschiedner Salze, das Fleisch einzupökeln, be- rechnet worden ist.
(f)[Spaltenumbruch]
Gedoppelt Journ. acon. 1737. M. Oct. Schon BECCHER Phyfic. subterr. p. 143. PETIT Mem. de l'Academ. 1732. auch PRINGLE p. 354.
(g)Journ. oecon. I. c.
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
als die Saͤure der gegrabnen Salze, aber von angene- mern Geſchmakke iſt, und mit ſeiner Schaͤrfe unſre Mem- branen nicht verlezzt.
Ueberhaupt iſt der Eßig gut und geſund zum Einle- gen, und ſelbſt zum Trinken. Man macerirt auf den heiſſen Jnſeln des Archipelagus das Rindfleiſch in Eßig, worinnen man Meerſalz aufloͤſt; man trokknet es hier- auf an der Sonne; und auf dieſe Art erhaͤlt man es wider die Faͤulnis, ja es wird davon faſt ſo hart, als ein Holz (c). Wir bedienen uns des Salpetergeiſtes, mit Waſſer vermiſcht, in der Schwindſucht und Fiebern mit Nuzzen (d). Jch habe das faule Verderben der Galle, welches bei mir aus der haͤufigen Zerlegung todter Koͤr- per entſtand, auf keine andre Weiſe brechen koͤnnen, als daß ich ganze Jahre lang eine Menge Vitrioloͤl zu mir genommen. Man hat vier Pinten Eßig in einem hizzi- gen ſchlimmen Fieber mit Vorteil gebraucht (d*). Man muß den Eßig aber, wenn er das Fleiſch gehoͤrig erhal- ten ſoll, in einem glaͤſern Gefaͤſſe aufgieſſen indem der- ſelbe mit ſeiner Saͤure erdne Gefaͤſſe, ja den Marmor ſelbſt, ſehr leicht durchnagt, und wenn er ſich an dem ein- ſaugenden Pulver ſatt gefreſſen, und gleichſam ſtumpf ge- biſſen, ſo uͤberlaͤſt er das Fleiſch der voͤlligen Faͤulnis.
Der Zukker hat im Einmachen eine ſonderliche Kraft (e), wir wenden ihn aber faſt zu nichts, als zu den Ve- getabilien an; und doch erhaͤlt derſelbe ein Fleiſch beſſer und ſichrer (f), als das Meerſalz, ja er enthaͤlt eine ſo groſſe Saͤure, daß er mit Schaffleiſch (g), naͤmlich mit
dem
(c)[Spaltenumbruch]TOURNEFORT Voyag. au Levant. T. I. p. 321.
(d)CHEYNE diſeaſ. p. 109.
(d*)DEGNER dyſent. p. 199.
(e)PETIT Mém. de l’Acad. 1732. wo die Kraft verſchiedner Salze, das Fleiſch einzupoͤkeln, be- rechnet worden iſt.
(f)[Spaltenumbruch]
Gedoppelt Journ. acon. 1737. M. Oct. Schon BECCHER Phyfic. ſubterr. p. 143. PETIT Mém. de l’Academ. 1732. auch PRINGLE p. 354.
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[317[333]/0353]
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branen nicht verlezzt.
Ueberhaupt iſt der Eßig gut und geſund zum Einle-
gen, und ſelbſt zum Trinken. Man macerirt auf den
heiſſen Jnſeln des Archipelagus das Rindfleiſch in Eßig,
worinnen man Meerſalz aufloͤſt; man trokknet es hier-
auf an der Sonne; und auf dieſe Art erhaͤlt man es
wider die Faͤulnis, ja es wird davon faſt ſo hart, als ein
Holz (c). Wir bedienen uns des Salpetergeiſtes, mit
Waſſer vermiſcht, in der Schwindſucht und Fiebern mit
Nuzzen (d). Jch habe das faule Verderben der Galle,
welches bei mir aus der haͤufigen Zerlegung todter Koͤr-
per entſtand, auf keine andre Weiſe brechen koͤnnen, als
daß ich ganze Jahre lang eine Menge Vitrioloͤl zu mir
genommen. Man hat vier Pinten Eßig in einem hizzi-
gen ſchlimmen Fieber mit Vorteil gebraucht (d*). Man
muß den Eßig aber, wenn er das Fleiſch gehoͤrig erhal-
ten ſoll, in einem glaͤſern Gefaͤſſe aufgieſſen indem der-
ſelbe mit ſeiner Saͤure erdne Gefaͤſſe, ja den Marmor
ſelbſt, ſehr leicht durchnagt, und wenn er ſich an dem ein-
ſaugenden Pulver ſatt gefreſſen, und gleichſam ſtumpf ge-
biſſen, ſo uͤberlaͤſt er das Fleiſch der voͤlligen Faͤulnis.
Der Zukker hat im Einmachen eine ſonderliche Kraft
(e), wir wenden ihn aber faſt zu nichts, als zu den Ve-
getabilien an; und doch erhaͤlt derſelbe ein Fleiſch beſſer
und ſichrer (f), als das Meerſalz, ja er enthaͤlt eine ſo
groſſe Saͤure, daß er mit Schaffleiſch (g), naͤmlich mit
dem
(c)
TOURNEFORT Voyag. au
Levant. T. I. p. 321.
(d) CHEYNE diſeaſ. p. 109.
(d*) DEGNER dyſent. p. 199.
(e) PETIT Mém. de l’Acad.
1732. wo die Kraft verſchiedner
Salze, das Fleiſch einzupoͤkeln, be-
rechnet worden iſt.
(f)
Gedoppelt Journ. acon.
1737. M. Oct. Schon BECCHER
Phyfic. ſubterr. p. 143. PETIT
Mém. de l’Academ. 1732. auch
PRINGLE p. 354.
(g) Journ. oecon. I. c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 317[333]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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