Doch ein Blut, das sich selbst überlassen wird, ge- rinnet noch ehe, als daß es ein laugenhaftes Wesen an sich nehmen sollte.
Wenn es kaum aus der Blutader gelassen worden, so verdichtet es sich in Klumpe (a); und es würde in un- sern Gefässen selbst und öfters (b) dichte werden, und beständig dikk erscheinen, wenn es nicht durch so viel Wasser, als hinlänglich ist, vermittelst des Kreislaufes, verdünnt und flüßig gemacht werden sollte.
Diese Verdikkung verhindert der Kreislauf, wiewohl nicht der Kreislauf allein, denn diese Bewegung trägt selbst zu dieser Ausartung was mit bei; da ausserdem natürlicher Weise kein rotes Blut durch kein ausführen- des Werkzeug aus unsern Gefässen geschieden wird; son- dern aller Orten eine wässrige Flüßigkeit abgesondert wird; und dem Blute keine sichtbare Flüßigkeit, ausser der, so wir trinken, zugesezzt wird, so begreift man die- sen Weg der Verdünnung leichtlich. Ueberhaupt wäre es gar nicht möglich, daß nicht rotes Blut, dem sein Wasser entgangen, so gleich als ein Klumpe geliefern mü- ste, wenn nicht eine gewisse Menge getrunkenes Wassers durch die Blutadern wieder in die Masse des Blutes käme.
Diese besondre Ohnentberlichkeit des Wassers, macht die Ohnentberlichkeit des Durstes aus, und dieser ist ein Trieb zum Trinken. Jndessen giebt es wiederum, wie wir von der Speise erzält haben, Menschen und Thie- re, welche sich ohne Getränke behelfen können.
Die
(a)L. V p. 16. &c.
(b)Ibid.
Der Magen. XIX. Buch.
§. 8. Die ohnentbehrliche Verduͤnnung des Blutes.
Doch ein Blut, das ſich ſelbſt uͤberlaſſen wird, ge- rinnet noch ehe, als daß es ein laugenhaftes Weſen an ſich nehmen ſollte.
Wenn es kaum aus der Blutader gelaſſen worden, ſo verdichtet es ſich in Klumpe (a); und es wuͤrde in un- ſern Gefaͤſſen ſelbſt und oͤfters (b) dichte werden, und beſtaͤndig dikk erſcheinen, wenn es nicht durch ſo viel Waſſer, als hinlaͤnglich iſt, vermittelſt des Kreislaufes, verduͤnnt und fluͤßig gemacht werden ſollte.
Dieſe Verdikkung verhindert der Kreislauf, wiewohl nicht der Kreislauf allein, denn dieſe Bewegung traͤgt ſelbſt zu dieſer Ausartung was mit bei; da auſſerdem natuͤrlicher Weiſe kein rotes Blut durch kein ausfuͤhren- des Werkzeug aus unſern Gefaͤſſen geſchieden wird; ſon- dern aller Orten eine waͤſſrige Fluͤßigkeit abgeſondert wird; und dem Blute keine ſichtbare Fluͤßigkeit, auſſer der, ſo wir trinken, zugeſezzt wird, ſo begreift man die- ſen Weg der Verduͤnnung leichtlich. Ueberhaupt waͤre es gar nicht moͤglich, daß nicht rotes Blut, dem ſein Waſſer entgangen, ſo gleich als ein Klumpe geliefern muͤ- ſte, wenn nicht eine gewiſſe Menge getrunkenes Waſſers durch die Blutadern wieder in die Maſſe des Blutes kaͤme.
Dieſe beſondre Ohnentberlichkeit des Waſſers, macht die Ohnentberlichkeit des Durſtes aus, und dieſer iſt ein Trieb zum Trinken. Jndeſſen giebt es wiederum, wie wir von der Speiſe erzaͤlt haben, Menſchen und Thie- re, welche ſich ohne Getraͤnke behelfen koͤnnen.
Die
(a)L. V p. 16. &c.
(b)Ibid.
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[252[268]/0288]
Der Magen. XIX. Buch.
§. 8.
Die ohnentbehrliche Verduͤnnung des
Blutes.
Doch ein Blut, das ſich ſelbſt uͤberlaſſen wird, ge-
rinnet noch ehe, als daß es ein laugenhaftes Weſen an
ſich nehmen ſollte.
Wenn es kaum aus der Blutader gelaſſen worden,
ſo verdichtet es ſich in Klumpe (a); und es wuͤrde in un-
ſern Gefaͤſſen ſelbſt und oͤfters (b) dichte werden, und
beſtaͤndig dikk erſcheinen, wenn es nicht durch ſo viel
Waſſer, als hinlaͤnglich iſt, vermittelſt des Kreislaufes,
verduͤnnt und fluͤßig gemacht werden ſollte.
Dieſe Verdikkung verhindert der Kreislauf, wiewohl
nicht der Kreislauf allein, denn dieſe Bewegung traͤgt
ſelbſt zu dieſer Ausartung was mit bei; da auſſerdem
natuͤrlicher Weiſe kein rotes Blut durch kein ausfuͤhren-
des Werkzeug aus unſern Gefaͤſſen geſchieden wird; ſon-
dern aller Orten eine waͤſſrige Fluͤßigkeit abgeſondert
wird; und dem Blute keine ſichtbare Fluͤßigkeit, auſſer
der, ſo wir trinken, zugeſezzt wird, ſo begreift man die-
ſen Weg der Verduͤnnung leichtlich. Ueberhaupt waͤre
es gar nicht moͤglich, daß nicht rotes Blut, dem ſein
Waſſer entgangen, ſo gleich als ein Klumpe geliefern muͤ-
ſte, wenn nicht eine gewiſſe Menge getrunkenes Waſſers
durch die Blutadern wieder in die Maſſe des Blutes
kaͤme.
Dieſe beſondre Ohnentberlichkeit des Waſſers, macht
die Ohnentberlichkeit des Durſtes aus, und dieſer iſt
ein Trieb zum Trinken. Jndeſſen giebt es wiederum,
wie wir von der Speiſe erzaͤlt haben, Menſchen und Thie-
re, welche ſich ohne Getraͤnke behelfen koͤnnen.
Die
(a) L. V p. 16. &c.
(b) Ibid.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 252[268]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/288>, abgerufen am 23.11.2024.
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