Die fleischfressenden Jnsekten, die Raubvögel (c)(d) und die mit krummen Klauen trinken überhaupt nicht; ferner thun solches einige vierfüßige Thiere nicht, die vom Raube leben, denn diese trinken wenig, und das sel- ten; die Hunde aber saufen dennoch oft und überflüßig (e). Die Zibetkazze säuft den Monat nur ein einzig mal (f).
Einige Thiere enthalten sich aus besondern Ursachen lange des Trinkens, als die Kameele und Dromeda- rien (g), und zwar wegen des Wasservorrates, welchen sie in den tiefen Magenfächern (h) bei sich tragen: die Schafe auf einigen Alpenhütungen (i), vielleicht weil die Alpengewächse häufige Nässe bei sich führen, mögen gern ohne Trinken bleiben, wie auch die Schweine und Pferde auf der Jnsel Jamaika (k) und auf dem Eilande Gua- naboa, weil die Luft daselbst, wie man davor hält, unge- mein feucht ist, nicht viel vom Saufen zu machen pflegen.
Man hat die Vermutung geäussert, daß das Trin- ken für den Menschen keine natürliche Aufforderung sei, und daß derselbe nicht trinken würde (l), wenn er mit der
vege-
(c)[Spaltenumbruch]ARISTOTELES gener. anim. L. III. c. 1. Histor. L. VIII. c. 3. er nimmt den tinnunculus und milvus aus. Hat doch den haliaetus trinken gesehen BORRI- CHIUS sapient. hermet p. 265. Der Eisvogel, der Fische frist, trin- ket nicht FRISCH. miscell. Berolin. Cent. II.
(d) Vögel haben keinen Durst TANCREDUS LATINIUS de fa- me & siti p. 94. doch saufen die Körner fressen.
(e) Von der Kazze Hist. de l'Acad. 1713. p. 138. 139. die neun- zehn ganzer Monate nicht ge- trunken.
(f)Phil. trans. n. 30. add. L. XII. p. 89.
(g)[Spaltenumbruch]
Sechs Tage RADZIVILL. it. palaest. p. 214. funfzehn Tage RUSSEL nat. hist. of Aleppo p. 56. add. TRAVENIER voy. Perse p. 130. den ganzen Sommer, wie mir ein Dromedarienwärter er- zälte.
(h)PERRAULT in hist. Dro- medarii.
(i)VIRIDET bon chyle p. 12. Auf dem Berge Ruble ditio[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]is sa- nensis. Jn England, doch zu über- trieben behauptet BELLON obs. p. 280.
(k)STUBBE Phil. trans. n. 27. Conf. L. XII. p. 89.
(l)BAYNARD of cold. bathing. p. 329.
II. Abſchnitt. Hunger und Durſt.
Die fleiſchfreſſenden Jnſekten, die Raubvoͤgel (c)(d) und die mit krummen Klauen trinken uͤberhaupt nicht; ferner thun ſolches einige vierfuͤßige Thiere nicht, die vom Raube leben, denn dieſe trinken wenig, und das ſel- ten; die Hunde aber ſaufen dennoch oft und uͤberfluͤßig (e). Die Zibetkazze ſaͤuft den Monat nur ein einzig mal (f).
Einige Thiere enthalten ſich aus beſondern Urſachen lange des Trinkens, als die Kameele und Dromeda- rien (g), und zwar wegen des Waſſervorrates, welchen ſie in den tiefen Magenfaͤchern (h) bei ſich tragen: die Schafe auf einigen Alpenhuͤtungen (i), vielleicht weil die Alpengewaͤchſe haͤufige Naͤſſe bei ſich fuͤhren, moͤgen gern ohne Trinken bleiben, wie auch die Schweine und Pferde auf der Jnſel Jamaika (k) und auf dem Eilande Gua- naboa, weil die Luft daſelbſt, wie man davor haͤlt, unge- mein feucht iſt, nicht viel vom Saufen zu machen pflegen.
Man hat die Vermutung geaͤuſſert, daß das Trin- ken fuͤr den Menſchen keine natuͤrliche Aufforderung ſei, und daß derſelbe nicht trinken wuͤrde (l), wenn er mit der
vege-
(c)[Spaltenumbruch]ARISTOTELES gener. anim. L. III. c. 1. Hiſtor. L. VIII. c. 3. er nimmt den tinnunculus und milvus aus. Hat doch den haliaetus trinken geſehen BORRI- CHIUS ſapient. hermet p. 265. Der Eisvogel, der Fiſche friſt, trin- ket nicht FRISCH. miſcell. Berolin. Cent. II.
(d) Voͤgel haben keinen Durſt TANCREDUS LATINIUS de fa- me & ſiti p. 94. doch ſaufen die Koͤrner freſſen.
(e) Von der Kazze Hiſt. de l’Acad. 1713. p. 138. 139. die neun- zehn ganzer Monate nicht ge- trunken.
(f)Phil. tranſ. n. 30. add. L. XII. p. 89.
(g)[Spaltenumbruch]
Sechs Tage RADZIVILL. it. palaeſt. p. 214. funfzehn Tage RUSSEL nat. hiſt. of Aleppo p. 56. add. TRAVENIER voy. Perſe p. 130. den ganzen Sommer, wie mir ein Dromedarienwaͤrter er- zaͤlte.
(h)PERRAULT in hiſt. Dro- medarii.
(i)VIRIDET bon chyle p. 12. Auf dem Berge Ruble ditio[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]is ſa- nenſis. Jn England, doch zu uͤber- trieben behauptet BELLON obſ. p. 280.
(k)STUBBE Phil. tranſ. n. 27. Conf. L. XII. p. 89.
(l)BAYNARD of cold. bathing. p. 329.
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[253[269]/0289]
II. Abſchnitt. Hunger und Durſt.
Die fleiſchfreſſenden Jnſekten, die Raubvoͤgel (c) (d)
und die mit krummen Klauen trinken uͤberhaupt nicht;
ferner thun ſolches einige vierfuͤßige Thiere nicht, die
vom Raube leben, denn dieſe trinken wenig, und das ſel-
ten; die Hunde aber ſaufen dennoch oft und uͤberfluͤßig
(e). Die Zibetkazze ſaͤuft den Monat nur ein einzig
mal (f).
Einige Thiere enthalten ſich aus beſondern Urſachen
lange des Trinkens, als die Kameele und Dromeda-
rien (g), und zwar wegen des Waſſervorrates, welchen
ſie in den tiefen Magenfaͤchern (h) bei ſich tragen: die
Schafe auf einigen Alpenhuͤtungen (i), vielleicht weil die
Alpengewaͤchſe haͤufige Naͤſſe bei ſich fuͤhren, moͤgen gern
ohne Trinken bleiben, wie auch die Schweine und Pferde
auf der Jnſel Jamaika (k) und auf dem Eilande Gua-
naboa, weil die Luft daſelbſt, wie man davor haͤlt, unge-
mein feucht iſt, nicht viel vom Saufen zu machen pflegen.
Man hat die Vermutung geaͤuſſert, daß das Trin-
ken fuͤr den Menſchen keine natuͤrliche Aufforderung ſei,
und daß derſelbe nicht trinken wuͤrde (l), wenn er mit der
vege-
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ARISTOTELES gener.
anim. L. III. c. 1. Hiſtor. L. VIII.
c. 3. er nimmt den tinnunculus
und milvus aus. Hat doch den
haliaetus trinken geſehen BORRI-
CHIUS ſapient. hermet p. 265.
Der Eisvogel, der Fiſche friſt, trin-
ket nicht FRISCH. miſcell. Berolin.
Cent. II.
(d) Voͤgel haben keinen Durſt
TANCREDUS LATINIUS de fa-
me & ſiti p. 94. doch ſaufen die
Koͤrner freſſen.
(e) Von der Kazze Hiſt. de
l’Acad. 1713. p. 138. 139. die neun-
zehn ganzer Monate nicht ge-
trunken.
(f) Phil. tranſ. n. 30. add. L.
XII. p. 89.
(g)
Sechs Tage RADZIVILL.
it. palaeſt. p. 214. funfzehn Tage
RUSSEL nat. hiſt. of Aleppo p.
56. add. TRAVENIER voy. Perſe
p. 130. den ganzen Sommer, wie
mir ein Dromedarienwaͤrter er-
zaͤlte.
(h) PERRAULT in hiſt. Dro-
medarii.
(i) VIRIDET bon chyle p. 12.
Auf dem Berge Ruble ditio_is ſa-
nenſis. Jn England, doch zu uͤber-
trieben behauptet BELLON obſ.
p. 280.
(k) STUBBE Phil. tranſ. n. 27.
Conf. L. XII. p. 89.
(l) BAYNARD of cold. bathing.
p. 329.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 253[269]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/289>, abgerufen am 27.11.2024.
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