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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Sehen. XVI. Buch.
Flekke, sehr lange vor den Augen (b), und es werden
die Farben allmählig dunkler, indem sie nach der Reihe
der abnehmenden Stärke einer jeden Farbe, also auf ein-
ander folgen, daß erstlich ein leichter Schein, hierauf
ein gelber Flekken, alsdenn die grünen, hiernächst die
blauen, und endlich die violetne Flekken kommen: Und
zwar in eben der Ordnung, wie die Farben an einem ge-
riebenen Auge (c), oder an aufgehängten Personen auf
einander fogen (d).

Einige Menschen können verschiedene Bilder (e), wie
auch die Scheiben der Fenster mit ihren Blei eine Zeitlang
vor Augen schwebend erhalten, daß sie selbige so gar zu
zählen vermögen.

Wenn wir daher unser Auge geschwind herum wen-
den, so glauben wir viele Objecte zugleich deutlich gesehen
zu haben: Denn es ist noch nicht das Bild der ersteren
Dinge, aus der Gegenwart unserer Seele verdrängt wor-
den, wenn sich schon das lezzte einstellt (f).

§. 9.
II. Wir sehen auch mit einem einzigen Auge.

So wie wir einen einzigen Punct des Objects deut-
lich sehen, so bedienen wir uns gemeiniglich, wenn wir
deutlich sehen wollen, nur eines einzigen Auges (g). Es

ist
(b) [Spaltenumbruch] MARIOTTE Mem. de
l'Acad. 1699. p. 26. & oper. pag.
318. PORTERFIELD I. pag. 343.
ROBERG de cataract. p. 6. add.
Nov. Eph. Natur. Cur. vol. I. obs-
41. HAMBERGER p.
176. Son-
derlich BUFFON Mem. de l'Acad.
1743. p.
151. 152.
(c) Psychologie p. 31.
(d) VERULAM Hist. vit. et.
ment. pag.
394. Erzählt es unge-
schikkt.
(e) PEIRESCUS vit. p. 296. le
CLERC point de vue pag. 79. &
[Spaltenumbruch] MICHAELIUS in paralipom. MA-
RIOTTE pag.
314. Von Nieder-
drükkung des Staares, blieben die
Eindrükke viel zu dauerhaft, in dem
Berichte des WARNERUS, Sie-
he case 4.
(f) BOERHAAVE l. c. SCHEI-
NER p.
244.
(g) GASSENDI vit. PEIRESC.
p. 297. CAMPER mem. I. Cent. IV.
n. 65. le CLERC systeme de la vi-
sion,
der den HUETIUM als Au-
tor anführt, du HAMEL Corp.
anim. L. II. c.
6. Gemeiniglich
le CAT p. 421. 422.

Das Sehen. XVI. Buch.
Flekke, ſehr lange vor den Augen (b), und es werden
die Farben allmaͤhlig dunkler, indem ſie nach der Reihe
der abnehmenden Staͤrke einer jeden Farbe, alſo auf ein-
ander folgen, daß erſtlich ein leichter Schein, hierauf
ein gelber Flekken, alsdenn die gruͤnen, hiernaͤchſt die
blauen, und endlich die violetne Flekken kommen: Und
zwar in eben der Ordnung, wie die Farben an einem ge-
riebenen Auge (c), oder an aufgehaͤngten Perſonen auf
einander fogen (d).

Einige Menſchen koͤnnen verſchiedene Bilder (e), wie
auch die Scheiben der Fenſter mit ihren Blei eine Zeitlang
vor Augen ſchwebend erhalten, daß ſie ſelbige ſo gar zu
zaͤhlen vermoͤgen.

Wenn wir daher unſer Auge geſchwind herum wen-
den, ſo glauben wir viele Objecte zugleich deutlich geſehen
zu haben: Denn es iſt noch nicht das Bild der erſteren
Dinge, aus der Gegenwart unſerer Seele verdraͤngt wor-
den, wenn ſich ſchon das lezzte einſtellt (f).

§. 9.
II. Wir ſehen auch mit einem einzigen Auge.

So wie wir einen einzigen Punct des Objects deut-
lich ſehen, ſo bedienen wir uns gemeiniglich, wenn wir
deutlich ſehen wollen, nur eines einzigen Auges (g). Es

iſt
(b) [Spaltenumbruch] MARIOTTE Mém. de
l’Acad. 1699. p. 26. & oper. pag.
318. PORTERFIELD I. pag. 343.
ROBERG de cataract. p. 6. add.
Nov. Eph. Natur. Cur. vol. I. obſ-
41. HAMBERGER p.
176. Son-
derlich BUFFON Mém. de l’Acad.
1743. p.
151. 152.
(c) Pſychologie p. 31.
(d) VERULAM Hiſt. vit. et.
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394. Erzaͤhlt es unge-
ſchikkt.
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[Spaltenumbruch] MICHAELIUS in paralipom. MA-
RIOTTE pag.
314. Von Nieder-
druͤkkung des Staares, blieben die
Eindruͤkke viel zu dauerhaft, in dem
Berichte des WARNERUS, Sie-
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NER p.
244.
(g) GASSENDI vit. PEIRESC.
p. 297. CAMPER mem. I. Cent. IV.
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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/990>, abgerufen am 23.11.2024.