Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Licht. XVI. Buch.
§. 8.
Die Strahlenbrechung (d*).

Es gehört die Strahlenbrechung zu der Anziehungs-
kraft, welche ein jeder Körper an dem Lichte ausübt: Und
es verhalten sich die durchsichtigen Körper, beinahe wie
ihre Dichtheiten (e), z. E. der Demant der unter allen
durchsichtigen Körpern, der schwerste ist, und ebenfals
die gröste Kraft, Strahlen zu brechen besizzet (f): Nur
daß diese Körper, welche geschikkter sind eine Flamme
zu fangen (g), auch das Licht mit grösserer Stärke an
sich ziehn. Es verhält sich die Schwere des Wassers zum
Weingeiste wie 1000 zu 927 (h), und dennoch bricht sich
der Einfalswinkel von 41 Grad, 35 Minuten im Wein-
geiste von 42 Grad 45 Minuten, unter dem Grade 30
(i). Die Dichtheit des Wassers zum Terpentingeiste, ist
wie 8 zu 7, doch aber die brechende Kraft des Terpentin-
geistes, gegen das Wasser wie 11 zu 10 (k), und die Kraft
der Theilchen des Terpentins, zu der Kraft der Theilchen
des Wassers wie 5 zu 3. Die gröste Kraft zu brechen
besizzt das Leinöhl. Denn ob sich gleich die Dichtheit des
Wassers zu der Dichtheit des Oels verhält, wie 1000 zu
939, so verhalten sich doch die Brechungen, wie 3, 442,
060. und 3, 889, 277 (l). Jm Terpentinöl ist die Bre-
chung grösser als im Weingeiste (m). Das hier einige
Ausnahmen statt finden, beweiset der berühmte S' Gra-
vezande,
wie an dem Danziger Alaun und Vitriol, wel-
che beide einerlei Dichtheit haben, und dennoch ist die

Strah-
(d*) [Spaltenumbruch] Das Ruder sieht im Was-
ser krum aus, sagt schon Aristote-
les.
Mehr beim ALHAZEN &
VITELLIO.
Ein Jnstrument be-
schreibt HOOKIUS praef. die Brech-
kraft zu messen. Siehe RIZZET-
TUS Act. Erud. suppl. F. IX. f.
3.
(e) NEWTON L. II. P. 3. prop.
10. p. m.
245. gesalzen Wasser
bricht stärker, als ein süsses HOO-
KE l. c.
(f) [Spaltenumbruch] Die Kraft des Demants ist
zum Wasser ut 4. 949. ad. 7845.
Optiks princ.
9.
(g) S'GRAVEZANDE n. 2836.
NEWTON ibid.
(h) DESAGULIERS II. p. 198.
(i) HOOKE p. 219.
(k) S'GRAVEZANDE n. 2851.
(l) HELSHAM pag. 292. Wie
1845. zu 1948. NEWTON l. c.
(m) HOOKE praef.
Das Licht. XVI. Buch.
§. 8.
Die Strahlenbrechung (d*).

Es gehoͤrt die Strahlenbrechung zu der Anziehungs-
kraft, welche ein jeder Koͤrper an dem Lichte ausuͤbt: Und
es verhalten ſich die durchſichtigen Koͤrper, beinahe wie
ihre Dichtheiten (e), z. E. der Demant der unter allen
durchſichtigen Koͤrpern, der ſchwerſte iſt, und ebenfals
die groͤſte Kraft, Strahlen zu brechen beſizzet (f): Nur
daß dieſe Koͤrper, welche geſchikkter ſind eine Flamme
zu fangen (g), auch das Licht mit groͤſſerer Staͤrke an
ſich ziehn. Es verhaͤlt ſich die Schwere des Waſſers zum
Weingeiſte wie 1000 zu 927 (h), und dennoch bricht ſich
der Einfalswinkel von 41 Grad, 35 Minuten im Wein-
geiſte von 42 Grad 45 Minuten, unter dem Grade 30
(i). Die Dichtheit des Waſſers zum Terpentingeiſte, iſt
wie 8 zu 7, doch aber die brechende Kraft des Terpentin-
geiſtes, gegen das Waſſer wie 11 zu 10 (k), und die Kraft
der Theilchen des Terpentins, zu der Kraft der Theilchen
des Waſſers wie 5 zu 3. Die groͤſte Kraft zu brechen
beſizzt das Leinoͤhl. Denn ob ſich gleich die Dichtheit des
Waſſers zu der Dichtheit des Oels verhaͤlt, wie 1000 zu
939, ſo verhalten ſich doch die Brechungen, wie 3, 442,
060. und 3, 889, 277 (l). Jm Terpentinoͤl iſt die Bre-
chung groͤſſer als im Weingeiſte (m). Das hier einige
Ausnahmen ſtatt finden, beweiſet der beruͤhmte S’ Gra-
vezande,
wie an dem Danziger Alaun und Vitriol, wel-
che beide einerlei Dichtheit haben, und dennoch iſt die

Strah-
(d*) [Spaltenumbruch] Das Ruder ſieht im Waſ-
ſer krum aus, ſagt ſchon Ariſtote-
les.
Mehr beim ALHAZEN &
VITELLIO.
Ein Jnſtrument be-
ſchreibt HOOKIUS præf. die Brech-
kraft zu meſſen. Siehe RIZZET-
TUS Act. Erud. ſuppl. F. IX. f.
3.
(e) NEWTON L. II. P. 3. prop.
10. p. m.
245. geſalzen Waſſer
bricht ſtaͤrker, als ein ſuͤſſes HOO-
KE l. c.
(f) [Spaltenumbruch] Die Kraft des Demants iſt
zum Waſſer ut 4. 949. ad. 7845.
Optiks princ.
9.
(g) S’GRAVEZANDE n. 2836.
NEWTON ibid.
(h) DESAGULIERS II. p. 198.
(i) HOOKE p. 219.
(k) S’GRAVEZANDE n. 2851.
(l) HELSHAM pag. 292. Wie
1845. zu 1948. NEWTON l. c.
(m) HOOKE præf.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0948" n="930"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Licht. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.<lb/><hi rendition="#b">Die Strahlenbrechung</hi> <note place="foot" n="(d*)"><cb/>
Das Ruder &#x017F;ieht im Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er krum aus, &#x017F;agt &#x017F;chon <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tote-<lb/>
les.</hi> Mehr beim <hi rendition="#aq">ALHAZEN &amp;<lb/>
VITELLIO.</hi> Ein Jn&#x017F;trument be-<lb/>
&#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">HOOKIUS præf.</hi> die Brech-<lb/>
kraft zu me&#x017F;&#x017F;en. Siehe <hi rendition="#aq">RIZZET-<lb/>
TUS Act. Erud. &#x017F;uppl. F. IX. f.</hi> 3.</note>.</head><lb/>
            <p>Es geho&#x0364;rt die Strahlenbrechung zu der Anziehungs-<lb/>
kraft, welche ein jeder Ko&#x0364;rper an dem Lichte ausu&#x0364;bt: Und<lb/>
es verhalten &#x017F;ich die durch&#x017F;ichtigen Ko&#x0364;rper, beinahe wie<lb/>
ihre Dichtheiten <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">NEWTON L. II. P. 3. prop.<lb/>
10. p. m.</hi> 245. ge&#x017F;alzen Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
bricht &#x017F;ta&#x0364;rker, als ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#aq">HOO-<lb/>
KE l. c.</hi></note>, z. E. der Demant der unter allen<lb/>
durch&#x017F;ichtigen Ko&#x0364;rpern, der &#x017F;chwer&#x017F;te i&#x017F;t, und ebenfals<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;te Kraft, Strahlen zu brechen be&#x017F;izzet <note place="foot" n="(f)"><cb/>
Die Kraft des Demants i&#x017F;t<lb/>
zum Wa&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">ut 4. 949. ad. 7845.<lb/>
Optiks princ.</hi> 9.</note>: Nur<lb/>
daß die&#x017F;e Ko&#x0364;rper, welche ge&#x017F;chikkter &#x017F;ind eine Flamme<lb/>
zu fangen <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">S&#x2019;GRAVEZANDE n. 2836.<lb/>
NEWTON ibid.</hi></note>, auch das Licht mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Sta&#x0364;rke an<lb/>
&#x017F;ich ziehn. Es verha&#x0364;lt &#x017F;ich die Schwere des Wa&#x017F;&#x017F;ers zum<lb/>
Weingei&#x017F;te wie 1000 zu 927 <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">DESAGULIERS II. p.</hi> 198.</note>, und dennoch bricht &#x017F;ich<lb/>
der Einfalswinkel von 41 Grad, 35 Minuten im Wein-<lb/>
gei&#x017F;te von 42 Grad 45 Minuten, unter dem Grade 30<lb/><note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">HOOKE p.</hi> 219.</note>. Die Dichtheit des Wa&#x017F;&#x017F;ers zum Terpentingei&#x017F;te, i&#x017F;t<lb/>
wie 8 zu 7, doch aber die brechende Kraft des Terpentin-<lb/>
gei&#x017F;tes, gegen das Wa&#x017F;&#x017F;er wie 11 zu 10 <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">S&#x2019;GRAVEZANDE n.</hi> 2851.</note>, und die Kraft<lb/>
der Theilchen des Terpentins, zu der Kraft der Theilchen<lb/>
des Wa&#x017F;&#x017F;ers wie 5 zu 3. Die gro&#x0364;&#x017F;te Kraft zu brechen<lb/>
be&#x017F;izzt das Leino&#x0364;hl. Denn ob &#x017F;ich gleich die Dichtheit des<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ers zu der Dichtheit des Oels verha&#x0364;lt, wie 1000 zu<lb/>
939, &#x017F;o verhalten &#x017F;ich doch die Brechungen, wie 3, 442,<lb/>
060. und 3, 889, 277 <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">HELSHAM pag.</hi> 292. Wie<lb/>
1845. zu 1948. <hi rendition="#aq">NEWTON l. c.</hi></note>. Jm Terpentino&#x0364;l i&#x017F;t die Bre-<lb/>
chung gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als im Weingei&#x017F;te <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">HOOKE præf.</hi></note>. Das hier einige<lb/>
Ausnahmen &#x017F;tatt finden, bewei&#x017F;et der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">S&#x2019; Gra-<lb/>
vezande,</hi> wie an dem Danziger Alaun und Vitriol, wel-<lb/>
che beide einerlei Dichtheit haben, und dennoch i&#x017F;t die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Strah-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[930/0948] Das Licht. XVI. Buch. §. 8. Die Strahlenbrechung (d*). Es gehoͤrt die Strahlenbrechung zu der Anziehungs- kraft, welche ein jeder Koͤrper an dem Lichte ausuͤbt: Und es verhalten ſich die durchſichtigen Koͤrper, beinahe wie ihre Dichtheiten (e), z. E. der Demant der unter allen durchſichtigen Koͤrpern, der ſchwerſte iſt, und ebenfals die groͤſte Kraft, Strahlen zu brechen beſizzet (f): Nur daß dieſe Koͤrper, welche geſchikkter ſind eine Flamme zu fangen (g), auch das Licht mit groͤſſerer Staͤrke an ſich ziehn. Es verhaͤlt ſich die Schwere des Waſſers zum Weingeiſte wie 1000 zu 927 (h), und dennoch bricht ſich der Einfalswinkel von 41 Grad, 35 Minuten im Wein- geiſte von 42 Grad 45 Minuten, unter dem Grade 30 (i). Die Dichtheit des Waſſers zum Terpentingeiſte, iſt wie 8 zu 7, doch aber die brechende Kraft des Terpentin- geiſtes, gegen das Waſſer wie 11 zu 10 (k), und die Kraft der Theilchen des Terpentins, zu der Kraft der Theilchen des Waſſers wie 5 zu 3. Die groͤſte Kraft zu brechen beſizzt das Leinoͤhl. Denn ob ſich gleich die Dichtheit des Waſſers zu der Dichtheit des Oels verhaͤlt, wie 1000 zu 939, ſo verhalten ſich doch die Brechungen, wie 3, 442, 060. und 3, 889, 277 (l). Jm Terpentinoͤl iſt die Bre- chung groͤſſer als im Weingeiſte (m). Das hier einige Ausnahmen ſtatt finden, beweiſet der beruͤhmte S’ Gra- vezande, wie an dem Danziger Alaun und Vitriol, wel- che beide einerlei Dichtheit haben, und dennoch iſt die Strah- (d*) Das Ruder ſieht im Waſ- ſer krum aus, ſagt ſchon Ariſtote- les. Mehr beim ALHAZEN & VITELLIO. Ein Jnſtrument be- ſchreibt HOOKIUS præf. die Brech- kraft zu meſſen. Siehe RIZZET- TUS Act. Erud. ſuppl. F. IX. f. 3. (e) NEWTON L. II. P. 3. prop. 10. p. m. 245. geſalzen Waſſer bricht ſtaͤrker, als ein ſuͤſſes HOO- KE l. c. (f) Die Kraft des Demants iſt zum Waſſer ut 4. 949. ad. 7845. Optiks princ. 9. (g) S’GRAVEZANDE n. 2836. NEWTON ibid. (h) DESAGULIERS II. p. 198. (i) HOOKE p. 219. (k) S’GRAVEZANDE n. 2851. (l) HELSHAM pag. 292. Wie 1845. zu 1948. NEWTON l. c. (m) HOOKE præf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/948
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 930. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/948>, abgerufen am 23.11.2024.