§. 38. Das Blutäderchen an der Mitte der Nezzhaut.
Hier von habe ich, und wie ich glaube, zuerst ge- schrieben (k), und ich habe diese Mittelblutader in allen Geschlechtern der vierfüßigen Thiere angetroffen. Es sind nemlich die Aeste der Schlagader in der Nezzhaut nicht einfach, sondern überhaupt doppelt, und es vermischen sich hier die grossen Blutadern mit den Schlagadern. Sie entspringt im Behältnisse aus dem Stamm (l) der Augen- ader, am untersten Orte unter allen, scheinet durch die Bekleidung des Sehenerven durch, taugt sich allmählig tiefer ein, durchbohret zugleich die Siebplatte (m), und verbreitet sich mit grösseren Zweigen durch die Nezzhaut (n), und ich habe dieselbe öfters in verschiedenen vierfüßi- gen Thieren, deutlich gesehen. Es sind aber deswegen nicht alle rothe Gefässe der Nezzhaut, Blutadern (o).
§. 39. Ob im Auge Fließwassergefässe vorkommen.
Ob gleich der höchst subtile, und sehr durchsichtige Bau dieses Werkzeuges, durchsichtige Gefässe sehr ver- muthen läßt, so sind selbige doch noch nicht durch die Er- fahrung bestätdiget worden. Duverney redet von gros- sen Gefässen, welche eine wäßrige Feuchtigkeit zurükkfüh- ren (o*). Valsalva glaubte dergleichen an der Nezz- haut des Ochsen gesehen zu haben (p), Steno(q) zählte sie an dem Regenbogen und der Aderhaut, und Vieus- senius an der Traubenhaut (r), der berühmte Bertrandi fand an derselben, und an beiden Platten durchsich-
tige
(k)[Spaltenumbruch]Prim. lin. n. 520.
(l)pag. 243.
(m)pag. 244.
(n) Solches hat auch BER- TRANDI p. 65. 66.
(o) Es vermuthet ZINN. pag. 244.
(o*)[Spaltenumbruch]Posth. I. p. 144.
(p)pag. 50. Solches sagt & BERTRANDI. p. 68.
(q)L. c.
(r)Obs. d' anat. & de med. part. pag. 286. 287. diese Gänge unterscheidet er von dem arteriis.
Das Geſicht. XVI. Buch.
§. 38. Das Blutaͤderchen an der Mitte der Nezzhaut.
Hier von habe ich, und wie ich glaube, zuerſt ge- ſchrieben (k), und ich habe dieſe Mittelblutader in allen Geſchlechtern der vierfuͤßigen Thiere angetroffen. Es ſind nemlich die Aeſte der Schlagader in der Nezzhaut nicht einfach, ſondern uͤberhaupt doppelt, und es vermiſchen ſich hier die groſſen Blutadern mit den Schlagadern. Sie entſpringt im Behaͤltniſſe aus dem Stamm (l) der Augen- ader, am unterſten Orte unter allen, ſcheinet durch die Bekleidung des Sehenerven durch, taugt ſich allmaͤhlig tiefer ein, durchbohret zugleich die Siebplatte (m), und verbreitet ſich mit groͤſſeren Zweigen durch die Nezzhaut (n), und ich habe dieſelbe oͤfters in verſchiedenen vierfuͤßi- gen Thieren, deutlich geſehen. Es ſind aber deswegen nicht alle rothe Gefaͤſſe der Nezzhaut, Blutadern (o).
§. 39. Ob im Auge Fließwaſſergefaͤſſe vorkommen.
Ob gleich der hoͤchſt ſubtile, und ſehr durchſichtige Bau dieſes Werkzeuges, durchſichtige Gefaͤſſe ſehr ver- muthen laͤßt, ſo ſind ſelbige doch noch nicht durch die Er- fahrung beſtaͤtdiget worden. Duverney redet von groſ- ſen Gefaͤſſen, welche eine waͤßrige Feuchtigkeit zuruͤkkfuͤh- ren (o*). Valſalva glaubte dergleichen an der Nezz- haut des Ochſen geſehen zu haben (p), Steno(q) zaͤhlte ſie an dem Regenbogen und der Aderhaut, und Vieuſ- ſenius an der Traubenhaut (r), der beruͤhmte Bertrandi fand an derſelben, und an beiden Platten durchſich-
tige
(k)[Spaltenumbruch]Prim. lin. n. 520.
(l)pag. 243.
(m)pag. 244.
(n) Solches hat auch BER- TRANDI p. 65. 66.
(o) Es vermuthet ZINN. pag. 244.
(o*)[Spaltenumbruch]Poſth. I. p. 144.
(p)pag. 50. Solches ſagt & BERTRANDI. p. 68.
(q)L. c.
(r)Obſ. d’ anat. & de med. part. pag. 286. 287. dieſe Gaͤnge unterſcheidet er von dem arteriis.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0932"n="914"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Geſicht. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 38.<lb/><hirendition="#b">Das Blutaͤderchen an der Mitte der Nezzhaut.</hi></head><lb/><p>Hier von habe ich, und wie ich glaube, zuerſt ge-<lb/>ſchrieben <noteplace="foot"n="(k)"><cb/><hirendition="#aq">Prim. lin. n.</hi> 520.</note>, und ich habe dieſe Mittelblutader in allen<lb/>
Geſchlechtern der vierfuͤßigen Thiere angetroffen. Es ſind<lb/>
nemlich die Aeſte der Schlagader in der Nezzhaut nicht<lb/>
einfach, ſondern uͤberhaupt doppelt, und es vermiſchen<lb/>ſich hier die groſſen Blutadern mit den Schlagadern. Sie<lb/>
entſpringt im Behaͤltniſſe aus dem Stamm <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 243.</note> der Augen-<lb/>
ader, am unterſten Orte unter allen, ſcheinet durch die<lb/>
Bekleidung des Sehenerven durch, taugt ſich allmaͤhlig<lb/>
tiefer ein, durchbohret zugleich die Siebplatte <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 244.</note>, und<lb/>
verbreitet ſich mit groͤſſeren Zweigen durch die Nezzhaut<lb/><noteplace="foot"n="(n)">Solches hat auch <hirendition="#aq">BER-<lb/>
TRANDI p.</hi> 65. 66.</note>, und ich habe dieſelbe oͤfters in verſchiedenen vierfuͤßi-<lb/>
gen Thieren, deutlich geſehen. Es ſind aber deswegen<lb/>
nicht alle rothe Gefaͤſſe der Nezzhaut, Blutadern <noteplace="foot"n="(o)">Es vermuthet <hirendition="#aq">ZINN. pag.</hi><lb/>
244.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 39.<lb/><hirendition="#b">Ob im Auge Fließwaſſergefaͤſſe vorkommen.</hi></head><lb/><p>Ob gleich der hoͤchſt ſubtile, und ſehr durchſichtige<lb/>
Bau dieſes Werkzeuges, durchſichtige Gefaͤſſe ſehr ver-<lb/>
muthen laͤßt, ſo ſind ſelbige doch noch nicht durch die Er-<lb/>
fahrung beſtaͤtdiget worden. <hirendition="#fr">Duverney</hi> redet von groſ-<lb/>ſen Gefaͤſſen, welche eine waͤßrige Feuchtigkeit zuruͤkkfuͤh-<lb/>
ren <noteplace="foot"n="(o*)"><cb/><hirendition="#aq">Poſth. I. p.</hi> 144.</note>. <hirendition="#fr">Valſalva</hi> glaubte dergleichen an der Nezz-<lb/>
haut des Ochſen geſehen zu haben <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 50. Solches ſagt &<lb/><hirendition="#aq">BERTRANDI. p.</hi> 68.</note>, <hirendition="#fr">Steno</hi><noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">L. c.</hi></note> zaͤhlte<lb/>ſie an dem Regenbogen und der Aderhaut, und <hirendition="#fr">Vieuſ-<lb/>ſenius</hi> an der Traubenhaut <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">Obſ. d’ anat. & de med.<lb/>
part. pag.</hi> 286. 287. dieſe Gaͤnge<lb/>
unterſcheidet er von dem <hirendition="#aq">arteriis.</hi></note>, der beruͤhmte <hirendition="#fr">Bertrandi</hi><lb/>
fand an derſelben, und an beiden Platten durchſich-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">tige</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[914/0932]
Das Geſicht. XVI. Buch.
§. 38.
Das Blutaͤderchen an der Mitte der Nezzhaut.
Hier von habe ich, und wie ich glaube, zuerſt ge-
ſchrieben (k), und ich habe dieſe Mittelblutader in allen
Geſchlechtern der vierfuͤßigen Thiere angetroffen. Es ſind
nemlich die Aeſte der Schlagader in der Nezzhaut nicht
einfach, ſondern uͤberhaupt doppelt, und es vermiſchen
ſich hier die groſſen Blutadern mit den Schlagadern. Sie
entſpringt im Behaͤltniſſe aus dem Stamm (l) der Augen-
ader, am unterſten Orte unter allen, ſcheinet durch die
Bekleidung des Sehenerven durch, taugt ſich allmaͤhlig
tiefer ein, durchbohret zugleich die Siebplatte (m), und
verbreitet ſich mit groͤſſeren Zweigen durch die Nezzhaut
(n), und ich habe dieſelbe oͤfters in verſchiedenen vierfuͤßi-
gen Thieren, deutlich geſehen. Es ſind aber deswegen
nicht alle rothe Gefaͤſſe der Nezzhaut, Blutadern (o).
§. 39.
Ob im Auge Fließwaſſergefaͤſſe vorkommen.
Ob gleich der hoͤchſt ſubtile, und ſehr durchſichtige
Bau dieſes Werkzeuges, durchſichtige Gefaͤſſe ſehr ver-
muthen laͤßt, ſo ſind ſelbige doch noch nicht durch die Er-
fahrung beſtaͤtdiget worden. Duverney redet von groſ-
ſen Gefaͤſſen, welche eine waͤßrige Feuchtigkeit zuruͤkkfuͤh-
ren (o*). Valſalva glaubte dergleichen an der Nezz-
haut des Ochſen geſehen zu haben (p), Steno (q) zaͤhlte
ſie an dem Regenbogen und der Aderhaut, und Vieuſ-
ſenius an der Traubenhaut (r), der beruͤhmte Bertrandi
fand an derſelben, und an beiden Platten durchſich-
tige
(k)
Prim. lin. n. 520.
(l) pag. 243.
(m) pag. 244.
(n) Solches hat auch BER-
TRANDI p. 65. 66.
(o) Es vermuthet ZINN. pag.
244.
(o*)
Poſth. I. p. 144.
(p) pag. 50. Solches ſagt &
BERTRANDI. p. 68.
(q) L. c.
(r) Obſ. d’ anat. & de med.
part. pag. 286. 287. dieſe Gaͤnge
unterſcheidet er von dem arteriis.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/932>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.