seyn, wenn bisweilen diese Convexität entweder gleich groß (h), oder die hintere kleiner (i), oder auch die Cry- stallinse parabolisch wäre (k): denn dergleichen Linse hat weder Zinn(l) noch ich gesehen.
Sie ist zu beiden Seiten am meisten convex und fast kuglig in einem Menschen, welcher noch nicht das Tages- licht erblicket hat, oder in einem neugebohrnen Kinde (m) und in einem Kurzsichtigen (n). Sie wird hierauf von selbsten immer flächer (o), und man glaubt (p), daß sie das völlige Maaß ihrer Flachheit ohngefehr um das drey- ßigste Jahr erreichte. Jndessen lieset man doch hin und wieder, daß sie in alten Personen flächer seyn solle (q); es würde in der That schwer halten (r), mit ihr Ausmes- sung vorzunehmen, wenn man mit dieser Arbeit genau verfahren wolte. Jndessen hat doch Petit, der sich viel Mühe gegeben, die Crystallinse auszumessen, gefunden, daß ihre vordere Convexität ein Stück von einer grösseren Kugel sey, deren Durchmesser zwischen sechs und neun Li- nien zu sezzen wäre, selten aber käme es drüber (s), den- noch betragen sie öfters ohngefehr tel und acht Linien (t). Da er die hintere Convexität derselben maß, so fand er, daß sie ein Segment von einer Kugel sey, deren Diame- ter zwischen 43/4tel und 51/2tel Linie, öfters aber doch bis fünf sey (u). Ehemals verglich Kepler die vordere Con-
vexität
(h)[Spaltenumbruch]PETIT p. 5. BERTRAN- DI. p. 70.
(i)Iidem ibidem.
(k)PETIT ibid. fast keglich. C. STEPH. ic. p. 303.
(l)p. 128.
(m)Idem p. 128. 129.
(n)PLEMP. p. 108.
(o)PETIT p. 6.
(p)ZINN p. 129.
(q)BAYLE p. 465. BER- TRANDI p. 10. Daß endlich in Alten die vordere Converität ein Stück von einer Kugel ist, deren [Spaltenumbruch]
Diam. 25 und 30 Linien sey, fin. PETIT p. 5. & ex eo BERTRAN- DI p. 70.
(r) Es gesteht es PEIRESCUS I. c. PORTERFIELD I. p. 231. Mannigfaltigkeiten a PETITO an- gezeigt Mem. de l' Acad. 1730.
(s)PETIT Mem. de l' Academ. 1730. p. 5.
(t)Cons. tab. p. 7.
(u) Der Radius convexit. ancor. ist 3. 3081. Bei dem HEL- SCHAM ibid. JURIN p. 134.
H h h 4
II. Abſchnitt. Das Auge.
ſeyn, wenn bisweilen dieſe Convexitaͤt entweder gleich groß (h), oder die hintere kleiner (i), oder auch die Cry- ſtallinſe paraboliſch waͤre (k): denn dergleichen Linſe hat weder Zinn(l) noch ich geſehen.
Sie iſt zu beiden Seiten am meiſten convex und faſt kuglig in einem Menſchen, welcher noch nicht das Tages- licht erblicket hat, oder in einem neugebohrnen Kinde (m) und in einem Kurzſichtigen (n). Sie wird hierauf von ſelbſten immer flaͤcher (o), und man glaubt (p), daß ſie das voͤllige Maaß ihrer Flachheit ohngefehr um das drey- ßigſte Jahr erreichte. Jndeſſen lieſet man doch hin und wieder, daß ſie in alten Perſonen flaͤcher ſeyn ſolle (q); es wuͤrde in der That ſchwer halten (r), mit ihr Ausmeſ- ſung vorzunehmen, wenn man mit dieſer Arbeit genau verfahren wolte. Jndeſſen hat doch Petit, der ſich viel Muͤhe gegeben, die Cryſtallinſe auszumeſſen, gefunden, daß ihre vordere Convexitaͤt ein Stuͤck von einer groͤſſeren Kugel ſey, deren Durchmeſſer zwiſchen ſechs und neun Li- nien zu ſezzen waͤre, ſelten aber kaͤme es druͤber (s), den- noch betragen ſie oͤfters ohngefehr tel und acht Linien (t). Da er die hintere Convexitaͤt derſelben maß, ſo fand er, daß ſie ein Segment von einer Kugel ſey, deren Diame- ter zwiſchen 4¾tel und 5½tel Linie, oͤfters aber doch bis fuͤnf ſey (u). Ehemals verglich Kepler die vordere Con-
vexitaͤt
(h)[Spaltenumbruch]PETIT p. 5. BERTRAN- DI. p. 70.
(i)Iidem ibidem.
(k)PETIT ibid. faſt keglich. C. STEPH. ic. p. 303.
(l)p. 128.
(m)Idem p. 128. 129.
(n)PLEMP. p. 108.
(o)PETIT p. 6.
(p)ZINN p. 129.
(q)BAYLE p. 465. BER- TRANDI p. 10. Daß endlich in Alten die vordere Converitaͤt ein Stuͤck von einer Kugel iſt, deren [Spaltenumbruch]
Diam. 25 und 30 Linien ſey, fin. PETIT p. 5. & ex eo BERTRAN- DI p. 70.
(r) Es geſteht es PEIRESCUS I. c. PORTERFIELD I. p. 231. Mannigfaltigkeiten a PETITO an- gezeigt Mem. de l’ Acad. 1730.
(s)PETIT Mem. de l’ Academ. 1730. p. 5.
(t)Conſ. tab. p. 7.
(u) Der Radius convexit. ancor. iſt 3. 3081. Bei dem HEL- SCHAM ibid. JURIN p. 134.
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II. Abſchnitt. Das Auge.
ſeyn, wenn bisweilen dieſe Convexitaͤt entweder gleich
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ſtallinſe paraboliſch waͤre (k): denn dergleichen Linſe hat
weder Zinn (l) noch ich geſehen.
Sie iſt zu beiden Seiten am meiſten convex und faſt
kuglig in einem Menſchen, welcher noch nicht das Tages-
licht erblicket hat, oder in einem neugebohrnen Kinde (m)
und in einem Kurzſichtigen (n). Sie wird hierauf von
ſelbſten immer flaͤcher (o), und man glaubt (p), daß ſie
das voͤllige Maaß ihrer Flachheit ohngefehr um das drey-
ßigſte Jahr erreichte. Jndeſſen lieſet man doch hin und
wieder, daß ſie in alten Perſonen flaͤcher ſeyn ſolle (q);
es wuͤrde in der That ſchwer halten (r), mit ihr Ausmeſ-
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verfahren wolte. Jndeſſen hat doch Petit, der ſich viel
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daß ſie ein Segment von einer Kugel ſey, deren Diame-
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fuͤnf ſey (u). Ehemals verglich Kepler die vordere Con-
vexitaͤt
(h)
PETIT p. 5. BERTRAN-
DI. p. 70.
(i) Iidem ibidem.
(k) PETIT ibid. faſt keglich.
C. STEPH. ic. p. 303.
(l) p. 128.
(m) Idem p. 128. 129.
(n) PLEMP. p. 108.
(o) PETIT p. 6.
(p) ZINN p. 129.
(q) BAYLE p. 465. BER-
TRANDI p. 10. Daß endlich in
Alten die vordere Converitaͤt ein
Stuͤck von einer Kugel iſt, deren
Diam. 25 und 30 Linien ſey, fin.
PETIT p. 5. & ex eo BERTRAN-
DI p. 70.
(r) Es geſteht es PEIRESCUS
I. c. PORTERFIELD I. p. 231.
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(s) PETIT Mem. de l’ Academ.
1730. p. 5.
(t) Conſ. tab. p. 7.
(u) Der Radius convexit.
ancor. iſt 3. 3081. Bei dem HEL-
SCHAM ibid. JURIN p. 134.
H h h 4
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 855. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/873>, abgerufen am 23.11.2024.
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