mit bewegt: daß Krankheiten sehr leicht von einem Au- ge zu dem andern übergehen, und daß sich Entzündun- gen, welche auch von Wunden herrühren, so wie so gar die Blindheit, von einem Auge zum andern fort- pflanzet (l).
Als das linke Auge verwundet war, zeigte sich das rechte gelähmt (m): die chronischen Lähmungen machen gemeiniglich beide Augen unbeweglich (n). Hiezu kann man noch fügen, daß keine andere Ursache, diese Ver- einigung zu bewerkstelligen, welche bei diesen Nerven, als dem einzigen Exempel so weitläuftig bei verschiede- nen Thieren vorkömmt, vorhanden ist. Man sagt auch, daß unter allen Thieren, das Kamäleon allein (o) seine Augen auf verschiedene Weise bewege, und mit dem einen hinauf, mit dem andern aber herabsehen könne. Dieses soll davon herrühren, daß sich in dieser Eidechse die Sehnerven nicht mit einander vereinigen (p). Daß hierunter etwas wahres zu stekken scheine, daß et- was aber auch eine andere Auslegung anzunehmen, ist eine Sache, welche ich noch berühren muß. Daß sich beide Augen im Menschen zugleich bewegen, scheinet nicht so wohl von den Sehenerven, als von der ähnli- chen Nothwendigkeit beider Augen, wegen der Verän- derung des Lichts, und der Lage des sichtbaren Objekts abzuhängen: denn es bewegen sich sowohl die Augenlie- der, als der Stern zugleich mit (p*), und es bekom- men die Muskeln, wodurch diese Bewegungen veranlas-
set
(l)[Spaltenumbruch]DEIDIER de tumeurs p. 222. MAGATUS de rer. me- dic. vuln. L. II. n. 21.
(m)MEIBOM num. 31. de vulner.
(n)HENKEL Epist. ad KES- SELRINGIUM ex Cl. de S. YVES Erfahrung, add. MOR- GAGN. Ep. XIII. n. 19.
(o)[Spaltenumbruch]PEIRESC. vit. pag. 345. PARISINI BARTHOLINUS hist. 62. Cent. II. FLACOURT Madagascar p. 155. SPON Voya- ge etc. GODDARD philos. transact. num. 137. VALISNERI T. II. p. 11. p. 396.
(p)BARTHOLINI l. c.
(p*)PORTERFIELD II. pag. 390. 391.
Das Sehen. XVI. Buch.
mit bewegt: daß Krankheiten ſehr leicht von einem Au- ge zu dem andern uͤbergehen, und daß ſich Entzuͤndun- gen, welche auch von Wunden herruͤhren, ſo wie ſo gar die Blindheit, von einem Auge zum andern fort- pflanzet (l).
Als das linke Auge verwundet war, zeigte ſich das rechte gelaͤhmt (m): die chroniſchen Laͤhmungen machen gemeiniglich beide Augen unbeweglich (n). Hiezu kann man noch fuͤgen, daß keine andere Urſache, dieſe Ver- einigung zu bewerkſtelligen, welche bei dieſen Nerven, als dem einzigen Exempel ſo weitlaͤuftig bei verſchiede- nen Thieren vorkoͤmmt, vorhanden iſt. Man ſagt auch, daß unter allen Thieren, das Kamaͤleon allein (o) ſeine Augen auf verſchiedene Weiſe bewege, und mit dem einen hinauf, mit dem andern aber herabſehen koͤnne. Dieſes ſoll davon herruͤhren, daß ſich in dieſer Eidechſe die Sehnerven nicht mit einander vereinigen (p). Daß hierunter etwas wahres zu ſtekken ſcheine, daß et- was aber auch eine andere Auslegung anzunehmen, iſt eine Sache, welche ich noch beruͤhren muß. Daß ſich beide Augen im Menſchen zugleich bewegen, ſcheinet nicht ſo wohl von den Sehenerven, als von der aͤhnli- chen Nothwendigkeit beider Augen, wegen der Veraͤn- derung des Lichts, und der Lage des ſichtbaren Objekts abzuhaͤngen: denn es bewegen ſich ſowohl die Augenlie- der, als der Stern zugleich mit (p*), und es bekom- men die Muſkeln, wodurch dieſe Bewegungen veranlaſ-
ſet
(l)[Spaltenumbruch]DEIDIER de tumeurs p. 222. MAGATUS de rer. me- dic. vuln. L. II. n. 21.
(m)MEIBOM num. 31. de vulner.
(n)HENKEL Epiſt. ad KES- SELRINGIUM ex Cl. de S. YVES Erfahrung, add. MOR- GAGN. Ep. XIII. n. 19.
(o)[Spaltenumbruch]PEIRESC. vit. pag. 345. PARISINI BARTHOLINUS hiſt. 62. Cent. II. FLACOURT Madagaſcar p. 155. SPON Voya- ge etc. GODDARD philoſ. transact. num. 137. VALISNERI T. II. p. 11. p. 396.
(p)BARTHOLINI l. c.
(p*)PORTERFIELD II. pag. 390. 391.
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Das Sehen. XVI. Buch.
mit bewegt: daß Krankheiten ſehr leicht von einem Au-
ge zu dem andern uͤbergehen, und daß ſich Entzuͤndun-
gen, welche auch von Wunden herruͤhren, ſo wie ſo
gar die Blindheit, von einem Auge zum andern fort-
pflanzet (l).
Als das linke Auge verwundet war, zeigte ſich das
rechte gelaͤhmt (m): die chroniſchen Laͤhmungen machen
gemeiniglich beide Augen unbeweglich (n). Hiezu kann
man noch fuͤgen, daß keine andere Urſache, dieſe Ver-
einigung zu bewerkſtelligen, welche bei dieſen Nerven,
als dem einzigen Exempel ſo weitlaͤuftig bei verſchiede-
nen Thieren vorkoͤmmt, vorhanden iſt. Man ſagt
auch, daß unter allen Thieren, das Kamaͤleon allein (o)
ſeine Augen auf verſchiedene Weiſe bewege, und mit
dem einen hinauf, mit dem andern aber herabſehen
koͤnne. Dieſes ſoll davon herruͤhren, daß ſich in dieſer
Eidechſe die Sehnerven nicht mit einander vereinigen (p).
Daß hierunter etwas wahres zu ſtekken ſcheine, daß et-
was aber auch eine andere Auslegung anzunehmen, iſt
eine Sache, welche ich noch beruͤhren muß. Daß ſich
beide Augen im Menſchen zugleich bewegen, ſcheinet
nicht ſo wohl von den Sehenerven, als von der aͤhnli-
chen Nothwendigkeit beider Augen, wegen der Veraͤn-
derung des Lichts, und der Lage des ſichtbaren Objekts
abzuhaͤngen: denn es bewegen ſich ſowohl die Augenlie-
der, als der Stern zugleich mit (p*), und es bekom-
men die Muſkeln, wodurch dieſe Bewegungen veranlaſ-
ſet
(l)
DEIDIER de tumeurs
p. 222. MAGATUS de rer. me-
dic. vuln. L. II. n. 21.
(m) MEIBOM num. 31. de
vulner.
(n) HENKEL Epiſt. ad KES-
SELRINGIUM ex Cl. de S.
YVES Erfahrung, add. MOR-
GAGN. Ep. XIII. n. 19.
(o)
PEIRESC. vit. pag. 345.
PARISINI BARTHOLINUS
hiſt. 62. Cent. II. FLACOURT
Madagaſcar p. 155. SPON Voya-
ge etc. GODDARD philoſ.
transact. num. 137. VALISNERI
T. II. p. 11. p. 396.
(p) BARTHOLINI l. c.
(p*) PORTERFIELD II. pag.
390. 391.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/798>, abgerufen am 23.11.2024.
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