Zergliederer J. Dominicus Santorin(a), und der berühmte Bertrand(b). An einem blinden Hunde, war der Sehnerve an der Seite des blinden Auges här- ter, und dünner (c), und man traf hinter der Vereini- gung nichts fehlerhaftes an.
Da sich dieses nun so verhält, so scheinet daraus zu folgen, daß die Alten Recht gehabt zu sagen, daß das rechte Auge vom rechten Sehnerven, und das linke vom linken das Vermögen zu empfinden herhabe, und die- ses war auch die Meinung der gesammten Schule so (e); indem es vor dem Galen Leute gab, welche lehrten, daß sich diese Nerven durchkreuzen, und dieses wider- legte Galen selbst (f).
Jndessen geben doch viele berühmte Männer zu, daß hier einige Verbindung statt finde, daß sich das innerste Wesen der Nerven mit einander vereinige, so wie einige glauben, daß beide Augen von beiden Nerven (g) ein gemischtes Mark bekommen. Wenigstens schrieb Ga- len(h) daß sich die Gänge mit einander vermischen, und davon komme es her, daß wenn ein Gang ver- stopft worden, alle Lebensgeister in den andern über- gehen (i).
Die Gründe zu dieser Meinung sind folgende: daß wir mit zweien Augen ein einziges Object sehen (k), daß wenn sich ein Auge beweget, sich auch das andere (d)
mit
(a)[Spaltenumbruch]pag. 64.
(b)pag. 66.
(c)MORGAGN Epist. XVIII. n. 40.
(e)GUIDO de CAULIACO p. 36. CAR. STEPHANUS L. II. c. 49. VESALLIUS, CO- LUMBUS L. 8. c. 3. CASSE- RIUS l. c. c. 16. RIOLANUS in C. B. p. 719. verwirren sich nicht, sondern vereinigen sich, [Spaltenumbruch]ROLLFINK, diss. anat. p. 713. BRIGGS, in nov. theor. vis. HOVIUS p. 52. le CATT p. 371. BOERHAAVIUS, PORTER- FIELD T. I. pag. 192. T. II. p. 283. BERTRANDI l. c.
(f)Idem ibid.
(g)(NEWTON) gneries n. 15. VATER de visus vitiis. TAY- LOR tab. 5. f. 5.
(h)De utilit. part L. X. c. 14. AVICENNA p. 16. b.
(i)ORIBAS p. 44.
(k)GALENUS ibid.
(d)GALENUS de utilit part. L. X. c. 12. AVICENNA pag. 16. b.
II. Abſchnitt. Das Auge.
Zergliederer J. Dominicus Santorin(a), und der beruͤhmte Bertrand(b). An einem blinden Hunde, war der Sehnerve an der Seite des blinden Auges haͤr- ter, und duͤnner (c), und man traf hinter der Vereini- gung nichts fehlerhaftes an.
Da ſich dieſes nun ſo verhaͤlt, ſo ſcheinet daraus zu folgen, daß die Alten Recht gehabt zu ſagen, daß das rechte Auge vom rechten Sehnerven, und das linke vom linken das Vermoͤgen zu empfinden herhabe, und die- ſes war auch die Meinung der geſammten Schule ſo (e); indem es vor dem Galen Leute gab, welche lehrten, daß ſich dieſe Nerven durchkreuzen, und dieſes wider- legte Galen ſelbſt (f).
Jndeſſen geben doch viele beruͤhmte Maͤnner zu, daß hier einige Verbindung ſtatt finde, daß ſich das innerſte Weſen der Nerven mit einander vereinige, ſo wie einige glauben, daß beide Augen von beiden Nerven (g) ein gemiſchtes Mark bekommen. Wenigſtens ſchrieb Ga- len(h) daß ſich die Gaͤnge mit einander vermiſchen, und davon komme es her, daß wenn ein Gang ver- ſtopft worden, alle Lebensgeiſter in den andern uͤber- gehen (i).
Die Gruͤnde zu dieſer Meinung ſind folgende: daß wir mit zweien Augen ein einziges Object ſehen (k), daß wenn ſich ein Auge beweget, ſich auch das andere (d)
mit
(a)[Spaltenumbruch]pag. 64.
(b)pag. 66.
(c)MORGAGN Epiſt. XVIII. n. 40.
(e)GUIDO de CAULIACO p. 36. CAR. STEPHANUS L. II. c. 49. VESALLIUS, CO- LUMBUS L. 8. c. 3. CASSE- RIUS l. c. c. 16. RIOLANUS in C. B. p. 719. verwirren ſich nicht, ſondern vereinigen ſich, [Spaltenumbruch]ROLLFINK, diſſ. anat. p. 713. BRIGGS, in nov. theor. viſ. HOVIUS p. 52. le CATT p. 371. BOERHAAVIUS, PORTER- FIELD T. I. pag. 192. T. II. p. 283. BERTRANDI l. c.
(f)Idem ibid.
(g)(NEWTON) gneries n. 15. VATER de viſus vitiis. TAY- LOR tab. 5. f. 5.
(h)De utilit. part L. X. c. 14. AVICENNA p. 16. b.
(i)ORIBAS p. 44.
(k)GALENUS ibid.
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[779/0797]
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war der Sehnerve an der Seite des blinden Auges haͤr-
ter, und duͤnner (c), und man traf hinter der Vereini-
gung nichts fehlerhaftes an.
Da ſich dieſes nun ſo verhaͤlt, ſo ſcheinet daraus zu
folgen, daß die Alten Recht gehabt zu ſagen, daß das
rechte Auge vom rechten Sehnerven, und das linke vom
linken das Vermoͤgen zu empfinden herhabe, und die-
ſes war auch die Meinung der geſammten Schule ſo (e);
indem es vor dem Galen Leute gab, welche lehrten,
daß ſich dieſe Nerven durchkreuzen, und dieſes wider-
legte Galen ſelbſt (f).
Jndeſſen geben doch viele beruͤhmte Maͤnner zu, daß
hier einige Verbindung ſtatt finde, daß ſich das innerſte
Weſen der Nerven mit einander vereinige, ſo wie einige
glauben, daß beide Augen von beiden Nerven (g) ein
gemiſchtes Mark bekommen. Wenigſtens ſchrieb Ga-
len (h) daß ſich die Gaͤnge mit einander vermiſchen,
und davon komme es her, daß wenn ein Gang ver-
ſtopft worden, alle Lebensgeiſter in den andern uͤber-
gehen (i).
Die Gruͤnde zu dieſer Meinung ſind folgende: daß
wir mit zweien Augen ein einziges Object ſehen (k),
daß wenn ſich ein Auge beweget, ſich auch das andere
mit
(d)
(a)
pag. 64.
(b) pag. 66.
(c) MORGAGN Epiſt. XVIII.
n. 40.
(e) GUIDO de CAULIACO
p. 36. CAR. STEPHANUS L.
II. c. 49. VESALLIUS, CO-
LUMBUS L. 8. c. 3. CASSE-
RIUS l. c. c. 16. RIOLANUS
in C. B. p. 719. verwirren ſich
nicht, ſondern vereinigen ſich,
ROLLFINK, diſſ. anat. p. 713.
BRIGGS, in nov. theor. viſ.
HOVIUS p. 52. le CATT p. 371.
BOERHAAVIUS, PORTER-
FIELD T. I. pag. 192. T. II.
p. 283. BERTRANDI l. c.
(f) Idem ibid.
(g) (NEWTON) gneries n. 15.
VATER de viſus vitiis. TAY-
LOR tab. 5. f. 5.
(h) De utilit. part L. X. c. 14.
AVICENNA p. 16. b.
(i) ORIBAS p. 44.
(k) GALENUS ibid.
(d) GALENUS de utilit part.
L. X. c. 12. AVICENNA pag.
16. b.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/797>, abgerufen am 23.11.2024.
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