Es hat ferner Nikolaus, Stenonis Sohn (s), am eilften November im Jahre 1661, in Gegenwart des Borrichius(t) am Ochsenauge Gänge entdekkt, deren ihrer sechs (u) bis zwölf vorhanden waren, die bei den Zwischenräumen der Lappen ihren Ursprung nah- men (x), und in welche man Borsten stekken konnte (y). Sie liefen ferner inwendig am obern Augenliede herab, öffneten sich mit deutlichen Mündungen in dessen zusam- menfügender Haut, und dieses geschahe weiter nach hin- ten (z), oder oben zu, als die Augenwimpern. Diese Gänge habe ich auch am Rinder- oder Schaaf-Auge leicht und vielmals gesehen (a).
Doch es haben auch berühmte Männer von der grös- sern Thränendrüse in den Vögeln (b) einen Gang ge- funden, welcher sich bei dem Anfange der nikkenden Haut öffnet (c), welches man auch an der Schildkröte und deren beiden Drüsen so befunden, darunter die innere ihre Gänge in einen grossen Kanal ausschüttet, der sich überhaupt leichtlich verfolgen läßt (d). Dergleichen eigene Thränendrüse, die ihren Gang hat, befindet sich auch in den vierfüßigen Thieren (e).
Vor kurzer Zeit wußte man dieses alles, was den Menschen betrift, nicht mit gehöriger Zuverläßig- keit: denn ob gleich Stenonius längst geschrieben
hatte,
(s)[Spaltenumbruch]Epistol. BARTHOL. 85. Cent. III. p. 363. Conf. de musc. et gland. p. 35. n. 10. de gland. ocul. p. 88.
(t)Epist. BARTHOL. l. c.
(u)de Gland. ocul. f. 1.
(x)STENON p. 88. Er zeich- net aber eilf im Kupferstiche f. 1. bis acht und neun PORTER- FIELD p. 40. Sieben und acht DOUVERNEY posth. p. 229.
(y)STENON pag. 88. Coll. priv. Amstel. obs. p. 6.
(z)[Spaltenumbruch]STEN. f. 2. d. e.
(a) Vergleichet SCHONBIN- GER de fistul. Lacrum. p. 5. AM- STELOD. in seinem collegio pri- vato u. s. f. Am Tursio TYSON.
(b)PARIS. MONRO obs. anatom. ad physiol. f. 4. e. PA- RISINI am Casuario, PETIT me- moires 1735. Gallopavo.
(c)HOFMANN ib.
(d)DUVERNEY posthum. I. p. 585.
(e)Ibid.
Das Geſicht. XVI. Buch.
Es hat ferner Nikolaus, Stenonis Sohn (s), am eilften November im Jahre 1661, in Gegenwart des Borrichius(t) am Ochſenauge Gaͤnge entdekkt, deren ihrer ſechs (u) bis zwoͤlf vorhanden waren, die bei den Zwiſchenraͤumen der Lappen ihren Urſprung nah- men (x), und in welche man Borſten ſtekken konnte (y). Sie liefen ferner inwendig am obern Augenliede herab, oͤffneten ſich mit deutlichen Muͤndungen in deſſen zuſam- menfuͤgender Haut, und dieſes geſchahe weiter nach hin- ten (z), oder oben zu, als die Augenwimpern. Dieſe Gaͤnge habe ich auch am Rinder- oder Schaaf-Auge leicht und vielmals geſehen (a).
Doch es haben auch beruͤhmte Maͤnner von der groͤſ- ſern Thraͤnendruͤſe in den Voͤgeln (b) einen Gang ge- funden, welcher ſich bei dem Anfange der nikkenden Haut oͤffnet (c), welches man auch an der Schildkroͤte und deren beiden Druͤſen ſo befunden, darunter die innere ihre Gaͤnge in einen groſſen Kanal ausſchuͤttet, der ſich uͤberhaupt leichtlich verfolgen laͤßt (d). Dergleichen eigene Thraͤnendruͤſe, die ihren Gang hat, befindet ſich auch in den vierfuͤßigen Thieren (e).
Vor kurzer Zeit wußte man dieſes alles, was den Menſchen betrift, nicht mit gehoͤriger Zuverlaͤßig- keit: denn ob gleich Stenonius laͤngſt geſchrieben
hatte,
(s)[Spaltenumbruch]Epiſtol. BARTHOL. 85. Cent. III. p. 363. Conf. de muſc. et gland. p. 35. n. 10. de gland. ocul. p. 88.
(t)Epiſt. BARTHOL. l. c.
(u)de Gland. ocul. f. 1.
(x)STENON p. 88. Er zeich- net aber eilf im Kupferſtiche f. 1. bis acht und neun PORTER- FIELD p. 40. Sieben und acht DOUVERNEY poſth. p. 229.
(y)STENON pag. 88. Coll. priv. Amſtel. obſ. p. 6.
(z)[Spaltenumbruch]STEN. f. 2. d. e.
(a) Vergleichet SCHONBIN- GER de fiſtul. Lacrum. p. 5. AM- STELOD. in ſeinem collegio pri- vato u. ſ. f. Am Turſio TYSON.
(b)PARIS. MONRO obſ. anatom. ad phyſiol. f. 4. e. PA- RISINI am Caſuario, PETIT me- moires 1735. Gallopavo.
(c)HOFMANN ib.
(d)DUVERNEY poſthum. I. p. 585.
(e)Ibid.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0754"n="736"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Geſicht. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Es hat ferner <hirendition="#fr">Nikolaus, Stenonis</hi> Sohn <noteplace="foot"n="(s)"><cb/><hirendition="#aq">Epiſtol. <hirendition="#g">BARTHOL.</hi> 85.<lb/>
Cent. III. p. 363. Conf. de muſc.<lb/>
et gland. p. 35. n. 10. de gland.<lb/>
ocul. p.</hi> 88.</note>,<lb/>
am eilften November im Jahre 1661, in Gegenwart<lb/>
des <hirendition="#fr">Borrichius</hi><noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">Epiſt. BARTHOL. l. c.</hi></note> am Ochſenauge Gaͤnge entdekkt,<lb/>
deren ihrer ſechs <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">de Gland. ocul. f.</hi> 1.</note> bis zwoͤlf vorhanden waren, die bei<lb/>
den Zwiſchenraͤumen der Lappen ihren Urſprung nah-<lb/>
men <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq">STENON p.</hi> 88. Er zeich-<lb/>
net aber eilf im Kupferſtiche <hirendition="#aq">f.</hi> 1.<lb/>
bis acht und neun <hirendition="#aq"><hirendition="#g">PORTER-<lb/>
FIELD</hi> p.</hi> 40. Sieben und acht<lb/><hirendition="#aq">DOUVERNEY poſth. p.</hi> 229.</note>, und in welche man Borſten ſtekken konnte <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">STENON</hi> pag. 88. Coll.<lb/>
priv. Amſtel. obſ. p.</hi> 6.</note>.<lb/>
Sie liefen ferner inwendig am obern Augenliede herab,<lb/>
oͤffneten ſich mit deutlichen Muͤndungen in deſſen zuſam-<lb/>
menfuͤgender Haut, und dieſes geſchahe weiter nach hin-<lb/>
ten <noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq">STEN. f. 2. d. e.</hi></note>, oder oben zu, als die Augenwimpern. Dieſe<lb/>
Gaͤnge habe ich auch am Rinder- oder Schaaf-Auge<lb/>
leicht und vielmals geſehen <noteplace="foot"n="(a)">Vergleichet <hirendition="#aq">SCHONBIN-<lb/>
GER de fiſtul. Lacrum. p. 5. AM-<lb/>
STELOD.</hi> in ſeinem <hirendition="#aq">collegio pri-<lb/>
vato</hi> u. ſ. f. Am <hirendition="#aq">Turſio TYSON.</hi></note>.</p><lb/><p>Doch es haben auch beruͤhmte Maͤnner von der groͤſ-<lb/>ſern Thraͤnendruͤſe in den Voͤgeln <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PARIS. MONRO</hi> obſ.<lb/>
anatom. ad phyſiol. f. 4. e. PA-<lb/>
RISINI</hi> am <hirendition="#aq">Caſuario, PETIT me-<lb/>
moires 1735. Gallopavo.</hi></note> einen Gang ge-<lb/>
funden, welcher ſich bei dem Anfange der nikkenden<lb/>
Haut oͤffnet <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">HOFMANN ib.</hi></note>, welches man auch an der Schildkroͤte<lb/>
und deren beiden Druͤſen ſo befunden, darunter die innere<lb/>
ihre Gaͤnge in einen groſſen Kanal ausſchuͤttet, der<lb/>ſich uͤberhaupt leichtlich verfolgen laͤßt <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">DUVERNEY</hi> poſthum.<lb/>
I. p.</hi> 585.</note>. Dergleichen<lb/>
eigene Thraͤnendruͤſe, die ihren Gang hat, befindet ſich<lb/>
auch in den vierfuͤßigen Thieren <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Ibid.</hi></note>.</p><lb/><p>Vor kurzer Zeit wußte man dieſes alles, was<lb/>
den Menſchen betrift, nicht mit gehoͤriger Zuverlaͤßig-<lb/>
keit: denn ob gleich <hirendition="#fr">Stenonius</hi> laͤngſt geſchrieben<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hatte,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[736/0754]
Das Geſicht. XVI. Buch.
Es hat ferner Nikolaus, Stenonis Sohn (s),
am eilften November im Jahre 1661, in Gegenwart
des Borrichius (t) am Ochſenauge Gaͤnge entdekkt,
deren ihrer ſechs (u) bis zwoͤlf vorhanden waren, die bei
den Zwiſchenraͤumen der Lappen ihren Urſprung nah-
men (x), und in welche man Borſten ſtekken konnte (y).
Sie liefen ferner inwendig am obern Augenliede herab,
oͤffneten ſich mit deutlichen Muͤndungen in deſſen zuſam-
menfuͤgender Haut, und dieſes geſchahe weiter nach hin-
ten (z), oder oben zu, als die Augenwimpern. Dieſe
Gaͤnge habe ich auch am Rinder- oder Schaaf-Auge
leicht und vielmals geſehen (a).
Doch es haben auch beruͤhmte Maͤnner von der groͤſ-
ſern Thraͤnendruͤſe in den Voͤgeln (b) einen Gang ge-
funden, welcher ſich bei dem Anfange der nikkenden
Haut oͤffnet (c), welches man auch an der Schildkroͤte
und deren beiden Druͤſen ſo befunden, darunter die innere
ihre Gaͤnge in einen groſſen Kanal ausſchuͤttet, der
ſich uͤberhaupt leichtlich verfolgen laͤßt (d). Dergleichen
eigene Thraͤnendruͤſe, die ihren Gang hat, befindet ſich
auch in den vierfuͤßigen Thieren (e).
Vor kurzer Zeit wußte man dieſes alles, was
den Menſchen betrift, nicht mit gehoͤriger Zuverlaͤßig-
keit: denn ob gleich Stenonius laͤngſt geſchrieben
hatte,
(s)
Epiſtol. BARTHOL. 85.
Cent. III. p. 363. Conf. de muſc.
et gland. p. 35. n. 10. de gland.
ocul. p. 88.
(t) Epiſt. BARTHOL. l. c.
(u) de Gland. ocul. f. 1.
(x) STENON p. 88. Er zeich-
net aber eilf im Kupferſtiche f. 1.
bis acht und neun PORTER-
FIELD p. 40. Sieben und acht
DOUVERNEY poſth. p. 229.
(y) STENON pag. 88. Coll.
priv. Amſtel. obſ. p. 6.
(z)
STEN. f. 2. d. e.
(a) Vergleichet SCHONBIN-
GER de fiſtul. Lacrum. p. 5. AM-
STELOD. in ſeinem collegio pri-
vato u. ſ. f. Am Turſio TYSON.
(b) PARIS. MONRO obſ.
anatom. ad phyſiol. f. 4. e. PA-
RISINI am Caſuario, PETIT me-
moires 1735. Gallopavo.
(c) HOFMANN ib.
(d) DUVERNEY poſthum.
I. p. 585.
(e) Ibid.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/754>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.