det, das Auge vom Lichte nicht mehr so lebhaft gerührt, noch die Wärzchen der Zunge vom Geschmakke, oder die Zeugungsmuskeln von den Reizzen der Liebe in Be- wegung gesezzet werden.
Jndessen werden doch diejenigen früher taub, welche oft lebhafte Thöne empfinden. Die bei dem groben Ge- schüzze kommandiren, und die Glokken läuten, können kein schwaches Gethöne unterscheiden, wie gemeldet worden (q).
§. 13. Das Angenehme und Unangenehme in den Thönen.
Ueberhaupt sind die unangenehmsten (q*) Thöne die sehr scharfen, |als das kurze Getöse einer eisernen Platte, die man befeilt: das feine Gezische (q**), und das Anschlagen der Luft an die Zähne, bei einigen Men- schen, wenn solche den Buchstaben S aussprechen. Die- se Ursache ist in der That mechanisch, denn es werden nicht nur die Zähne davon stumpf (r), sondern es blei- bet auch die Empfindung von dem sehr scharfen Zischen der Eingebornen von den Kanarien, funfzehn Tage lang in dem Ohre zurükke (s). Man glaubet, daß die sehr kurzen Saiten der Schnekkenzone mit diesen höchst scharfen Thönen so heftig zusammen beben, daß sie beinahe zerreissen (s*): fast auf die Art, wie der- gleichen scharfe Thöne sogar Gläser zersprengen (t).
Die
(q)[Spaltenumbruch]WOLF. Würkung p. 700.
(q*) Nicht von der idiosyncra- sia allein BARTHOL. hist. 28. cent. 111.
(q**) Vom bösegemachten Mur- melthiere BUFFON l. c. T. II. X. pag. 221.
(r)[Spaltenumbruch]la CHARRIERE l. c. pag. 105. SPRAT histor. of the Roy Society p. 213.
(s*)ROGER p. 101. CHEY- NE sanit. infirm. 177.
(t)pag. 277.
Das Gehoͤr. XV. Buch.
det, das Auge vom Lichte nicht mehr ſo lebhaft geruͤhrt, noch die Waͤrzchen der Zunge vom Geſchmakke, oder die Zeugungsmuſkeln von den Reizzen der Liebe in Be- wegung geſezzet werden.
Jndeſſen werden doch diejenigen fruͤher taub, welche oft lebhafte Thoͤne empfinden. Die bei dem groben Ge- ſchuͤzze kommandiren, und die Glokken laͤuten, koͤnnen kein ſchwaches Gethoͤne unterſcheiden, wie gemeldet worden (q).
§. 13. Das Angenehme und Unangenehme in den Thoͤnen.
Ueberhaupt ſind die unangenehmſten (q*) Thoͤne die ſehr ſcharfen, |als das kurze Getoͤſe einer eiſernen Platte, die man befeilt: das feine Geziſche (q**), und das Anſchlagen der Luft an die Zaͤhne, bei einigen Men- ſchen, wenn ſolche den Buchſtaben S ausſprechen. Die- ſe Urſache iſt in der That mechaniſch, denn es werden nicht nur die Zaͤhne davon ſtumpf (r), ſondern es blei- bet auch die Empfindung von dem ſehr ſcharfen Ziſchen der Eingebornen von den Kanarien, funfzehn Tage lang in dem Ohre zuruͤkke (s). Man glaubet, daß die ſehr kurzen Saiten der Schnekkenzone mit dieſen hoͤchſt ſcharfen Thoͤnen ſo heftig zuſammen beben, daß ſie beinahe zerreiſſen (s*): faſt auf die Art, wie der- gleichen ſcharfe Thoͤne ſogar Glaͤſer zerſprengen (t).
Die
(q)[Spaltenumbruch]WOLF. Wuͤrkung p. 700.
(q*) Nicht von der idioſyncra- ſia allein BARTHOL. hiſt. 28. cent. 111.
(q**) Vom boͤſegemachten Mur- melthiere BUFFON l. c. T. II. X. pag. 221.
(r)[Spaltenumbruch]la CHARRIERE l. c. pag. 105. SPRAT hiſtor. of the Roy Society p. 213.
(s*)ROGER p. 101. CHEY- NE ſanit. infirm. 177.
(t)pag. 277.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0720"n="702"/><fwplace="top"type="header">Das Gehoͤr. <hirendition="#aq">XV.</hi> Buch.</fw><lb/>
det, das Auge vom Lichte nicht mehr ſo lebhaft geruͤhrt,<lb/>
noch die Waͤrzchen der Zunge vom Geſchmakke, oder<lb/>
die Zeugungsmuſkeln von den Reizzen der Liebe in Be-<lb/>
wegung geſezzet werden.</p><lb/><p>Jndeſſen werden doch diejenigen fruͤher taub, welche<lb/>
oft lebhafte Thoͤne empfinden. Die bei dem groben Ge-<lb/>ſchuͤzze kommandiren, und die Glokken laͤuten, koͤnnen<lb/>
kein ſchwaches Gethoͤne unterſcheiden, wie gemeldet<lb/>
worden <noteplace="foot"n="(q)"><cb/><hirendition="#aq">WOLF.</hi> Wuͤrkung <hirendition="#aq">p.</hi> 700.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 13.<lb/>
Das Angenehme und Unangenehme in<lb/>
den Thoͤnen.</head><lb/><p>Ueberhaupt ſind die unangenehmſten <noteplace="foot"n="(q*)">Nicht von der <hirendition="#aq">idioſyncra-<lb/>ſia</hi> allein <hirendition="#aq">BARTHOL. hiſt. 28.<lb/>
cent.</hi> 111.</note> Thoͤne<lb/>
die ſehr ſcharfen, |als das kurze Getoͤſe einer eiſernen<lb/>
Platte, die man befeilt: das feine Geziſche <noteplace="foot"n="(q**)">Vom boͤſegemachten Mur-<lb/>
melthiere <hirendition="#aq">BUFFON l. c. T. II. X.<lb/>
pag.</hi> 221.</note>, und<lb/>
das Anſchlagen der Luft an die Zaͤhne, bei einigen Men-<lb/>ſchen, wenn ſolche den Buchſtaben <hirendition="#aq">S</hi> ausſprechen. Die-<lb/>ſe Urſache iſt in der That mechaniſch, denn es werden<lb/>
nicht nur die Zaͤhne davon ſtumpf <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">la CHARRIERE l. c. pag.<lb/>
105. SPRAT hiſtor. of the Roy<lb/>
Society p.</hi> 213.</note>, ſondern es blei-<lb/>
bet auch die Empfindung von dem ſehr ſcharfen Ziſchen<lb/>
der Eingebornen von den Kanarien, funfzehn Tage<lb/>
lang in dem Ohre zuruͤkke (s). Man glaubet, daß<lb/>
die ſehr kurzen Saiten der Schnekkenzone mit dieſen<lb/>
hoͤchſt ſcharfen Thoͤnen ſo heftig zuſammen beben, daß<lb/>ſie beinahe zerreiſſen <noteplace="foot"n="(s*)"><hirendition="#aq">ROGER p. 101. <hirendition="#g">CHEY-<lb/>
NE</hi>ſanit. infirm.</hi> 177.</note>: faſt auf die Art, wie der-<lb/>
gleichen ſcharfe Thoͤne ſogar Glaͤſer zerſprengen <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 277.</note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[702/0720]
Das Gehoͤr. XV. Buch.
det, das Auge vom Lichte nicht mehr ſo lebhaft geruͤhrt,
noch die Waͤrzchen der Zunge vom Geſchmakke, oder
die Zeugungsmuſkeln von den Reizzen der Liebe in Be-
wegung geſezzet werden.
Jndeſſen werden doch diejenigen fruͤher taub, welche
oft lebhafte Thoͤne empfinden. Die bei dem groben Ge-
ſchuͤzze kommandiren, und die Glokken laͤuten, koͤnnen
kein ſchwaches Gethoͤne unterſcheiden, wie gemeldet
worden (q).
§. 13.
Das Angenehme und Unangenehme in
den Thoͤnen.
Ueberhaupt ſind die unangenehmſten (q*) Thoͤne
die ſehr ſcharfen, |als das kurze Getoͤſe einer eiſernen
Platte, die man befeilt: das feine Geziſche (q**), und
das Anſchlagen der Luft an die Zaͤhne, bei einigen Men-
ſchen, wenn ſolche den Buchſtaben S ausſprechen. Die-
ſe Urſache iſt in der That mechaniſch, denn es werden
nicht nur die Zaͤhne davon ſtumpf (r), ſondern es blei-
bet auch die Empfindung von dem ſehr ſcharfen Ziſchen
der Eingebornen von den Kanarien, funfzehn Tage
lang in dem Ohre zuruͤkke (s). Man glaubet, daß
die ſehr kurzen Saiten der Schnekkenzone mit dieſen
hoͤchſt ſcharfen Thoͤnen ſo heftig zuſammen beben, daß
ſie beinahe zerreiſſen (s*): faſt auf die Art, wie der-
gleichen ſcharfe Thoͤne ſogar Glaͤſer zerſprengen (t).
Die
(q)
WOLF. Wuͤrkung p. 700.
(q*) Nicht von der idioſyncra-
ſia allein BARTHOL. hiſt. 28.
cent. 111.
(q**) Vom boͤſegemachten Mur-
melthiere BUFFON l. c. T. II. X.
pag. 221.
(r)
la CHARRIERE l. c. pag.
105. SPRAT hiſtor. of the Roy
Society p. 213.
(s*) ROGER p. 101. CHEY-
NE ſanit. infirm. 177.
(t) pag. 277.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/720>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.