überdem diesem Salze seine Figur so eigenthümlich zuge- steht, daß kein andrer Körper dieselbe annehmen kann, so ist man geneigt zu vermuten (q), daß die wesentliche Natur der Salze, und folglich auch ihr besondrer Ge- schmakk von diesen Ekken abhänge, unter denen Salze zu Kristallen anschiessen.
Und dennoch führt uns dieser Weg ganz leicht zu Jrrthümern (r). Erstlich giebt einerlei Salz nicht eine gewisse beständige Kristallfigur. Es hängt nämlich der Charakter eines Salzes von seiner Säure (r*), und die Figur seiner Kristallen oftmals von der Erde ab (s), in welche sich die allgemeine Säure einzieht. Man hat davon am Salpeter einen Beweis: denn man kann die- sen eben so gut, und nach allen seinen Merkmalen vollkom- men haben, wenn man ihn aus seiner besondern Säure (t) und aus der Erde des Meersalzes herstellt, welches man den würfligen Niter nennt (u). Hier ist die besondre Ni- tersäure, die Erde, und die Figur des Meersalzes.
Das Meersalz, welches durch Sieden bereitet wird, verwandelt sich zu holen Piramiden (x), welches sich aus flachen Vierekken, die sich stufenweise über einander legen, aufthürmet. Wenn man eben dieses Salz, nach unsrer Art, mit ansehnlicher Kostenersparung an der Sonne ent- stehen läst, so wird dasselbe zu festen Würfeln, die voll und nunmehr mit keiner Piramidenfigur zu vergleichen sind (y).
End-
(q)[Spaltenumbruch]DEMOCRITUS erklärte den Geschmakk nach den Figuren beim THEOPHRAST. caus. plant. L. III. c. 2.
(r)NEUMANN p. 1634. Ausg. ZIMM. WALLER.
(r*)POTT Sendschreiben an IUSTI. p. 10. u f.
(s)Not. ad STAHL vom Sal- peter, p 7. und überhaupt macht der Nitergeist mit dem gewachsnen Alkali einen wahren Salpeter. WALLER. p 260. Ess. of a So- ciet. phys. and. litter. at Edimb. T. I. p 318. und mit allen alkali- schen Salze. POTT l. c.
(t)[Spaltenumbruch]Stahl von Salzen, p. 287. vom Salpeter, pag. 7. 66. MAL- GUER pag. 135. 136. Daß dieses blos durch wiederholte Auflösungen geschehe SCHELHAMMER. c. 10.
(u)NEUMANN T. I. P. 2. pag 140. Ausg. KESSEL Vol. IV. P. 2. p. 293. 338.
(x) So beschreibt sie BAKER p 51. Der ber. LUCHTMANNT p. 28. er sagt, daß sie nicht kubisch sind. Vergl. Mikroskop. Belustig. f. 7.
(y)Stahl fügt noch hinzu, daß sie an der einen Seite doppelt so lang anschiessen. Von Salze p. 276.
und
Der Geſchmak. XIII. Buch.
uͤberdem dieſem Salze ſeine Figur ſo eigenthuͤmlich zuge- ſteht, daß kein andrer Koͤrper dieſelbe annehmen kann, ſo iſt man geneigt zu vermuten (q), daß die weſentliche Natur der Salze, und folglich auch ihr beſondrer Ge- ſchmakk von dieſen Ekken abhaͤnge, unter denen Salze zu Kriſtallen anſchieſſen.
Und dennoch fuͤhrt uns dieſer Weg ganz leicht zu Jrrthuͤmern (r). Erſtlich giebt einerlei Salz nicht eine gewiſſe beſtaͤndige Kriſtallfigur. Es haͤngt naͤmlich der Charakter eines Salzes von ſeiner Saͤure (r*), und die Figur ſeiner Kriſtallen oftmals von der Erde ab (s), in welche ſich die allgemeine Saͤure einzieht. Man hat davon am Salpeter einen Beweis: denn man kann die- ſen eben ſo gut, und nach allen ſeinen Merkmalen vollkom- men haben, wenn man ihn aus ſeiner beſondern Saͤure (t) und aus der Erde des Meerſalzes herſtellt, welches man den wuͤrfligen Niter nennt (u). Hier iſt die beſondre Ni- terſaͤure, die Erde, und die Figur des Meerſalzes.
Das Meerſalz, welches durch Sieden bereitet wird, verwandelt ſich zu holen Piramiden (x), welches ſich aus flachen Vierekken, die ſich ſtufenweiſe uͤber einander legen, aufthuͤrmet. Wenn man eben dieſes Salz, nach unſrer Art, mit anſehnlicher Koſtenerſparung an der Sonne ent- ſtehen laͤſt, ſo wird daſſelbe zu feſten Wuͤrfeln, die voll und nunmehr mit keiner Piramidenfigur zu vergleichen ſind (y).
End-
(q)[Spaltenumbruch]DEMOCRITUS erklaͤrte den Geſchmakk nach den Figuren beim THEOPHRAST. cauſ. plant. L. III. c. 2.
(r)NEUMANN p. 1634. Ausg. ZIMM. WALLER.
(r*)POTT Sendſchreiben an IUSTI. p. 10. u f.
(s)Not. ad STAHL vom Sal- peter, p 7. und uͤberhaupt macht der Nitergeiſt mit dem gewachſnen Alkali einen wahren Salpeter. WALLER. p 260. Eſſ. of a So- ciet. phyſ. and. litter. at Edimb. T. I. p 318. und mit allen alkali- ſchen Salze. POTT l. c.
(t)[Spaltenumbruch]Stahl von Salzen, p. 287. vom Salpeter, pag. 7. 66. MAL- GUER pag. 135. 136. Daß dieſes blos durch wiederholte Aufloͤſungen geſchehe SCHELHAMMER. c. 10.
(u)NEUMANN T. I. P. 2. pag 140. Ausg. KESSEL Vol. IV. P. 2. p. 293. 338.
(x) So beſchreibt ſie BAKER p 51. Der ber. LUCHTMANNT p. 28. er ſagt, daß ſie nicht kubiſch ſind. Vergl. Mikroſkop. Beluſtig. f. 7.
(y)Stahl fuͤgt noch hinzu, daß ſie an der einen Seite doppelt ſo lang anſchieſſen. Von Salze p. 276.
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0440"n="422"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Geſchmak. <hirendition="#aq">XIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
uͤberdem dieſem Salze ſeine Figur ſo eigenthuͤmlich zuge-<lb/>ſteht, daß kein andrer Koͤrper dieſelbe annehmen kann,<lb/>ſo iſt man geneigt zu vermuten <noteplace="foot"n="(q)"><cb/><hirendition="#aq">DEMOCRITUS</hi> erklaͤrte den<lb/>
Geſchmakk nach den Figuren beim<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">THEOPHRAST.</hi> cauſ. plant.<lb/>
L. III. c.</hi> 2.</note>, daß die weſentliche<lb/>
Natur der Salze, und folglich auch ihr beſondrer Ge-<lb/>ſchmakk von dieſen Ekken abhaͤnge, unter denen Salze<lb/>
zu Kriſtallen anſchieſſen.</p><lb/><p>Und dennoch fuͤhrt uns dieſer Weg ganz leicht<lb/>
zu Jrrthuͤmern <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">NEUMANN p.</hi> 1634. Ausg.<lb/><hirendition="#aq">ZIMM. WALLER.</hi></note>. Erſtlich giebt einerlei Salz nicht<lb/>
eine gewiſſe beſtaͤndige Kriſtallfigur. Es haͤngt naͤmlich<lb/>
der Charakter eines Salzes von ſeiner Saͤure <noteplace="foot"n="(r*)"><hirendition="#aq">POTT</hi> Sendſchreiben an<lb/><hirendition="#aq">IUSTI. p.</hi> 10. u f.</note>, und<lb/>
die Figur ſeiner Kriſtallen oftmals von der Erde ab <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">Not. ad STAHL</hi> vom Sal-<lb/>
peter, <hirendition="#aq">p</hi> 7. und uͤberhaupt macht<lb/>
der Nitergeiſt mit dem gewachſnen<lb/>
Alkali einen wahren Salpeter.<lb/><hirendition="#aq">WALLER. p 260. Eſſ. of a So-<lb/>
ciet. phyſ. and. litter. at Edimb.<lb/>
T. I. p</hi> 318. und mit allen alkali-<lb/>ſchen Salze. <hirendition="#aq">POTT l. c.</hi></note>,<lb/>
in welche ſich die allgemeine Saͤure einzieht. Man hat<lb/>
davon am Salpeter einen Beweis: denn man kann die-<lb/>ſen eben ſo gut, und nach allen ſeinen Merkmalen vollkom-<lb/>
men haben, wenn man ihn aus ſeiner beſondern Saͤure <noteplace="foot"n="(t)"><cb/><hirendition="#fr">Stahl</hi> von Salzen, <hirendition="#aq">p.</hi> 287.<lb/>
vom Salpeter, <hirendition="#aq">pag. 7. 66. MAL-<lb/>
GUER pag.</hi> 135. 136. Daß dieſes<lb/>
blos durch wiederholte Aufloͤſungen<lb/>
geſchehe <hirendition="#aq">SCHELHAMMER. c.</hi> 10.</note><lb/>
und aus der Erde des Meerſalzes herſtellt, welches man<lb/>
den wuͤrfligen Niter nennt <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">NEUMANN</hi> T. I. P. 2.<lb/>
pag</hi> 140. Ausg. <hirendition="#aq">KESSEL Vol. IV.<lb/>
P. 2. p.</hi> 293. 338.</note>. Hier iſt die beſondre Ni-<lb/>
terſaͤure, die Erde, und die Figur des Meerſalzes.</p><lb/><p>Das Meerſalz, welches durch Sieden bereitet wird,<lb/>
verwandelt ſich zu holen Piramiden <noteplace="foot"n="(x)">So beſchreibt ſie <hirendition="#aq"><hirendition="#g">BAKER</hi><lb/>
p</hi> 51. Der ber. <hirendition="#aq">LUCHTMANNT<lb/>
p.</hi> 28. er ſagt, daß ſie nicht kubiſch<lb/>ſind. Vergl. Mikroſkop. Beluſtig. <hirendition="#aq">f.</hi> 7.</note>, welches ſich aus<lb/>
flachen Vierekken, die ſich ſtufenweiſe uͤber einander legen,<lb/>
aufthuͤrmet. Wenn man eben dieſes Salz, nach unſrer<lb/>
Art, mit anſehnlicher Koſtenerſparung an der Sonne ent-<lb/>ſtehen laͤſt, ſo wird daſſelbe zu feſten Wuͤrfeln, die voll und<lb/>
nunmehr mit keiner Piramidenfigur zu vergleichen ſind <notexml:id="f47"next="#f48"place="foot"n="(y)"><hirendition="#fr">Stahl</hi> fuͤgt noch hinzu, daß<lb/>ſie an der einen Seite doppelt ſo<lb/>
lang anſchieſſen. Von Salze <hirendition="#aq">p.</hi> 276.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw></note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">End-</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[422/0440]
Der Geſchmak. XIII. Buch.
uͤberdem dieſem Salze ſeine Figur ſo eigenthuͤmlich zuge-
ſteht, daß kein andrer Koͤrper dieſelbe annehmen kann,
ſo iſt man geneigt zu vermuten (q), daß die weſentliche
Natur der Salze, und folglich auch ihr beſondrer Ge-
ſchmakk von dieſen Ekken abhaͤnge, unter denen Salze
zu Kriſtallen anſchieſſen.
Und dennoch fuͤhrt uns dieſer Weg ganz leicht
zu Jrrthuͤmern (r). Erſtlich giebt einerlei Salz nicht
eine gewiſſe beſtaͤndige Kriſtallfigur. Es haͤngt naͤmlich
der Charakter eines Salzes von ſeiner Saͤure (r*), und
die Figur ſeiner Kriſtallen oftmals von der Erde ab (s),
in welche ſich die allgemeine Saͤure einzieht. Man hat
davon am Salpeter einen Beweis: denn man kann die-
ſen eben ſo gut, und nach allen ſeinen Merkmalen vollkom-
men haben, wenn man ihn aus ſeiner beſondern Saͤure (t)
und aus der Erde des Meerſalzes herſtellt, welches man
den wuͤrfligen Niter nennt (u). Hier iſt die beſondre Ni-
terſaͤure, die Erde, und die Figur des Meerſalzes.
Das Meerſalz, welches durch Sieden bereitet wird,
verwandelt ſich zu holen Piramiden (x), welches ſich aus
flachen Vierekken, die ſich ſtufenweiſe uͤber einander legen,
aufthuͤrmet. Wenn man eben dieſes Salz, nach unſrer
Art, mit anſehnlicher Koſtenerſparung an der Sonne ent-
ſtehen laͤſt, ſo wird daſſelbe zu feſten Wuͤrfeln, die voll und
nunmehr mit keiner Piramidenfigur zu vergleichen ſind (y).
End-
(q)
DEMOCRITUS erklaͤrte den
Geſchmakk nach den Figuren beim
THEOPHRAST. cauſ. plant.
L. III. c. 2.
(r) NEUMANN p. 1634. Ausg.
ZIMM. WALLER.
(r*) POTT Sendſchreiben an
IUSTI. p. 10. u f.
(s) Not. ad STAHL vom Sal-
peter, p 7. und uͤberhaupt macht
der Nitergeiſt mit dem gewachſnen
Alkali einen wahren Salpeter.
WALLER. p 260. Eſſ. of a So-
ciet. phyſ. and. litter. at Edimb.
T. I. p 318. und mit allen alkali-
ſchen Salze. POTT l. c.
(t)
Stahl von Salzen, p. 287.
vom Salpeter, pag. 7. 66. MAL-
GUER pag. 135. 136. Daß dieſes
blos durch wiederholte Aufloͤſungen
geſchehe SCHELHAMMER. c. 10.
(u) NEUMANN T. I. P. 2.
pag 140. Ausg. KESSEL Vol. IV.
P. 2. p. 293. 338.
(x) So beſchreibt ſie BAKER
p 51. Der ber. LUCHTMANNT
p. 28. er ſagt, daß ſie nicht kubiſch
ſind. Vergl. Mikroſkop. Beluſtig. f. 7.
(y) Stahl fuͤgt noch hinzu, daß
ſie an der einen Seite doppelt ſo
lang anſchieſſen. Von Salze p. 276.
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/440>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.