wir gleich nicht die Ursache davon begreifen. Es dringen aus der Haut ganz kleine Tröpfchen hervor, welche, wenn sie mit ihres gleichen zusammenkommen, sogleich zu grös- sern Tropfen werden. Der Mensch schwizzt, so bald er über den Grad der Mittelmäßigkeit heis wird. Daher schwizzen die Leute in denjenigen Ländern, wo die Luft heisser ist, in eins fort (c). Der heftigste Schweis erfolgt, wenn man unter den Wendezirkeln reiset, mit grossen Tropfen (c*). Wir schwizzen aber, die Wärme mag herkommen, woher sie will, von der Hizze des Bades (d), von Leibesübungen, von Bemühung, wie an den Gebä- renden, von der Anstrengung der Seelenkräfte, von hef- tigen Leidenschaften, von warmen Getränke, von zu vie- lem Essen, von Schmerzen (d*), von Beängstigung, vom Fieber, von der zu heftigen Erschlaffung der Schweis- löcher, von der Furcht, von Ohnmachten (e), und vielleicht kann man auch den Todesschweis hieher rechnen (f).
Man kann nicht leicht sagen, in welchem Grade der Hizze man schwizzt. Jch habe bei der grösten Flüchtig- keit des Pulses, von 136 Schlägen, keinen Schweis zum Vorschein kommen gesehen, und es ist bei den Prakticis diejenige trokkne Hizze mehr als zu bekannt, welche sich im Anfange der Fieber einfindet, in besondern Paroxismis höchst beschwerlich ist, und sehr leidlich wird, sobald ein Schweis auszubrechen anfängt. Unser Freund, den wir vor kurzem verloren, dieser scharfsinnige J. Friedrich Schreiber(g). (h), bezeugte, daß bei einer Hizze von
108
(c)[Spaltenumbruch]LIGON pag. 107. Phil. Trans. n. 27. Daher ist die Haut der Frauenspersonen beständig kle- brig, LIGON ibid.
(c*)Phil. Trans. n. 27. 37. ZU- CHELLI relaz. di Congo p. 70.
(d) Am gelindesten im Kaisers- bade, MONNIER p. clxxxviii. Von den warmen Bädern des Goldberges, Memoir. von 1744. pag. 167.
(d*)[Spaltenumbruch]
Auf der Folter, LABAT voyag. d'Italie, T. VII. p. 6.
(e)HALES haemastat. p. 7. Am Pferde, das an Verblutung umfiel.
(f)BADI anastasis cort. Pe- ruv. p. 58. Vom Kirch, einem berümten Sternkundigen, lieset man dergleichen.
(g)SCWHENKE p. 56.
(h)de peste edit. nup. p. 83.
XII. Buch. II. Abſch. Das Gefuͤhl ꝛc.
wir gleich nicht die Urſache davon begreifen. Es dringen aus der Haut ganz kleine Troͤpfchen hervor, welche, wenn ſie mit ihres gleichen zuſammenkommen, ſogleich zu groͤſ- ſern Tropfen werden. Der Menſch ſchwizzt, ſo bald er uͤber den Grad der Mittelmaͤßigkeit heis wird. Daher ſchwizzen die Leute in denjenigen Laͤndern, wo die Luft heiſſer iſt, in eins fort (c). Der heftigſte Schweis erfolgt, wenn man unter den Wendezirkeln reiſet, mit groſſen Tropfen (c*). Wir ſchwizzen aber, die Waͤrme mag herkommen, woher ſie will, von der Hizze des Bades (d), von Leibesuͤbungen, von Bemuͤhung, wie an den Gebaͤ- renden, von der Anſtrengung der Seelenkraͤfte, von hef- tigen Leidenſchaften, von warmen Getraͤnke, von zu vie- lem Eſſen, von Schmerzen (d*), von Beaͤngſtigung, vom Fieber, von der zu heftigen Erſchlaffung der Schweis- loͤcher, von der Furcht, von Ohnmachten (e), und vielleicht kann man auch den Todesſchweis hieher rechnen (f).
Man kann nicht leicht ſagen, in welchem Grade der Hizze man ſchwizzt. Jch habe bei der groͤſten Fluͤchtig- keit des Pulſes, von 136 Schlaͤgen, keinen Schweis zum Vorſchein kommen geſehen, und es iſt bei den Prakticis diejenige trokkne Hizze mehr als zu bekannt, welche ſich im Anfange der Fieber einfindet, in beſondern Paroxiſmis hoͤchſt beſchwerlich iſt, und ſehr leidlich wird, ſobald ein Schweis auszubrechen anfaͤngt. Unſer Freund, den wir vor kurzem verloren, dieſer ſcharfſinnige J. Friedrich Schreiber(g). (h), bezeugte, daß bei einer Hizze von
108
(c)[Spaltenumbruch]LIGON pag. 107. Phil. Tranſ. n. 27. Daher iſt die Haut der Frauensperſonen beſtaͤndig kle- brig, LIGON ibid.
(c*)Phil. Tranſ. n. 27. 37. ZU- CHELLI relaz. di Congo p. 70.
(d) Am gelindeſten im Kaiſers- bade, MONNIER p. clxxxviii. Von den warmen Baͤdern des Goldberges, Memoir. von 1744. pag. 167.
(d*)[Spaltenumbruch]
Auf der Folter, LABAT voyag. d’Italie, T. VII. p. 6.
(e)HALES hæmaſtat. p. 7. Am Pferde, das an Verblutung umfiel.
(f)BADI anaſtaſis cort. Pe- ruv. p. 58. Vom Kirch, einem beruͤmten Sternkundigen, lieſet man dergleichen.
(g)SCWHENKE p. 56.
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XII. Buch. II. Abſch. Das Gefuͤhl ꝛc.
wir gleich nicht die Urſache davon begreifen. Es dringen
aus der Haut ganz kleine Troͤpfchen hervor, welche, wenn
ſie mit ihres gleichen zuſammenkommen, ſogleich zu groͤſ-
ſern Tropfen werden. Der Menſch ſchwizzt, ſo bald er
uͤber den Grad der Mittelmaͤßigkeit heis wird. Daher
ſchwizzen die Leute in denjenigen Laͤndern, wo die Luft heiſſer
iſt, in eins fort (c). Der heftigſte Schweis erfolgt,
wenn man unter den Wendezirkeln reiſet, mit groſſen
Tropfen (c*). Wir ſchwizzen aber, die Waͤrme mag
herkommen, woher ſie will, von der Hizze des Bades (d),
von Leibesuͤbungen, von Bemuͤhung, wie an den Gebaͤ-
renden, von der Anſtrengung der Seelenkraͤfte, von hef-
tigen Leidenſchaften, von warmen Getraͤnke, von zu vie-
lem Eſſen, von Schmerzen (d*), von Beaͤngſtigung,
vom Fieber, von der zu heftigen Erſchlaffung der Schweis-
loͤcher, von der Furcht, von Ohnmachten (e), und vielleicht
kann man auch den Todesſchweis hieher rechnen (f).
Man kann nicht leicht ſagen, in welchem Grade der
Hizze man ſchwizzt. Jch habe bei der groͤſten Fluͤchtig-
keit des Pulſes, von 136 Schlaͤgen, keinen Schweis zum
Vorſchein kommen geſehen, und es iſt bei den Prakticis
diejenige trokkne Hizze mehr als zu bekannt, welche ſich
im Anfange der Fieber einfindet, in beſondern Paroxiſmis
hoͤchſt beſchwerlich iſt, und ſehr leidlich wird, ſobald ein
Schweis auszubrechen anfaͤngt. Unſer Freund, den wir
vor kurzem verloren, dieſer ſcharfſinnige J. Friedrich
Schreiber (g). (h), bezeugte, daß bei einer Hizze von
108
(c)
LIGON pag. 107. Phil.
Tranſ. n. 27. Daher iſt die Haut
der Frauensperſonen beſtaͤndig kle-
brig, LIGON ibid.
(c*) Phil. Tranſ. n. 27. 37. ZU-
CHELLI relaz. di Congo p. 70.
(d) Am gelindeſten im Kaiſers-
bade, MONNIER p. clxxxviii.
Von den warmen Baͤdern des
Goldberges, Memoir. von 1744.
pag. 167.
(d*)
Auf der Folter, LABAT
voyag. d’Italie, T. VII. p. 6.
(e) HALES hæmaſtat. p. 7.
Am Pferde, das an Verblutung
umfiel.
(f) BADI anaſtaſis cort. Pe-
ruv. p. 58. Vom Kirch, einem
beruͤmten Sternkundigen, lieſet
man dergleichen.
(g) SCWHENKE p. 56.
(h) de peſte edit. nup. p. 83.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/321>, abgerufen am 24.11.2024.
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