Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abschnitt. Ursachen.

Zu dem Aether nahmen die neuern Engländer (s)
und der berümte Kesler (t) seine Zuflucht, welcher sich
ebenfals die Sache so vorstellt, daß die in den Fasern ent-
haltene Feuchtigkeit von diesem Elemente verdünnt wird.

Jakob Shebbeare (u) schreibt, daß sich die ausge-
breitete Nerven in das Zellgewebe endigen, und daß die
Bewegung der Muskeln von dem, durch den Willen da-
hin gelenkten Feuer verrichtet werde (x), das sich in die
Fächer ergiesse (x*) und die Bläsgen ausdehne. Dieses
Feuer verfliege kurz darauf (y), die Elasticität der Fasern
bekomme ihre erste Geschlankheit wieder (z), und eben die-
ses sei der Nuzzen des Zellgewebes (a). Daher komme es
daß die Muskeln alle Bewegung verlieren, sobald das
Zellgewebe zerstöret würde (b).

Auf eine andre Weise bediente sich der vortrefliche de
Sauvages der elektrischen Materie. Es entfernen sich
zween Fleischfäden, oder Hanf- und Seidenfäden, die mit
einem Ende verbunden sind, und an einen elektrisirten Ei-
sendrat feste gemacht werden, von einander, sobald man
elektrisirt, und sie gehen desto mehr von einander, je
stärker die elektrische Kraft ist; sie weichen auch von ein-
ander, wenn man sie an beiden Seiten anbindet, und man
siehet daher, weil eben dergleichen am ganzen Muskel von
allen Seiten geschicht, daß daraus der geschwollne Bauch
entstehen müsse (c). Es verfliege ein Theil dieses elektri-
schen Flüssigen und vielleicht rühre von ihm das brennliche
Wesen im Fette her (d), das übrige bleibe, weil es nicht
rein sei, zurükke. Hieraus entstehe offenbar in dem vom

elek-
(s) [Spaltenumbruch] THOMSON on musc.
mot. pag. 142. ROBINSON
oecon. pag.
82. in den Zwischen-
räumen der Fasern.
(t) in einem besondern Werkgen.
(u) SHEBBEARE princip.
pag.
80. Dieses ist auch die Mei-
nung des berümten GAUTIER
observ. de physiq. P. V. p.
268.
(x) [Spaltenumbruch] pag. 108.
(x*) pag. 89.
(y) pag. 84.
(z) ibid.
(a) pag. 89.
(b) p. 191.
(c) Diss. sur la cause du mouv.
des muscl. p.
104. Noch vor ihm
den berümten des HAIS de he-
meplegia disp.
(d) pag. 107.
M 4
III. Abſchnitt. Urſachen.

Zu dem Aether nahmen die neuern Englaͤnder (s)
und der beruͤmte Keſler (t) ſeine Zuflucht, welcher ſich
ebenfals die Sache ſo vorſtellt, daß die in den Faſern ent-
haltene Feuchtigkeit von dieſem Elemente verduͤnnt wird.

Jakob Shebbeare (u) ſchreibt, daß ſich die ausge-
breitete Nerven in das Zellgewebe endigen, und daß die
Bewegung der Muſkeln von dem, durch den Willen da-
hin gelenkten Feuer verrichtet werde (x), das ſich in die
Faͤcher ergieſſe (x*) und die Blaͤsgen ausdehne. Dieſes
Feuer verfliege kurz darauf (y), die Elaſticitaͤt der Faſern
bekomme ihre erſte Geſchlankheit wieder (z), und eben die-
ſes ſei der Nuzzen des Zellgewebes (a). Daher komme es
daß die Muſkeln alle Bewegung verlieren, ſobald das
Zellgewebe zerſtoͤret wuͤrde (b).

Auf eine andre Weiſe bediente ſich der vortrefliche de
Sauvages der elektriſchen Materie. Es entfernen ſich
zween Fleiſchfaͤden, oder Hanf- und Seidenfaͤden, die mit
einem Ende verbunden ſind, und an einen elektriſirten Ei-
ſendrat feſte gemacht werden, von einander, ſobald man
elektriſirt, und ſie gehen deſto mehr von einander, je
ſtaͤrker die elektriſche Kraft iſt; ſie weichen auch von ein-
ander, wenn man ſie an beiden Seiten anbindet, und man
ſiehet daher, weil eben dergleichen am ganzen Muſkel von
allen Seiten geſchicht, daß daraus der geſchwollne Bauch
entſtehen muͤſſe (c). Es verfliege ein Theil dieſes elektri-
ſchen Fluͤſſigen und vielleicht ruͤhre von ihm das brennliche
Weſen im Fette her (d), das uͤbrige bleibe, weil es nicht
rein ſei, zuruͤkke. Hieraus entſtehe offenbar in dem vom

elek-
(s) [Spaltenumbruch] THOMSON on muſc.
mot. pag. 142. ROBINSON
œcon. pag.
82. in den Zwiſchen-
raͤumen der Faſern.
(t) in einem beſondern Werkgen.
(u) SHEBBEARE princip.
pag.
80. Dieſes iſt auch die Mei-
nung des beruͤmten GAUTIER
obſerv. de phyſiq. P. V. p.
268.
(x) [Spaltenumbruch] pag. 108.
(x*) pag. 89.
(y) pag. 84.
(z) ibid.
(a) pag. 89.
(b) p. 191.
(c) Diſſ. ſur la cauſe du mouv.
des muſcl. p.
104. Noch vor ihm
den beruͤmten des HAIS de he-
meplegia diſp.
(d) pag. 107.
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0201" n="183"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Ur&#x017F;achen.</hi> </fw><lb/>
          <p>Zu dem Aether nahmen die neuern Engla&#x0364;nder <note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">THOMSON</hi> on mu&#x017F;c.<lb/>
mot. pag. 142. <hi rendition="#g">ROBINSON</hi><lb/>
&#x0153;con. pag.</hi> 82. in den Zwi&#x017F;chen-<lb/>
ra&#x0364;umen der Fa&#x017F;ern.</note><lb/>
und der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Ke&#x017F;ler</hi> <note place="foot" n="(t)">in einem be&#x017F;ondern Werkgen.</note> &#x017F;eine Zuflucht, welcher &#x017F;ich<lb/>
ebenfals die Sache &#x017F;o vor&#x017F;tellt, daß die in den Fa&#x017F;ern ent-<lb/>
haltene Feuchtigkeit von die&#x017F;em Elemente verdu&#x0364;nnt wird.</p><lb/>
          <p>Jakob <hi rendition="#fr">Shebbeare</hi> <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SHEBBEARE</hi> princip.<lb/>
pag.</hi> 80. Die&#x017F;es i&#x017F;t auch die Mei-<lb/>
nung des beru&#x0364;mten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GAUTIER</hi><lb/>
ob&#x017F;erv. de phy&#x017F;iq. P. V. p.</hi> 268.</note> &#x017F;chreibt, daß &#x017F;ich die ausge-<lb/>
breitete Nerven in das Zellgewebe endigen, und daß die<lb/>
Bewegung der Mu&#x017F;keln von dem, durch den Willen da-<lb/>
hin gelenkten Feuer verrichtet werde <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 108.</note>, das &#x017F;ich in die<lb/>
Fa&#x0364;cher ergie&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(x*)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 89.</note> und die Bla&#x0364;sgen ausdehne. Die&#x017F;es<lb/>
Feuer verfliege kurz darauf <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 84.</note>, die Ela&#x017F;ticita&#x0364;t der Fa&#x017F;ern<lb/>
bekomme ihre er&#x017F;te Ge&#x017F;chlankheit wieder <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">ibid.</hi></note>, und eben die-<lb/>
&#x017F;es &#x017F;ei der Nuzzen des Zellgewebes <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 89.</note>. Daher komme es<lb/>
daß die Mu&#x017F;keln alle Bewegung verlieren, &#x017F;obald das<lb/>
Zellgewebe zer&#x017F;to&#x0364;ret wu&#x0364;rde <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 191.</note>.</p><lb/>
          <p>Auf eine andre Wei&#x017F;e bediente &#x017F;ich der vortrefliche de<lb/><hi rendition="#fr">Sauvages</hi> der elektri&#x017F;chen Materie. Es entfernen &#x017F;ich<lb/>
zween Flei&#x017F;chfa&#x0364;den, oder Hanf- und Seidenfa&#x0364;den, die mit<lb/>
einem Ende verbunden &#x017F;ind, und an einen elektri&#x017F;irten Ei-<lb/>
&#x017F;endrat fe&#x017F;te gemacht werden, von einander, &#x017F;obald man<lb/>
elektri&#x017F;irt, und &#x017F;ie gehen de&#x017F;to mehr von einander, je<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker die elektri&#x017F;che Kraft i&#x017F;t; &#x017F;ie weichen auch von ein-<lb/>
ander, wenn man &#x017F;ie an beiden Seiten anbindet, und man<lb/>
&#x017F;iehet daher, weil eben dergleichen am ganzen Mu&#x017F;kel von<lb/>
allen Seiten ge&#x017F;chicht, daß daraus der ge&#x017F;chwollne Bauch<lb/>
ent&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;. &#x017F;ur la cau&#x017F;e du mouv.<lb/>
des mu&#x017F;cl. p.</hi> 104. Noch vor ihm<lb/>
den beru&#x0364;mten <hi rendition="#aq">des <hi rendition="#g">HAIS</hi> de he-<lb/>
meplegia di&#x017F;p.</hi></note>. Es verfliege ein Theil die&#x017F;es elektri-<lb/>
&#x017F;chen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen und vielleicht ru&#x0364;hre von ihm das brennliche<lb/>
We&#x017F;en im Fette her <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 107.</note>, das u&#x0364;brige bleibe, weil es nicht<lb/>
rein &#x017F;ei, zuru&#x0364;kke. Hieraus ent&#x017F;tehe offenbar in dem vom<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">elek-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0201] III. Abſchnitt. Urſachen. Zu dem Aether nahmen die neuern Englaͤnder (s) und der beruͤmte Keſler (t) ſeine Zuflucht, welcher ſich ebenfals die Sache ſo vorſtellt, daß die in den Faſern ent- haltene Feuchtigkeit von dieſem Elemente verduͤnnt wird. Jakob Shebbeare (u) ſchreibt, daß ſich die ausge- breitete Nerven in das Zellgewebe endigen, und daß die Bewegung der Muſkeln von dem, durch den Willen da- hin gelenkten Feuer verrichtet werde (x), das ſich in die Faͤcher ergieſſe (x*) und die Blaͤsgen ausdehne. Dieſes Feuer verfliege kurz darauf (y), die Elaſticitaͤt der Faſern bekomme ihre erſte Geſchlankheit wieder (z), und eben die- ſes ſei der Nuzzen des Zellgewebes (a). Daher komme es daß die Muſkeln alle Bewegung verlieren, ſobald das Zellgewebe zerſtoͤret wuͤrde (b). Auf eine andre Weiſe bediente ſich der vortrefliche de Sauvages der elektriſchen Materie. Es entfernen ſich zween Fleiſchfaͤden, oder Hanf- und Seidenfaͤden, die mit einem Ende verbunden ſind, und an einen elektriſirten Ei- ſendrat feſte gemacht werden, von einander, ſobald man elektriſirt, und ſie gehen deſto mehr von einander, je ſtaͤrker die elektriſche Kraft iſt; ſie weichen auch von ein- ander, wenn man ſie an beiden Seiten anbindet, und man ſiehet daher, weil eben dergleichen am ganzen Muſkel von allen Seiten geſchicht, daß daraus der geſchwollne Bauch entſtehen muͤſſe (c). Es verfliege ein Theil dieſes elektri- ſchen Fluͤſſigen und vielleicht ruͤhre von ihm das brennliche Weſen im Fette her (d), das uͤbrige bleibe, weil es nicht rein ſei, zuruͤkke. Hieraus entſtehe offenbar in dem vom elek- (s) THOMSON on muſc. mot. pag. 142. ROBINSON œcon. pag. 82. in den Zwiſchen- raͤumen der Faſern. (t) in einem beſondern Werkgen. (u) SHEBBEARE princip. pag. 80. Dieſes iſt auch die Mei- nung des beruͤmten GAUTIER obſerv. de phyſiq. P. V. p. 268. (x) pag. 108. (x*) pag. 89. (y) pag. 84. (z) ibid. (a) pag. 89. (b) p. 191. (c) Diſſ. ſur la cauſe du mouv. des muſcl. p. 104. Noch vor ihm den beruͤmten des HAIS de he- meplegia diſp. (d) pag. 107. M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/201
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/201>, abgerufen am 02.05.2024.