dennoch ändert diese Kraft, die sich im Nerven des Her- zens äussert, nicht das mindeste an dem Herzschlage.
Es gelangt aber blos durch die Nerven, was auch andre berümte Männer dagegen einwenden, oder mehr vermuten, als deutlich sagen (x), der Befel der Seele zu den bewegenden Theilen (y).
Folglich steht auch aus diesem Grunde das Herz un- ter einer andern Herrschaft, als ein willkürlicher Muskel, indem weder der Wille, noch die Nerven einige Gewalt über dasselbe haben.
Wir haben vom Herzen gewisse Versuche, doch es er- regen auch die Nerven des Gekröses, wenn man sie reizt, an dem Gedärme eines lebendigen Thieres kein Zusam- menziehen, und wir haben von der Harnblase, oder den Magen keinen Versuch, woraus man sehen könnte, daß sie sich, nachdem man die Nerven gereizt, ausgeleeret hätten.
§. 8. Es lassen sich die Klassen derer dem Willen un- terworfenen, und nicht unterworfenen Bewegungen bestimmen.
Man hat wider alle Warheit vorgegeben, daß sich die Klassen der willkürlichen Bewegungen und der Bewe- gungen des Lebens, von der Gewonheit in Unordnung bringen lassen. Es sind diejenigen Bewegungen, welche in einem erwachsnen Menschen dem Willen unterwor- fen sind, allezeit im Kinde und Knaben solches gewesen. Die Seele des Kindes bedienet sich einiger Schliesmus- keln nicht, und sie hatte auch nicht Lust, solches zu thun.
So-
(x)[Spaltenumbruch]SAUVAGES de imperio etc. pag. 18. ohne einen Weg an- [Spaltenumbruch]
zugeben, auf welchem die Seele, ausser den Nerven wirken könnte.
(y)pag. 467. 468.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
dennoch aͤndert dieſe Kraft, die ſich im Nerven des Her- zens aͤuſſert, nicht das mindeſte an dem Herzſchlage.
Es gelangt aber blos durch die Nerven, was auch andre beruͤmte Maͤnner dagegen einwenden, oder mehr vermuten, als deutlich ſagen (x), der Befel der Seele zu den bewegenden Theilen (y).
Folglich ſteht auch aus dieſem Grunde das Herz un- ter einer andern Herrſchaft, als ein willkuͤrlicher Muſkel, indem weder der Wille, noch die Nerven einige Gewalt uͤber daſſelbe haben.
Wir haben vom Herzen gewiſſe Verſuche, doch es er- regen auch die Nerven des Gekroͤſes, wenn man ſie reizt, an dem Gedaͤrme eines lebendigen Thieres kein Zuſam- menziehen, und wir haben von der Harnblaſe, oder den Magen keinen Verſuch, woraus man ſehen koͤnnte, daß ſie ſich, nachdem man die Nerven gereizt, ausgeleeret haͤtten.
§. 8. Es laſſen ſich die Klaſſen derer dem Willen un- terworfenen, und nicht unterworfenen Bewegungen beſtimmen.
Man hat wider alle Warheit vorgegeben, daß ſich die Klaſſen der willkuͤrlichen Bewegungen und der Bewe- gungen des Lebens, von der Gewonheit in Unordnung bringen laſſen. Es ſind diejenigen Bewegungen, welche in einem erwachſnen Menſchen dem Willen unterwor- fen ſind, allezeit im Kinde und Knaben ſolches geweſen. Die Seele des Kindes bedienet ſich einiger Schliesmuſ- keln nicht, und ſie hatte auch nicht Luſt, ſolches zu thun.
So-
(x)[Spaltenumbruch]SAUVAGES de imperio etc. pag. 18. ohne einen Weg an- [Spaltenumbruch]
zugeben, auf welchem die Seele, auſſer den Nerven wirken koͤnnte.
(y)pag. 467. 468.
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Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
dennoch aͤndert dieſe Kraft, die ſich im Nerven des Her-
zens aͤuſſert, nicht das mindeſte an dem Herzſchlage.
Es gelangt aber blos durch die Nerven, was auch
andre beruͤmte Maͤnner dagegen einwenden, oder mehr
vermuten, als deutlich ſagen (x), der Befel der Seele zu
den bewegenden Theilen (y).
Folglich ſteht auch aus dieſem Grunde das Herz un-
ter einer andern Herrſchaft, als ein willkuͤrlicher Muſkel,
indem weder der Wille, noch die Nerven einige Gewalt
uͤber daſſelbe haben.
Wir haben vom Herzen gewiſſe Verſuche, doch es er-
regen auch die Nerven des Gekroͤſes, wenn man ſie reizt,
an dem Gedaͤrme eines lebendigen Thieres kein Zuſam-
menziehen, und wir haben von der Harnblaſe, oder den
Magen keinen Verſuch, woraus man ſehen koͤnnte, daß
ſie ſich, nachdem man die Nerven gereizt, ausgeleeret
haͤtten.
§. 8.
Es laſſen ſich die Klaſſen derer dem Willen un-
terworfenen, und nicht unterworfenen
Bewegungen beſtimmen.
Man hat wider alle Warheit vorgegeben, daß ſich
die Klaſſen der willkuͤrlichen Bewegungen und der Bewe-
gungen des Lebens, von der Gewonheit in Unordnung
bringen laſſen. Es ſind diejenigen Bewegungen, welche
in einem erwachſnen Menſchen dem Willen unterwor-
fen ſind, allezeit im Kinde und Knaben ſolches geweſen.
Die Seele des Kindes bedienet ſich einiger Schliesmuſ-
keln nicht, und ſie hatte auch nicht Luſt, ſolches zu thun.
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SAUVAGES de imperio
etc. pag. 18. ohne einen Weg an-
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auſſer den Nerven wirken koͤnnte.
(y) pag. 467. 468.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/160>, abgerufen am 25.11.2024.
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