Prügel (b), Furcht, und häufiges Aderlassen (c) albern: so wie Weiber, die im Kindbette (d) viel Geblüte verloh- ren haben; endlich auch gelehrte Männer (e), die sich durch übermäßiges Arbeiten entkräften, und deren Gehirn völlig untauglich wird, Jdeen zu behalten. Jch lese, daß jemand, von einer zwölfjährigen gezwungenen Ruhe, ganz dumm und hirnlos geworden (f), daß er wie ein Hund endlich as; dergleichen berichtet auch Boerhaave von übermäßigen affektirten Schlafe (g).
Endlich bringt ein hohes Alter diese Krankheit zuwege (h). Der durch seine Siege berühmt gewordne Marl- borough weinte vor seinem Tode, wie ein Kind (i).
Daß dieses Uebel aber von einer zu trägen Empfin- dung des empfindenden Sistems herrühret, erhellet auch schon daraus, daß man es gemeiniglich durch Reizmittel, als Wein (k), Lustbarkeiten (l), und nach des berühmten Muzells merkwürdiger Erfindung (m), durch Jnokuli- rung der scharfen Materie heilt, welche die Kräzze verur- sacht. Daß aber, obgleich so zu reden, das thierische Sistem gehemmt worden, dennoch das Lebensgeschäfte zu wirken fortfährt, könnte man der grössern Reizzbarkeit dieser Werkzeuge zuschreiben (n).
Da
(b)[Spaltenumbruch]
Dumm von Tollheit HEL- MONT l. c.
(c) Es widerräth eine schwächen- de Kur. ROBINSON l. c. p. 406.
(d)SWENKE pag. 94. TIT- SINGH Diana p. 583.
(e)BOERHAAVE de morb. nerv. p. 657. G. v. SWIETEN II. p. 265. ist ein sehr bekanntes Exem- pel.
(f)Gentlem. Magaz. Iun. 1751.
(g)Ad. n. 590.
(h)FISCHER de senio p. 67.
(i) Siehe p. 530 im ROBIN- SON of the spleen p. 83
(k)Le CAMUS II. p. 122. 123.
(l)[Spaltenumbruch]
Der Besizz eines geliebten Mädchen. ARETAEUS diut. II. c. 5. Hoffnung zur Freiheit im Heimweh. GASTALDUS. blos durch die Hoffnung einer gegensei- tigen Liebe erwekkt vom Schlafe, c. aroche TULP. I. obs. 22. durch immerwährende Gesellschaft mit Freunden hergestellt. NEWTONUS SCARDONA pag. 120. Wahnwizz geheilt durch das Singen. Hist. de l'Acad. 1707. p 7. 8.
(m)TOGGENBURGER casus stupor. scabici inoculat. sanati. davon nahm der schwache Puls zu.
(n)L. XI. p. 534.
H Phisiol. 5. B. A a a a
I. Abſchnitt. Der Verſtand.
Pruͤgel (b), Furcht, und haͤufiges Aderlaſſen (c) albern: ſo wie Weiber, die im Kindbette (d) viel Gebluͤte verloh- ren haben; endlich auch gelehrte Maͤnner (e), die ſich durch uͤbermaͤßiges Arbeiten entkraͤften, und deren Gehirn voͤllig untauglich wird, Jdeen zu behalten. Jch leſe, daß jemand, von einer zwoͤlfjaͤhrigen gezwungenen Ruhe, ganz dumm und hirnlos geworden (f), daß er wie ein Hund endlich as; dergleichen berichtet auch Boerhaave von uͤbermaͤßigen affektirten Schlafe (g).
Endlich bringt ein hohes Alter dieſe Krankheit zuwege (h). Der durch ſeine Siege beruͤhmt gewordne Marl- borough weinte vor ſeinem Tode, wie ein Kind (i).
Daß dieſes Uebel aber von einer zu traͤgen Empfin- dung des empfindenden Siſtems herruͤhret, erhellet auch ſchon daraus, daß man es gemeiniglich durch Reizmittel, als Wein (k), Luſtbarkeiten (l), und nach des beruͤhmten Muzells merkwuͤrdiger Erfindung (m), durch Jnokuli- rung der ſcharfen Materie heilt, welche die Kraͤzze verur- ſacht. Daß aber, obgleich ſo zu reden, das thieriſche Siſtem gehemmt worden, dennoch das Lebensgeſchaͤfte zu wirken fortfaͤhrt, koͤnnte man der groͤſſern Reizzbarkeit dieſer Werkzeuge zuſchreiben (n).
Da
(b)[Spaltenumbruch]
Dumm von Tollheit HEL- MONT l. c.
(c) Es widerraͤth eine ſchwaͤchen- de Kur. ROBINSON l. c. p. 406.
(d)SWENKE pag. 94. TIT- SINGH Diana p. 583.
(e)BOERHAAVE de morb. nerv. p. 657. G. v. SWIETEN II. p. 265. iſt ein ſehr bekanntes Exem- pel.
(f)Gentlem. Magaz. Iun. 1751.
(g)Ad. n. 590.
(h)FISCHER de ſenio p. 67.
(i) Siehe p. 530 im ROBIN- SON of the ſpleen p. 83
(k)Le CAMUS II. p. 122. 123.
(l)[Spaltenumbruch]
Der Beſizz eines geliebten Maͤdchen. ARETÆUS diut. II. c. 5. Hoffnung zur Freiheit im Heimweh. GASTALDUS. blos durch die Hoffnung einer gegenſei- tigen Liebe erwekkt vom Schlafe, c. aroche TULP. I. obſ. 22. durch immerwaͤhrende Geſellſchaft mit Freunden hergeſtellt. NEWTONUS SCARDONA pag. 120. Wahnwizz geheilt durch das Singen. Hiſt. de l’Acad. 1707. p 7. 8.
(m)TOGGENBURGER caſus ſtupor. ſcabici inoculat. ſanati. davon nahm der ſchwache Puls zu.
(n)L. XI. p. 534.
H Phiſiol. 5. B. A a a a
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I. Abſchnitt. Der Verſtand.
Pruͤgel (b), Furcht, und haͤufiges Aderlaſſen (c) albern:
ſo wie Weiber, die im Kindbette (d) viel Gebluͤte verloh-
ren haben; endlich auch gelehrte Maͤnner (e), die ſich
durch uͤbermaͤßiges Arbeiten entkraͤften, und deren Gehirn
voͤllig untauglich wird, Jdeen zu behalten. Jch leſe, daß
jemand, von einer zwoͤlfjaͤhrigen gezwungenen Ruhe, ganz
dumm und hirnlos geworden (f), daß er wie ein Hund
endlich as; dergleichen berichtet auch Boerhaave von
uͤbermaͤßigen affektirten Schlafe (g).
Endlich bringt ein hohes Alter dieſe Krankheit zuwege
(h). Der durch ſeine Siege beruͤhmt gewordne Marl-
borough weinte vor ſeinem Tode, wie ein Kind (i).
Daß dieſes Uebel aber von einer zu traͤgen Empfin-
dung des empfindenden Siſtems herruͤhret, erhellet auch
ſchon daraus, daß man es gemeiniglich durch Reizmittel,
als Wein (k), Luſtbarkeiten (l), und nach des beruͤhmten
Muzells merkwuͤrdiger Erfindung (m), durch Jnokuli-
rung der ſcharfen Materie heilt, welche die Kraͤzze verur-
ſacht. Daß aber, obgleich ſo zu reden, das thieriſche
Siſtem gehemmt worden, dennoch das Lebensgeſchaͤfte
zu wirken fortfaͤhrt, koͤnnte man der groͤſſern Reizzbarkeit
dieſer Werkzeuge zuſchreiben (n).
Da
(b)
Dumm von Tollheit HEL-
MONT l. c.
(c) Es widerraͤth eine ſchwaͤchen-
de Kur. ROBINSON l. c. p. 406.
(d) SWENKE pag. 94. TIT-
SINGH Diana p. 583.
(e) BOERHAAVE de morb.
nerv. p. 657. G. v. SWIETEN II.
p. 265. iſt ein ſehr bekanntes Exem-
pel.
(f) Gentlem. Magaz. Iun. 1751.
(g) Ad. n. 590.
(h) FISCHER de ſenio p. 67.
(i) Siehe p. 530 im ROBIN-
SON of the ſpleen p. 83
(k) Le CAMUS II. p. 122. 123.
(l)
Der Beſizz eines geliebten
Maͤdchen. ARETÆUS diut. II.
c. 5. Hoffnung zur Freiheit im
Heimweh. GASTALDUS. blos
durch die Hoffnung einer gegenſei-
tigen Liebe erwekkt vom Schlafe,
c. aroche TULP. I. obſ. 22. durch
immerwaͤhrende Geſellſchaft mit
Freunden hergeſtellt. NEWTONUS
SCARDONA pag. 120. Wahnwizz
geheilt durch das Singen. Hiſt. de
l’Acad. 1707. p 7. 8.
(m) TOGGENBURGER caſus
ſtupor. ſcabici inoculat. ſanati.
davon nahm der ſchwache Puls zu.
(n) L. XI. p. 534.
H Phiſiol. 5. B. A a a a
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1123>, abgerufen am 23.11.2024.
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