Erscheinungen des Sehens zu erklären, und es sind die- sem Manne, der durch so viele andere Erfindungen be- rühmt geworden, viele grosse Männer, einige aber dar- unter doch auf andere Weise nachgefolgt. Es glaubte also Kepler, daß dieses Sternbändchen, als ein beweg- licher, und auf der Crystallinse liegender Muskel das Au- ge länger mache, wenn die Linse, nach Zurükkstossung der gläsernen Feuchtigkeit vorspränge. Zinn bestätiget dieses in so fern (e), daß die Radii des Sternbändchens, wenn sie von der Feuchtigkeit aufschwellen, den Glaßkör- per zurükkstossen, und die Linse vorwärts trieben. Diese Hipothese erweiterte Porterfield dahin, daß der natür- liche Zustand des Auges in einer Erschlaffung dieses Bänd- chens bestehe, wobei zugleich das Auge kürzer, und weite Dinge zu sehen geschikkter werden soll: Dahingegen sollen wir nahe Dinge nur mit Mühe und Ermüdung unter- scheiden können (f), weil wir zu diesen Objecten, die Hül- fe des Sternbändchens nöthig haben: und es stränge sich hier die Seele an, das Auge auf entfernte und nahe Din- ge zu richten (g).
Andere haben dieser Sache eine solche Wendung ge- geben, daß das Sternbändchen vielmehr die Linse rükk- wärts ziehen, und die Distanz von der Nezzhaut vermin- dern soll, damit das Auge von dieser Action kürzer wer- den möge (h).
Wenn eben diese Sternbänder gelähmt oder gesund sind, so leitet er das Schielen daher (i), und er behaup- tet, daß dieses Bändchen ein Muskel sei, ob es gleich keine Farbe habe (k).
Da-
(e)[Spaltenumbruch]De lig. ciliar. n. 10.
(f)Of the eye T. II. p. 4. 5.
(g)IDEM Ess. of a Societ. at Edimb. T. IV. p. 154. 155. 164.
(h)La CHARIERE p. 284 PER- RAULT p. 579. HARTSOEKER pag. 76. BRISSEAU p. 77. DER- [Spaltenumbruch]
HAM l. c. L. IV. c. 2. pag. 101. wenn ichs treffe.
(i)PORTERFIELD T. II. p. 14. und vorlängst du HAMEL corp. anim. L. II. c. 5. der auch diesen Fehler deutlich an der Linse im grü- nen Staar gesehen hat.
(k)p. 450 Auch wie es scheint MORGAGNUS Epist. XVII. n. 16.
Das Sehen. XVI. Buch.
Erſcheinungen des Sehens zu erklaͤren, und es ſind die- ſem Manne, der durch ſo viele andere Erfindungen be- ruͤhmt geworden, viele groſſe Maͤnner, einige aber dar- unter doch auf andere Weiſe nachgefolgt. Es glaubte alſo Kepler, daß dieſes Sternbaͤndchen, als ein beweg- licher, und auf der Cryſtallinſe liegender Muſkel das Au- ge laͤnger mache, wenn die Linſe, nach Zuruͤkkſtoſſung der glaͤſernen Feuchtigkeit vorſpraͤnge. Zinn beſtaͤtiget dieſes in ſo fern (e), daß die Radii des Sternbaͤndchens, wenn ſie von der Feuchtigkeit aufſchwellen, den Glaßkoͤr- per zuruͤkkſtoſſen, und die Linſe vorwaͤrts trieben. Dieſe Hipotheſe erweiterte Porterfield dahin, daß der natuͤr- liche Zuſtand des Auges in einer Erſchlaffung dieſes Baͤnd- chens beſtehe, wobei zugleich das Auge kuͤrzer, und weite Dinge zu ſehen geſchikkter werden ſoll: Dahingegen ſollen wir nahe Dinge nur mit Muͤhe und Ermuͤdung unter- ſcheiden koͤnnen (f), weil wir zu dieſen Objecten, die Huͤl- fe des Sternbaͤndchens noͤthig haben: und es ſtraͤnge ſich hier die Seele an, das Auge auf entfernte und nahe Din- ge zu richten (g).
Andere haben dieſer Sache eine ſolche Wendung ge- geben, daß das Sternbaͤndchen vielmehr die Linſe ruͤkk- waͤrts ziehen, und die Diſtanz von der Nezzhaut vermin- dern ſoll, damit das Auge von dieſer Action kuͤrzer wer- den moͤge (h).
Wenn eben dieſe Sternbaͤnder gelaͤhmt oder geſund ſind, ſo leitet er das Schielen daher (i), und er behaup- tet, daß dieſes Baͤndchen ein Muſkel ſei, ob es gleich keine Farbe habe (k).
Da-
(e)[Spaltenumbruch]De lig. ciliar. n. 10.
(f)Of the eye T. II. p. 4. 5.
(g)IDEM Eſſ. of a Societ. at Edimb. T. IV. p. 154. 155. 164.
(h)La CHARIERE p. 284 PER- RAULT p. 579. HARTSOEKER pag. 76. BRISSEAU p. 77. DER- [Spaltenumbruch]
HAM l. c. L. IV. c. 2. pag. 101. wenn ichs treffe.
(i)PORTERFIELD T. II. p. 14. und vorlaͤngſt du HAMEL corp. anim. L. II. c. 5. der auch dieſen Fehler deutlich an der Linſe im gruͤ- nen Staar geſehen hat.
(k)p. 450 Auch wie es ſcheint MORGAGNUS Epiſt. XVII. n. 16.
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Das Sehen. XVI. Buch.
Erſcheinungen des Sehens zu erklaͤren, und es ſind die-
ſem Manne, der durch ſo viele andere Erfindungen be-
ruͤhmt geworden, viele groſſe Maͤnner, einige aber dar-
unter doch auf andere Weiſe nachgefolgt. Es glaubte
alſo Kepler, daß dieſes Sternbaͤndchen, als ein beweg-
licher, und auf der Cryſtallinſe liegender Muſkel das Au-
ge laͤnger mache, wenn die Linſe, nach Zuruͤkkſtoſſung
der glaͤſernen Feuchtigkeit vorſpraͤnge. Zinn beſtaͤtiget
dieſes in ſo fern (e), daß die Radii des Sternbaͤndchens,
wenn ſie von der Feuchtigkeit aufſchwellen, den Glaßkoͤr-
per zuruͤkkſtoſſen, und die Linſe vorwaͤrts trieben. Dieſe
Hipotheſe erweiterte Porterfield dahin, daß der natuͤr-
liche Zuſtand des Auges in einer Erſchlaffung dieſes Baͤnd-
chens beſtehe, wobei zugleich das Auge kuͤrzer, und weite
Dinge zu ſehen geſchikkter werden ſoll: Dahingegen ſollen
wir nahe Dinge nur mit Muͤhe und Ermuͤdung unter-
ſcheiden koͤnnen (f), weil wir zu dieſen Objecten, die Huͤl-
fe des Sternbaͤndchens noͤthig haben: und es ſtraͤnge ſich
hier die Seele an, das Auge auf entfernte und nahe Din-
ge zu richten (g).
Andere haben dieſer Sache eine ſolche Wendung ge-
geben, daß das Sternbaͤndchen vielmehr die Linſe ruͤkk-
waͤrts ziehen, und die Diſtanz von der Nezzhaut vermin-
dern ſoll, damit das Auge von dieſer Action kuͤrzer wer-
den moͤge (h).
Wenn eben dieſe Sternbaͤnder gelaͤhmt oder geſund
ſind, ſo leitet er das Schielen daher (i), und er behaup-
tet, daß dieſes Baͤndchen ein Muſkel ſei, ob es gleich
keine Farbe habe (k).
Da-
(e)
De lig. ciliar. n. 10.
(f) Of the eye T. II. p. 4. 5.
(g) IDEM Eſſ. of a Societ. at
Edimb. T. IV. p. 154. 155. 164.
(h) La CHARIERE p. 284 PER-
RAULT p. 579. HARTSOEKER
pag. 76. BRISSEAU p. 77. DER-
HAM l. c. L. IV. c. 2. pag. 101.
wenn ichs treffe.
(i) PORTERFIELD T. II. p. 14.
und vorlaͤngſt du HAMEL corp.
anim. L. II. c. 5. der auch dieſen
Fehler deutlich an der Linſe im gruͤ-
nen Staar geſehen hat.
(k) p. 450 Auch wie es ſcheint
MORGAGNUS Epiſt. XVII. n. 16.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1014. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1032>, abgerufen am 23.11.2024.
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