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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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VII. Ab. Ersch. d. leb. Geh. Die Empfind.
wie hiebei einzig und allein der Schorf an der Wunde
langsam abgehe [Spaltenumbruch] n. Es hätten auch noch andere Dinge
geschickt sein mögen, die Empfindlichkeit der Sehne in
Zweifel zu ziehen. Man hat nämlich unter den Thieren
von dem Vögelgeschlechte harte Sehnen o an den Füssen
derselben aufzuweisen, ia es sind die Sehnen in den mei-
sten knochig p, und es pflegt dieser Fehler nicht selten
auch bei Menschen vorzukommen q. Man hätte also
von einem knochigen Körper keine Empfindung erwarten,
noch von der Natur befürchten dürfen, daß sie in den
Vögeln einen nothwendigen Bau vergessen werde, wo-
fern das Vermögen zu empfinden, bei einer Sehne
nothwendig wäre.

Es zweifelt ausser dem Vesal vor langer Zeit schon
daran, daß eine Sehne nerviger Natur sei r, sondern
er lehret vielmehr, daß sie das Wesen eines Ban-
des an sich habe. Und es hat nach dem Galen das
Band keine Empfindung s. Es hatte aber auch Fa-
bricius
schon gestanden t, daß sich Nerven in die Mu-
skeln vertheilen, und nicht bis zu den Sehnen hingelan-
gen, so, wie Plemp u behauptet, daß die Nerven
sich nicht in die Sehnen erstrecken. Da Anton von
Leeuwenhoeck x die Sache auf das genaueste unter-

suchte,
n Navy surgeon. p. 161.
o Knorplig: Fabric. de fabr.
musc. p.
17.
p Knochig Birsch. T. 3. p. 476.
Swammerdam bibl. nat. p. 145.
Stenon musc. et gland. p. 26. Pech-
lin
obs. 40. L. 2. Kulmus de ten-
dine achillis rupto. Duverney in
I. des savans 1689. n. 19. Fougeroux
reponse p.
97. Denn die Sehnen
werden von der Färberröthe roth,
daß sie zu wahren Knochen werden
eben der. Jm Pfau und indiani-
schen Huhne hat sie Meyer mit Far-
ben ausgemacht. Squelat. T. 2.
tab.
1. und 3.
q Vom Mißbrauch des Korn-
[Spaltenumbruch] brandweins am Matrosen Kulmus.
Bei Alten nicht ungewöhnlich Li-
eutaud
prec. de la medec. prat.
p.
427. Eine fast knorplige Sehne
fand am Ausstrecker der Schienröh-
re und des Fusses Vesling ad Hild.
et|ep.
15. Halb membranös ein Mu-
skel, und der lange Röhrenmuskel
knochig Heuermann phys. T. III.
p.
162. Sehnen kommen den Kno-
chen sehr nahe. Iourn. de med.
1760. p.
261.
r p. 261. u. w.
s L. 1. de motu muscul.
t De fabric. mus p. 27.
u Fundam. med. p. 110.
x Epist. physiolog. p. 443.

VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
wie hiebei einzig und allein der Schorf an der Wunde
langſam abgehe [Spaltenumbruch] n. Es haͤtten auch noch andere Dinge
geſchickt ſein moͤgen, die Empfindlichkeit der Sehne in
Zweifel zu ziehen. Man hat naͤmlich unter den Thieren
von dem Voͤgelgeſchlechte harte Sehnen o an den Fuͤſſen
derſelben aufzuweiſen, ia es ſind die Sehnen in den mei-
ſten knochig p, und es pflegt dieſer Fehler nicht ſelten
auch bei Menſchen vorzukommen q. Man haͤtte alſo
von einem knochigen Koͤrper keine Empfindung erwarten,
noch von der Natur befuͤrchten duͤrfen, daß ſie in den
Voͤgeln einen nothwendigen Bau vergeſſen werde, wo-
fern das Vermoͤgen zu empfinden, bei einer Sehne
nothwendig waͤre.

Es zweifelt auſſer dem Veſal vor langer Zeit ſchon
daran, daß eine Sehne nerviger Natur ſei r, ſondern
er lehret vielmehr, daß ſie das Weſen eines Ban-
des an ſich habe. Und es hat nach dem Galen das
Band keine Empfindung s. Es hatte aber auch Fa-
bricius
ſchon geſtanden t, daß ſich Nerven in die Mu-
skeln vertheilen, und nicht bis zu den Sehnen hingelan-
gen, ſo, wie Plemp u behauptet, daß die Nerven
ſich nicht in die Sehnen erſtrecken. Da Anton von
Leeuwenhoeck x die Sache auf das genaueſte unter-

ſuchte,
n Navy ſurgeon. p. 161.
o Knorplig: Fabric. de fabr.
muſc. p.
17.
p Knochig Birſch. T. 3. p. 476.
Swammerdam bibl. nat. p. 145.
Stenon muſc. et gland. p. 26. Pech-
lin
obſ. 40. L. 2. Kulmus de ten-
dine achillis rupto. Duverney in
I. des ſavans 1689. n. 19. Fougeroux
reponſe p.
97. Denn die Sehnen
werden von der Faͤrberroͤthe roth,
daß ſie zu wahren Knochen werden
eben der. Jm Pfau und indiani-
ſchen Huhne hat ſie Meyer mit Far-
ben ausgemacht. Squelat. T. 2.
tab.
1. und 3.
q Vom Mißbrauch des Korn-
[Spaltenumbruch] brandweins am Matroſen Kulmus.
Bei Alten nicht ungewoͤhnlich Li-
eutaud
prec. de la medec. prat.
p.
427. Eine faſt knorplige Sehne
fand am Ausſtrecker der Schienroͤh-
re und des Fuſſes Vesling ad Hild.
et|ep.
15. Halb membranoͤs ein Mu-
skel, und der lange Roͤhrenmuskel
knochig Heuermann phyſ. T. III.
p.
162. Sehnen kommen den Kno-
chen ſehr nahe. Iourn. de med.
1760. p.
261.
r p. 261. u. w.
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[431/0467] VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind. wie hiebei einzig und allein der Schorf an der Wunde langſam abgehe n. Es haͤtten auch noch andere Dinge geſchickt ſein moͤgen, die Empfindlichkeit der Sehne in Zweifel zu ziehen. Man hat naͤmlich unter den Thieren von dem Voͤgelgeſchlechte harte Sehnen o an den Fuͤſſen derſelben aufzuweiſen, ia es ſind die Sehnen in den mei- ſten knochig p, und es pflegt dieſer Fehler nicht ſelten auch bei Menſchen vorzukommen q. Man haͤtte alſo von einem knochigen Koͤrper keine Empfindung erwarten, noch von der Natur befuͤrchten duͤrfen, daß ſie in den Voͤgeln einen nothwendigen Bau vergeſſen werde, wo- fern das Vermoͤgen zu empfinden, bei einer Sehne nothwendig waͤre. Es zweifelt auſſer dem Veſal vor langer Zeit ſchon daran, daß eine Sehne nerviger Natur ſei r, ſondern er lehret vielmehr, daß ſie das Weſen eines Ban- des an ſich habe. Und es hat nach dem Galen das Band keine Empfindung s. Es hatte aber auch Fa- bricius ſchon geſtanden t, daß ſich Nerven in die Mu- skeln vertheilen, und nicht bis zu den Sehnen hingelan- gen, ſo, wie Plemp u behauptet, daß die Nerven ſich nicht in die Sehnen erſtrecken. Da Anton von Leeuwenhoeck x die Sache auf das genaueſte unter- ſuchte, n Navy ſurgeon. p. 161. o Knorplig: Fabric. de fabr. muſc. p. 17. p Knochig Birſch. T. 3. p. 476. Swammerdam bibl. nat. p. 145. Stenon muſc. et gland. p. 26. Pech- lin obſ. 40. L. 2. Kulmus de ten- dine achillis rupto. Duverney in I. des ſavans 1689. n. 19. Fougeroux reponſe p. 97. Denn die Sehnen werden von der Faͤrberroͤthe roth, daß ſie zu wahren Knochen werden eben der. Jm Pfau und indiani- ſchen Huhne hat ſie Meyer mit Far- ben ausgemacht. Squelat. T. 2. tab. 1. und 3. q Vom Mißbrauch des Korn- brandweins am Matroſen Kulmus. Bei Alten nicht ungewoͤhnlich Li- eutaud prec. de la medec. prat. p. 427. Eine faſt knorplige Sehne fand am Ausſtrecker der Schienroͤh- re und des Fuſſes Vesling ad Hild. et|ep. 15. Halb membranoͤs ein Mu- skel, und der lange Roͤhrenmuskel knochig Heuermann phyſ. T. III. p. 162. Sehnen kommen den Kno- chen ſehr nahe. Iourn. de med. 1760. p. 261. r p. 261. u. w. s L. 1. de motu muſcul. t De fabric. muſ p. 27. u Fundam. med. p. 110. x Epiſt. phyſiolog. p. 443.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/467>, abgerufen am 22.11.2024.