Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

einzige schon den Grund zu dem Vertrauen hergeben,
vermöge dessen man im vorigen Jahrhunderte die Seh-
nen zusammennähete, davon man nicht nur an Hunden [Spaltenumbruch] h,
sondern auch an verwundeten Menschen i, die Probe ge-
macht hat. Es erfolgten nämlich von diesen Nadelsti-
chen keine Zufälle, ob solche gleich an den andern Ner-
ven tödtlich sind.

Doch wir lesen auch, daß hin und wieder Sehnen
ohne irgend ein Uebel nach sich zu ziehen, blos von der
Gewalt des Gewichts zerrissen k, und es hat der Kunst-
richter l des J. L. Petit keinen Glauben gefunden,
wenn er läugnete, daß sie zerrissen gewesen wären, da
besonders ein vortreflicher Zergliederer m, der dieses
Unglück an seinem eigenen Leibe erfahren, die Aussage
des Petit glaubwürdig macht, und man vor kurzem aus
der Geschichte des J. van der Haar ersieht, daß diese
Sehne ohne alle Empfindung und mehr, als einmal zer-
reissen könne m*.

Endlich so hat J. Atlins, ein Wundarzt, der un-
sere Schriften nicht lesen können, indem er sich viele
Jahre in Afrika aufgehalten, die Anmerkung gemacht,
daß, wenn Sehnen nur so obenhin oder ganz durchschnit-
ten, oder von einer Flintenkugel zerrissen worden, we-
der schwere Zufälle darauf folgen, noch selbige schwer zu
heilen sind, und er ist so aufrichtig, daß er selber erzählt,

wie

h Nuck beim C. Stalp. vander
Wiel cent. 2. obs. 45.

i Nuck eben da. Stalpart eben
da. Daß kein Zufall aus dieser
Operation erfolget sei, liest man
beim Vesling ep. posth. XV. Bie-
nnise beim Tassin chirurg. milit.
G. le Motte chir. compl. p. 260.

k Pary L. 9. c. 38. Petit mem.
de l' Acad. 1728. Malad. des os. T.
2. c. 15. Eph. Nat. Cur. vol. 6.
obs. 24.

l Reflex. sur les mem. de l'au-
teur du livre sur les maladies des
[Spaltenumbruch] os p. 262. Denn D. Belair hat
Spuren der zerrissenen Sehne ge-
sehen Mauchart luxat. nuch. p. 9.

m Alex. Monroo. Er ist Zeuge,
daß er keine Cmpfindung des
Schmerzens gehabt, sondern die
Ferse gleichsam auf die Erde gesun-
ken ess. of a Societ. at Edimb. phys.
and lit. T. I. p. 450. u. w.

m* Verbandel vande Hollandz
maatschap. T. 5. p. 35. 324. und
ein gleiches Beispiel ist im Iourn.
de Med. 1760. p. 254. u. f.

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

einzige ſchon den Grund zu dem Vertrauen hergeben,
vermoͤge deſſen man im vorigen Jahrhunderte die Seh-
nen zuſammennaͤhete, davon man nicht nur an Hunden [Spaltenumbruch] h,
ſondern auch an verwundeten Menſchen i, die Probe ge-
macht hat. Es erfolgten naͤmlich von dieſen Nadelſti-
chen keine Zufaͤlle, ob ſolche gleich an den andern Ner-
ven toͤdtlich ſind.

Doch wir leſen auch, daß hin und wieder Sehnen
ohne irgend ein Uebel nach ſich zu ziehen, blos von der
Gewalt des Gewichts zerriſſen k, und es hat der Kunſt-
richter l des J. L. Petit keinen Glauben gefunden,
wenn er laͤugnete, daß ſie zerriſſen geweſen waͤren, da
beſonders ein vortreflicher Zergliederer m, der dieſes
Ungluͤck an ſeinem eigenen Leibe erfahren, die Ausſage
des Petit glaubwuͤrdig macht, und man vor kurzem aus
der Geſchichte des J. van der Haar erſieht, daß dieſe
Sehne ohne alle Empfindung und mehr, als einmal zer-
reiſſen koͤnne m*.

Endlich ſo hat J. Atlins, ein Wundarzt, der un-
ſere Schriften nicht leſen koͤnnen, indem er ſich viele
Jahre in Afrika aufgehalten, die Anmerkung gemacht,
daß, wenn Sehnen nur ſo obenhin oder ganz durchſchnit-
ten, oder von einer Flintenkugel zerriſſen worden, we-
der ſchwere Zufaͤlle darauf folgen, noch ſelbige ſchwer zu
heilen ſind, und er iſt ſo aufrichtig, daß er ſelber erzaͤhlt,

wie

h Nuck beim C. Stalp. vander
Wiel cent. 2. obſ. 45.

i Nuck eben da. Stalpart eben
da. Daß kein Zufall aus dieſer
Operation erfolget ſei, lieſt man
beim Vesling ep. poſth. XV. Bie-
nniſe beim Taſſin chirurg. milit.
G. le Motte chir. compl. p. 260.

k Pary L. 9. c. 38. Petit mem.
de l’ Acad. 1728. Malad. des os. T.
2. c. 15. Eph. Nat. Cur. vol. 6.
obſ. 24.

l Reflex. ſur les mem. de l’au-
teur du livre ſur les maladies des
[Spaltenumbruch] os p. 262. Denn D. Belair hat
Spuren der zerriſſenen Sehne ge-
ſehen Mauchart luxat. nuch. p. 9.

m Alex. Monroo. Er iſt Zeuge,
daß er keine Cmpfindung des
Schmerzens gehabt, ſondern die
Ferſe gleichſam auf die Erde geſun-
ken eſſ. of a Societ. at Edimb. phys.
and lit. T. I. p. 450. u. w.

m* Verbandel vande Hollandz
maatſchap. T. 5. p. 35. 324. und
ein gleiches Beiſpiel iſt im Iourn.
de Med. 1760. p. 254. u. f.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0466" n="430"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Gehirn und die Nerven. <hi rendition="#aq">X.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
einzige &#x017F;chon den Grund zu dem Vertrauen hergeben,<lb/>
vermo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;en man im vorigen Jahrhunderte die Seh-<lb/>
nen zu&#x017F;ammenna&#x0364;hete, davon man nicht nur an Hunden <cb/>
<note place="foot" n="h"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nuck</hi></hi> beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C. Stalp.</hi> vander<lb/>
W<hi rendition="#i">iel</hi> cent. 2. ob&#x017F;.</hi> 45.</note>,<lb/>
&#x017F;ondern auch an verwundeten Men&#x017F;chen <note place="foot" n="i"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nuck</hi></hi> eben da. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Stalpart</hi></hi> eben<lb/>
da. Daß kein Zufall aus die&#x017F;er<lb/>
Operation erfolget &#x017F;ei, lie&#x017F;t man<lb/>
beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vesling</hi> ep. po&#x017F;th. XV. <hi rendition="#i">Bie-<lb/>
nni&#x017F;e</hi></hi> beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ta&#x017F;&#x017F;in</hi> chirurg. milit.<lb/>
G. <hi rendition="#i">le Motte</hi> chir. compl. p.</hi> 260.</note>, die Probe ge-<lb/>
macht hat. Es erfolgten na&#x0364;mlich von die&#x017F;en Nadel&#x017F;ti-<lb/>
chen keine Zufa&#x0364;lle, ob &#x017F;olche gleich an den andern Ner-<lb/>
ven to&#x0364;dtlich &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Doch wir le&#x017F;en auch, daß hin und wieder Sehnen<lb/>
ohne irgend ein Uebel nach &#x017F;ich zu ziehen, blos von der<lb/>
Gewalt des Gewichts zerri&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="k"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pary</hi> L. 9. c. 38. <hi rendition="#i">Petit</hi> mem.<lb/>
de l&#x2019; Acad. 1728. Malad. des os. T.<lb/>
2. c. 15. Eph. Nat. Cur. vol. 6.<lb/>
ob&#x017F;.</hi> 24.</note>, und es hat der Kun&#x017F;t-<lb/>
richter <note place="foot" n="l"><hi rendition="#aq">Reflex. &#x017F;ur les mem. de l&#x2019;au-<lb/>
teur du livre &#x017F;ur les maladies des<lb/><cb/>
os p.</hi> 262. Denn <hi rendition="#aq">D. <hi rendition="#i">Belair</hi></hi> hat<lb/>
Spuren der zerri&#x017F;&#x017F;enen Sehne ge-<lb/>
&#x017F;ehen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mauchart</hi> luxat. nuch. p.</hi> 9.</note> des J. L. <hi rendition="#fr">Petit</hi> keinen Glauben gefunden,<lb/>
wenn er la&#x0364;ugnete, daß &#x017F;ie zerri&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren, da<lb/>
be&#x017F;onders ein vortreflicher Zergliederer <note place="foot" n="m"><hi rendition="#aq">Alex. <hi rendition="#i">Monroo.</hi></hi> Er i&#x017F;t Zeuge,<lb/>
daß er keine Cmpfindung des<lb/>
Schmerzens gehabt, &#x017F;ondern die<lb/>
Fer&#x017F;e gleich&#x017F;am auf die Erde ge&#x017F;un-<lb/>
ken <hi rendition="#aq">e&#x017F;&#x017F;. of a Societ. at Edimb. phys.<lb/>
and lit. T. I. p.</hi> 450. u. w.</note>, der die&#x017F;es<lb/>
Unglu&#x0364;ck an &#x017F;einem eigenen Leibe erfahren, die Aus&#x017F;age<lb/>
des <hi rendition="#fr">Petit</hi> glaubwu&#x0364;rdig macht, und man vor kurzem aus<lb/>
der Ge&#x017F;chichte des J. van der <hi rendition="#fr">Haar</hi> er&#x017F;ieht, daß die&#x017F;e<lb/>
Sehne ohne alle Empfindung und mehr, als einmal zer-<lb/>
rei&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne <note place="foot" n="m*"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Verbandel</hi> vande Hollandz<lb/>
maat&#x017F;chap. T. 5. p.</hi> 35. 324. und<lb/>
ein gleiches Bei&#x017F;piel i&#x017F;t im <hi rendition="#aq">Iourn.<lb/>
de Med. 1760. p.</hi> 254. u. f.</note>.</p><lb/>
            <p>Endlich &#x017F;o hat J. <hi rendition="#fr">Atlins,</hi> ein Wundarzt, der un-<lb/>
&#x017F;ere Schriften nicht le&#x017F;en ko&#x0364;nnen, indem er &#x017F;ich viele<lb/>
Jahre in Afrika aufgehalten, die Anmerkung gemacht,<lb/>
daß, wenn Sehnen nur &#x017F;o obenhin oder ganz durch&#x017F;chnit-<lb/>
ten, oder von einer Flintenkugel zerri&#x017F;&#x017F;en worden, we-<lb/>
der &#x017F;chwere Zufa&#x0364;lle darauf folgen, noch &#x017F;elbige &#x017F;chwer zu<lb/>
heilen &#x017F;ind, und er i&#x017F;t &#x017F;o aufrichtig, daß er &#x017F;elber erza&#x0364;hlt,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[430/0466] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. einzige ſchon den Grund zu dem Vertrauen hergeben, vermoͤge deſſen man im vorigen Jahrhunderte die Seh- nen zuſammennaͤhete, davon man nicht nur an Hunden h, ſondern auch an verwundeten Menſchen i, die Probe ge- macht hat. Es erfolgten naͤmlich von dieſen Nadelſti- chen keine Zufaͤlle, ob ſolche gleich an den andern Ner- ven toͤdtlich ſind. Doch wir leſen auch, daß hin und wieder Sehnen ohne irgend ein Uebel nach ſich zu ziehen, blos von der Gewalt des Gewichts zerriſſen k, und es hat der Kunſt- richter l des J. L. Petit keinen Glauben gefunden, wenn er laͤugnete, daß ſie zerriſſen geweſen waͤren, da beſonders ein vortreflicher Zergliederer m, der dieſes Ungluͤck an ſeinem eigenen Leibe erfahren, die Ausſage des Petit glaubwuͤrdig macht, und man vor kurzem aus der Geſchichte des J. van der Haar erſieht, daß dieſe Sehne ohne alle Empfindung und mehr, als einmal zer- reiſſen koͤnne m*. Endlich ſo hat J. Atlins, ein Wundarzt, der un- ſere Schriften nicht leſen koͤnnen, indem er ſich viele Jahre in Afrika aufgehalten, die Anmerkung gemacht, daß, wenn Sehnen nur ſo obenhin oder ganz durchſchnit- ten, oder von einer Flintenkugel zerriſſen worden, we- der ſchwere Zufaͤlle darauf folgen, noch ſelbige ſchwer zu heilen ſind, und er iſt ſo aufrichtig, daß er ſelber erzaͤhlt, wie h Nuck beim C. Stalp. vander Wiel cent. 2. obſ. 45. i Nuck eben da. Stalpart eben da. Daß kein Zufall aus dieſer Operation erfolget ſei, lieſt man beim Vesling ep. poſth. XV. Bie- nniſe beim Taſſin chirurg. milit. G. le Motte chir. compl. p. 260. k Pary L. 9. c. 38. Petit mem. de l’ Acad. 1728. Malad. des os. T. 2. c. 15. Eph. Nat. Cur. vol. 6. obſ. 24. l Reflex. ſur les mem. de l’au- teur du livre ſur les maladies des os p. 262. Denn D. Belair hat Spuren der zerriſſenen Sehne ge- ſehen Mauchart luxat. nuch. p. 9. m Alex. Monroo. Er iſt Zeuge, daß er keine Cmpfindung des Schmerzens gehabt, ſondern die Ferſe gleichſam auf die Erde geſun- ken eſſ. of a Societ. at Edimb. phys. and lit. T. I. p. 450. u. w. m* Verbandel vande Hollandz maatſchap. T. 5. p. 35. 324. und ein gleiches Beiſpiel iſt im Iourn. de Med. 1760. p. 254. u. f.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/466
Zitationshilfe:	Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/466>, abgerufen am 24.07.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.