suchte, und sich wirklich ganz kleiner Gläserchen bediente, so fand derselbe in der Sehne keinen Nerven, sondern blos an der Oberfläche, einige zarte Fäden.
Da es ferner mit dieser Sache zum Streit kam, und der berümte Laghius[Spaltenumbruch]y, und Vandeliusz, die Sache so weit bestätigten, daß es dennoch einige wirkli- che Nerven an der Achillessehne gebe; da ferner noch das Gerüchte ging, daß auch Albinusa an der Sehne des Rabenzungenmuskels einen Nerven angetroffen ha- be, und berümte Männer diese Sache sehr genau mit dem Messer, den Sonnenmikroskop [Spaltenumbruch]b und auf allerlei künstliche Weise dieses untersucht haben, und die Ner- ven, wie sie gewohnt sind, in der Oberfläche der Sehne und im Zellgewebe über der Haut überall herumkriechen, hingegen keine Nerven iemals in dem innern Wesen der Sehnen gefunden, so haben sie auch aus den Worten des berümten Laghius selbst gezeigt, daß das, was er gesehen, selbst nach seinem Geständnisse durchsichtige Theilchen, und folglich von einem zellförmigen Gewebe gewesen c.
§. 5. Durch Versuche erwiesen.
Ob ich gleich zu der Zeit, da ich mich an die Ver- suche machte, diese Versuche noch nicht völlig wuste, so konnten sie mich dennoch ermuntern, erst an Thieren und denn an Menschen zu erfahren, ob Sehnen überhaupt eine Empfindung haben, oder nicht. Jch habe daher
in
yEp. 2. p. 4. nicht er selbst, son- dern Burgh., den er als Zerleger gebrauchte. Haen aus dem Wins- low difficult. p. 15. 16.
z Auch mit Zufügung des Ku- pfers Ep. 1.
a Bei Vaden Bos de vivis corp. hum. solid. p. 28.
bVrban. Tosetti lettr. 4. p. 239. in racolta Bonon. I. B. Verna im Anfange des Briefes Caldan. ep. 1. p. 281. 282. Epist. II. p. 394. Lud. Paliani in exp. 2. ep. Tosetti 4. I. Babt. Moretti T. 3. p. 503. 504. 505.
cCaldani ep. 2. p. 403. 405. Fontana p. 187.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
ſuchte, und ſich wirklich ganz kleiner Glaͤſerchen bediente, ſo fand derſelbe in der Sehne keinen Nerven, ſondern blos an der Oberflaͤche, einige zarte Faͤden.
Da es ferner mit dieſer Sache zum Streit kam, und der beruͤmte Laghius[Spaltenumbruch]y, und Vandeliusz, die Sache ſo weit beſtaͤtigten, daß es dennoch einige wirkli- che Nerven an der Achillesſehne gebe; da ferner noch das Geruͤchte ging, daß auch Albinusa an der Sehne des Rabenzungenmuskels einen Nerven angetroffen ha- be, und beruͤmte Maͤnner dieſe Sache ſehr genau mit dem Meſſer, den Sonnenmikroſkop [Spaltenumbruch]b und auf allerlei kuͤnſtliche Weiſe dieſes unterſucht haben, und die Ner- ven, wie ſie gewohnt ſind, in der Oberflaͤche der Sehne und im Zellgewebe uͤber der Haut uͤberall herumkriechen, hingegen keine Nerven iemals in dem innern Weſen der Sehnen gefunden, ſo haben ſie auch aus den Worten des beruͤmten Laghius ſelbſt gezeigt, daß das, was er geſehen, ſelbſt nach ſeinem Geſtaͤndniſſe durchſichtige Theilchen, und folglich von einem zellfoͤrmigen Gewebe geweſen c.
§. 5. Durch Verſuche erwieſen.
Ob ich gleich zu der Zeit, da ich mich an die Ver- ſuche machte, dieſe Verſuche noch nicht voͤllig wuſte, ſo konnten ſie mich dennoch ermuntern, erſt an Thieren und denn an Menſchen zu erfahren, ob Sehnen uͤberhaupt eine Empfindung haben, oder nicht. Jch habe daher
in
yEp. 2. p. 4. nicht er ſelbſt, ſon- dern Burgh., den er als Zerleger gebrauchte. Haen aus dem Wins- low difficult. p. 15. 16.
z Auch mit Zufuͤgung des Ku- pfers Ep. 1.
a Bei Vaden Bos de vivis corp. hum. ſolid. p. 28.
bVrban. Toſetti lettr. 4. p. 239. in racolta Bonon. I. B. Verna im Anfange des Briefes Caldan. ep. 1. p. 281. 282. Epiſt. II. p. 394. Lud. Paliani in exp. 2. ep. Toſetti 4. I. Babt. Moretti T. 3. p. 503. 504. 505.
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[432/0468]
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
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blos an der Oberflaͤche, einige zarte Faͤden.
Da es ferner mit dieſer Sache zum Streit kam,
und der beruͤmte Laghius
y, und Vandelius z, die
Sache ſo weit beſtaͤtigten, daß es dennoch einige wirkli-
che Nerven an der Achillesſehne gebe; da ferner noch
das Geruͤchte ging, daß auch Albinus a an der Sehne
des Rabenzungenmuskels einen Nerven angetroffen ha-
be, und beruͤmte Maͤnner dieſe Sache ſehr genau mit
dem Meſſer, den Sonnenmikroſkop
b und auf allerlei
kuͤnſtliche Weiſe dieſes unterſucht haben, und die Ner-
ven, wie ſie gewohnt ſind, in der Oberflaͤche der Sehne
und im Zellgewebe uͤber der Haut uͤberall herumkriechen,
hingegen keine Nerven iemals in dem innern Weſen der
Sehnen gefunden, ſo haben ſie auch aus den Worten
des beruͤmten Laghius ſelbſt gezeigt, daß das, was er
geſehen, ſelbſt nach ſeinem Geſtaͤndniſſe durchſichtige
Theilchen, und folglich von einem zellfoͤrmigen Gewebe
geweſen c.
§. 5.
Durch Verſuche erwieſen.
Ob ich gleich zu der Zeit, da ich mich an die Ver-
ſuche machte, dieſe Verſuche noch nicht voͤllig wuſte, ſo
konnten ſie mich dennoch ermuntern, erſt an Thieren und
denn an Menſchen zu erfahren, ob Sehnen uͤberhaupt
eine Empfindung haben, oder nicht. Jch habe daher
in
y Ep. 2. p. 4. nicht er ſelbſt, ſon-
dern Burgh., den er als Zerleger
gebrauchte. Haen aus dem Wins-
low difficult. p. 15. 16.
z Auch mit Zufuͤgung des Ku-
pfers Ep. 1.
a Bei Vaden Bos de vivis corp.
hum. ſolid. p. 28.
b Vrban. Toſetti lettr. 4. p. 239.
in racolta Bonon. I. B. Verna im
Anfange des Briefes Caldan. ep. 1.
p. 281. 282. Epiſt. II. p. 394. Lud.
Paliani in exp. 2. ep. Toſetti 4. I.
Babt. Moretti T. 3. p. 503. 504. 505.
c Caldani ep. 2. p. 403. 405.
Fontana p. 187.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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