Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschn. Die Töne.
wol langsamer, und sie geben daher auch langsame Töne
von sich (q).

Man müsse also, wenn man den feinsten Ton erzwingen
will, die untern Bänder nachlassen, hingegen die obern
spannen, damit diese allein klingen mögen (r). Diesen
Dienst verrichte der Schlidgieskannenmuskel (thyreoa-
rytaenoideus
).

§. 9.
Die Einwürfe dargegen.

Es pflegt sich, und das gemeine Wesen hat seinen
Nuzzen dabei, schwerlich ein neuer Gedanke in seinem
Lager behaupten zu können, wenn er nicht vorher von
Männern, die der alten Meinung anhängen, Wieder-
sprüche ausgestanden, und diese Wiedersprüche endlich
durch die Stärke seiner Gegenbeweise überwunden | hat.
Dieser Gründe giebt es viele, welche von nicht schlechten
Autoren wider den Ferrein auf die Bahn gebracht wor-
den; darunter einige Historische sind (s), andre aber aus
der Zergliederungskunst hergenommen werden. Wir ha-
ben bereits gesagt, und wir wiederholen dieses nicht ohne
eine große Warscheinlichkeit, daß überhaupt der Schild-
knorpel nach vorne zu vorrükke, daß er zugleich mit dem
ganzen Luftröhrenkopfe, und mit dem Ringknorpel, der
ihm gehorcht (t), folgte, und daß folglich in dieser Be-
wegung keine Bänder der Spalte gespannt werden: man
sezzt aber hinzu, daß, wenn der Luftröhrenkopf in die Höhe
steigt, die Bänder gespannt, aber auch zugleich die Spalte
verengert werde (u), und daß dieses die Ursache von den

fei-
(q) [Spaltenumbruch] S. 35. 36. 37.
(r) S. 39. 40.
(s) Daß nicht alle Akademisten
den Ferreinischen Versuchen das
[Spaltenumbruch] Zeugnis gegeben, Lettres sur le nou-
veau Syst. de la voix.
S. 134.
(t) S. 31.
(u) S. 31. 32.
X x 5

III. Abſchn. Die Toͤne.
wol langſamer, und ſie geben daher auch langſame Toͤne
von ſich (q).

Man muͤſſe alſo, wenn man den feinſten Ton erzwingen
will, die untern Baͤnder nachlaſſen, hingegen die obern
ſpannen, damit dieſe allein klingen moͤgen (r). Dieſen
Dienſt verrichte der Schlidgieskannenmuskel (thyreoa-
rytænoideus
).

§. 9.
Die Einwuͤrfe dargegen.

Es pflegt ſich, und das gemeine Weſen hat ſeinen
Nuzzen dabei, ſchwerlich ein neuer Gedanke in ſeinem
Lager behaupten zu koͤnnen, wenn er nicht vorher von
Maͤnnern, die der alten Meinung anhaͤngen, Wieder-
ſpruͤche ausgeſtanden, und dieſe Wiederſpruͤche endlich
durch die Staͤrke ſeiner Gegenbeweiſe uͤberwunden | hat.
Dieſer Gruͤnde giebt es viele, welche von nicht ſchlechten
Autoren wider den Ferrein auf die Bahn gebracht wor-
den; darunter einige Hiſtoriſche ſind (s), andre aber aus
der Zergliederungskunſt hergenommen werden. Wir ha-
ben bereits geſagt, und wir wiederholen dieſes nicht ohne
eine große Warſcheinlichkeit, daß uͤberhaupt der Schild-
knorpel nach vorne zu vorruͤkke, daß er zugleich mit dem
ganzen Luftroͤhrenkopfe, und mit dem Ringknorpel, der
ihm gehorcht (t), folgte, und daß folglich in dieſer Be-
wegung keine Baͤnder der Spalte geſpannt werden: man
ſezzt aber hinzu, daß, wenn der Luftroͤhrenkopf in die Hoͤhe
ſteigt, die Baͤnder geſpannt, aber auch zugleich die Spalte
verengert werde (u), und daß dieſes die Urſache von den

fei-
(q) [Spaltenumbruch] S. 35. 36. 37.
(r) S. 39. 40.
(s) Daß nicht alle Akademiſten
den Ferreiniſchen Verſuchen das
[Spaltenumbruch] Zeugnis gegeben, Lettres ſur le nou-
veau Syſt. de la voix.
S. 134.
(t) S. 31.
(u) S. 31. 32.
X x 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0703" n="695[697]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Die To&#x0364;ne.</hi></fw><lb/>
wol lang&#x017F;amer, und &#x017F;ie geben daher auch lang&#x017F;ame To&#x0364;ne<lb/>
von &#x017F;ich <note place="foot" n="(q)"><cb/>
S. 35. 36. 37.</note>.</p><lb/>
            <p>Man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e al&#x017F;o, wenn man den fein&#x017F;ten Ton erzwingen<lb/>
will, die untern Ba&#x0364;nder nachla&#x017F;&#x017F;en, hingegen die obern<lb/>
&#x017F;pannen, damit die&#x017F;e allein klingen mo&#x0364;gen <note place="foot" n="(r)">S. 39. 40.</note>. Die&#x017F;en<lb/>
Dien&#x017F;t verrichte der Schlidgieskannenmuskel (<hi rendition="#aq">thyreoa-<lb/>
rytænoideus</hi>).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.<lb/>
Die Einwu&#x0364;rfe dargegen.</head><lb/>
            <p>Es pflegt &#x017F;ich, und das gemeine We&#x017F;en hat &#x017F;einen<lb/>
Nuzzen dabei, &#x017F;chwerlich ein neuer Gedanke in &#x017F;einem<lb/>
Lager behaupten zu ko&#x0364;nnen, wenn er nicht vorher von<lb/>
Ma&#x0364;nnern, die der alten Meinung anha&#x0364;ngen, Wieder-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;che ausge&#x017F;tanden, und die&#x017F;e Wieder&#x017F;pru&#x0364;che endlich<lb/>
durch die Sta&#x0364;rke &#x017F;einer Gegenbewei&#x017F;e u&#x0364;berwunden | hat.<lb/>
Die&#x017F;er Gru&#x0364;nde giebt es viele, welche von nicht &#x017F;chlechten<lb/>
Autoren wider den <hi rendition="#fr">Ferrein</hi> auf die Bahn gebracht wor-<lb/>
den; darunter einige Hi&#x017F;tori&#x017F;che &#x017F;ind <note place="foot" n="(s)">Daß nicht alle Akademi&#x017F;ten<lb/>
den <hi rendition="#fr">Ferreini&#x017F;chen</hi> Ver&#x017F;uchen das<lb/><cb/>
Zeugnis gegeben, <hi rendition="#aq">Lettres &#x017F;ur le nou-<lb/>
veau Sy&#x017F;t. de la voix.</hi> S. 134.</note>, andre aber aus<lb/>
der Zergliederungskun&#x017F;t hergenommen werden. Wir ha-<lb/>
ben bereits ge&#x017F;agt, und wir wiederholen die&#x017F;es nicht ohne<lb/>
eine große War&#x017F;cheinlichkeit, daß u&#x0364;berhaupt der Schild-<lb/>
knorpel nach vorne zu vorru&#x0364;kke, daß er zugleich mit dem<lb/>
ganzen Luftro&#x0364;hrenkopfe, und mit dem Ringknorpel, der<lb/>
ihm gehorcht <note place="foot" n="(t)">S. 31.</note>, folgte, und daß folglich in die&#x017F;er Be-<lb/>
wegung keine Ba&#x0364;nder der Spalte ge&#x017F;pannt werden: man<lb/>
&#x017F;ezzt aber hinzu, daß, wenn der Luftro&#x0364;hrenkopf in die Ho&#x0364;he<lb/>
&#x017F;teigt, die Ba&#x0364;nder ge&#x017F;pannt, aber auch zugleich die Spalte<lb/>
verengert werde <note place="foot" n="(u)">S. 31. 32.</note>, und daß die&#x017F;es die Ur&#x017F;ache von den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x 5</fw><fw place="bottom" type="catch">fei-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[695[697]/0703] III. Abſchn. Die Toͤne. wol langſamer, und ſie geben daher auch langſame Toͤne von ſich (q). Man muͤſſe alſo, wenn man den feinſten Ton erzwingen will, die untern Baͤnder nachlaſſen, hingegen die obern ſpannen, damit dieſe allein klingen moͤgen (r). Dieſen Dienſt verrichte der Schlidgieskannenmuskel (thyreoa- rytænoideus). §. 9. Die Einwuͤrfe dargegen. Es pflegt ſich, und das gemeine Weſen hat ſeinen Nuzzen dabei, ſchwerlich ein neuer Gedanke in ſeinem Lager behaupten zu koͤnnen, wenn er nicht vorher von Maͤnnern, die der alten Meinung anhaͤngen, Wieder- ſpruͤche ausgeſtanden, und dieſe Wiederſpruͤche endlich durch die Staͤrke ſeiner Gegenbeweiſe uͤberwunden | hat. Dieſer Gruͤnde giebt es viele, welche von nicht ſchlechten Autoren wider den Ferrein auf die Bahn gebracht wor- den; darunter einige Hiſtoriſche ſind (s), andre aber aus der Zergliederungskunſt hergenommen werden. Wir ha- ben bereits geſagt, und wir wiederholen dieſes nicht ohne eine große Warſcheinlichkeit, daß uͤberhaupt der Schild- knorpel nach vorne zu vorruͤkke, daß er zugleich mit dem ganzen Luftroͤhrenkopfe, und mit dem Ringknorpel, der ihm gehorcht (t), folgte, und daß folglich in dieſer Be- wegung keine Baͤnder der Spalte geſpannt werden: man ſezzt aber hinzu, daß, wenn der Luftroͤhrenkopf in die Hoͤhe ſteigt, die Baͤnder geſpannt, aber auch zugleich die Spalte verengert werde (u), und daß dieſes die Urſache von den fei- (q) S. 35. 36. 37. (r) S. 39. 40. (s) Daß nicht alle Akademiſten den Ferreiniſchen Verſuchen das Zeugnis gegeben, Lettres ſur le nou- veau Syſt. de la voix. S. 134. (t) S. 31. (u) S. 31. 32. X x 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/703
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 695[697]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/703>, abgerufen am 23.11.2024.