Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Atemholen. VIII. Buch.
die Lunge eines Thieres gesperrt ist; und zwar auf eben die
Art, wie wir gezeigt haben, daß das rechte Herzohr (m),
und die Kammer eben dieser Seite, der linke Sinus (o),
und endlich die Kammer derselben Seite (p) weiter aus-
gedehnt gewesen, so oft sich eine oder die andre dieser
Hölen nicht wohl ausleeren konnte. Es ist auch wahr-
scheinlich, daß die vorsichtige Natur ihr Absehen mit
auf die künftige Hindernisse in der Lunge gerichtet ha-
be (q), als sie die rechten Höhlungen des Herzens grösser
anlegte. Es kömmt diese Absicht einem Erweise ganz
nahe, indem diese Natur denenjenigen Thieren, noch
grössere und weitere Blutadern verliehen, die sich unter
dem Wasser, um ihr Leben zu unterhalten, nothwendig
lange Zeit aufhalten müssen, wie man an den Meerkäl-
bern (r), nnd andern Amphibien wahrnimmt. Wenn
sich aber das Blut in den Holadern, und im rechten Herz-
ohre, wegen der Schwierigkeiten der Lunge verweilt, so
wird es sich ebenfalls in der rechten Herzkammer, und der
Lungenschlagader verweilen, und ebenfalls die sonst schwa-
che Kammer (s), und leicht auszudehnende Schlaga-
ader (t) auseinander drengen.

Es hat ferner der vortrefliche Mekel unsere Ver-
muthung dadurch bestärkt, daß er die Gefässe in einem
gesunden Menschen, mit eben diesen Gefässen eines Men-
schen verglichen, in dem der Umlauf des Blutes verhin-
dert gewesen. Es ist nämlich die Aorte im gesunden
Menschen um etwas weiter, als die Lungenschlagader,
und zwar im Verhältnisse wie 12 zu 111/2 zu 11 (u). Da
(n)

aber
(m) [Spaltenumbruch] 4 Buch.
(o) Ebendas.
(p) Ebendas.
(q) Dieses ist eine Muthmassung
des J. Domin. Santorini. S.
149. unfre, und des Sam. Auri-
vills
angef. Ort.
(r) [Spaltenumbruch] Wir haben diese Geschichte
dem vor refl. Mekel zu danken.
(s) MEKEL T. 12. S. 55.
(t) Ebenders. S. 53. 54. 55. vom
Durchmesser von 11 Lin. bis zum
Diameter von 15 Linien.
(u) 8 B. 2 A. 19 N.
(n) Ebendas.

Das Atemholen. VIII. Buch.
die Lunge eines Thieres geſperrt iſt; und zwar auf eben die
Art, wie wir gezeigt haben, daß das rechte Herzohr (m),
und die Kammer eben dieſer Seite, der linke Sinus (o),
und endlich die Kammer derſelben Seite (p) weiter aus-
gedehnt geweſen, ſo oft ſich eine oder die andre dieſer
Hoͤlen nicht wohl ausleeren konnte. Es iſt auch wahr-
ſcheinlich, daß die vorſichtige Natur ihr Abſehen mit
auf die kuͤnftige Hinderniſſe in der Lunge gerichtet ha-
be (q), als ſie die rechten Hoͤhlungen des Herzens groͤſſer
anlegte. Es koͤmmt dieſe Abſicht einem Erweiſe ganz
nahe, indem dieſe Natur denenjenigen Thieren, noch
groͤſſere und weitere Blutadern verliehen, die ſich unter
dem Waſſer, um ihr Leben zu unterhalten, nothwendig
lange Zeit aufhalten muͤſſen, wie man an den Meerkaͤl-
bern (r), nnd andern Amphibien wahrnimmt. Wenn
ſich aber das Blut in den Holadern, und im rechten Herz-
ohre, wegen der Schwierigkeiten der Lunge verweilt, ſo
wird es ſich ebenfalls in der rechten Herzkammer, und der
Lungenſchlagader verweilen, und ebenfalls die ſonſt ſchwa-
che Kammer (s), und leicht auszudehnende Schlaga-
ader (t) auseinander drengen.

Es hat ferner der vortrefliche Mekel unſere Ver-
muthung dadurch beſtaͤrkt, daß er die Gefaͤſſe in einem
geſunden Menſchen, mit eben dieſen Gefaͤſſen eines Men-
ſchen verglichen, in dem der Umlauf des Blutes verhin-
dert geweſen. Es iſt naͤmlich die Aorte im geſunden
Menſchen um etwas weiter, als die Lungenſchlagader,
und zwar im Verhaͤltniſſe wie 12 zu 11½ zu 11 (u). Da
(n)

aber
(m) [Spaltenumbruch] 4 Buch.
(o) Ebendaſ.
(p) Ebendaſ.
(q) Dieſes iſt eine Muthmaſſung
des J. Domin. Santorini. S.
149. unfre, und des Sam. Auri-
vills
angef. Ort.
(r) [Spaltenumbruch] Wir haben dieſe Geſchichte
dem vor refl. Mekel zu danken.
(s) MEKEL T. 12. S. 55.
(t) Ebenderſ. S. 53. 54. 55. vom
Durchmeſſer von 11 Lin. bis zum
Diameter von 15 Linien.
(u) 8 B. 2 A. 19 N.
(n) Ebendaſ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0552" n="544[546]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Atemholen. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
die Lunge eines Thieres ge&#x017F;perrt i&#x017F;t; und zwar auf eben die<lb/>
Art, wie wir gezeigt haben, daß das rechte Herzohr <note place="foot" n="(m)"><cb/>
4 Buch.</note>,<lb/>
und die Kammer eben die&#x017F;er Seite, der linke Sinus <note place="foot" n="(o)">Ebenda&#x017F;.</note>,<lb/>
und endlich die Kammer der&#x017F;elben Seite <note place="foot" n="(p)">Ebenda&#x017F;.</note> weiter aus-<lb/>
gedehnt gewe&#x017F;en, &#x017F;o oft &#x017F;ich eine oder die andre die&#x017F;er<lb/>
Ho&#x0364;len nicht wohl ausleeren konnte. Es i&#x017F;t auch wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich, daß die vor&#x017F;ichtige Natur ihr Ab&#x017F;ehen mit<lb/>
auf die ku&#x0364;nftige Hinderni&#x017F;&#x017F;e in der Lunge gerichtet ha-<lb/>
be <note place="foot" n="(q)">Die&#x017F;es i&#x017F;t eine Muthma&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
des <hi rendition="#fr">J. Domin. Santorini.</hi> S.<lb/>
149. unfre, und des <hi rendition="#fr">Sam. Auri-<lb/>
vills</hi> angef. Ort.</note>, als &#x017F;ie die rechten Ho&#x0364;hlungen des Herzens gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
anlegte. Es ko&#x0364;mmt die&#x017F;e Ab&#x017F;icht einem Erwei&#x017F;e ganz<lb/>
nahe, indem die&#x017F;e Natur denenjenigen Thieren, noch<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere und weitere Blutadern verliehen, die &#x017F;ich unter<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er, um ihr Leben zu unterhalten, nothwendig<lb/>
lange Zeit aufhalten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wie man an den Meerka&#x0364;l-<lb/>
bern <note place="foot" n="(r)"><cb/>
Wir haben die&#x017F;e Ge&#x017F;chichte<lb/>
dem vor refl. <hi rendition="#fr">Mekel</hi> zu danken.</note>, nnd andern Amphibien wahrnimmt. Wenn<lb/>
&#x017F;ich aber das Blut in den Holadern, und im rechten Herz-<lb/>
ohre, wegen der Schwierigkeiten der Lunge verweilt, &#x017F;o<lb/>
wird es &#x017F;ich ebenfalls in der rechten Herzkammer, und der<lb/>
Lungen&#x017F;chlagader verweilen, und ebenfalls die &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chwa-<lb/>
che Kammer <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MEKEL</hi> T.</hi> 12. S. 55.</note>, und leicht auszudehnende Schlaga-<lb/>
ader <note place="foot" n="(t)">Ebender&#x017F;. S. 53. 54. 55. vom<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er von 11 Lin. bis zum<lb/>
Diameter von 15 Linien.</note> auseinander drengen.</p><lb/>
            <p>Es hat ferner der vortrefliche <hi rendition="#fr">Mekel</hi> un&#x017F;ere Ver-<lb/>
muthung dadurch be&#x017F;ta&#x0364;rkt, daß er die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in einem<lb/>
ge&#x017F;unden Men&#x017F;chen, mit eben die&#x017F;en Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en eines Men-<lb/>
&#x017F;chen verglichen, in dem der Umlauf des Blutes verhin-<lb/>
dert gewe&#x017F;en. Es i&#x017F;t na&#x0364;mlich die Aorte im ge&#x017F;unden<lb/>
Men&#x017F;chen um etwas weiter, als die Lungen&#x017F;chlagader,<lb/>
und zwar im Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e wie 12 zu 11½ zu 11 <note place="foot" n="(u)">8 B. 2 A. 19 N.</note>. Da<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/><note place="foot" n="(n)">Ebenda&#x017F;.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[544[546]/0552] Das Atemholen. VIII. Buch. die Lunge eines Thieres geſperrt iſt; und zwar auf eben die Art, wie wir gezeigt haben, daß das rechte Herzohr (m), und die Kammer eben dieſer Seite, der linke Sinus (o), und endlich die Kammer derſelben Seite (p) weiter aus- gedehnt geweſen, ſo oft ſich eine oder die andre dieſer Hoͤlen nicht wohl ausleeren konnte. Es iſt auch wahr- ſcheinlich, daß die vorſichtige Natur ihr Abſehen mit auf die kuͤnftige Hinderniſſe in der Lunge gerichtet ha- be (q), als ſie die rechten Hoͤhlungen des Herzens groͤſſer anlegte. Es koͤmmt dieſe Abſicht einem Erweiſe ganz nahe, indem dieſe Natur denenjenigen Thieren, noch groͤſſere und weitere Blutadern verliehen, die ſich unter dem Waſſer, um ihr Leben zu unterhalten, nothwendig lange Zeit aufhalten muͤſſen, wie man an den Meerkaͤl- bern (r), nnd andern Amphibien wahrnimmt. Wenn ſich aber das Blut in den Holadern, und im rechten Herz- ohre, wegen der Schwierigkeiten der Lunge verweilt, ſo wird es ſich ebenfalls in der rechten Herzkammer, und der Lungenſchlagader verweilen, und ebenfalls die ſonſt ſchwa- che Kammer (s), und leicht auszudehnende Schlaga- ader (t) auseinander drengen. Es hat ferner der vortrefliche Mekel unſere Ver- muthung dadurch beſtaͤrkt, daß er die Gefaͤſſe in einem geſunden Menſchen, mit eben dieſen Gefaͤſſen eines Men- ſchen verglichen, in dem der Umlauf des Blutes verhin- dert geweſen. Es iſt naͤmlich die Aorte im geſunden Menſchen um etwas weiter, als die Lungenſchlagader, und zwar im Verhaͤltniſſe wie 12 zu 11½ zu 11 (u). Da aber (n) (m) 4 Buch. (o) Ebendaſ. (p) Ebendaſ. (q) Dieſes iſt eine Muthmaſſung des J. Domin. Santorini. S. 149. unfre, und des Sam. Auri- vills angef. Ort. (r) Wir haben dieſe Geſchichte dem vor refl. Mekel zu danken. (s) MEKEL T. 12. S. 55. (t) Ebenderſ. S. 53. 54. 55. vom Durchmeſſer von 11 Lin. bis zum Diameter von 15 Linien. (u) 8 B. 2 A. 19 N. (n) Ebendaſ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/552
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 544[546]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/552>, abgerufen am 22.11.2024.