Holader zurükkgetrieben werden möge, zu dem Ende zeige sich hier eine desto bequemere Strasse, da sich die unge- paarte Ader, wo sie dem Herzen ganz nahe liegt, in des- sen, nach dem Zusammenziehen ausgeleerte Hölungen, gleichsam als in einen leeren Raum, hurtig ergiesse. Jch mag den Nuzzen nicht verwerfen, allein es leeren sich doch die Lendenblutadern, wie auch die rechte Saamen- ader, die nicht grösser, als die Zwischenribbenadern sind, in die Holader selbst aus.
Es scheint auch eben dieser unser vortrefliche Leh- rer(n) noch auf eine andre Absicht in dem Baue dieser Ader, seine Gedanken gerichtet zu haben: daß sie näm- lich ein Kanal, und Behältnis abgeben sollte, in welches sich das Blut, zur Zeit des Einatmens, ergiessen könnte, so wie in der That die rechten Gefässe des Herzens der- gleichen Bettungen sind, und so wie sonst die Natur der- gleichen in den Amphibien ganz deutlich angeleget hat. Man hätte noch hinzusezzen können, daß es nicht ein blos- ser Sammlungskasten, sondern überdem noch ein Ablei- tungskanal sei, welcher einen Theil des Blutes aus der Brust in den grossen Sinus der Bauchholader übertrage, damit diejenigen Werkzeuge, so wenig als möglich, der Gefahr der Entzündungen ausgesezzt seyn möchten, in de- nen sonst diese Furcht, das Leben zu zerstören, die gröste Stärke auszuüben vermag.
Ueberhaupt, da zwischen den äussern Drosseladern, und den innern, zwischen diesen, und den Wirbeladern, und zwischen den verschiedenen Blutadern des Schenkels und Armes, und zwischen denen der Eingeweide, und Gekröses, die Anastomosirungen nicht kleiner sind, so schei- net fast die Natur bei den Verbindungen der Ungepaar- ten mit den andern Adern, eben den Vortheil vor Au- gen gehabt zu haben, den sie durch dergleichen Anastomo- sirungen aller Orten zu erhalten gewust.
Es
(n) Ebendaselbst.
Das Atemholen. VIII. Buch.
Holader zuruͤkkgetrieben werden moͤge, zu dem Ende zeige ſich hier eine deſto bequemere Straſſe, da ſich die unge- paarte Ader, wo ſie dem Herzen ganz nahe liegt, in deſ- ſen, nach dem Zuſammenziehen ausgeleerte Hoͤlungen, gleichſam als in einen leeren Raum, hurtig ergieſſe. Jch mag den Nuzzen nicht verwerfen, allein es leeren ſich doch die Lendenblutadern, wie auch die rechte Saamen- ader, die nicht groͤſſer, als die Zwiſchenribbenadern ſind, in die Holader ſelbſt aus.
Es ſcheint auch eben dieſer unſer vortrefliche Leh- rer(n) noch auf eine andre Abſicht in dem Baue dieſer Ader, ſeine Gedanken gerichtet zu haben: daß ſie naͤm- lich ein Kanal, und Behaͤltnis abgeben ſollte, in welches ſich das Blut, zur Zeit des Einatmens, ergieſſen koͤnnte, ſo wie in der That die rechten Gefaͤſſe des Herzens der- gleichen Bettungen ſind, und ſo wie ſonſt die Natur der- gleichen in den Amphibien ganz deutlich angeleget hat. Man haͤtte noch hinzuſezzen koͤnnen, daß es nicht ein bloſ- ſer Sammlungskaſten, ſondern uͤberdem noch ein Ablei- tungskanal ſei, welcher einen Theil des Blutes aus der Bruſt in den groſſen Sinus der Bauchholader uͤbertrage, damit diejenigen Werkzeuge, ſo wenig als moͤglich, der Gefahr der Entzuͤndungen ausgeſezzt ſeyn moͤchten, in de- nen ſonſt dieſe Furcht, das Leben zu zerſtoͤren, die groͤſte Staͤrke auszuuͤben vermag.
Ueberhaupt, da zwiſchen den aͤuſſern Droſſeladern, und den innern, zwiſchen dieſen, und den Wirbeladern, und zwiſchen den verſchiedenen Blutadern des Schenkels und Armes, und zwiſchen denen der Eingeweide, und Gekroͤſes, die Anaſtomoſirungen nicht kleiner ſind, ſo ſchei- net faſt die Natur bei den Verbindungen der Ungepaar- ten mit den andern Adern, eben den Vortheil vor Au- gen gehabt zu haben, den ſie durch dergleichen Anaſtomo- ſirungen aller Orten zu erhalten gewuſt.
Es
(n) Ebendaſelbſt.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
Holader zuruͤkkgetrieben werden moͤge, zu dem Ende zeige
ſich hier eine deſto bequemere Straſſe, da ſich die unge-
paarte Ader, wo ſie dem Herzen ganz nahe liegt, in deſ-
ſen, nach dem Zuſammenziehen ausgeleerte Hoͤlungen,
gleichſam als in einen leeren Raum, hurtig ergieſſe. Jch
mag den Nuzzen nicht verwerfen, allein es leeren ſich
doch die Lendenblutadern, wie auch die rechte Saamen-
ader, die nicht groͤſſer, als die Zwiſchenribbenadern ſind,
in die Holader ſelbſt aus.
Es ſcheint auch eben dieſer unſer vortrefliche Leh-
rer (n) noch auf eine andre Abſicht in dem Baue dieſer
Ader, ſeine Gedanken gerichtet zu haben: daß ſie naͤm-
lich ein Kanal, und Behaͤltnis abgeben ſollte, in welches
ſich das Blut, zur Zeit des Einatmens, ergieſſen koͤnnte,
ſo wie in der That die rechten Gefaͤſſe des Herzens der-
gleichen Bettungen ſind, und ſo wie ſonſt die Natur der-
gleichen in den Amphibien ganz deutlich angeleget hat.
Man haͤtte noch hinzuſezzen koͤnnen, daß es nicht ein bloſ-
ſer Sammlungskaſten, ſondern uͤberdem noch ein Ablei-
tungskanal ſei, welcher einen Theil des Blutes aus der
Bruſt in den groſſen Sinus der Bauchholader uͤbertrage,
damit diejenigen Werkzeuge, ſo wenig als moͤglich, der
Gefahr der Entzuͤndungen ausgeſezzt ſeyn moͤchten, in de-
nen ſonſt dieſe Furcht, das Leben zu zerſtoͤren, die groͤſte
Staͤrke auszuuͤben vermag.
Ueberhaupt, da zwiſchen den aͤuſſern Droſſeladern,
und den innern, zwiſchen dieſen, und den Wirbeladern,
und zwiſchen den verſchiedenen Blutadern des Schenkels
und Armes, und zwiſchen denen der Eingeweide, und
Gekroͤſes, die Anaſtomoſirungen nicht kleiner ſind, ſo ſchei-
net faſt die Natur bei den Verbindungen der Ungepaar-
ten mit den andern Adern, eben den Vortheil vor Au-
gen gehabt zu haben, den ſie durch dergleichen Anaſtomo-
ſirungen aller Orten zu erhalten gewuſt.
Es
(n) Ebendaſelbſt.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/186>, abgerufen am 25.11.2024.
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