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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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I. Abschnitt. Die Brust.
nige berühmte Männer, bei dem Atemholen, von dieser
Wechselweise erweiterten, oder zusammengedrükkten Blut-
ader (g) herleiten wollen. Daß sie den subtilen Theil
des Saamens zur Holader wieder zurükkführen, und das
überflüssige Salzwasser aus den Nieren abführen soll, ist
eine sinnreiche Erdichtung des Philipp Hecquets (h),
und es ist hierbei nichts ungereimters, als dieses, daß der
Weg zum Herzen, und zu den Pulsadern, durch die un-
tere Holader kürzer, als durch die ungepaarte Ader ist.
Ein andrer berühmter Zerleger hat die Meinung geäus-
sert, daß durch die untern Enden der ungepaarten Ader,
das Gleichgewichte unter dem Blute der auf- und abstei-
genden Holader erhalten werde (i).

Es werde nämlich durch die untere Aorte, die um so
viel grösser sei, mehr Geblüte zugeführt, als durch die
aufsteigende Schlagaderaeste. Nun müsse man dafür
sorgen, daß in der untern Holader des Blutes nicht zu
viel werde, und solches, mit zu grosser Schwierigkeit, nicht
in die Höhe steige. Dieses aber erhalte man durch die
ungepaarte Ader, als welche einen Theil von demjenigen
Blute, das die untere Aorte von sich gegeben, aus der un-
tern Holader in die obere Holader zurükkführe.

Es hat unser vortrefliche Lehrer (k), nebst andern (l)
berühmten Männern nach ihm, diese feine Erklärung ge-
macht, daß sich das Blut in den Werkzeugen des Atem-
holens in einem grossen Kanale sammle, damit es dieser
desto leichter in den grossen Kanal der Holader ausgiessen
könnte, und damit nicht, wie wir an den kleinen Blut-
adern gezeigt (m), daß es statt finde, das Blut der klei-
nen Zwischenribbenadern von dem mächtigern Strome der

Hol-
(g) [Spaltenumbruch] FIZES. conspect. phys. S.
123. 124.
(h) Medecine theologique S.
480.
(i) COWPER. phil. trans. n.
280. et Introduct. ad Anat. of hum.
[Spaltenumbruch] hody.
Etwas ähnliches davon bei
unserm Schreiber in almagest. n.
438. und lancisive. S. 327.
(k) Praelect. T. III. S. 25.
(l) STRACK. de usu respir.
(m) L. VI.
M 2

I. Abſchnitt. Die Bruſt.
nige beruͤhmte Maͤnner, bei dem Atemholen, von dieſer
Wechſelweiſe erweiterten, oder zuſammengedruͤkkten Blut-
ader (g) herleiten wollen. Daß ſie den ſubtilen Theil
des Saamens zur Holader wieder zuruͤkkfuͤhren, und das
uͤberfluͤſſige Salzwaſſer aus den Nieren abfuͤhren ſoll, iſt
eine ſinnreiche Erdichtung des Philipp Hecquets (h),
und es iſt hierbei nichts ungereimters, als dieſes, daß der
Weg zum Herzen, und zu den Pulsadern, durch die un-
tere Holader kuͤrzer, als durch die ungepaarte Ader iſt.
Ein andrer beruͤhmter Zerleger hat die Meinung geaͤuſ-
ſert, daß durch die untern Enden der ungepaarten Ader,
das Gleichgewichte unter dem Blute der auf- und abſtei-
genden Holader erhalten werde (i).

Es werde naͤmlich durch die untere Aorte, die um ſo
viel groͤſſer ſei, mehr Gebluͤte zugefuͤhrt, als durch die
aufſteigende Schlagaderaeſte. Nun muͤſſe man dafuͤr
ſorgen, daß in der untern Holader des Blutes nicht zu
viel werde, und ſolches, mit zu groſſer Schwierigkeit, nicht
in die Hoͤhe ſteige. Dieſes aber erhalte man durch die
ungepaarte Ader, als welche einen Theil von demjenigen
Blute, das die untere Aorte von ſich gegeben, aus der un-
tern Holader in die obere Holader zuruͤkkfuͤhre.

Es hat unſer vortrefliche Lehrer (k), nebſt andern (l)
beruͤhmten Maͤnnern nach ihm, dieſe feine Erklaͤrung ge-
macht, daß ſich das Blut in den Werkzeugen des Atem-
holens in einem groſſen Kanale ſammle, damit es dieſer
deſto leichter in den groſſen Kanal der Holader ausgieſſen
koͤnnte, und damit nicht, wie wir an den kleinen Blut-
adern gezeigt (m), daß es ſtatt finde, das Blut der klei-
nen Zwiſchenribbenadern von dem maͤchtigern Strome der

Hol-
(g) [Spaltenumbruch] FIZES. conſpect. phyſ. S.
123. 124.
(h) Medecine theologique S.
480.
(i) COWPER. phil. tranſ. n.
280. et Introduct. ad Anat. of hum.
[Spaltenumbruch] hody.
Etwas aͤhnliches davon bei
unſerm Schreiber in almageſt. n.
438. und lanciſive. S. 327.
(k) Praelect. T. III. S. 25.
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(m) L. VI.
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[179/0185] I. Abſchnitt. Die Bruſt. nige beruͤhmte Maͤnner, bei dem Atemholen, von dieſer Wechſelweiſe erweiterten, oder zuſammengedruͤkkten Blut- ader (g) herleiten wollen. Daß ſie den ſubtilen Theil des Saamens zur Holader wieder zuruͤkkfuͤhren, und das uͤberfluͤſſige Salzwaſſer aus den Nieren abfuͤhren ſoll, iſt eine ſinnreiche Erdichtung des Philipp Hecquets (h), und es iſt hierbei nichts ungereimters, als dieſes, daß der Weg zum Herzen, und zu den Pulsadern, durch die un- tere Holader kuͤrzer, als durch die ungepaarte Ader iſt. Ein andrer beruͤhmter Zerleger hat die Meinung geaͤuſ- ſert, daß durch die untern Enden der ungepaarten Ader, das Gleichgewichte unter dem Blute der auf- und abſtei- genden Holader erhalten werde (i). Es werde naͤmlich durch die untere Aorte, die um ſo viel groͤſſer ſei, mehr Gebluͤte zugefuͤhrt, als durch die aufſteigende Schlagaderaeſte. Nun muͤſſe man dafuͤr ſorgen, daß in der untern Holader des Blutes nicht zu viel werde, und ſolches, mit zu groſſer Schwierigkeit, nicht in die Hoͤhe ſteige. Dieſes aber erhalte man durch die ungepaarte Ader, als welche einen Theil von demjenigen Blute, das die untere Aorte von ſich gegeben, aus der un- tern Holader in die obere Holader zuruͤkkfuͤhre. Es hat unſer vortrefliche Lehrer (k), nebſt andern (l) beruͤhmten Maͤnnern nach ihm, dieſe feine Erklaͤrung ge- macht, daß ſich das Blut in den Werkzeugen des Atem- holens in einem groſſen Kanale ſammle, damit es dieſer deſto leichter in den groſſen Kanal der Holader ausgieſſen koͤnnte, und damit nicht, wie wir an den kleinen Blut- adern gezeigt (m), daß es ſtatt finde, das Blut der klei- nen Zwiſchenribbenadern von dem maͤchtigern Strome der Hol- (g) FIZES. conſpect. phyſ. S. 123. 124. (h) Medecine theologique S. 480. (i) COWPER. phil. tranſ. n. 280. et Introduct. ad Anat. of hum. hody. Etwas aͤhnliches davon bei unſerm Schreiber in almageſt. n. 438. und lanciſive. S. 327. (k) Praelect. T. III. S. 25. (l) STRACK. de uſu reſpir. (m) L. VI. M 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/185>, abgerufen am 25.11.2024.