und vor der untern Säule, begibt sich ein Strikk Saa- mengefässe, nebst einigen Nerven, Gefässen, und den Hodenheber nieder; an Frauenzimmern thut es das rund- liche Mutterbund, und zugleich einige Nerven; und eben dieses ist die Gegend der Brüche, weil diese nicht zusam- menhängende Sehne hier das Darmfell schlecht be- schüzzt (t). Jndessen verdient die Lükke weder den Na- men eines Ringes, noch einer eiförmigen Figur (u), wie solches, nebst uns, vorlängst schon der vortrefliche Gunz angemerket hat (x).
Dieses bisher zerlegten Muskels Verrichtungen sind nun vielfach, doch es gehört vor andern hieher, daß er um den vordern Theil des Bauches einen sehr weiten Gürtel herumzieht, woran das Fleischige hinten, und die- sehnige Breite vorne zu liegen kömmt. Wenn sich also dieses Fleischige zusammenzieht, so drükkt sich die vorde- re Erhabenheit des Bauches nach hinten zurükke (y), und es wird zugleich alles dasjenige in die Höhe getrie- ben, was vom Darmfelle umspannt wird. Solcherge- stalt werden die Leber, Milz, Magen, Gedärme und selbst die Nieren, gegen das Zwerchfell zu getrieben, und da dieses Zwerchfell wieder in die Höle der Brust herauf- tritt, so wird dadurch der Bezirk der Lunge kleiner einge- schränkt.
Das Brustbein versichert er, nebst seinen Gehülfen, daß es dem vordern Zizzenmuskel eine feste Grundlage geben könne (y*).
Die
(t)[Spaltenumbruch]
Hievon anderswo, und wenn die Rede von den Zeugungstheilen seyn wird. Comment. ad Boerhav. T. V. P. I. S. 284 u. f.
(u)ALBIN. S. 278. winsl. n. 84. u. f.
(x) S. 14. Daß er sich zu einem [Spaltenumbruch]
Bogen bilde, wenn die breite Bin- de durchschnitten worden casse- bohm. posth.
(y)ALBIN. S. 279.
(y*)WINSLOW. non ergo ef- fugere potest in cognoscend. morb. errores anatomes minus gnarus.
Das Atemholen. VIII. Buch.
und vor der untern Saͤule, begibt ſich ein Strikk Saa- mengefaͤſſe, nebſt einigen Nerven, Gefaͤſſen, und den Hodenheber nieder; an Frauenzimmern thut es das rund- liche Mutterbund, und zugleich einige Nerven; und eben dieſes iſt die Gegend der Bruͤche, weil dieſe nicht zuſam- menhaͤngende Sehne hier das Darmfell ſchlecht be- ſchuͤzzt (t). Jndeſſen verdient die Luͤkke weder den Na- men eines Ringes, noch einer eifoͤrmigen Figur (u), wie ſolches, nebſt uns, vorlaͤngſt ſchon der vortrefliche Gunz angemerket hat (x).
Dieſes bisher zerlegten Muskels Verrichtungen ſind nun vielfach, doch es gehoͤrt vor andern hieher, daß er um den vordern Theil des Bauches einen ſehr weiten Guͤrtel herumzieht, woran das Fleiſchige hinten, und die- ſehnige Breite vorne zu liegen koͤmmt. Wenn ſich alſo dieſes Fleiſchige zuſammenzieht, ſo druͤkkt ſich die vorde- re Erhabenheit des Bauches nach hinten zuruͤkke (y), und es wird zugleich alles dasjenige in die Hoͤhe getrie- ben, was vom Darmfelle umſpannt wird. Solcherge- ſtalt werden die Leber, Milz, Magen, Gedaͤrme und ſelbſt die Nieren, gegen das Zwerchfell zu getrieben, und da dieſes Zwerchfell wieder in die Hoͤle der Bruſt herauf- tritt, ſo wird dadurch der Bezirk der Lunge kleiner einge- ſchraͤnkt.
Das Bruſtbein verſichert er, nebſt ſeinen Gehuͤlfen, daß es dem vordern Zizzenmuskel eine feſte Grundlage geben koͤnne (y*).
Die
(t)[Spaltenumbruch]
Hievon anderswo, und wenn die Rede von den Zeugungstheilen ſeyn wird. Comment. ad Boerhav. T. V. P. I. S. 284 u. f.
(u)ALBIN. S. 278. winſl. n. 84. u. f.
(x) S. 14. Daß er ſich zu einem [Spaltenumbruch]
Bogen bilde, wenn die breite Bin- de durchſchnitten worden caſſe- bohm. poſth.
(y)ALBIN. S. 279.
(y*)WINSLOW. non ergo ef- fugere poteſt in cognoſcend. morb. errores anatomes minus gnarus.
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[104/0110]
Das Atemholen. VIII. Buch.
und vor der untern Saͤule, begibt ſich ein Strikk Saa-
mengefaͤſſe, nebſt einigen Nerven, Gefaͤſſen, und den
Hodenheber nieder; an Frauenzimmern thut es das rund-
liche Mutterbund, und zugleich einige Nerven; und eben
dieſes iſt die Gegend der Bruͤche, weil dieſe nicht zuſam-
menhaͤngende Sehne hier das Darmfell ſchlecht be-
ſchuͤzzt (t). Jndeſſen verdient die Luͤkke weder den Na-
men eines Ringes, noch einer eifoͤrmigen Figur (u), wie
ſolches, nebſt uns, vorlaͤngſt ſchon der vortrefliche Gunz
angemerket hat (x).
Dieſes bisher zerlegten Muskels Verrichtungen ſind
nun vielfach, doch es gehoͤrt vor andern hieher, daß er
um den vordern Theil des Bauches einen ſehr weiten
Guͤrtel herumzieht, woran das Fleiſchige hinten, und die-
ſehnige Breite vorne zu liegen koͤmmt. Wenn ſich alſo
dieſes Fleiſchige zuſammenzieht, ſo druͤkkt ſich die vorde-
re Erhabenheit des Bauches nach hinten zuruͤkke (y),
und es wird zugleich alles dasjenige in die Hoͤhe getrie-
ben, was vom Darmfelle umſpannt wird. Solcherge-
ſtalt werden die Leber, Milz, Magen, Gedaͤrme und
ſelbſt die Nieren, gegen das Zwerchfell zu getrieben, und
da dieſes Zwerchfell wieder in die Hoͤle der Bruſt herauf-
tritt, ſo wird dadurch der Bezirk der Lunge kleiner einge-
ſchraͤnkt.
Das Bruſtbein verſichert er, nebſt ſeinen Gehuͤlfen,
daß es dem vordern Zizzenmuskel eine feſte Grundlage
geben koͤnne (y*).
Die
(t)
Hievon anderswo, und wenn
die Rede von den Zeugungstheilen
ſeyn wird. Comment. ad Boerhav.
T. V. P. I. S. 284 u. f.
(u) ALBIN. S. 278. winſl.
n. 84. u. f.
(x) S. 14. Daß er ſich zu einem
Bogen bilde, wenn die breite Bin-
de durchſchnitten worden caſſe-
bohm. poſth.
(y) ALBIN. S. 279.
(y*) WINSLOW. non ergo ef-
fugere poteſt in cognoſcend. morb.
errores anatomes minus gnarus.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/110>, abgerufen am 24.11.2024.
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