bengeschliffner Gläser anwendet: und nach diesem wol- len wir zu denenjenigen Veränderungen fortgehen, wel- che die Kräfte der Salze, und die Beimischung einiger andren Säfte, oder die Heftigkeit des Feuers, in dem Blute hervorbringen.
Wenn wir mit einem linsenförmig geschliffnen Glase, welches nicht eben die Grössen der Dinge sehr erweitert, das Blut an kalten Thieren, wie solches durch die Ge- fässe hindurchgefüret wird, anschauen, so wird man dar- innen durchgehends rote und runde Theilchen warneh- men, welche in einer Flüßigkeit schwimmen, die nicht einmal mit Beihülfe des Vergrössrungsglases dem Auge deutlich gemacht werden kann. Jch habe meine Ursa- chen dazu, warum ich kalter Thiere Erwähnung gethan; denn es hat bereits vorlängst Anton von Leeuwen- hoek(t), nebst andren Aerzten mehr, die mehrentheils seine Zeitverwandte waren (u), das Blut von warmen Thieren, und vornämlich sein eignes, welches er aus der kleinen Wunde in ein gläsernes Haarröhrchen auffing, und mit laulichem Wasser verdünnte, untersucht und in Figuren vorstellig machen lassen. Mir aber hat es, wenn ich mich gleich des Sonnenmikroskops bediente, niemals glükken wollen, weder das gelaßne und in ein Haargläschen aufgenommene Blut, noch dergleichen, wenn es sich noch in den Gefässen eines warmen Thieres bewegte, dergestalt in Augenschein zu nehmen, daß ich darinnen Kügelchen wargenommen hätte (x). Das ist wahr, daß die Dikke des Glases in den Haarröhrchen einen Schatten macht, welcher stets verdrüslicher ward, je schärfer die Gläser vergrösserten, die ich zu der Absicht wälte (y). Jch habe aber niemals an dem Gekröse ei-
nes
(t)[Spaltenumbruch]Philos. Transact. n. 102. 106. Birch angef. Ort T. III. S. 379.
(u)brvnner de pancreate S. 128. 129. Antonius de heyde Obs. 86.
(x)[Spaltenumbruch]Second Memoire sur le mou- vement du sang, Exp. 2. S. 180.
(y) Ebendas. S. 183. Exp. 10.
Das Rothe darinnen.
bengeſchliffner Glaͤſer anwendet: und nach dieſem wol- len wir zu denenjenigen Veraͤnderungen fortgehen, wel- che die Kraͤfte der Salze, und die Beimiſchung einiger andren Saͤfte, oder die Heftigkeit des Feuers, in dem Blute hervorbringen.
Wenn wir mit einem linſenfoͤrmig geſchliffnen Glaſe, welches nicht eben die Groͤſſen der Dinge ſehr erweitert, das Blut an kalten Thieren, wie ſolches durch die Ge- faͤſſe hindurchgefuͤret wird, anſchauen, ſo wird man dar- innen durchgehends rote und runde Theilchen warneh- men, welche in einer Fluͤßigkeit ſchwimmen, die nicht einmal mit Beihuͤlfe des Vergroͤſſrungsglaſes dem Auge deutlich gemacht werden kann. Jch habe meine Urſa- chen dazu, warum ich kalter Thiere Erwaͤhnung gethan; denn es hat bereits vorlaͤngſt Anton von Leeuwen- hoek(t), nebſt andren Aerzten mehr, die mehrentheils ſeine Zeitverwandte waren (u), das Blut von warmen Thieren, und vornaͤmlich ſein eignes, welches er aus der kleinen Wunde in ein glaͤſernes Haarroͤhrchen auffing, und mit laulichem Waſſer verduͤnnte, unterſucht und in Figuren vorſtellig machen laſſen. Mir aber hat es, wenn ich mich gleich des Sonnenmikroſkops bediente, niemals gluͤkken wollen, weder das gelaßne und in ein Haarglaͤschen aufgenommene Blut, noch dergleichen, wenn es ſich noch in den Gefaͤſſen eines warmen Thieres bewegte, dergeſtalt in Augenſchein zu nehmen, daß ich darinnen Kuͤgelchen wargenommen haͤtte (x). Das iſt wahr, daß die Dikke des Glaſes in den Haarroͤhrchen einen Schatten macht, welcher ſtets verdruͤslicher ward, je ſchaͤrfer die Glaͤſer vergroͤſſerten, die ich zu der Abſicht waͤlte (y). Jch habe aber niemals an dem Gekroͤſe ei-
nes
(t)[Spaltenumbruch]Philoſ. Transact. n. 102. 106. Birch angef. Ort T. III. S. 379.
(u)brvnner de pancreate S. 128. 129. Antonius de heyde Obſ. 86.
(x)[Spaltenumbruch]Second Memoire ſur le mou- vement du ſang, Exp. 2. S. 180.
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Das Rothe darinnen.
bengeſchliffner Glaͤſer anwendet: und nach dieſem wol-
len wir zu denenjenigen Veraͤnderungen fortgehen, wel-
che die Kraͤfte der Salze, und die Beimiſchung einiger
andren Saͤfte, oder die Heftigkeit des Feuers, in dem
Blute hervorbringen.
Wenn wir mit einem linſenfoͤrmig geſchliffnen Glaſe,
welches nicht eben die Groͤſſen der Dinge ſehr erweitert,
das Blut an kalten Thieren, wie ſolches durch die Ge-
faͤſſe hindurchgefuͤret wird, anſchauen, ſo wird man dar-
innen durchgehends rote und runde Theilchen warneh-
men, welche in einer Fluͤßigkeit ſchwimmen, die nicht
einmal mit Beihuͤlfe des Vergroͤſſrungsglaſes dem Auge
deutlich gemacht werden kann. Jch habe meine Urſa-
chen dazu, warum ich kalter Thiere Erwaͤhnung gethan;
denn es hat bereits vorlaͤngſt Anton von Leeuwen-
hoek (t), nebſt andren Aerzten mehr, die mehrentheils
ſeine Zeitverwandte waren (u), das Blut von warmen
Thieren, und vornaͤmlich ſein eignes, welches er aus
der kleinen Wunde in ein glaͤſernes Haarroͤhrchen auffing,
und mit laulichem Waſſer verduͤnnte, unterſucht und in
Figuren vorſtellig machen laſſen. Mir aber hat es,
wenn ich mich gleich des Sonnenmikroſkops bediente,
niemals gluͤkken wollen, weder das gelaßne und in ein
Haarglaͤschen aufgenommene Blut, noch dergleichen,
wenn es ſich noch in den Gefaͤſſen eines warmen Thieres
bewegte, dergeſtalt in Augenſchein zu nehmen, daß ich
darinnen Kuͤgelchen wargenommen haͤtte (x). Das iſt
wahr, daß die Dikke des Glaſes in den Haarroͤhrchen
einen Schatten macht, welcher ſtets verdruͤslicher ward,
je ſchaͤrfer die Glaͤſer vergroͤſſerten, die ich zu der Abſicht
waͤlte (y). Jch habe aber niemals an dem Gekroͤſe ei-
nes
(t)
Philoſ. Transact. n. 102. 106.
Birch angef. Ort T. III. S. 379.
(u) brvnner de pancreate S.
128. 129. Antonius de heyde
Obſ. 86.
(x)
Second Memoire ſur le mou-
vement du ſang, Exp. 2. S. 180.
(y) Ebendaſ. S. 183. Exp. 10.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/99>, abgerufen am 24.11.2024.
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