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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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und erst welcher Saft in einem andern Werkzeuge er-
zeugt werden könne.

Doch wir schreiben dem Unterscheide an Dichtheit,
auch aus dem Grunde wenig Vorrechte zu, weil man
weis, daß sich in den ungeheuersten und in den klein-
sten Thieren, z. E. in der Leber des Fisches, der die
Kräuselmuschel bewont, und in der Leber des Elefanten,
in den Brüsten des Wallfisches und der Maus, eine än-
liche Galle und ein änlicher Saft erzeugt, da es doch,
anch nach meinen Versuchen, bekannt ist, daß die Dicht-
heit in den Gefässen grosser Thiere unendlichmal grösser,
als die Dichtheit eben dieser Gefässe in den kleinen Thie-
ren ist. Es ist eine von den Saamenschlagadern des
Pferdes, denn man hat diese Beobachtung am Pferde
gemacht, ob sie gleich eine von den allerkleinsten und
fast haarfein ist, demohngeachtet doch härter und dich-
ter, als die Aorte am Kaninchen. Da es also nötig ist,
daß dichte Stämmchen auch dichte Aeste haben müssen,
und da die dichte vorkommende Versuche zeigen, daß
Membranen, Eingeweide und selbst die Drüsen in gros-
sen Thieren dichter und härter sind, so erhellet hieraus,
daß man die Hauptursache von dem Unterschiede der Ab-
sondrungssäfte nicht von dieser verschiednen Dichtheit
der Gefässe herleiten müsse.

§. 33.
Die keilische Anziehungskraft.

Es hatte Jakob Keil den Namen der Anziehungs-
kraft mit denen zunächst angefürten Autoren zwar ge-
mein, allein es verband derselbe einen andern Sinn da-
mit. Er sezzte nämlich in die Theilchen, woraus das
Blut besteht, Anziehungskräfte von zweierlei Arten;
eine Kraft, vermöge welcher sie bei der ganzen Masse der
Säfte bleiben müssen; eine zwote, vermöge welcher

Theil-

Siebendes Buch. Die Urſachen
und erſt welcher Saft in einem andern Werkzeuge er-
zeugt werden koͤnne.

Doch wir ſchreiben dem Unterſcheide an Dichtheit,
auch aus dem Grunde wenig Vorrechte zu, weil man
weis, daß ſich in den ungeheuerſten und in den klein-
ſten Thieren, z. E. in der Leber des Fiſches, der die
Kraͤuſelmuſchel bewont, und in der Leber des Elefanten,
in den Bruͤſten des Wallfiſches und der Maus, eine aͤn-
liche Galle und ein aͤnlicher Saft erzeugt, da es doch,
anch nach meinen Verſuchen, bekannt iſt, daß die Dicht-
heit in den Gefaͤſſen groſſer Thiere unendlichmal groͤſſer,
als die Dichtheit eben dieſer Gefaͤſſe in den kleinen Thie-
ren iſt. Es iſt eine von den Saamenſchlagadern des
Pferdes, denn man hat dieſe Beobachtung am Pferde
gemacht, ob ſie gleich eine von den allerkleinſten und
faſt haarfein iſt, demohngeachtet doch haͤrter und dich-
ter, als die Aorte am Kaninchen. Da es alſo noͤtig iſt,
daß dichte Staͤmmchen auch dichte Aeſte haben muͤſſen,
und da die dichte vorkommende Verſuche zeigen, daß
Membranen, Eingeweide und ſelbſt die Druͤſen in groſ-
ſen Thieren dichter und haͤrter ſind, ſo erhellet hieraus,
daß man die Haupturſache von dem Unterſchiede der Ab-
ſondrungsſaͤfte nicht von dieſer verſchiednen Dichtheit
der Gefaͤſſe herleiten muͤſſe.

§. 33.
Die keiliſche Anziehungskraft.

Es hatte Jakob Keil den Namen der Anziehungs-
kraft mit denen zunaͤchſt angefuͤrten Autoren zwar ge-
mein, allein es verband derſelbe einen andern Sinn da-
mit. Er ſezzte naͤmlich in die Theilchen, woraus das
Blut beſteht, Anziehungskraͤfte von zweierlei Arten;
eine Kraft, vermoͤge welcher ſie bei der ganzen Maſſe der
Saͤfte bleiben muͤſſen; eine zwote, vermoͤge welcher

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[780/0800] Siebendes Buch. Die Urſachen und erſt welcher Saft in einem andern Werkzeuge er- zeugt werden koͤnne. Doch wir ſchreiben dem Unterſcheide an Dichtheit, auch aus dem Grunde wenig Vorrechte zu, weil man weis, daß ſich in den ungeheuerſten und in den klein- ſten Thieren, z. E. in der Leber des Fiſches, der die Kraͤuſelmuſchel bewont, und in der Leber des Elefanten, in den Bruͤſten des Wallfiſches und der Maus, eine aͤn- liche Galle und ein aͤnlicher Saft erzeugt, da es doch, anch nach meinen Verſuchen, bekannt iſt, daß die Dicht- heit in den Gefaͤſſen groſſer Thiere unendlichmal groͤſſer, als die Dichtheit eben dieſer Gefaͤſſe in den kleinen Thie- ren iſt. Es iſt eine von den Saamenſchlagadern des Pferdes, denn man hat dieſe Beobachtung am Pferde gemacht, ob ſie gleich eine von den allerkleinſten und faſt haarfein iſt, demohngeachtet doch haͤrter und dich- ter, als die Aorte am Kaninchen. Da es alſo noͤtig iſt, daß dichte Staͤmmchen auch dichte Aeſte haben muͤſſen, und da die dichte vorkommende Verſuche zeigen, daß Membranen, Eingeweide und ſelbſt die Druͤſen in groſ- ſen Thieren dichter und haͤrter ſind, ſo erhellet hieraus, daß man die Haupturſache von dem Unterſchiede der Ab- ſondrungsſaͤfte nicht von dieſer verſchiednen Dichtheit der Gefaͤſſe herleiten muͤſſe. §. 33. Die keiliſche Anziehungskraft. Es hatte Jakob Keil den Namen der Anziehungs- kraft mit denen zunaͤchſt angefuͤrten Autoren zwar ge- mein, allein es verband derſelbe einen andern Sinn da- mit. Er ſezzte naͤmlich in die Theilchen, woraus das Blut beſteht, Anziehungskraͤfte von zweierlei Arten; eine Kraft, vermoͤge welcher ſie bei der ganzen Maſſe der Saͤfte bleiben muͤſſen; eine zwote, vermoͤge welcher Theil-

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/800>, abgerufen am 23.11.2024.