salzwäßrige Flüßigkeit, und zulezt einen öligen und sehr zähen Eiter aus (d). Folglich wird durch einen und eben denselben Theil des Körpers, bald dieser, bald ein andrer Saft vom Blute abgeschieden.
Eben so seiht sich wieder einer und eben derselbe Saft, der durch seine Eigenschaften bestimmt wird, durch höchst verschiedne Werkzeuge hindurch. Wir wollen das Wiederholen meiden und nur die Namen nennen. Wir lesen, daß sich durch die Drüsen der Hüfte Milch ergossen (e), man weis, daß sich in Gelb- süchtigen die Galle in, und so gar durch die Haut be- gibt, und daß sie sich von den Nieren abscheiden lassen: man hat Nachrichten, daß sich der Harn (g) durch sehr wunderliche Wege, in dem Magen, im Gehirne und im Munde gezeigt, daß sich Blut durch die Gänge des Schweisses (h), der Trähnen, des Nasenschleims, des Gebärmutterschleims, der Milch, des Saamens, der Harnröhre, des Fettes hindurchbegeben, und was der- gleichen Exempel mehr sind, welche wir an gehörigem Orte umständlicher erzält haben.
Hieraus erhellet nun, daß ein jeder Saft an seinen Durchseiher so wenig gebunden sey, daß eben dieser Saft vielmehr sowol an mehr Orten entstehen, als daß einen- lei Werkzeug auch mehrere Säfte absondern könne; man siehet ferner, daß gewisse Säfte, niemals gewisse Dicht- heiten der Gefässe schlechterdings nötig haben, sondern daß überhaupt ein jedes Werkzeug andre Säfte erzeugen, und ein jeder Saft bald von diesen bald von jenen Werkzeugen hervorgebracht werden könne, so bald das Blut geschwinde oder mäßig zuflisset, die Nervenkraft stärker, oder schwächer wirkt, und eine von den oben erzälten Ursachen mit ins Spiel kömmt; ferner daß in jeglichem Werkzeuge ein andrer, als gewönlicher Saft,
und
(d)[Spaltenumbruch]
7. Buch. 1. Abschn. §. 9.
(e) Ebendas.
(g)[Spaltenumbruch]
7. Buch. 1. Abschn. §. 9.
(h) 2. Buch.
der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſalzwaͤßrige Fluͤßigkeit, und zulezt einen oͤligen und ſehr zaͤhen Eiter aus (d). Folglich wird durch einen und eben denſelben Theil des Koͤrpers, bald dieſer, bald ein andrer Saft vom Blute abgeſchieden.
Eben ſo ſeiht ſich wieder einer und eben derſelbe Saft, der durch ſeine Eigenſchaften beſtimmt wird, durch hoͤchſt verſchiedne Werkzeuge hindurch. Wir wollen das Wiederholen meiden und nur die Namen nennen. Wir leſen, daß ſich durch die Druͤſen der Huͤfte Milch ergoſſen (e), man weis, daß ſich in Gelb- ſuͤchtigen die Galle in, und ſo gar durch die Haut be- gibt, und daß ſie ſich von den Nieren abſcheiden laſſen: man hat Nachrichten, daß ſich der Harn (g) durch ſehr wunderliche Wege, in dem Magen, im Gehirne und im Munde gezeigt, daß ſich Blut durch die Gaͤnge des Schweiſſes (h), der Traͤhnen, des Naſenſchleims, des Gebaͤrmutterſchleims, der Milch, des Saamens, der Harnroͤhre, des Fettes hindurchbegeben, und was der- gleichen Exempel mehr ſind, welche wir an gehoͤrigem Orte umſtaͤndlicher erzaͤlt haben.
Hieraus erhellet nun, daß ein jeder Saft an ſeinen Durchſeiher ſo wenig gebunden ſey, daß eben dieſer Saft vielmehr ſowol an mehr Orten entſtehen, als daß einen- lei Werkzeug auch mehrere Saͤfte abſondern koͤnne; man ſiehet ferner, daß gewiſſe Saͤfte, niemals gewiſſe Dicht- heiten der Gefaͤſſe ſchlechterdings noͤtig haben, ſondern daß uͤberhaupt ein jedes Werkzeug andre Saͤfte erzeugen, und ein jeder Saft bald von dieſen bald von jenen Werkzeugen hervorgebracht werden koͤnne, ſo bald das Blut geſchwinde oder maͤßig zufliſſet, die Nervenkraft ſtaͤrker, oder ſchwaͤcher wirkt, und eine von den oben erzaͤlten Urſachen mit ins Spiel koͤmmt; ferner daß in jeglichem Werkzeuge ein andrer, als gewoͤnlicher Saft,
und
(d)[Spaltenumbruch]
7. Buch. 1. Abſchn. §. 9.
(e) Ebendaſ.
(g)[Spaltenumbruch]
7. Buch. 1. Abſchn. §. 9.
(h) 2. Buch.
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[779/0799]
der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſalzwaͤßrige Fluͤßigkeit, und zulezt einen oͤligen und
ſehr zaͤhen Eiter aus (d). Folglich wird durch einen
und eben denſelben Theil des Koͤrpers, bald dieſer, bald
ein andrer Saft vom Blute abgeſchieden.
Eben ſo ſeiht ſich wieder einer und eben derſelbe
Saft, der durch ſeine Eigenſchaften beſtimmt wird,
durch hoͤchſt verſchiedne Werkzeuge hindurch. Wir
wollen das Wiederholen meiden und nur die Namen
nennen. Wir leſen, daß ſich durch die Druͤſen der
Huͤfte Milch ergoſſen (e), man weis, daß ſich in Gelb-
ſuͤchtigen die Galle in, und ſo gar durch die Haut be-
gibt, und daß ſie ſich von den Nieren abſcheiden laſſen:
man hat Nachrichten, daß ſich der Harn (g) durch ſehr
wunderliche Wege, in dem Magen, im Gehirne und
im Munde gezeigt, daß ſich Blut durch die Gaͤnge des
Schweiſſes (h), der Traͤhnen, des Naſenſchleims, des
Gebaͤrmutterſchleims, der Milch, des Saamens, der
Harnroͤhre, des Fettes hindurchbegeben, und was der-
gleichen Exempel mehr ſind, welche wir an gehoͤrigem
Orte umſtaͤndlicher erzaͤlt haben.
Hieraus erhellet nun, daß ein jeder Saft an ſeinen
Durchſeiher ſo wenig gebunden ſey, daß eben dieſer Saft
vielmehr ſowol an mehr Orten entſtehen, als daß einen-
lei Werkzeug auch mehrere Saͤfte abſondern koͤnne; man
ſiehet ferner, daß gewiſſe Saͤfte, niemals gewiſſe Dicht-
heiten der Gefaͤſſe ſchlechterdings noͤtig haben, ſondern
daß uͤberhaupt ein jedes Werkzeug andre Saͤfte erzeugen,
und ein jeder Saft bald von dieſen bald von jenen
Werkzeugen hervorgebracht werden koͤnne, ſo bald das
Blut geſchwinde oder maͤßig zufliſſet, die Nervenkraft
ſtaͤrker, oder ſchwaͤcher wirkt, und eine von den oben
erzaͤlten Urſachen mit ins Spiel koͤmmt; ferner daß in
jeglichem Werkzeuge ein andrer, als gewoͤnlicher Saft,
und
(d)
7. Buch. 1. Abſchn. §. 9.
(e) Ebendaſ.
(g)
7. Buch. 1. Abſchn. §. 9.
(h) 2. Buch.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 779. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/799>, abgerufen am 22.11.2024.
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