schine und die abgezirkelte Entzwekke von einem jeden Theile zu erklären. Man entdekkte nämlich, nicht lange nach der Geburt dieser Hipotese, so viel Ungestaltetes daran, daß man sie so bereitwillig vor dem Gerichtshofe der Medecin verdammte, als man sie vor kurzem aufge- nommen hatte. Es beobachtete nämlich, wenn ich nicht irre, zu allererst Franz Glisson(d), ein Mann von mehr als mittelmäßigem Wizze, daß alle Wege im menschlichen Körper an sich rund wären, und daß alle Mündungen Zirkelschnitte beschrieben, welches seine gute Richtigkeit hat, so lange von Schlagäderchen, auch un- ter Vergrößrungsgläsern betrachtet, die Rede ist. Jn- dessen war dieses der allererste Grund, Kraft dessen be- rümte Männer (e) die Siebe der Scheidelöcher aus der Erklärung der Absondrungen verbannten.
Man könnte für Kartesens Hipotese beibringen, nicht nur, daß sich dreiekkige Blutadern mit Zuverläßig- keit im menschlichen Körper zeigen lassen, sondern daß es auch nicht gänzlich unmöglich scheine, daß es ein fäch- riges Scheidewerkzeug, oder ein solches gebe, welches aus den Zwischenräumchen der Plättchen in Gestalt ei- nes Siebes zusammengesezzet sey, und so viel mancherlei und mannigfaltig durchbrochne Löcher habe, als man immer verlange. Es befinden sich ferner im Geblüte nicht nur Kügelchen, sondern auch Würfel vom Meer- salze und Theilchen von andren Figuren, welche mit dem Blute zugleich umgeführt werden, und die sich we- nigstens von einer gefälligen Einbildungskraft ausden- ken lassen. Folglich verwechselt Pitcarn zu Bestrei-
tung
(d)[Spaltenumbruch]De ventricul. et intest. c. 23. S. 449. Holländ. Ausg.
(e)Archibald pitcarn de motu sanguinis per minima. n. 15. [Spaltenumbruch]
Jacob. keil de secret. animal. S. 61. Herrmann. boerhaave Instit. rei medic. n. 255. Joh. Gorter angef. Ort. n. 38.
v. Hall. Phis.II.Th. C c c
der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſchine und die abgezirkelte Entzwekke von einem jeden Theile zu erklaͤren. Man entdekkte naͤmlich, nicht lange nach der Geburt dieſer Hipoteſe, ſo viel Ungeſtaltetes daran, daß man ſie ſo bereitwillig vor dem Gerichtshofe der Medecin verdammte, als man ſie vor kurzem aufge- nommen hatte. Es beobachtete naͤmlich, wenn ich nicht irre, zu allererſt Franz Gliſſon(d), ein Mann von mehr als mittelmaͤßigem Wizze, daß alle Wege im menſchlichen Koͤrper an ſich rund waͤren, und daß alle Muͤndungen Zirkelſchnitte beſchrieben, welches ſeine gute Richtigkeit hat, ſo lange von Schlagaͤderchen, auch un- ter Vergroͤßrungsglaͤſern betrachtet, die Rede iſt. Jn- deſſen war dieſes der allererſte Grund, Kraft deſſen be- ruͤmte Maͤnner (e) die Siebe der Scheideloͤcher aus der Erklaͤrung der Abſondrungen verbannten.
Man koͤnnte fuͤr Karteſens Hipoteſe beibringen, nicht nur, daß ſich dreiekkige Blutadern mit Zuverlaͤßig- keit im menſchlichen Koͤrper zeigen laſſen, ſondern daß es auch nicht gaͤnzlich unmoͤglich ſcheine, daß es ein faͤch- riges Scheidewerkzeug, oder ein ſolches gebe, welches aus den Zwiſchenraͤumchen der Plaͤttchen in Geſtalt ei- nes Siebes zuſammengeſezzet ſey, und ſo viel mancherlei und mannigfaltig durchbrochne Loͤcher habe, als man immer verlange. Es befinden ſich ferner im Gebluͤte nicht nur Kuͤgelchen, ſondern auch Wuͤrfel vom Meer- ſalze und Theilchen von andren Figuren, welche mit dem Blute zugleich umgefuͤhrt werden, und die ſich we- nigſtens von einer gefaͤlligen Einbildungskraft ausden- ken laſſen. Folglich verwechſelt Pitcarn zu Beſtrei-
tung
(d)[Spaltenumbruch]De ventricul. et inteſt. c. 23. S. 449. Hollaͤnd. Ausg.
(e)Archibald pitcarn de motu ſanguinis per minima. n. 15. [Spaltenumbruch]
Jacob. keil de ſecret. animal. S. 61. Herrmann. boerhaave Inſtit. rei medic. n. 255. Joh. Gorter angef. Ort. n. 38.
v. Hall. Phiſ.II.Th. C c c
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſchine und die abgezirkelte Entzwekke von einem jeden
Theile zu erklaͤren. Man entdekkte naͤmlich, nicht lange
nach der Geburt dieſer Hipoteſe, ſo viel Ungeſtaltetes
daran, daß man ſie ſo bereitwillig vor dem Gerichtshofe
der Medecin verdammte, als man ſie vor kurzem aufge-
nommen hatte. Es beobachtete naͤmlich, wenn ich
nicht irre, zu allererſt Franz Gliſſon (d), ein Mann von
mehr als mittelmaͤßigem Wizze, daß alle Wege im
menſchlichen Koͤrper an ſich rund waͤren, und daß alle
Muͤndungen Zirkelſchnitte beſchrieben, welches ſeine gute
Richtigkeit hat, ſo lange von Schlagaͤderchen, auch un-
ter Vergroͤßrungsglaͤſern betrachtet, die Rede iſt. Jn-
deſſen war dieſes der allererſte Grund, Kraft deſſen be-
ruͤmte Maͤnner (e) die Siebe der Scheideloͤcher aus der
Erklaͤrung der Abſondrungen verbannten.
Man koͤnnte fuͤr Karteſens Hipoteſe beibringen,
nicht nur, daß ſich dreiekkige Blutadern mit Zuverlaͤßig-
keit im menſchlichen Koͤrper zeigen laſſen, ſondern daß
es auch nicht gaͤnzlich unmoͤglich ſcheine, daß es ein faͤch-
riges Scheidewerkzeug, oder ein ſolches gebe, welches
aus den Zwiſchenraͤumchen der Plaͤttchen in Geſtalt ei-
nes Siebes zuſammengeſezzet ſey, und ſo viel mancherlei
und mannigfaltig durchbrochne Loͤcher habe, als man
immer verlange. Es befinden ſich ferner im Gebluͤte
nicht nur Kuͤgelchen, ſondern auch Wuͤrfel vom Meer-
ſalze und Theilchen von andren Figuren, welche mit
dem Blute zugleich umgefuͤhrt werden, und die ſich we-
nigſtens von einer gefaͤlligen Einbildungskraft ausden-
ken laſſen. Folglich verwechſelt Pitcarn zu Beſtrei-
tung
(d)
De ventricul. et inteſt. c. 23.
S. 449. Hollaͤnd. Ausg.
(e) Archibald pitcarn de
motu ſanguinis per minima. n. 15.
Jacob. keil de ſecret. animal. S.
61. Herrmann. boerhaave Inſtit.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/789>, abgerufen am 25.11.2024.
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