ber, zusammendrükkt und den Saamen aus der ganzen Hode ausprest, wie man am Pferde noch deutlicher se- hen kann (y). Eben so sind die kleinen so zalreichen Holgänge des obern Theils am Schlunde, der Speise- röhre und der Gedärme mit einer gemeinschaftlichen Fleischhaut und mit Ringfasern, die um die ganze Röhre herumgehen, so genau bedekkt, daß diese Fasern ihr Amt niemals verrichten, oder die grosse Röhre veren- gern können, daß sie nicht zu gleicher Zeit aus diesen Holgängen den Schleim herausdrükken sollten.
Noch auf andre Weise hat die Natur, auch vornäm- lich für die Ausleerung der sehr weiten Behältnisse, ge- sorgt. Sie hat es nämlich ganz und gar, nebst dem Sisteme der benachbarten Eingeweide, mit einem sehr breiten Muskelgürtel umspannt, wodurch also die ganze Höle, welche nebst andern Theilen auch das Behältnis in sich begreift, von dem die Rede ist, dergestalt veren- gert wird, daß dieses Bläschen zugleich mit Kraft an- gegriffen und ausgedrükkt wird. So leeren die so viel vermögende Pressen hier des Zwerchfells, dort der schief- laufenden und Quermuskeln des Unterleibes, die Gebär- mutter, die Harnblase, die Gallenblase mit der grösten Gewalt aus. Und so presset der muskelhafte Ring der Aufrichter am Mastdarme die Saamenbläschen und die Vorsteherdrüse aus, und auf gleiche Weise drükken die zwo Muskelsäulen am Schlundkopfe das Zäpf- chen (z). Es ist auch hievon die Weise nicht sehr un- terschieden, wie der darunter liegende Käumuskel die Oh- rendrüse, die Kieferndrüse, der zweibäuchige Muskel, der Ringmuskel der Augenlieder, die Trähnendrüse, der breite Muskel des Zungenbeins, die unter der Zunge gelagerte Drüse, die Schilddrüse, die Brustknochen-
mus-
(y)[Spaltenumbruch]malpighivs de fabric. glan- dul. conglobat.
(z) Dieses leugnet auch Gott- [Spaltenumbruch]
lieb von Bordeu nicht. Recher- ches sur les glandes. S. 330.
der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ber, zuſammendruͤkkt und den Saamen aus der ganzen Hode auspreſt, wie man am Pferde noch deutlicher ſe- hen kann (y). Eben ſo ſind die kleinen ſo zalreichen Holgaͤnge des obern Theils am Schlunde, der Speiſe- roͤhre und der Gedaͤrme mit einer gemeinſchaftlichen Fleiſchhaut und mit Ringfaſern, die um die ganze Roͤhre herumgehen, ſo genau bedekkt, daß dieſe Faſern ihr Amt niemals verrichten, oder die groſſe Roͤhre veren- gern koͤnnen, daß ſie nicht zu gleicher Zeit aus dieſen Holgaͤngen den Schleim herausdruͤkken ſollten.
Noch auf andre Weiſe hat die Natur, auch vornaͤm- lich fuͤr die Ausleerung der ſehr weiten Behaͤltniſſe, ge- ſorgt. Sie hat es naͤmlich ganz und gar, nebſt dem Siſteme der benachbarten Eingeweide, mit einem ſehr breiten Muskelguͤrtel umſpannt, wodurch alſo die ganze Hoͤle, welche nebſt andern Theilen auch das Behaͤltnis in ſich begreift, von dem die Rede iſt, dergeſtalt veren- gert wird, daß dieſes Blaͤschen zugleich mit Kraft an- gegriffen und ausgedruͤkkt wird. So leeren die ſo viel vermoͤgende Preſſen hier des Zwerchfells, dort der ſchief- laufenden und Quermuskeln des Unterleibes, die Gebaͤr- mutter, die Harnblaſe, die Gallenblaſe mit der groͤſten Gewalt aus. Und ſo preſſet der muskelhafte Ring der Aufrichter am Maſtdarme die Saamenblaͤschen und die Vorſteherdruͤſe aus, und auf gleiche Weiſe druͤkken die zwo Muskelſaͤulen am Schlundkopfe das Zaͤpf- chen (z). Es iſt auch hievon die Weiſe nicht ſehr un- terſchieden, wie der darunter liegende Kaͤumuskel die Oh- rendruͤſe, die Kieferndruͤſe, der zweibaͤuchige Muskel, der Ringmuskel der Augenlieder, die Traͤhnendruͤſe, der breite Muskel des Zungenbeins, die unter der Zunge gelagerte Druͤſe, die Schilddruͤſe, die Bruſtknochen-
mus-
(y)[Spaltenumbruch]malpighivſ de fabric. glan- dul. conglobat.
(z) Dieſes leugnet auch Gott- [Spaltenumbruch]
lieb von Bordeu nicht. Recher- ches ſur les glandes. S. 330.
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ber, zuſammendruͤkkt und den Saamen aus der ganzen
Hode auspreſt, wie man am Pferde noch deutlicher ſe-
hen kann (y). Eben ſo ſind die kleinen ſo zalreichen
Holgaͤnge des obern Theils am Schlunde, der Speiſe-
roͤhre und der Gedaͤrme mit einer gemeinſchaftlichen
Fleiſchhaut und mit Ringfaſern, die um die ganze
Roͤhre herumgehen, ſo genau bedekkt, daß dieſe Faſern
ihr Amt niemals verrichten, oder die groſſe Roͤhre veren-
gern koͤnnen, daß ſie nicht zu gleicher Zeit aus dieſen
Holgaͤngen den Schleim herausdruͤkken ſollten.
Noch auf andre Weiſe hat die Natur, auch vornaͤm-
lich fuͤr die Ausleerung der ſehr weiten Behaͤltniſſe, ge-
ſorgt. Sie hat es naͤmlich ganz und gar, nebſt dem
Siſteme der benachbarten Eingeweide, mit einem ſehr
breiten Muskelguͤrtel umſpannt, wodurch alſo die ganze
Hoͤle, welche nebſt andern Theilen auch das Behaͤltnis
in ſich begreift, von dem die Rede iſt, dergeſtalt veren-
gert wird, daß dieſes Blaͤschen zugleich mit Kraft an-
gegriffen und ausgedruͤkkt wird. So leeren die ſo viel
vermoͤgende Preſſen hier des Zwerchfells, dort der ſchief-
laufenden und Quermuskeln des Unterleibes, die Gebaͤr-
mutter, die Harnblaſe, die Gallenblaſe mit der groͤſten
Gewalt aus. Und ſo preſſet der muskelhafte Ring der
Aufrichter am Maſtdarme die Saamenblaͤschen und
die Vorſteherdruͤſe aus, und auf gleiche Weiſe druͤkken
die zwo Muskelſaͤulen am Schlundkopfe das Zaͤpf-
chen (z). Es iſt auch hievon die Weiſe nicht ſehr un-
terſchieden, wie der darunter liegende Kaͤumuskel die Oh-
rendruͤſe, die Kieferndruͤſe, der zweibaͤuchige Muskel,
der Ringmuskel der Augenlieder, die Traͤhnendruͤſe, der
breite Muskel des Zungenbeins, die unter der Zunge
gelagerte Druͤſe, die Schilddruͤſe, die Bruſtknochen-
mus-
(y)
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/767>, abgerufen am 22.11.2024.
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