des Kotes in grosser Menge (p). Es herrschet aber in der Galle ein Fett, und eine Schärfe, welche sich dem flüchtigen Harnsalze nähert.
Jndessen kann nicht gleichergestalt Blut, welches schon eine sonderbare Art an sich genommen, und vom Blute in andern Eingeweiden verschieden ist, in erst welchen andern Durchseihern Plazz finden. Es wird nämlich durch Schlagadern herbeigefürt, was sonst an- dre Durchseiher in Emfang nehmen, und es trägt die- ses vom Herzen ankommende Blut alle seine Mischung aus dieser Niederlage der Stoffe schon bei sich. Jndes- sen lässet sich doch auch von diesem Blute stark vermu- ten, daß sich ein Blut, das aus andren Eigenschaften gemischt ist, auch nach andern gewissen Gegenden lieber hinsehnen werde. Wenn im Kopfe die feinste und be- weglichste von allen Flüssigkeiten erzeugt wird, so ist es gar nicht ungereimt, daß sich auch in demjenigen Blute, welches die Schlafpulsadern (carotides) herbeifüren, der- gleichen flüchtige, und viel feinere Stoffe als Wasser, Oel oder andre Blutstoffe sind, in Menge beisammen be- finden müssen. Denn da die verschiednen Blutstoffe von zwoen gegenseitigen Kräften beherrscht werden, vom Gewichte, und von der Bewegung des Herzens, darun- ter die erstere das Blut in die untern Theile hinabzieht, diese aber das Blut auf dem geradesten Wege zum Gehir- ne über fich empor treibt, so scheint kein Zweifel statt zu finden, daß diejenigen Theilchen, die schwerer sind, vom Aortenbogen niedersinken (q), und sich zu dem Un- terleibe hin wenden werden: folglich werden die leichte- sten und beweglichsten von einer kleinern Gewalt nie- derwerts gezogen, sie steigen demnach zum Kopfe in die Höhe hinauf. Denn da die Bewegung solcher Theil- chen von ihrer Schwere, und der Gewalt des Herzens
abhängt
(p)[Spaltenumbruch]Prim. lin. Physiol. S. 683.
(q)[Spaltenumbruch]wintringham, de podagra S. 59.
der Verſchiedenheit der Saͤfte.
des Kotes in groſſer Menge (p). Es herrſchet aber in der Galle ein Fett, und eine Schaͤrfe, welche ſich dem fluͤchtigen Harnſalze naͤhert.
Jndeſſen kann nicht gleichergeſtalt Blut, welches ſchon eine ſonderbare Art an ſich genommen, und vom Blute in andern Eingeweiden verſchieden iſt, in erſt welchen andern Durchſeihern Plazz finden. Es wird naͤmlich durch Schlagadern herbeigefuͤrt, was ſonſt an- dre Durchſeiher in Emfang nehmen, und es traͤgt die- ſes vom Herzen ankommende Blut alle ſeine Miſchung aus dieſer Niederlage der Stoffe ſchon bei ſich. Jndeſ- ſen laͤſſet ſich doch auch von dieſem Blute ſtark vermu- ten, daß ſich ein Blut, das aus andren Eigenſchaften gemiſcht iſt, auch nach andern gewiſſen Gegenden lieber hinſehnen werde. Wenn im Kopfe die feinſte und be- weglichſte von allen Fluͤſſigkeiten erzeugt wird, ſo iſt es gar nicht ungereimt, daß ſich auch in demjenigen Blute, welches die Schlafpulsadern (carotides) herbeifuͤren, der- gleichen fluͤchtige, und viel feinere Stoffe als Waſſer, Oel oder andre Blutſtoffe ſind, in Menge beiſammen be- finden muͤſſen. Denn da die verſchiednen Blutſtoffe von zwoen gegenſeitigen Kraͤften beherrſcht werden, vom Gewichte, und von der Bewegung des Herzens, darun- ter die erſtere das Blut in die untern Theile hinabzieht, dieſe aber das Blut auf dem geradeſten Wege zum Gehir- ne uͤber fich empor treibt, ſo ſcheint kein Zweifel ſtatt zu finden, daß diejenigen Theilchen, die ſchwerer ſind, vom Aortenbogen niederſinken (q), und ſich zu dem Un- terleibe hin wenden werden: folglich werden die leichte- ſten und beweglichſten von einer kleinern Gewalt nie- derwerts gezogen, ſie ſteigen demnach zum Kopfe in die Hoͤhe hinauf. Denn da die Bewegung ſolcher Theil- chen von ihrer Schwere, und der Gewalt des Herzens
abhaͤngt
(p)[Spaltenumbruch]Prim. lin. Phyſiol. S. 683.
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.
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fluͤchtigen Harnſalze naͤhert.
Jndeſſen kann nicht gleichergeſtalt Blut, welches
ſchon eine ſonderbare Art an ſich genommen, und vom
Blute in andern Eingeweiden verſchieden iſt, in erſt
welchen andern Durchſeihern Plazz finden. Es wird
naͤmlich durch Schlagadern herbeigefuͤrt, was ſonſt an-
dre Durchſeiher in Emfang nehmen, und es traͤgt die-
ſes vom Herzen ankommende Blut alle ſeine Miſchung
aus dieſer Niederlage der Stoffe ſchon bei ſich. Jndeſ-
ſen laͤſſet ſich doch auch von dieſem Blute ſtark vermu-
ten, daß ſich ein Blut, das aus andren Eigenſchaften
gemiſcht iſt, auch nach andern gewiſſen Gegenden lieber
hinſehnen werde. Wenn im Kopfe die feinſte und be-
weglichſte von allen Fluͤſſigkeiten erzeugt wird, ſo iſt es
gar nicht ungereimt, daß ſich auch in demjenigen Blute,
welches die Schlafpulsadern (carotides) herbeifuͤren, der-
gleichen fluͤchtige, und viel feinere Stoffe als Waſſer,
Oel oder andre Blutſtoffe ſind, in Menge beiſammen be-
finden muͤſſen. Denn da die verſchiednen Blutſtoffe
von zwoen gegenſeitigen Kraͤften beherrſcht werden, vom
Gewichte, und von der Bewegung des Herzens, darun-
ter die erſtere das Blut in die untern Theile hinabzieht,
dieſe aber das Blut auf dem geradeſten Wege zum Gehir-
ne uͤber fich empor treibt, ſo ſcheint kein Zweifel ſtatt
zu finden, daß diejenigen Theilchen, die ſchwerer ſind,
vom Aortenbogen niederſinken (q), und ſich zu dem Un-
terleibe hin wenden werden: folglich werden die leichte-
ſten und beweglichſten von einer kleinern Gewalt nie-
derwerts gezogen, ſie ſteigen demnach zum Kopfe in die
Hoͤhe hinauf. Denn da die Bewegung ſolcher Theil-
chen von ihrer Schwere, und der Gewalt des Herzens
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683.
(q)
wintringham, de podagra
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/691>, abgerufen am 25.11.2024.
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