Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Durchseiher.
ses eine Bläschen von erst welcher Ursache zerstört, so
wird die Strasse von dem Schlagäderchen in den Gang
abgeschnitten werden, und kein Weg übrig bleiben, auf
welchem das Talch in diesen Gang kommen könnte.
Jch halte diesen Grund schon für hinlänglich: Ruysch
aber (f) fügte noch hinzu, er bediene sich, wenn er Kör-
per aussprizze, keiner Gewaltsamkeit, und es würden
die Dinge ein ganz anderes Ansehn bekommen, wenn
man zu viel Gewalt anwenden wollte; denn auf solche
Weise würde man nichts, als Entzündungen malen.
Dieses legen wir von dem Durchschwizzen des gefärbten
Talches aus, welches sich durch die Schlagäderchen bis
zur Zellgewebshölung Plazz machen kann.

§. 10.
Die Zuname der neuern Meinung.

Dieses war der erste Schritt, den Ruysch hierin-
nen that; nun nam er auch den Beweis über sich, daß
auch die Kernchen, welche Malpighi, seiner Meinung
zum besten, zum Vorschein gebracht hatte, überhaupt, so-
wohl für sich selbst, als auch folglich die ganzen Einge-
weide, und die ganzen Drüsen, aus lauter Gefässen be-
stünden. Er hätte auch schon dazumal Zeugen für sich
aufstellen können, und er that es auch bisweilen (g). Es
ist nämlich das gleichartige Fleisch der Drüsen dem ohn-
geachtet doch offenbar, und einzig und allein aus lauter
Gefäschen zusammengesezzt, so bald man in die Theile
einer Hode Quekksilber zu treiben glükklich genung ist.
Es verursachen diese gefaltene Gefässe, wegen der An-
häufungen, auf vielfache Weise kleine Läppchen, welche
ein dazwischen gelagertes Zellgewebe unter einander ver-
bindet, und welche durchgängig sich in einer waren und

gemein-
(f) [Spaltenumbruch] Ebendas. S. 73.
(g) [Spaltenumbruch] Thes. VI. n. 73. Thes. VIII.
n.
34.
R r 3

Die Durchſeiher.
ſes eine Blaͤschen von erſt welcher Urſache zerſtoͤrt, ſo
wird die Straſſe von dem Schlagaͤderchen in den Gang
abgeſchnitten werden, und kein Weg uͤbrig bleiben, auf
welchem das Talch in dieſen Gang kommen koͤnnte.
Jch halte dieſen Grund ſchon fuͤr hinlaͤnglich: Ruyſch
aber (f) fuͤgte noch hinzu, er bediene ſich, wenn er Koͤr-
per ausſprizze, keiner Gewaltſamkeit, und es wuͤrden
die Dinge ein ganz anderes Anſehn bekommen, wenn
man zu viel Gewalt anwenden wollte; denn auf ſolche
Weiſe wuͤrde man nichts, als Entzuͤndungen malen.
Dieſes legen wir von dem Durchſchwizzen des gefaͤrbten
Talches aus, welches ſich durch die Schlagaͤderchen bis
zur Zellgewebshoͤlung Plazz machen kann.

§. 10.
Die Zuname der neuern Meinung.

Dieſes war der erſte Schritt, den Ruyſch hierin-
nen that; nun nam er auch den Beweis uͤber ſich, daß
auch die Kernchen, welche Malpighi, ſeiner Meinung
zum beſten, zum Vorſchein gebracht hatte, uͤberhaupt, ſo-
wohl fuͤr ſich ſelbſt, als auch folglich die ganzen Einge-
weide, und die ganzen Druͤſen, aus lauter Gefaͤſſen be-
ſtuͤnden. Er haͤtte auch ſchon dazumal Zeugen fuͤr ſich
aufſtellen koͤnnen, und er that es auch bisweilen (g). Es
iſt naͤmlich das gleichartige Fleiſch der Druͤſen dem ohn-
geachtet doch offenbar, und einzig und allein aus lauter
Gefaͤschen zuſammengeſezzt, ſo bald man in die Theile
einer Hode Quekkſilber zu treiben gluͤkklich genung iſt.
Es verurſachen dieſe gefaltene Gefaͤſſe, wegen der An-
haͤufungen, auf vielfache Weiſe kleine Laͤppchen, welche
ein dazwiſchen gelagertes Zellgewebe unter einander ver-
bindet, und welche durchgaͤngig ſich in einer waren und

gemein-
(f) [Spaltenumbruch] Ebendaſ. S. 73.
(g) [Spaltenumbruch] Theſ. VI. n. 73. Theſ. VIII.
n.
34.
R r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0649" n="629"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Durch&#x017F;eiher.</hi></fw><lb/>
&#x017F;es eine Bla&#x0364;schen von er&#x017F;t welcher Ur&#x017F;ache zer&#x017F;to&#x0364;rt, &#x017F;o<lb/>
wird die Stra&#x017F;&#x017F;e von dem Schlaga&#x0364;derchen in den Gang<lb/>
abge&#x017F;chnitten werden, und kein Weg u&#x0364;brig bleiben, auf<lb/>
welchem das Talch in die&#x017F;en Gang kommen ko&#x0364;nnte.<lb/>
Jch halte die&#x017F;en Grund &#x017F;chon fu&#x0364;r hinla&#x0364;nglich: <hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;ch</hi><lb/>
aber <note place="foot" n="(f)"><cb/>
Ebenda&#x017F;. S. 73.</note> fu&#x0364;gte noch hinzu, er bediene &#x017F;ich, wenn er Ko&#x0364;r-<lb/>
per aus&#x017F;prizze, keiner Gewalt&#x017F;amkeit, und es wu&#x0364;rden<lb/>
die Dinge ein ganz anderes An&#x017F;ehn bekommen, wenn<lb/>
man zu viel Gewalt anwenden wollte; denn auf &#x017F;olche<lb/>
Wei&#x017F;e wu&#x0364;rde man nichts, als Entzu&#x0364;ndungen malen.<lb/>
Die&#x017F;es legen wir von dem Durch&#x017F;chwizzen des gefa&#x0364;rbten<lb/>
Talches aus, welches &#x017F;ich durch die Schlaga&#x0364;derchen bis<lb/>
zur Zellgewebsho&#x0364;lung Plazz machen kann.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.<lb/>
Die Zuname der neuern Meinung.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es war der er&#x017F;te Schritt, den <hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;ch</hi> hierin-<lb/>
nen that; nun nam er auch den Beweis u&#x0364;ber &#x017F;ich, daß<lb/>
auch die Kernchen, welche <hi rendition="#fr">Malpighi,</hi> &#x017F;einer Meinung<lb/>
zum be&#x017F;ten, zum Vor&#x017F;chein gebracht hatte, u&#x0364;berhaupt, &#x017F;o-<lb/>
wohl fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, als auch folglich die ganzen Einge-<lb/>
weide, und die ganzen Dru&#x0364;&#x017F;en, aus lauter Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en be-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;nden. Er ha&#x0364;tte auch &#x017F;chon dazumal Zeugen fu&#x0364;r &#x017F;ich<lb/>
auf&#x017F;tellen ko&#x0364;nnen, und er that es auch bisweilen <note place="foot" n="(g)"><cb/><hi rendition="#aq">The&#x017F;. VI. n. 73. The&#x017F;. VIII.<lb/>
n.</hi> 34.</note>. Es<lb/>
i&#x017F;t na&#x0364;mlich das gleichartige Flei&#x017F;ch der Dru&#x0364;&#x017F;en dem ohn-<lb/>
geachtet doch offenbar, und einzig und allein aus lauter<lb/>
Gefa&#x0364;schen zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezzt, &#x017F;o bald man in die Theile<lb/>
einer Hode Quekk&#x017F;ilber zu treiben glu&#x0364;kklich genung i&#x017F;t.<lb/>
Es verur&#x017F;achen die&#x017F;e gefaltene Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wegen der An-<lb/>
ha&#x0364;ufungen, auf vielfache Wei&#x017F;e kleine La&#x0364;ppchen, welche<lb/>
ein dazwi&#x017F;chen gelagertes Zellgewebe unter einander ver-<lb/>
bindet, und welche durchga&#x0364;ngig &#x017F;ich in einer waren und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 3</fw><fw place="bottom" type="catch">gemein-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[629/0649] Die Durchſeiher. ſes eine Blaͤschen von erſt welcher Urſache zerſtoͤrt, ſo wird die Straſſe von dem Schlagaͤderchen in den Gang abgeſchnitten werden, und kein Weg uͤbrig bleiben, auf welchem das Talch in dieſen Gang kommen koͤnnte. Jch halte dieſen Grund ſchon fuͤr hinlaͤnglich: Ruyſch aber (f) fuͤgte noch hinzu, er bediene ſich, wenn er Koͤr- per ausſprizze, keiner Gewaltſamkeit, und es wuͤrden die Dinge ein ganz anderes Anſehn bekommen, wenn man zu viel Gewalt anwenden wollte; denn auf ſolche Weiſe wuͤrde man nichts, als Entzuͤndungen malen. Dieſes legen wir von dem Durchſchwizzen des gefaͤrbten Talches aus, welches ſich durch die Schlagaͤderchen bis zur Zellgewebshoͤlung Plazz machen kann. §. 10. Die Zuname der neuern Meinung. Dieſes war der erſte Schritt, den Ruyſch hierin- nen that; nun nam er auch den Beweis uͤber ſich, daß auch die Kernchen, welche Malpighi, ſeiner Meinung zum beſten, zum Vorſchein gebracht hatte, uͤberhaupt, ſo- wohl fuͤr ſich ſelbſt, als auch folglich die ganzen Einge- weide, und die ganzen Druͤſen, aus lauter Gefaͤſſen be- ſtuͤnden. Er haͤtte auch ſchon dazumal Zeugen fuͤr ſich aufſtellen koͤnnen, und er that es auch bisweilen (g). Es iſt naͤmlich das gleichartige Fleiſch der Druͤſen dem ohn- geachtet doch offenbar, und einzig und allein aus lauter Gefaͤschen zuſammengeſezzt, ſo bald man in die Theile einer Hode Quekkſilber zu treiben gluͤkklich genung iſt. Es verurſachen dieſe gefaltene Gefaͤſſe, wegen der An- haͤufungen, auf vielfache Weiſe kleine Laͤppchen, welche ein dazwiſchen gelagertes Zellgewebe unter einander ver- bindet, und welche durchgaͤngig ſich in einer waren und gemein- (f) Ebendaſ. S. 73. (g) Theſ. VI. n. 73. Theſ. VIII. n. 34. R r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/649
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/649>, abgerufen am 23.11.2024.