Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
es scheinet die Leichtigkeit, mit der die Oberfläche eines
ungewandten Kuchens ihre Röthe wieder bekömmt, den
Kugeln alle solche Veränderung nicht zu verstatten.

Zu den übrigen Hipotesen über den Ursprung der
Röthe, haben die chimische Versuche Anleitung gege-
ben (t). Man sahe, daß Milch, mit einem laugenhaften
Salze gekocht, rot wird (u), und daß eine änliche Farbe
aus Oel oder Schwefel erzeugt werde, wenn man diese
durch Laugensalze auflösen lisse (x): das that auch Wein-
geist, über dergleichen Salze gegossen (y): oder man er-
hielt eben das, wenn man harnhafte Salze von flüchti-
ger Art, mit schwefelhaften Geistern digeriren lies (z),
oder wenn der brennbare Stoff verdünnt ward (a). Man
sahe, daß ein bleiches und cachectisches Blut, durch zu-
gegoßnen Hirschhorngeist, seine Röthe wieder bekam (b).
Hiedurch haben sich berümte Männer überredet, daß in
dergleichen der Grund zur Röthe zu suchen sey, und daß
solcher in der Verbindung eines alkalischen Grundstoffes
mit einem schwefelhaften liege; sie erinnerten sich aber
nicht dabei, daß änliche Erscheinungen höchst verschied-

ne Ur-
[Spaltenumbruch] von dem blossen Zusammendrük-
ken der untern Schichten schwarz.
Ferner, daß die Luft wenigstens
einige Kraft in der Verstärkung
der Röthe äussere, scheint daraus
zu erhellen, daß die oberste Platte,
wenn man die nächste fortschaft,
die nicht so rot war, nunmehr ei-
nen Purpurglanz bekömmt, und
daß so ferne jede Blutschicht nach
der Ordnung rot wird, so wie sie
die Luft berürt. Doch ist dieses
nicht von einem dunkeln Blute
wahr, welches auch in einem Luft-
leeren Raume bleibt, sondern nur
von der Scharlachfarbe des Blu-
tes. Daß das Blut in Moren
schwarz sey, glaube ich nun aller-
erst dem Berichte eines vortrefli-
chen Mekels. Memoir de l' Aca-
dem. de Berlin
1757.
(t) [Spaltenumbruch] kessel de Chemia ad corpus
humanum applicata.
Krügers
Phisiologie n. 92.
(u) Robert boyle Apparat. ad
histori. sanguin.
S. 73. loescher
Anthropolog. experiment.
S. 10.
boerhaave Element. Chem. T. II.
prop. 91. arbvthnot
angef. Ort.
S. 77. doorschooten de lacte
S. 19. knight Vindic. S. 62.
Kessel angef. Ort.
(y) Kessel angef. Ort.
(z) van der becke de princip.
S. 64. Es wird die Tinktur der
Kochenille oder Rochelle von ei-
nem alkalischen Harne erhöht.
rvtty Synops S. 405.
(a) lorry de aliment. S. 64.
(b) floyer Praeternatural state
of humours.
S. 51.

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
es ſcheinet die Leichtigkeit, mit der die Oberflaͤche eines
ungewandten Kuchens ihre Roͤthe wieder bekoͤmmt, den
Kugeln alle ſolche Veraͤnderung nicht zu verſtatten.

Zu den uͤbrigen Hipoteſen uͤber den Urſprung der
Roͤthe, haben die chimiſche Verſuche Anleitung gege-
ben (t). Man ſahe, daß Milch, mit einem laugenhaften
Salze gekocht, rot wird (u), und daß eine aͤnliche Farbe
aus Oel oder Schwefel erzeugt werde, wenn man dieſe
durch Laugenſalze aufloͤſen liſſe (x): das that auch Wein-
geiſt, uͤber dergleichen Salze gegoſſen (y): oder man er-
hielt eben das, wenn man harnhafte Salze von fluͤchti-
ger Art, mit ſchwefelhaften Geiſtern digeriren lies (z),
oder wenn der brennbare Stoff verduͤnnt ward (a). Man
ſahe, daß ein bleiches und cachectiſches Blut, durch zu-
gegoßnen Hirſchhorngeiſt, ſeine Roͤthe wieder bekam (b).
Hiedurch haben ſich beruͤmte Maͤnner uͤberredet, daß in
dergleichen der Grund zur Roͤthe zu ſuchen ſey, und daß
ſolcher in der Verbindung eines alkaliſchen Grundſtoffes
mit einem ſchwefelhaften liege; ſie erinnerten ſich aber
nicht dabei, daß aͤnliche Erſcheinungen hoͤchſt verſchied-

ne Ur-
[Spaltenumbruch] von dem bloſſen Zuſammendruͤk-
ken der untern Schichten ſchwarz.
Ferner, daß die Luft wenigſtens
einige Kraft in der Verſtaͤrkung
der Roͤthe aͤuſſere, ſcheint daraus
zu erhellen, daß die oberſte Platte,
wenn man die naͤchſte fortſchaft,
die nicht ſo rot war, nunmehr ei-
nen Purpurglanz bekoͤmmt, und
daß ſo ferne jede Blutſchicht nach
der Ordnung rot wird, ſo wie ſie
die Luft beruͤrt. Doch iſt dieſes
nicht von einem dunkeln Blute
wahr, welches auch in einem Luft-
leeren Raume bleibt, ſondern nur
von der Scharlachfarbe des Blu-
tes. Daß das Blut in Moren
ſchwarz ſey, glaube ich nun aller-
erſt dem Berichte eines vortrefli-
chen Mekels. Memoir de l’ Aca-
dem. de Berlin
1757.
(t) [Spaltenumbruch] keſſel de Chemia ad corpus
humanum applicata.
Krügers
Phiſiologie n. 92.
(u) Robert boyle Apparat. ad
hiſtori. ſanguin.
S. 73. loeſcher
Anthropolog. experiment.
S. 10.
boerhaave Element. Chem. T. II.
prop. 91. arbvthnot
angef. Ort.
S. 77. doorſchooten de lacte
S. 19. knight Vindic. S. 62.
Keſſel angef. Ort.
(y) Keſſel angef. Ort.
(z) van der becke de princip.
S. 64. Es wird die Tinktur der
Kochenille oder Rochelle von ei-
nem alkaliſchen Harne erhoͤht.
rvtty Synopſ S. 405.
(a) lorry de aliment. S. 64.
(b) floyer Praeternatural ſtate
of humours.
S. 51.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0529" n="509"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bewegten Blutes, in den Schlagadern.</hi></fw><lb/>
es &#x017F;cheinet die Leichtigkeit, mit der die Oberfla&#x0364;che eines<lb/>
ungewandten Kuchens ihre Ro&#x0364;the wieder beko&#x0364;mmt, den<lb/>
Kugeln alle &#x017F;olche Vera&#x0364;nderung nicht zu ver&#x017F;tatten.</p><lb/>
            <p>Zu den u&#x0364;brigen Hipote&#x017F;en u&#x0364;ber den Ur&#x017F;prung der<lb/>
Ro&#x0364;the, haben die chimi&#x017F;che Ver&#x017F;uche Anleitung gege-<lb/>
ben <note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ke&#x017F;&#x017F;el</hi> de Chemia ad corpus<lb/>
humanum applicata.</hi><hi rendition="#fr">Krügers</hi><lb/>
Phi&#x017F;iologie <hi rendition="#aq">n.</hi> 92.</note>. Man &#x017F;ahe, daß Milch, mit einem laugenhaften<lb/>
Salze gekocht, rot wird <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">Robert <hi rendition="#k">boyle</hi> Apparat. ad<lb/>
hi&#x017F;tori. &#x017F;anguin.</hi> S. 73. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">loe&#x017F;cher</hi><lb/>
Anthropolog. experiment.</hi> S. 10.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boerhaave</hi> Element. Chem. T. II.<lb/>
prop. 91. <hi rendition="#k">arbvthnot</hi></hi> angef. Ort.<lb/>
S. 77. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">door&#x017F;chooten</hi> de lacte</hi><lb/>
S. 19. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">knight</hi> Vindic.</hi> S. 62.<lb/><hi rendition="#fr">Ke&#x017F;&#x017F;el</hi> angef. Ort.</note>, und daß eine a&#x0364;nliche Farbe<lb/>
aus Oel oder Schwefel erzeugt werde, wenn man die&#x017F;e<lb/>
durch Laugen&#x017F;alze auflo&#x0364;&#x017F;en li&#x017F;&#x017F;e (x): das that auch Wein-<lb/>
gei&#x017F;t, u&#x0364;ber dergleichen Salze gego&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#fr">Ke&#x017F;&#x017F;el</hi> angef. Ort.</note>: oder man er-<lb/>
hielt eben das, wenn man harnhafte Salze von flu&#x0364;chti-<lb/>
ger Art, mit &#x017F;chwefelhaften Gei&#x017F;tern digeriren lies <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">van der <hi rendition="#k">becke</hi> de princip.</hi><lb/>
S. 64. Es wird die Tinktur der<lb/>
Kochenille oder Rochelle von ei-<lb/>
nem alkali&#x017F;chen Harne erho&#x0364;ht.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">rvtty</hi> Synop&#x017F;</hi> S. 405.</note>,<lb/>
oder wenn der brennbare Stoff verdu&#x0364;nnt ward <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">lorry</hi> de aliment.</hi> S. 64.</note>. Man<lb/>
&#x017F;ahe, daß ein bleiches und cachecti&#x017F;ches Blut, durch zu-<lb/>
gegoßnen Hir&#x017F;chhorngei&#x017F;t, &#x017F;eine Ro&#x0364;the wieder bekam <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">floyer</hi> Praeternatural &#x017F;tate<lb/>
of humours.</hi> S. 51.</note>.<lb/>
Hiedurch haben &#x017F;ich beru&#x0364;mte Ma&#x0364;nner u&#x0364;berredet, daß in<lb/>
dergleichen der Grund zur Ro&#x0364;the zu &#x017F;uchen &#x017F;ey, und daß<lb/>
&#x017F;olcher in der Verbindung eines alkali&#x017F;chen Grund&#x017F;toffes<lb/>
mit einem &#x017F;chwefelhaften liege; &#x017F;ie erinnerten &#x017F;ich aber<lb/>
nicht dabei, daß a&#x0364;nliche Er&#x017F;cheinungen ho&#x0364;ch&#x017F;t ver&#x017F;chied-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne Ur-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_22_2" prev="#seg2pn_22_1" place="foot" n="(s)"><cb/>
von dem blo&#x017F;&#x017F;en Zu&#x017F;ammendru&#x0364;k-<lb/>
ken der untern Schichten &#x017F;chwarz.<lb/>
Ferner, daß die Luft wenig&#x017F;tens<lb/>
einige Kraft in der Ver&#x017F;ta&#x0364;rkung<lb/>
der Ro&#x0364;the a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere, &#x017F;cheint daraus<lb/>
zu erhellen, daß die ober&#x017F;te Platte,<lb/>
wenn man die na&#x0364;ch&#x017F;te fort&#x017F;chaft,<lb/>
die nicht &#x017F;o rot war, nunmehr ei-<lb/>
nen Purpurglanz beko&#x0364;mmt, und<lb/>
daß &#x017F;o ferne jede Blut&#x017F;chicht nach<lb/>
der Ordnung rot wird, &#x017F;o wie &#x017F;ie<lb/>
die Luft beru&#x0364;rt. Doch i&#x017F;t die&#x017F;es<lb/>
nicht von einem dunkeln Blute<lb/>
wahr, welches auch in einem Luft-<lb/>
leeren Raume bleibt, &#x017F;ondern nur<lb/>
von der Scharlachfarbe des Blu-<lb/>
tes. Daß das Blut in Moren<lb/>
&#x017F;chwarz &#x017F;ey, glaube ich nun aller-<lb/>
er&#x017F;t dem Berichte eines vortrefli-<lb/>
chen <hi rendition="#fr">Mekels.</hi> <hi rendition="#aq">Memoir de l&#x2019; Aca-<lb/>
dem. de Berlin</hi> 1757.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[509/0529] bewegten Blutes, in den Schlagadern. es ſcheinet die Leichtigkeit, mit der die Oberflaͤche eines ungewandten Kuchens ihre Roͤthe wieder bekoͤmmt, den Kugeln alle ſolche Veraͤnderung nicht zu verſtatten. Zu den uͤbrigen Hipoteſen uͤber den Urſprung der Roͤthe, haben die chimiſche Verſuche Anleitung gege- ben (t). Man ſahe, daß Milch, mit einem laugenhaften Salze gekocht, rot wird (u), und daß eine aͤnliche Farbe aus Oel oder Schwefel erzeugt werde, wenn man dieſe durch Laugenſalze aufloͤſen liſſe (x): das that auch Wein- geiſt, uͤber dergleichen Salze gegoſſen (y): oder man er- hielt eben das, wenn man harnhafte Salze von fluͤchti- ger Art, mit ſchwefelhaften Geiſtern digeriren lies (z), oder wenn der brennbare Stoff verduͤnnt ward (a). Man ſahe, daß ein bleiches und cachectiſches Blut, durch zu- gegoßnen Hirſchhorngeiſt, ſeine Roͤthe wieder bekam (b). Hiedurch haben ſich beruͤmte Maͤnner uͤberredet, daß in dergleichen der Grund zur Roͤthe zu ſuchen ſey, und daß ſolcher in der Verbindung eines alkaliſchen Grundſtoffes mit einem ſchwefelhaften liege; ſie erinnerten ſich aber nicht dabei, daß aͤnliche Erſcheinungen hoͤchſt verſchied- ne Ur- (s) (t) keſſel de Chemia ad corpus humanum applicata. Krügers Phiſiologie n. 92. (u) Robert boyle Apparat. ad hiſtori. ſanguin. S. 73. loeſcher Anthropolog. experiment. S. 10. boerhaave Element. Chem. T. II. prop. 91. arbvthnot angef. Ort. S. 77. doorſchooten de lacte S. 19. knight Vindic. S. 62. Keſſel angef. Ort. (y) Keſſel angef. Ort. (z) van der becke de princip. S. 64. Es wird die Tinktur der Kochenille oder Rochelle von ei- nem alkaliſchen Harne erhoͤht. rvtty Synopſ S. 405. (a) lorry de aliment. S. 64. (b) floyer Praeternatural ſtate of humours. S. 51. (s) von dem bloſſen Zuſammendruͤk- ken der untern Schichten ſchwarz. Ferner, daß die Luft wenigſtens einige Kraft in der Verſtaͤrkung der Roͤthe aͤuſſere, ſcheint daraus zu erhellen, daß die oberſte Platte, wenn man die naͤchſte fortſchaft, die nicht ſo rot war, nunmehr ei- nen Purpurglanz bekoͤmmt, und daß ſo ferne jede Blutſchicht nach der Ordnung rot wird, ſo wie ſie die Luft beruͤrt. Doch iſt dieſes nicht von einem dunkeln Blute wahr, welches auch in einem Luft- leeren Raume bleibt, ſondern nur von der Scharlachfarbe des Blu- tes. Daß das Blut in Moren ſchwarz ſey, glaube ich nun aller- erſt dem Berichte eines vortrefli- chen Mekels. Memoir de l’ Aca- dem. de Berlin 1757.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/529
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/529>, abgerufen am 16.07.2024.