So gar werden die Kügelchen selbst, wiewohl später, durch die Fäulnis zerstört und unsichtbar ge- macht (m). Wir haben ohnlängst erzält, wie diese Kü- gelchen von der Kraft des umlaufenden Blutes gebil- det (n), und wie sie von den Oefnungen der kleinen Ge- fässe ihre Maaße entlehnen (o). Jn der Lunge (p) sehe ich überhaupt kein Vorrecht, warum selbige vor andern Theilen eines thierischen Körpers geschikkter seyn soll, Kügelchen zuzubereiten. Denn es werden sowohl ohne Lunge in Fischen, als auch mit einer kleinen Lunge im Geschlechte der Schlangen, Frösche und Eidechsen, und in dem Hünchen im Eie, welches noch keinen Genus von der Luft gehabt, und eine nur ganz unthätige Lunge noch hat, eben solche Kügelchen erzeugt (q). Wir werden auch an seinem Orte zeigen (r), und indessen un- sern gemachten Versuch, der bis jezzt seines gleichen nicht hat (s), Gewähr leisten lassen, daß sich in der Geschwin- digkeit des durch die Lunge wandernden Blutes, gar nichts besonders zeige.
Jndessen scheinen einige Dinge die Vermutung zu geben, daß Blutkügelchen von vieler Arbeit, und von dem langsamen Bestreben des Herzens und der Gefässe (t) gemacht werden, dergleichen sind das nach 23 Tagen wieder gesammelte Monatsblut, und die langwierige blasse Farbe, welche auf jeden Verlust des Blutes er- folgt, und die wenigstens nur mit der Zeit gehoben wer- den kann. Und dennoch läst sichs auch durch andre
Grün-
(m)[Spaltenumbruch]
5. Buch. 2. Abschn. §. 7.
(n) 6. Buch. 3. Abschn. §. 1. Auf diese Weise bilden sich die Meer- bälle. lancis. angef. Ort. S. 25. (Die Wellen ballen sie aus den Fasern des Seeschilfs zusammen, und werfen sie ans Gestade).
(o)boerhaave. n. 200. num. 3.
(p)[Spaltenumbruch]
Man sehe das VIII. Buch nach.
(q) 5. Buch. 2. Abschnitt. §. 11.
(r) 8. Buch vom Atemholen.
(s)Second Memoi. sur le mou- vement du sang. Exp. 102.
(t)qvesnai Oeconom. anim. T. III. S. 42.
J i 3
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
§. 16. Der Umlauf bildet die Blutkuͤgelchen.
So gar werden die Kuͤgelchen ſelbſt, wiewohl ſpaͤter, durch die Faͤulnis zerſtoͤrt und unſichtbar ge- macht (m). Wir haben ohnlaͤngſt erzaͤlt, wie dieſe Kuͤ- gelchen von der Kraft des umlaufenden Blutes gebil- det (n), und wie ſie von den Oefnungen der kleinen Ge- faͤſſe ihre Maaße entlehnen (o). Jn der Lunge (p) ſehe ich uͤberhaupt kein Vorrecht, warum ſelbige vor andern Theilen eines thieriſchen Koͤrpers geſchikkter ſeyn ſoll, Kuͤgelchen zuzubereiten. Denn es werden ſowohl ohne Lunge in Fiſchen, als auch mit einer kleinen Lunge im Geſchlechte der Schlangen, Froͤſche und Eidechſen, und in dem Huͤnchen im Eie, welches noch keinen Genus von der Luft gehabt, und eine nur ganz unthaͤtige Lunge noch hat, eben ſolche Kuͤgelchen erzeugt (q). Wir werden auch an ſeinem Orte zeigen (r), und indeſſen un- ſern gemachten Verſuch, der bis jezzt ſeines gleichen nicht hat (s), Gewaͤhr leiſten laſſen, daß ſich in der Geſchwin- digkeit des durch die Lunge wandernden Blutes, gar nichts beſonders zeige.
Jndeſſen ſcheinen einige Dinge die Vermutung zu geben, daß Blutkuͤgelchen von vieler Arbeit, und von dem langſamen Beſtreben des Herzens und der Gefaͤſſe (t) gemacht werden, dergleichen ſind das nach 23 Tagen wieder geſammelte Monatsblut, und die langwierige blaſſe Farbe, welche auf jeden Verluſt des Blutes er- folgt, und die wenigſtens nur mit der Zeit gehoben wer- den kann. Und dennoch laͤſt ſichs auch durch andre
Gruͤn-
(m)[Spaltenumbruch]
5. Buch. 2. Abſchn. §. 7.
(n) 6. Buch. 3. Abſchn. §. 1. Auf dieſe Weiſe bilden ſich die Meer- baͤlle. lanciſ. angef. Ort. S. 25. (Die Wellen ballen ſie aus den Faſern des Seeſchilfs zuſammen, und werfen ſie ans Geſtade).
(o)boerhaave. n. 200. num. 3.
(p)[Spaltenumbruch]
Man ſehe das VIII. Buch nach.
(q) 5. Buch. 2. Abſchnitt. §. 11.
(r) 8. Buch vom Atemholen.
(s)Second Memoi. ſur le mou- vement du ſang. Exp. 102.
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[501/0521]
bewegten Blutes, in den Schlagadern.
§. 16.
Der Umlauf bildet die Blutkuͤgelchen.
So gar werden die Kuͤgelchen ſelbſt, wiewohl
ſpaͤter, durch die Faͤulnis zerſtoͤrt und unſichtbar ge-
macht (m). Wir haben ohnlaͤngſt erzaͤlt, wie dieſe Kuͤ-
gelchen von der Kraft des umlaufenden Blutes gebil-
det (n), und wie ſie von den Oefnungen der kleinen Ge-
faͤſſe ihre Maaße entlehnen (o). Jn der Lunge (p) ſehe
ich uͤberhaupt kein Vorrecht, warum ſelbige vor andern
Theilen eines thieriſchen Koͤrpers geſchikkter ſeyn ſoll,
Kuͤgelchen zuzubereiten. Denn es werden ſowohl ohne
Lunge in Fiſchen, als auch mit einer kleinen Lunge im
Geſchlechte der Schlangen, Froͤſche und Eidechſen, und
in dem Huͤnchen im Eie, welches noch keinen Genus
von der Luft gehabt, und eine nur ganz unthaͤtige Lunge
noch hat, eben ſolche Kuͤgelchen erzeugt (q). Wir
werden auch an ſeinem Orte zeigen (r), und indeſſen un-
ſern gemachten Verſuch, der bis jezzt ſeines gleichen nicht
hat (s), Gewaͤhr leiſten laſſen, daß ſich in der Geſchwin-
digkeit des durch die Lunge wandernden Blutes, gar
nichts beſonders zeige.
Jndeſſen ſcheinen einige Dinge die Vermutung zu
geben, daß Blutkuͤgelchen von vieler Arbeit, und von
dem langſamen Beſtreben des Herzens und der Gefaͤſſe (t)
gemacht werden, dergleichen ſind das nach 23 Tagen
wieder geſammelte Monatsblut, und die langwierige
blaſſe Farbe, welche auf jeden Verluſt des Blutes er-
folgt, und die wenigſtens nur mit der Zeit gehoben wer-
den kann. Und dennoch laͤſt ſichs auch durch andre
Gruͤn-
(m)
5. Buch. 2. Abſchn. §. 7.
(n) 6. Buch. 3. Abſchn. §. 1. Auf
dieſe Weiſe bilden ſich die Meer-
baͤlle. lanciſ. angef. Ort. S. 25.
(Die Wellen ballen ſie aus den
Faſern des Seeſchilfs zuſammen,
und werfen ſie ans Geſtade).
(o) boerhaave. n. 200. num. 3.
(p)
Man ſehe das VIII. Buch
nach.
(q) 5. Buch. 2. Abſchnitt. §. 11.
(r) 8. Buch vom Atemholen.
(s) Second Memoi. ſur le mou-
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(t) qveſnai Oeconom. anim.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/521>, abgerufen am 23.11.2024.
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