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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
stoffen besteht (i), wenn man nicht die Grundstoffe des
Feuers am grösten von allen, und das Element der Luft
grösser, als die Stoffe des Wassers, oder der Erde ma-
chen will.

Ob eine innerliche Bewegung unter den Theilchen
des Blutes statt habe, und ob selbige überhaupt zur
Flüßigkeit notwendig erachtet werde, darüber kann man
hier, für und wieder seine Gründe anbringen. Die me-
resten unter den neuern Schriftstellern nehmen Strudel,
Stürme und verworrne Bewegung in den flüßigen Thei-
len der Thiere an, und sie leiten dieses Gewühl von dem
Anprellen des Blutes auf die Wände einer krummen
Schlagader (k), oder von der allen Flüßigkeiten wesent-
lichen innern Bewegung her, welche die meisten Natur-
lehrer wieder so ansehen, daß Eis vom Wasser vornäm-
lich dadurch unterschieden sey, daß diese Bewegung auf-
gehört habe (l). Andre holen sie von der Luft her (m).
Wir sehen zwar die innere Natur der Dinge nicht ein,
indessen finden wir doch, daß Männer, die in allen Thei-
len der Naturlehre bewandert gewesen, gezeigt haben,
daß sich die Theile der flüßigen Dinge nicht wirklich, oder
in der That (actu) bewegen, wiewohl sie sich von der ge-
ringsten Bewegung von einander trennen lassen (n).
Berümte Männer lassen im Blute aus der Ursache keine
innerliche Bewegung zu (o), weil sie nicht nur dem Fort-
(m*)

rükken
(i) [Spaltenumbruch] Daß die Stoffe in einem
zähern Flüßigen grösser, als in ei-
nem klärern sind. Franciscus la-
mvre
de secret.
S. 28.
(k) Bartholom. de moor de in-
staurat. medic. T. II. f. I. boer-
haave
Instit. rei medic. n.
220.
(l) bernoulli Hydrodynam.
Vorrede.
(m) Und vom Blute insbeson-
dre Jacob Keil tentam. IV. Der
berümte bazzicaluve Prop. IV.
verheyen L. II.
S. 172. C. Gott-
lieb lvdwig de terris mus. Reg.

S. 294.
(n) michelotti de Apoplexia,
verheyen L. II.
Walther S. 26.
berger de nat. human. S. 49.
fanton Anat. S. 344. mvsschen-
broek
Essays de physique n. 702.
Instit. phys. n.
763. mit dem Exem-
pel einer mit Wasser erfüllten Ku-
gel, so viel es angeht, und mit an-
dren tüchtigen Gründen.
(o) tralles Exam. med. ter-
reor.
S. 324. sghreiber Alma-
gest.
S. 273.
(m*) [Spaltenumbruch] bertier Physique des
corps animes.

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
ſtoffen beſteht (i), wenn man nicht die Grundſtoffe des
Feuers am groͤſten von allen, und das Element der Luft
groͤſſer, als die Stoffe des Waſſers, oder der Erde ma-
chen will.

Ob eine innerliche Bewegung unter den Theilchen
des Blutes ſtatt habe, und ob ſelbige uͤberhaupt zur
Fluͤßigkeit notwendig erachtet werde, daruͤber kann man
hier, fuͤr und wieder ſeine Gruͤnde anbringen. Die me-
reſten unter den neuern Schriftſtellern nehmen Strudel,
Stuͤrme und verworrne Bewegung in den fluͤßigen Thei-
len der Thiere an, und ſie leiten dieſes Gewuͤhl von dem
Anprellen des Blutes auf die Waͤnde einer krummen
Schlagader (k), oder von der allen Fluͤßigkeiten weſent-
lichen innern Bewegung her, welche die meiſten Natur-
lehrer wieder ſo anſehen, daß Eis vom Waſſer vornaͤm-
lich dadurch unterſchieden ſey, daß dieſe Bewegung auf-
gehoͤrt habe (l). Andre holen ſie von der Luft her (m).
Wir ſehen zwar die innere Natur der Dinge nicht ein,
indeſſen finden wir doch, daß Maͤnner, die in allen Thei-
len der Naturlehre bewandert geweſen, gezeigt haben,
daß ſich die Theile der fluͤßigen Dinge nicht wirklich, oder
in der That (actu) bewegen, wiewohl ſie ſich von der ge-
ringſten Bewegung von einander trennen laſſen (n).
Beruͤmte Maͤnner laſſen im Blute aus der Urſache keine
innerliche Bewegung zu (o), weil ſie nicht nur dem Fort-
(m*)

ruͤkken
(i) [Spaltenumbruch] Daß die Stoffe in einem
zaͤhern Fluͤßigen groͤſſer, als in ei-
nem klaͤrern ſind. Franciſcus la-
mvre
de ſecret.
S. 28.
(k) Bartholom. de moor de in-
ſtaurat. medic. T. II. f. I. boer-
haave
Inſtit. rei medic. n.
220.
(l) bernoulli Hydrodynam.
Vorrede.
(m) Und vom Blute insbeſon-
dre Jacob Keil tentam. IV. Der
beruͤmte bazzicaluve Prop. IV.
verheyen L. II.
S. 172. C. Gott-
lieb lvdwig de terris muſ. Reg.

S. 294.
(n) michelotti de Apoplexia,
verheyen L. II.
Walther S. 26.
berger de nat. human. S. 49.
fanton Anat. S. 344. mvſſchen-
broek
Eſſays de phyſique n. 702.
Inſtit. phyſ. n.
763. mit dem Exem-
pel einer mit Waſſer erfuͤllten Ku-
gel, ſo viel es angeht, und mit an-
dren tuͤchtigen Gruͤnden.
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S. 273.
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[461/0481] bewegten Blutes, in den Schlagadern. ſtoffen beſteht (i), wenn man nicht die Grundſtoffe des Feuers am groͤſten von allen, und das Element der Luft groͤſſer, als die Stoffe des Waſſers, oder der Erde ma- chen will. Ob eine innerliche Bewegung unter den Theilchen des Blutes ſtatt habe, und ob ſelbige uͤberhaupt zur Fluͤßigkeit notwendig erachtet werde, daruͤber kann man hier, fuͤr und wieder ſeine Gruͤnde anbringen. Die me- reſten unter den neuern Schriftſtellern nehmen Strudel, Stuͤrme und verworrne Bewegung in den fluͤßigen Thei- len der Thiere an, und ſie leiten dieſes Gewuͤhl von dem Anprellen des Blutes auf die Waͤnde einer krummen Schlagader (k), oder von der allen Fluͤßigkeiten weſent- lichen innern Bewegung her, welche die meiſten Natur- lehrer wieder ſo anſehen, daß Eis vom Waſſer vornaͤm- lich dadurch unterſchieden ſey, daß dieſe Bewegung auf- gehoͤrt habe (l). Andre holen ſie von der Luft her (m). Wir ſehen zwar die innere Natur der Dinge nicht ein, indeſſen finden wir doch, daß Maͤnner, die in allen Thei- len der Naturlehre bewandert geweſen, gezeigt haben, daß ſich die Theile der fluͤßigen Dinge nicht wirklich, oder in der That (actu) bewegen, wiewohl ſie ſich von der ge- ringſten Bewegung von einander trennen laſſen (n). Beruͤmte Maͤnner laſſen im Blute aus der Urſache keine innerliche Bewegung zu (o), weil ſie nicht nur dem Fort- ruͤkken (m*) (i) Daß die Stoffe in einem zaͤhern Fluͤßigen groͤſſer, als in ei- nem klaͤrern ſind. Franciſcus la- mvre de ſecret. S. 28. (k) Bartholom. de moor de in- ſtaurat. medic. T. II. f. I. boer- haave Inſtit. rei medic. n. 220. (l) bernoulli Hydrodynam. Vorrede. (m) Und vom Blute insbeſon- dre Jacob Keil tentam. IV. Der beruͤmte bazzicaluve Prop. IV. verheyen L. II. S. 172. C. Gott- lieb lvdwig de terris muſ. Reg. S. 294. (n) michelotti de Apoplexia, verheyen L. II. Walther S. 26. berger de nat. human. S. 49. fanton Anat. S. 344. mvſſchen- broek Eſſays de phyſique n. 702. Inſtit. phyſ. n. 763. mit dem Exem- pel einer mit Waſſer erfuͤllten Ku- gel, ſo viel es angeht, und mit an- dren tuͤchtigen Gruͤnden. (o) tralleſ Exam. med. ter- reor. S. 324. ſghreiber Alma- geſt. S. 273. (m*) bertier Phyſique des corps animes.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/481>, abgerufen am 03.06.2024.