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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Fünftes Buch. Das Blut
er über eben diese Wärme ausgehen lassen. Da endlich
Drelincourt (u) und Archibald Pitcairn (x) zugleich
mit dem schlagaderhaften und blutaderhaften Blute
allerlei Säfte vermischten, so haben sie in allen ihren
Versuchen beinahe einerlei Erscheinungen, am Schlag-
ader- und Blutaderblute wahrgenommen.

Hat es sich etwa bisweilen zugetragen, daß das
Schlagaderblut eine angenemere Röthe geäussert, so
schreibet Harvey diese Röthe auf die Rechnung der
engen Wunde (y), indem eben dieses Blut trüber floß,
so oft es sich durch eine weitere Wundenlefze ergissen
konnte. Helvetius (z) hat eben diesen Versuch zum
Grunde gelegt. Franz Quesnai (a) schreibet dagegen
dem Blute der Schlagader eine farbenreiche Purpur-
röthe, oder einen tiefen Purpur zu, und es hat Helvetius
selbst (b), das Haupt der gegenseitigen Meinung, gesehen,
daß das Blut aus dem linken Herzen schwärzer gewe-
sen; so schwankend ungewis ist alles dieses, und so ver-
schieden sind die Erfolge an den verschiednen Körpern.

§. 6.
Ob man an dem Blute aus verschiednen Schlag-
adern einen Unterscheid bemerken könne.

Es haben verschiedne Phisiologisten, und vor andern
Börhaave (c), die Gedanken gehegt, daß das Blut der
Halsschlagader einen merkwürdigen Vorzug in der Be-
wegbarkeit besizze, und an sich geistreicher sey. Es hat
auch nicht an Leuten gefehlt, welche Versuche aufgezeigt,
durch deren Zeugnisse diese Hipothese ihre Bestätigung

erhal-
(u) [Spaltenumbruch] Beim Manget in Biblio-
thec. anat.
S. 951.
(x) Element. med. mathemat.
S. 35. u. f.
(y) Exercit. II. S. 223. ferner
dionis Cours d'Anat. S. 463.
(z) [Spaltenumbruch] Memoir. am angef. Orte,
S. 235. 236.
(a) Oeconom anim T. III. S. 37.
(b) Memoir angef. Orte, S. 232.
(c) Praelect. T. II. n. 235.
S. 359.

Fuͤnftes Buch. Das Blut
er uͤber eben dieſe Waͤrme ausgehen laſſen. Da endlich
Drelincourt (u) und Archibald Pitcairn (x) zugleich
mit dem ſchlagaderhaften und blutaderhaften Blute
allerlei Saͤfte vermiſchten, ſo haben ſie in allen ihren
Verſuchen beinahe einerlei Erſcheinungen, am Schlag-
ader- und Blutaderblute wahrgenommen.

Hat es ſich etwa bisweilen zugetragen, daß das
Schlagaderblut eine angenemere Roͤthe geaͤuſſert, ſo
ſchreibet Harvey dieſe Roͤthe auf die Rechnung der
engen Wunde (y), indem eben dieſes Blut truͤber floß,
ſo oft es ſich durch eine weitere Wundenlefze ergiſſen
konnte. Helvetius (z) hat eben dieſen Verſuch zum
Grunde gelegt. Franz Quesnai (a) ſchreibet dagegen
dem Blute der Schlagader eine farbenreiche Purpur-
roͤthe, oder einen tiefen Purpur zu, und es hat Helvetius
ſelbſt (b), das Haupt der gegenſeitigen Meinung, geſehen,
daß das Blut aus dem linken Herzen ſchwaͤrzer gewe-
ſen; ſo ſchwankend ungewis iſt alles dieſes, und ſo ver-
ſchieden ſind die Erfolge an den verſchiednen Koͤrpern.

§. 6.
Ob man an dem Blute aus verſchiednen Schlag-
adern einen Unterſcheid bemerken koͤnne.

Es haben verſchiedne Phiſiologiſten, und vor andern
Boͤrhaave (c), die Gedanken gehegt, daß das Blut der
Halsſchlagader einen merkwuͤrdigen Vorzug in der Be-
wegbarkeit beſizze, und an ſich geiſtreicher ſey. Es hat
auch nicht an Leuten gefehlt, welche Verſuche aufgezeigt,
durch deren Zeugniſſe dieſe Hipotheſe ihre Beſtaͤtigung

erhal-
(u) [Spaltenumbruch] Beim Manget in Biblio-
thec. anat.
S. 951.
(x) Element. med. mathemat.
S. 35. u. f.
(y) Exercit. II. S. 223. ferner
dioniſ Courſ d’Anat. S. 463.
(z) [Spaltenumbruch] Memoir. am angef. Orte,
S. 235. 236.
(a) Oeconom anim T. III. S. 37.
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S. 359.
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[20/0040] Fuͤnftes Buch. Das Blut er uͤber eben dieſe Waͤrme ausgehen laſſen. Da endlich Drelincourt (u) und Archibald Pitcairn (x) zugleich mit dem ſchlagaderhaften und blutaderhaften Blute allerlei Saͤfte vermiſchten, ſo haben ſie in allen ihren Verſuchen beinahe einerlei Erſcheinungen, am Schlag- ader- und Blutaderblute wahrgenommen. Hat es ſich etwa bisweilen zugetragen, daß das Schlagaderblut eine angenemere Roͤthe geaͤuſſert, ſo ſchreibet Harvey dieſe Roͤthe auf die Rechnung der engen Wunde (y), indem eben dieſes Blut truͤber floß, ſo oft es ſich durch eine weitere Wundenlefze ergiſſen konnte. Helvetius (z) hat eben dieſen Verſuch zum Grunde gelegt. Franz Quesnai (a) ſchreibet dagegen dem Blute der Schlagader eine farbenreiche Purpur- roͤthe, oder einen tiefen Purpur zu, und es hat Helvetius ſelbſt (b), das Haupt der gegenſeitigen Meinung, geſehen, daß das Blut aus dem linken Herzen ſchwaͤrzer gewe- ſen; ſo ſchwankend ungewis iſt alles dieſes, und ſo ver- ſchieden ſind die Erfolge an den verſchiednen Koͤrpern. §. 6. Ob man an dem Blute aus verſchiednen Schlag- adern einen Unterſcheid bemerken koͤnne. Es haben verſchiedne Phiſiologiſten, und vor andern Boͤrhaave (c), die Gedanken gehegt, daß das Blut der Halsſchlagader einen merkwuͤrdigen Vorzug in der Be- wegbarkeit beſizze, und an ſich geiſtreicher ſey. Es hat auch nicht an Leuten gefehlt, welche Verſuche aufgezeigt, durch deren Zeugniſſe dieſe Hipotheſe ihre Beſtaͤtigung erhal- (u) Beim Manget in Biblio- thec. anat. S. 951. (x) Element. med. mathemat. S. 35. u. f. (y) Exercit. II. S. 223. ferner dioniſ Courſ d’Anat. S. 463. (z) Memoir. am angef. Orte, S. 235. 236. (a) Oeconom anim T. III. S. 37. (b) Memoir angef. Orte, S. 232. (c) Praelect. T. II. n. 235. S. 359.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/40>, abgerufen am 24.11.2024.