sprizzter Saft, mit solcher Trägheit in die Blutadern überstieg, daß derselbe in vierzig Minuten nicht über an- derthalb Zolle weit aus der Stelle kam (s).
Von diesem Maaße wich die Rechnung des Bryan Robinson um ein vieles ab, da dieser die Geschwindig- keit in der Aorte, zur übrigen Geschwindigkeit in den kleinsten Gefässen, wie 1100 zu 1 ansezzte (t). Hinge- gen läugnete der berümte Robert Whytt, welchem viel daran gelegen war, die vom Herzen mitgeteilte Geschwin- digkeit sehr zu vermindern, daß, nach der Keilschen Be- rechnung, der den Blutkügelchen vom Herzen eingedrükk- te Trieb das Gewichte des Kügelchen um zweimal über- träfe (u): da er aber nachgehens das Reiben in Ueberle- gung zog, so vermutete er, daß der vom Herzen den ro- ten Kügelchen mitgeteilte Eindruk, in einer haarfeinen Schlagader kleiner, als die Schwere eines Kügelchen sei (x), indem er überhaupt dieses Kügelchen nicht aus der Stelle bringen könne.
Der berümte Franz Boißier fand wiederum, daß aus dem geöffneten Halsaderstamme, innerhalb gleich grosser Zeit, neun Theile Bluts, aus den grossen Aesten der Halsader hingegen nicht über sieben herausflos- sen (y). Er zerschnitte ferner diese Gekröseschlagader an zween gleich grossen Hunden, und hierauf auch, nachdem er das Gedärme zerschnitten hatte, die meresten Aeste die- ser Schlagader: er verglich hiernächst die Menge Was- sers, welches sich durch den Gekrösestamm, und welches sich durch die Aeste ergos, und er fand beides gegeneinan- der wie 20 zu 1 im Verhältnisse (z): da derselbe ferner das Verhältnis noch genauer suchte, so beobachtete er, daß der Stamm zwanzig Theile Wassers, die ersten Aeste
sechs-
(s)[Spaltenumbruch]
S. 122.
(t)Of fond and discharges S. 18.
(u)Phisiological essays S. 10.
(x)[Spaltenumbruch]
Ebendas. S. 16. 17.
(y)De pulsu S. 22.
(z)De inflammatio. n. 17. S. 247. Physiolog. S. 85.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
ſprizzter Saft, mit ſolcher Traͤgheit in die Blutadern uͤberſtieg, daß derſelbe in vierzig Minuten nicht uͤber an- derthalb Zolle weit aus der Stelle kam (s).
Von dieſem Maaße wich die Rechnung des Bryan Robinſon um ein vieles ab, da dieſer die Geſchwindig- keit in der Aorte, zur uͤbrigen Geſchwindigkeit in den kleinſten Gefaͤſſen, wie 1100 zu 1 anſezzte (t). Hinge- gen laͤugnete der beruͤmte Robert Whytt, welchem viel daran gelegen war, die vom Herzen mitgeteilte Geſchwin- digkeit ſehr zu vermindern, daß, nach der Keilſchen Be- rechnung, der den Blutkuͤgelchen vom Herzen eingedruͤkk- te Trieb das Gewichte des Kuͤgelchen um zweimal uͤber- traͤfe (u): da er aber nachgehens das Reiben in Ueberle- gung zog, ſo vermutete er, daß der vom Herzen den ro- ten Kuͤgelchen mitgeteilte Eindruk, in einer haarfeinen Schlagader kleiner, als die Schwere eines Kuͤgelchen ſei (x), indem er uͤberhaupt dieſes Kuͤgelchen nicht aus der Stelle bringen koͤnne.
Der beruͤmte Franz Boißier fand wiederum, daß aus dem geoͤffneten Halsaderſtamme, innerhalb gleich groſſer Zeit, neun Theile Bluts, aus den groſſen Aeſten der Halsader hingegen nicht uͤber ſieben herausfloſ- ſen (y). Er zerſchnitte ferner dieſe Gekroͤſeſchlagader an zween gleich groſſen Hunden, und hierauf auch, nachdem er das Gedaͤrme zerſchnitten hatte, die mereſten Aeſte die- ſer Schlagader: er verglich hiernaͤchſt die Menge Waſ- ſers, welches ſich durch den Gekroͤſeſtamm, und welches ſich durch die Aeſte ergos, und er fand beides gegeneinan- der wie 20 zu 1 im Verhaͤltniſſe (z): da derſelbe ferner das Verhaͤltnis noch genauer ſuchte, ſo beobachtete er, daß der Stamm zwanzig Theile Waſſers, die erſten Aeſte
ſechs-
(s)[Spaltenumbruch]
S. 122.
(t)Of fond and diſcharges S. 18.
(u)Phiſiological eſſays S. 10.
(x)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ. S. 16. 17.
(y)De pulſu S. 22.
(z)De inflammatio. n. 17. S. 247. Phyſiolog. S. 85.
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Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
ſprizzter Saft, mit ſolcher Traͤgheit in die Blutadern
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derthalb Zolle weit aus der Stelle kam (s).
Von dieſem Maaße wich die Rechnung des Bryan
Robinſon um ein vieles ab, da dieſer die Geſchwindig-
keit in der Aorte, zur uͤbrigen Geſchwindigkeit in den
kleinſten Gefaͤſſen, wie 1100 zu 1 anſezzte (t). Hinge-
gen laͤugnete der beruͤmte Robert Whytt, welchem viel
daran gelegen war, die vom Herzen mitgeteilte Geſchwin-
digkeit ſehr zu vermindern, daß, nach der Keilſchen Be-
rechnung, der den Blutkuͤgelchen vom Herzen eingedruͤkk-
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traͤfe (u): da er aber nachgehens das Reiben in Ueberle-
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ten Kuͤgelchen mitgeteilte Eindruk, in einer haarfeinen
Schlagader kleiner, als die Schwere eines Kuͤgelchen
ſei (x), indem er uͤberhaupt dieſes Kuͤgelchen nicht aus
der Stelle bringen koͤnne.
Der beruͤmte Franz Boißier fand wiederum, daß
aus dem geoͤffneten Halsaderſtamme, innerhalb gleich
groſſer Zeit, neun Theile Bluts, aus den groſſen Aeſten
der Halsader hingegen nicht uͤber ſieben herausfloſ-
ſen (y). Er zerſchnitte ferner dieſe Gekroͤſeſchlagader an
zween gleich groſſen Hunden, und hierauf auch, nachdem
er das Gedaͤrme zerſchnitten hatte, die mereſten Aeſte die-
ſer Schlagader: er verglich hiernaͤchſt die Menge Waſ-
ſers, welches ſich durch den Gekroͤſeſtamm, und welches
ſich durch die Aeſte ergos, und er fand beides gegeneinan-
der wie 20 zu 1 im Verhaͤltniſſe (z): da derſelbe ferner
das Verhaͤltnis noch genauer ſuchte, ſo beobachtete er,
daß der Stamm zwanzig Theile Waſſers, die erſten Aeſte
ſechs-
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(t) Of fond and diſcharges S.
18.
(u) Phiſiological eſſays S. 10.
(x)
Ebendaſ. S. 16. 17.
(y) De pulſu S. 22.
(z) De inflammatio. n. 17. S. 247.
Phyſiolog. S. 85.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/328>, abgerufen am 26.11.2024.
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