Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Rothe darinnen.

Eine übermäßige Luftwärme erwekket freilich keine
so plözliche Fäulnis (b), daß ein lebendiges Thier davon
zu schwinden anfängt, und stinkend wird; das aber thut
sie doch, daß das Fleisch sehr geschwinde verfaulet (c).
Eben dieses verrichten die brennenden Winde der Mor-
genländer (d), und es ist diejenige Luft nicht viel besser,
worinnen sich Menschen an verschlossnen, und durch ihre
eigne Dämfe angestekkten Orten, haufenweise beisam-
men aufhalten. Hiervon entspringen die schlimmsten
und faulartigsten Fieber (e). Die Kraft des Queksilbers
treibet das aufgelöste Geblüte in den Gefässen des mensch-
lichen Körpers dergestalt umher, daß davon der häslich-
ste Gestank des Atems (f), Harns, und Schweisses ent-
stehet, das Blut selbst stinkend wird (g), zugleich ein
nicht geringes Fieber (h) hervorbricht, und nach dem
Berichte erfarner Männer, von dieser Ursache, eine
warhafte alkalische Ausartung in den Säften statt fin-
det, indem der Speichel den Violensaft grün färbt (i),
und mit sauern Dingen aufbrauset. Aber auch Bisse
von giftigen Thieren erregen eine plözliche Fäulnis, ein
Zerflissen in den Säften (k), und es wird das Fleisch,
eben so wie von obengedachtem arabischem Feuerwinde,
nach diesem Gifte welk.

Aber
(b) [Spaltenumbruch] Denn es war das Blut in
einer Wärme von 109 und 110
Graden des Farenheitschen Ther-
mometers nicht stinkend geworden.
dvnze Exper. 4. 6.
(c) Ebenders. Exper. 1. 2. der-
gestalt, daß auch die Luft den zwee-
ten Tag darauf durch die zellför-
mige Zwischenräume hindurch-
drang.
(d) Auf der Stelle fangen die-
jenigen an zu verwesen, welche der
so genante Wind Samiel getrof-
fen. chardin Voyage en Perse
T. IV.
S. 22. thevenot Voyage
T. III. L. I. c. 10. T. II. L. I. c.
12.
(e) pringle of the jayl fever.
Von der Luft in den Krankenhäu-
[Spaltenumbruch] sern belloste Chir. de l'hop. S. 67.
Von der Luft des Ventilators
(Luftreiniger), da man ein Gefäng-
nis von der faulen Luft gereinigt
hatte, pringle Philos. Transact.
n.
48.
(f) grainger de ptyalismo S.
21. 22. u. f.
(g) Ebenders.
(h) Von 120 bis 130 Puls-
schlägen. Ebenders.
(i) baron in den Anmerkungen
über lemery Cours de chemie
S. 199.
(k) Von der Klapperschlange
Feuillee Journal; von der Schlan-
ge, Seps genannt, Hasselquist
S. 596.
J 5
Das Rothe darinnen.

Eine uͤbermaͤßige Luftwaͤrme erwekket freilich keine
ſo ploͤzliche Faͤulnis (b), daß ein lebendiges Thier davon
zu ſchwinden anfaͤngt, und ſtinkend wird; das aber thut
ſie doch, daß das Fleiſch ſehr geſchwinde verfaulet (c).
Eben dieſes verrichten die brennenden Winde der Mor-
genlaͤnder (d), und es iſt diejenige Luft nicht viel beſſer,
worinnen ſich Menſchen an verſchloſſnen, und durch ihre
eigne Daͤmfe angeſtekkten Orten, haufenweiſe beiſam-
men aufhalten. Hiervon entſpringen die ſchlimmſten
und faulartigſten Fieber (e). Die Kraft des Quekſilbers
treibet das aufgeloͤſte Gebluͤte in den Gefaͤſſen des menſch-
lichen Koͤrpers dergeſtalt umher, daß davon der haͤslich-
ſte Geſtank des Atems (f), Harns, und Schweiſſes ent-
ſtehet, das Blut ſelbſt ſtinkend wird (g), zugleich ein
nicht geringes Fieber (h) hervorbricht, und nach dem
Berichte erfarner Maͤnner, von dieſer Urſache, eine
warhafte alkaliſche Ausartung in den Saͤften ſtatt fin-
det, indem der Speichel den Violenſaft gruͤn faͤrbt (i),
und mit ſauern Dingen aufbrauſet. Aber auch Biſſe
von giftigen Thieren erregen eine ploͤzliche Faͤulnis, ein
Zerfliſſen in den Saͤften (k), und es wird das Fleiſch,
eben ſo wie von obengedachtem arabiſchem Feuerwinde,
nach dieſem Gifte welk.

Aber
(b) [Spaltenumbruch] Denn es war das Blut in
einer Waͤrme von 109 und 110
Graden des Farenheitſchen Ther-
mometers nicht ſtinkend geworden.
dvnze Exper. 4. 6.
(c) Ebenderſ. Exper. 1. 2. der-
geſtalt, daß auch die Luft den zwee-
ten Tag darauf durch die zellfoͤr-
mige Zwiſchenraͤume hindurch-
drang.
(d) Auf der Stelle fangen die-
jenigen an zu verweſen, welche der
ſo genante Wind Samiel getrof-
fen. chardin Voyage en Perſe
T. IV.
S. 22. thevenot Voyage
T. III. L. I. c. 10. T. II. L. I. c.
12.
(e) pringle of the jayl fever.
Von der Luft in den Krankenhaͤu-
[Spaltenumbruch] ſern belloſte Chir. de l’hop. S. 67.
Von der Luft des Ventilators
(Luftreiniger), da man ein Gefaͤng-
nis von der faulen Luft gereinigt
hatte, pringle Philoſ. Transact.
n.
48.
(f) grainger de ptyaliſmo S.
21. 22. u. f.
(g) Ebenderſ.
(h) Von 120 bis 130 Puls-
ſchlaͤgen. Ebenderſ.
(i) baron in den Anmerkungen
uͤber lemery Cours de chemie
S. 199.
(k) Von der Klapperſchlange
Feuillee Journal; von der Schlan-
ge, Seps genannt, Haſſelquiſt
S. 596.
J 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0157" n="137"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Rothe darinnen.</hi> </fw><lb/>
            <p>Eine u&#x0364;berma&#x0364;ßige Luftwa&#x0364;rme erwekket freilich keine<lb/>
&#x017F;o plo&#x0364;zliche Fa&#x0364;ulnis <note place="foot" n="(b)"><cb/>
Denn es war das Blut in<lb/>
einer Wa&#x0364;rme von 109 und 110<lb/>
Graden des Farenheit&#x017F;chen Ther-<lb/>
mometers nicht &#x017F;tinkend geworden.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">dvnze</hi> Exper.</hi> 4. 6.</note>, daß ein lebendiges Thier davon<lb/>
zu &#x017F;chwinden anfa&#x0364;ngt, und &#x017F;tinkend wird; das aber thut<lb/>
&#x017F;ie doch, daß das Flei&#x017F;ch &#x017F;ehr ge&#x017F;chwinde verfaulet <note place="foot" n="(c)">Ebender&#x017F;. <hi rendition="#aq">Exper.</hi> 1. 2. der-<lb/>
ge&#x017F;talt, daß auch die Luft den zwee-<lb/>
ten Tag darauf durch die zellfo&#x0364;r-<lb/>
mige Zwi&#x017F;chenra&#x0364;ume hindurch-<lb/>
drang.</note>.<lb/>
Eben die&#x017F;es verrichten die brennenden Winde der Mor-<lb/>
genla&#x0364;nder <note place="foot" n="(d)">Auf der Stelle fangen die-<lb/>
jenigen an zu verwe&#x017F;en, welche der<lb/>
&#x017F;o genante Wind Samiel getrof-<lb/>
fen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">chardin</hi></hi> Voyage en Per&#x017F;e<lb/>
T. IV.</hi> S. 22. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">thevenot</hi> Voyage<lb/>
T. III. L. I. c. 10. T. II. L. I. c.</hi> 12.</note>, und es i&#x017F;t diejenige Luft nicht viel be&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
worinnen &#x017F;ich Men&#x017F;chen an ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;nen, und durch ihre<lb/>
eigne Da&#x0364;mfe ange&#x017F;tekkten Orten, haufenwei&#x017F;e bei&#x017F;am-<lb/>
men aufhalten. Hiervon ent&#x017F;pringen die &#x017F;chlimm&#x017F;ten<lb/>
und faulartig&#x017F;ten Fieber <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">pringle</hi> of the jayl fever.</hi><lb/>
Von der Luft in den Krankenha&#x0364;u-<lb/><cb/>
&#x017F;ern <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bello&#x017F;te</hi> Chir. de l&#x2019;hop.</hi> S. 67.<lb/>
Von der Luft des Ventilators<lb/>
(Luftreiniger), da man ein Gefa&#x0364;ng-<lb/>
nis von der faulen Luft gereinigt<lb/>
hatte, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">pringle</hi> Philo&#x017F;. Transact.<lb/>
n.</hi> 48.</note>. Die Kraft des Quek&#x017F;ilbers<lb/>
treibet das aufgelo&#x0364;&#x017F;te Geblu&#x0364;te in den Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en des men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Ko&#x0364;rpers derge&#x017F;talt umher, daß davon der ha&#x0364;slich-<lb/>
&#x017F;te Ge&#x017F;tank des Atems <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">grainger</hi> de ptyali&#x017F;mo</hi> S.<lb/>
21. 22. u. f.</note>, Harns, und Schwei&#x017F;&#x017F;es ent-<lb/>
&#x017F;tehet, das Blut &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tinkend wird <note place="foot" n="(g)">Ebender&#x017F;.</note>, zugleich ein<lb/>
nicht geringes Fieber <note place="foot" n="(h)">Von 120 bis 130 Puls-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gen. Ebender&#x017F;.</note> hervorbricht, und nach dem<lb/>
Berichte erfarner Ma&#x0364;nner, von die&#x017F;er Ur&#x017F;ache, eine<lb/>
warhafte alkali&#x017F;che Ausartung in den Sa&#x0364;ften &#x017F;tatt fin-<lb/>
det, indem der Speichel den Violen&#x017F;aft gru&#x0364;n fa&#x0364;rbt <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">baron</hi></hi> in den Anmerkungen<lb/>
u&#x0364;ber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">lemery</hi></hi> Cours de chemie</hi><lb/>
S. 199.</note>,<lb/>
und mit &#x017F;auern Dingen aufbrau&#x017F;et. Aber auch Bi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
von giftigen Thieren erregen eine plo&#x0364;zliche Fa&#x0364;ulnis, ein<lb/>
Zerfli&#x017F;&#x017F;en in den Sa&#x0364;ften <note place="foot" n="(k)">Von der Klapper&#x017F;chlange<lb/><hi rendition="#fr">Feuillee</hi> Journal; von der Schlan-<lb/>
ge, Seps genannt, <hi rendition="#fr">Ha&#x017F;&#x017F;elqui&#x017F;t</hi><lb/>
S. 596.</note>, und es wird das Flei&#x017F;ch,<lb/>
eben &#x017F;o wie von obengedachtem arabi&#x017F;chem Feuerwinde,<lb/>
nach die&#x017F;em Gifte welk.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">J 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0157] Das Rothe darinnen. Eine uͤbermaͤßige Luftwaͤrme erwekket freilich keine ſo ploͤzliche Faͤulnis (b), daß ein lebendiges Thier davon zu ſchwinden anfaͤngt, und ſtinkend wird; das aber thut ſie doch, daß das Fleiſch ſehr geſchwinde verfaulet (c). Eben dieſes verrichten die brennenden Winde der Mor- genlaͤnder (d), und es iſt diejenige Luft nicht viel beſſer, worinnen ſich Menſchen an verſchloſſnen, und durch ihre eigne Daͤmfe angeſtekkten Orten, haufenweiſe beiſam- men aufhalten. Hiervon entſpringen die ſchlimmſten und faulartigſten Fieber (e). Die Kraft des Quekſilbers treibet das aufgeloͤſte Gebluͤte in den Gefaͤſſen des menſch- lichen Koͤrpers dergeſtalt umher, daß davon der haͤslich- ſte Geſtank des Atems (f), Harns, und Schweiſſes ent- ſtehet, das Blut ſelbſt ſtinkend wird (g), zugleich ein nicht geringes Fieber (h) hervorbricht, und nach dem Berichte erfarner Maͤnner, von dieſer Urſache, eine warhafte alkaliſche Ausartung in den Saͤften ſtatt fin- det, indem der Speichel den Violenſaft gruͤn faͤrbt (i), und mit ſauern Dingen aufbrauſet. Aber auch Biſſe von giftigen Thieren erregen eine ploͤzliche Faͤulnis, ein Zerfliſſen in den Saͤften (k), und es wird das Fleiſch, eben ſo wie von obengedachtem arabiſchem Feuerwinde, nach dieſem Gifte welk. Aber (b) Denn es war das Blut in einer Waͤrme von 109 und 110 Graden des Farenheitſchen Ther- mometers nicht ſtinkend geworden. dvnze Exper. 4. 6. (c) Ebenderſ. Exper. 1. 2. der- geſtalt, daß auch die Luft den zwee- ten Tag darauf durch die zellfoͤr- mige Zwiſchenraͤume hindurch- drang. (d) Auf der Stelle fangen die- jenigen an zu verweſen, welche der ſo genante Wind Samiel getrof- fen. chardin Voyage en Perſe T. IV. S. 22. thevenot Voyage T. III. L. I. c. 10. T. II. L. I. c. 12. (e) pringle of the jayl fever. Von der Luft in den Krankenhaͤu- ſern belloſte Chir. de l’hop. S. 67. Von der Luft des Ventilators (Luftreiniger), da man ein Gefaͤng- nis von der faulen Luft gereinigt hatte, pringle Philoſ. Transact. n. 48. (f) grainger de ptyaliſmo S. 21. 22. u. f. (g) Ebenderſ. (h) Von 120 bis 130 Puls- ſchlaͤgen. Ebenderſ. (i) baron in den Anmerkungen uͤber lemery Cours de chemie S. 199. (k) Von der Klapperſchlange Feuillee Journal; von der Schlan- ge, Seps genannt, Haſſelquiſt S. 596. J 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/157
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/157>, abgerufen am 24.11.2024.